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SSRQ SG III/4 109-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, XIV. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons St. Gallen, Dritter Teil: Die Landschaften und Landstädte, Band 4: Die Rechtsquellen der Region Werdenberg: Grafschaft Werdenberg und Herrschaft Wartau, Freiherrschaft Sax-Forstegg und Herrschaft Hohensax-Gams, by Sibylle Malamud

Citation: SSRQ SG III/4 109-1

License: CC BY-NC-SA

Vertrag zwischen Ulrich VIII. von Sax-Hohensax und den Hintersassen der Freiherrschaft Sax-Forstegg, ausgenommen sind diejenigen der Gemeinde Sax, über deren Rechte und Pflichten

1521 August 1.

Ulrich VIII. von Sax-Hohensax einigt sich mit den Hintersassen in der Freiherrschaft Sax-Forstegg über deren Pflichten und Rechte, um künftige Streitigkeiten zu vermeiden. Ausgenommen davon sind die Hintersassen der Gemeinde Sax:

1. Jeder Hintersasse soll Gebote und Verbote halten, in den Krieg ziehen und wie die Einwohner an den Gemeindeversammlungen abstimmen.

2. Jeder muss jährlich eine Fasnachtshenne abgeben.

3. Jeder Haushalt muss jährlich drei Tage Frondienst leisten.

4. Jeder Haushalt muss den Todfall geben und zwar ein Pfund.

5. Die Hintersassen haben den freien Zug, doch mit Wissen der Herrschaft.

6. Sie dürfen Holz, Feld, Steg, Weg, Wunn und Weide mit den Einwohnern nutzen.

7. Bei Heiraten zwischen Eigenleuten und Freien oder Hintersassen und Eigenleuten werden die Kinder gemäss Gewohnheitsrecht unter den Leibherren geteilt.

8. An die Steuer von 100 Pfund müssen sie 2 Schilling geben.

9. Die Hintersassen sollen bei diesen vertraglich vereinbarten Rechten geschützt werden.

  • Shelfmark: StASG AA 2a U 09
  • Former shelfmark: StASG AA 2a U 9
  • Date of origin: 1521 August 1 (zu ingendem augsten)
  • Transmission: Original
  • Substrate: Pergament
  • Format h × w (cm): 35.0 × 29.0
  • 1 seal:
    1. Freiherr Ulrich VIII. von Sax-HohensaxPerson: , wax, round, sealed on a parchment tag, well-preserved
  • Language: German

  • Shelfmark: StASG AA 2 B 002, S. 49–51
  • Date of origin: 1590
  • Transmission: Abschrift, Buch (142 Seiten) mit kartoniertem Einband
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 22.5 × 34.5
  • Language: German

  1. HintersassenTerm: , d. h. nicht einheimische EinwohnerTerm: einer Gemeinde, besitzen in der Regel geringere Rechte als die Einwohner. Besonders bezüglich der Nutzung von GemeindegutTerm: oder bei GemeindeabstimmungTerm: en sind sie benachteiligt (vgl. dazu z. B. Gabathuler 2012a, S. 125–131). Erst wenn sich ein FremderTerm: oder Hintersasse bei der Gemeinde für einen bestimmten Betrag (häufig 20 Gulden) einkauftTerm: , kommt er in den Genuss der gleichen Rechte. Interessant ist dieses Stück insofern, als dass den Hintersassen in der Freiherrschaft Sax-ForsteggPlace: die gleichen Rechte und Pflichten zugesprochen werden wie den Einwohnern.

  2. Die Hintersassen in der Gemeinde SaxPlace: werden in diesem VertragTerm: ausgenommen. Am 1. März 1528Date: 1.3.1528 einigen sich auch die Hintersassen von Sax mit Ulrich VIII. von Sax-HohensaxPerson: . Die Bestimmungen lauten zum Teil ähnlich wie 1521Date: 1521, unterscheiden sich jedoch wesentlich in einigen Punkten und werden zudem mit allgemeinen Artikeln zu den Rechten der Gemeinde SaxOrganisation: ergänzt. Im Gegensatz zu den übrigen Hintersassen der Freiherrschaft Sax-Forstegg müssen sich die Saxer Hintersassen «einkaufen», d. h. 14 Pfund bezahlen, um die Gemeindegüter nutzen zu können. Auch wenn sie jemanden von ausserhalb der Gemeinde heiratenTerm: oder eine Weile ausserhalb der Gemeinde gewohnt haben und zurückkehren wollen, müssen sie bezahlen.

    1. Jeder Hintersasse soll wie die Einwohner Gebote und Verbote halten, in GemeindeversammlungenTerm: abstimmen und in den KriegTerm: ziehen.

    2. Jeder Haushalt muss zwei FrondiensteTerm: leisten, wobei sie einen Tag im WeinbergTerm: heuen müssen.

    3. Jedes Haus muss den FallTerm: geben und zwar ein Pfund.

    4. Die Hintersassen haben den freien ZugTerm: , wenn sie aus der Herrschaft ziehen wollen und nicht LeibeigeneTerm: sind.

    5. Will jemand in die Gemeinde SaxPlace: ziehen und die GemeindegüterTerm: mit den Gemeindegenossen nutzen, muss er dafür 14 PfundCurrency: 14 lb zahlen, die Hälfte davon gehört dem Herrn, die andere Hälfte der Gemeinde. Dies muss mit Wissen des Herrn und der Gemeinde geschehen und darf für die AlpTerm: keine Nachteile bringen.

    6. Wenn ein Hintersasse jemanden von ausserhalb der Gemeinde Sax heiratetTerm: oder eine Weile ausserhalb der Gemeinde gewohnt hat und wieder in die Gemeinde ziehen will, muss er 8 PfundCurrency: 8 lb bezahlen, die Hälfte gehört dem Herrn, die andere Hälfte der Gemeinde. Wenn jedoch ein Einwohner jemanden von ausserhalb heiratet, muss er nichts bezahlen.

    7. Heiratet ein Hintersasse eine Leibeigene oder ein Leibeigener eine Freie, und haben sie KinderTerm: , werden die Kinder gemäss Gewohnheitsrecht unter den Leibherren geteilt.

    8. AbgabenTerm: und FasnachtshühnerTerm: sind mit den Einwohnern der Freiherrschaft Sax-Forstegg laut einer Urkunde abgelöstTerm: worden (vgl. dazu SSRQ SG III/4 111-1).

    9. Was die Gemeinde von SaxOrganisation: bisher mit Wunn und Weide, Holz und Feld usw. genutzt hat, kann sie weiter nutzen und darüber verfügen, wie sie will.

    10. Die Gemeinde Sax besitzt auch das ZugrechtTerm: auf Güter, die gekauft oder empfangen werden.

    11. Werden ältere Urkunden dazu gefunden, besitzen diese keine Gültigkeit mehr.

    12. Die Gemeinde Sax darf GemeindeversammlungenTerm: abhalten und abstimmen (StASG AA 2 U 23).

    Als 1562 ein Streit zwischen Freiherr Ulrich Philipp von Sax-HohensaxPerson: und der Gemeinde Sax über einige hier aufgeführte Artikel entsteht, werden diese in einem Schiedsspruch erläutert und verbessert, weshalb der Vertrag von 1528Date: 1528 für ungültig erklärt wird (SSRQ SG III/4 135-1, Art. 12).

  3. Zu den Hintersassen in Werdenberg vgl. den Artikel von Gabathuler 2012a, S. 125–131; SSRQ SG III/4 121-1; SSRQ SG III/4 143-1, Art. 6; SSRQ SG III/4 174-1, Art. 20–22; SSRQ SG III/4 184-1, Art. 18–20 (Sevelen); LAGL AG III.2463:015; SSRQ SG III/4 229-1, S. 92; zu den Hintersassen in Gams vgl. SSRQ SG III/4 133-1.

Edition Text


Ich, Uͦlrich, fry her von der Hohenn Sagx, her zuͦ BürglennPlace: und VorsteggPerson: etcAbbreviation, vergich offenlich
und thuͦn kundt aller mencklichenn mit disem brieffe, für mich, all min erbenn und nachkomen, das ich mit guͦtter, zittlicher vorbetrachtung, guͦts, onbezwunges willens, ouch durch merer aynikait willen, gantz und gar mich hab veraynt und überkommen, als mit allen den hindersaͤsenTerm: und herzognen lüten, die in der gantzen obgeschribnenn herschafft VorsteggPlace: seßhafft sind, ußgenommen, was zuͦ der gmaind SaxPlace: gehoͤrt. Darumb und damit ich und all min erben und nachkommen und waͤr das husTerm: VorsteggPlace:
immerme inhatt, mug wissen, was die bemelten hindersaͤsen zuͦ thuͦnd schuldig syend, damit mir noch
minen erbenn und ewigen nachkommen und waͤr dise herschafft inhatt, kain spaͤnn, stoͤs und unaynikait dardurch
fürohin mug ufferstan. Darumb etlich artickell gesetzt, als hie nach volget:
Des erstenn sol ain jeder
hindersaͤß halten pott, verbott, gerichts gehoͤrig, desglichen mit raysenTerm: , ouch an gemayndenTerm: mindren
und meren
Term:
als die insaͤsenTerm: .
Witer, so sol ain jedes gehüsigTerm: alle jarRepeated duration: 1 year gen ain faßnacht hennaTerm: zuͦ der zitt,
so man die saͤmlattTerm: .
Zum dritten, so sol ain jedes gehüsig alle jarRepeated duration: 1 year thuͦn dryAmount: 3 tagwanTerm: mit dem libTerm: und
nit mit dem faͤchTerm: , doch wo zuͦ die ain herschafft verordnett.
Zum vierden ain jetlicher hindersaͤß, der ererbt guͦtTerm: hatt, so er stirbtTerm: , so sol er gen für den falTerm: ain pfund pfennigCurrency: 1 lb . Item wenn ain hindersaͤß oder
me zuchend in die genant herschafft oder hinuß, so sond sy allwegen han iren fryen zugTerm: , doch sol er
herin züchen mit der herschafft willen und sond dann ouch bliben by dem vertragTerm: , als obgeschriben
statt.
Ouch sond die hindersaͤsen bruchen holtz, veld, steg, weg und ander ding, als vil ain jeder recht hat,
ouch mit wunnTerm: , weid, wie obstatt.
Term: Item, ob sach waͤr, das ain aygner ain fryin oder ain hindersäs ain aygne naͤm,
und kindTerm: by ainandren gewunnend, sond die selben kind bliben bim tailTerm: wie von alter her. Ob aber zway hindersaͤsen ainandren nend, sond bliben by dem vertraͤg, wie obstat, das beschaͤch dann in oder ussert der herschafft.
Die stürTerm: sol bliben, wie sy uf glait ist, von huͦndert pfundenCurrency: 100 lb zwen schillig pfennigCurrency: 2 shillings . Hierumb soͤllend
ich, all min erben und nachkommen und waͤr die genant herschafft zuͦ ewigen ziten in hatt, die bemelten
hindersaͤsen by disem vertrag also lassen bliben und sy darby schützen und schirmen und sy nit witter
triben, anspraͤchen noch noͤtten in kain wiß noch maß, weder mit noch one recht, alles zuͦ guͦtter trüwen,
ongefarlich.
Und zuͦ warem, vestem urkundt aller obgeschribnen ding, so hab ich, gntergenannter Uͦlrich, fryher
von der Hohen Sax, herr zuͦ BürglenPlace: und VorsteggPlace:
Person:
etcAbbreviation, für mich, all min erben und nachkomenn,
min aygen insigel offenlich lassen hencken an disen brieff, der geben ward zuͦ ingendem ougsten,
gezalt nach Christi, unsers herrenn, geburt fünfzechen hundert zweyntzig und ain jar
Date of origin: 1.8.1521
.
|Page break
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 16th century:] Vetrag brieff der hindersaͤsen
[Registratur’s sign on the reverse side:] F No a 8; No b 1521

Notes

  1. Deletion: 17.
  2. Deletion: 17.