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SSRQ SG III/4 133-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, XIV. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons St. Gallen, Dritter Teil: Die Landschaften und Landstädte, Band 4: Die Rechtsquellen der Region Werdenberg: Grafschaft Werdenberg und Herrschaft Wartau, Freiherrschaft Sax-Forstegg und Herrschaft Hohensax-Gams, by Sibylle Malamud

Citation: SSRQ SG III/4 133-1

License: CC BY-NC-SA

Ordnung von Schwyz und Glarus betreffend die Aufnahme Fremder, die Rechte der Hintersassen, den Kauf und Tausch von Gütern sowie das Zugrecht und das Tavernenrecht

1557 October 23. Schwyz

Die Orte Schwyz und Glarus urkunden, dass die Untertanen von Gams berichten, dass viel Fremde in ihre Gemeinde ziehen, sich niederlassen und Güter kaufen. Sie bitten deshalb die Orte Glarus und Schwyz, einige Artikel über das Landrecht aufzustellen:

1. Wer sich in der Herrschaft Hohensax-Gams niederlassen und Güter kaufen will, soll bei der Gemeinde Gams eine Bewilligung einholen. Wird diese nicht erteilt, kann die Obrigkeit ihn trotzdem als Hintersassen annehmen. Die Hintersassen dürfen ohne Bewilligung der Gemeinde die Weiden, Allmenden und Alpen nicht nutzen. Für ihren eigenen Bedarf dürfen sie diese nutzen wie ein anderer Einwohner von Gams.

2. Die Gemeinde Gams darf für eine Einkaufsgebühr einen Hintersassen zu einem Landmann annehmen, doch nicht gegen den Willen der Herrschaft.

3. Wer herzieht, soll ein Mannrecht mitbringen.

4. Kauft ein Hintersasse Land, hat jeder in Gams ein Jahr lang das Recht, diesen Kauf an sich zu ziehen. Wer in Jörgenschwendi Güter verkaufen will, der soll es einem Landmann verkaufen oder der Gemeinde, doch keinem Fremden.

5. Wenn einer sein Gut mit einem Fremden tauscht, hat die Gemeinde das Zugrecht. Man soll das Gut schätzen. Wer aber vermeint, ihm werde unrichtig geschätzt, soll die beiden Orte anrufen.

6. Der Obrigkeit steht das Recht zu, Gewerbe zu erlauben oder nicht. Wirte und Weinschenken werden von der Gemeinde bestimmt, laut Vertrag haben die Orte ihr das Tavernenrecht übergeben. Eigenen Wein darf jeder ausschenken.

7. Diese Ordnung kann von der Obrigkeit jederzeit geändert werden.

Die Aussteller siegeln.

  • Shelfmark: OGA Gams Nr. 59
  • Date of origin: 1557 October 23
  • Transmission: Original
  • Substrate: Pergament
  • Format h × w (cm): 55.0 × 27.0 (Plica: 6.0 cm)
  • 2 seals:
    1. GlarusOrganisation: , wax, round, sealed on a parchment tag, well-preserved
    2. SchwyzOrganisation: , wax, round, sealed on a parchment tag, well-preserved
  • Language: German

  • Shelfmark: StASG AA 2 A 14-10
  • Date of origin: 1845 April 8
  • Transmission: Abschrift (Doppelblatt)
  • Substrate: Papier
  • Language: German
  • Scribe: Kantonsarchivar

  1. 1582Date: 1582 beschwert sich die Gemeinde GamsOrganisation: , dass einige Personen aus der Freiherrschaft Sax-ForsteggPlace: und anderen Orten, die Güter auf Gamser Boden besitzen, diese verkaufen oder tauschen, ohne dies vorher in der KircheTerm: in GamsPlace: verkünden zu lassen, wie dies die OrdnungTerm: von 1557Date: 1557 vorschreibt. SchwyzOrganisation: und GlarusOrganisation: bestätigen darauf, dass alles beim Alten bleiben soll und Gütertransaktionen weiterhin in der Kirche verkündet werden müssen (OGA Gams Nr. 65 [Bestätigung von Schwyz]; die Bestätigung von Glarus vom 6. Juni 1582Date: 6.6.1582 fehlt [OGA Gams Nr. 66]). Schliesslich erläutern die Abgeordneten der beiden Orte Schwyz und GlarusOrganisation: zusammen mit dem Landvogt im GasterPlace: am 10. August 1583Date: 10.8.1583 in SchänisPlace: die Ordnung über HandänderungenTerm: von liegenden GüternTerm: dahingehend, dass Handänderungen in der Kirche von Gams verkündet werden müssen und Gamser Landleute das ZugrechtTerm: haben mit dem Zusatz, dass bei HeiratTerm: oder ErbschaftTerm: kein Zugrecht besteht, ausser die Güter werden danach vom neuen Besitzer verkauft oder getauscht (OGA Gams Nr. 67).

  2. Zum Aufenthalt von Fremden in Hohensax-GamsPlace: vgl. OGA Gams Nr. 163; zur Aufnahme Fremder in Sax-ForsteggPlace: vgl. SSRQ SG III/4 109-1, in WerdenbergPlace: vgl. SSRQ SG III/4 121-1.

Edition Text


Wir, die lanndtamanen unnd die rätte beyder lendern SchwytzOrganisation: unnd GlarusOrganisation: , thundt khundt mengklichem mit disem brieff, alls dan wir durch die unsern lieben unnd getruwen underthanen einer gantzen gmeyndt zu GambsOrganisation:
in unser herschafft Hochen SaxPlace: bericht sindt worden, wie das sich taglichen vyl frömbdsTerm: volchTerm: zu inen ziecheTerm: unnd sich by inen hußhablichTerm: niderlaseTerm: , die selben dan by inen gütterTerm: unnd anders uffkouffindtTerm: , dardurch ein gmeyndt
beschwertt werde etcAbbreviation. Der halben sy unns, beyde orthOrganisation: , alls ire rechte naturliche oberherrenTerm: gantz underthänig angerüfft unnd gebetten, das wir inen söllicher lüthen halb, so zu inen ziechendt, wie sy die selbigen fürohin in eim
ald dem andern hallten söllendt, zimlich billich rechtmessig artickell zestellen unnd inen die in lanndtrechtsTerm: wyse uff zerichten etcAbbreviation. In disem iren anlangen unnd pittlichen begeren wir sy alls die unsern günstigklich bedacht unnd inen die hienach volgendt artikell gesetzt unnd gestellt.
Erstlich, ob einer begertte by denen von GambsOrganisation: zewonenTerm: unnd by inen etwas ze kouffenTerm: , der soll sy darumb ansuchen umb vergunstigungTerm: . Unnd ob sy dan
einem nit gunnen weltindt, da ze wonen noch ze kouffen, unnd aber uns, beyde orthOrganisation: , bedunckte, das sy im das nit abschlachenTerm: unnd in billich da wonnen unnd kouffen lasen sölltindt, so söllen wir alls die oberkeytt einem yeden
sölliches ze vergunnen gwallt haben, doch nit wytter dann alls einem hindersessenTerm: . Es söllendt aber die selben hindersessen one der gmeyndt von GambsOrganisation: verwilligungTerm: weder weydtTerm: , allmeyndtTerm: nach alpenTerm: , so der gmeindt von
GambsPlace: gemeynlich zu gehörtt, nutzen unnd sy daran ungesumpt lassen. Aber nothürfftige behelfungTerm: zu ir selbs bruchTerm: mögent sy woll bruchen wie ein ander seßhaffter zu GambsPlace: .
Es soll ouch yeder, der sich zu GambsPlace:
setzt, der gmeyndtTerm: daselbs ein geburlichen inzugTerm: geben unnd so sy inne zu landtmanTerm: annemendt, inen das landtrechtTerm: bezalen; doch söllendt die von GambsOrganisation: dheinen hindersessen noch lanndtman annemen, der uns, beyden orthenOrganisation: ,
widrig unnd misfellig.
Welicher ouch sich gan GambsPlace: in den grichtszwangTerm: setzen wyl, der soll zuvor sin manrechtTerm: in brieff unnd sigel siner geburttTerm: wandelsTerm: und wesens halb mit im bringen. Unnd ob ein hinderseßTerm: ,
so von uns, beyden orthenOrganisation: , oder von denen von GambsOrganisation: angenommen unnd im vergunnen wurde da zewonen, etwas ligenden guttsTerm: kouffteTerm: , des sy vyll oder wenig, das mag yeder lanndtmanTerm: zu GambsPlace: in jar und tagTerm: im abziechennTerm: ,
nach dem es in der kilchenTerm: zu GambsPlace: verkhundt wirdt. Welcher landtman dann zu Gambs in Jörgen SchwendiPlace: gutt verkouffen wellte, der soll im lanndt verkouffen und einem landtman oder der gmeyndt lasen [werden]Damage through faded ink, restored by analogya und
gantz und gar dheinem frömbdenTerm: nütt ze kouffen geben daselbst, die wyll doch einer der gmeyndt das iren möchte verkouffen.
So dan einer gutt im lanndt wellt an sich tuschenTerm: , der ouch nit ein landtman wäre, soll und
mag ein gmeyndtTerm: ouch zugTerm: darzu haben. Unnd wann dan einem ein tuschTerm: abzogenTerm: wurd, soll man byderbTerm: luth darzu verordnen, die söndt das selbig gutt schetzenTerm: , nach dem dan zu der selben zit das gutt im lanndt gilt, ungevarlich. Unnd soll dann der, so der tusch gethann, das gellt darfur nemmen. Wann aber einer, dem also geschetzt wurde, vermeint, im gevarlich geschetzt worden, mag er fur uns, beyde orttOrganisation: , kheren, uns daruber zu erkhennen.
Des
werbensTerm: halb soll an unser beyder orttenOrganisation: alls der rechten oberkeytt willen stann, einem söliches nachzelassen oder nit, ye nach gestallt der sachen, doch vorbehallten wirttenTerm: und wynschenckenTerm: , das soll an der gmeyndt zu GambsOrganisation: stann
zevergunnen, wem sy wellendt, die wyll doch in der verkomnusTerm: , so sy mit uns, beyden orttenOrganisation: , uffgericht,1 wir inen alle taverna rechtTerm: über geben und gelygnettTerm: haben. Es mag aber ein yeder den wynTerm: , der im selbs gewachsen, woll
usschencken, ungesperrt.
Wir, vilgedachte beyde orttOrganisation: , habendt uns hierine lutter usbedingt und vorbehallten, das wir dise satzungTerm: und nachlaßTerm: , wann und zu welcher zit es uns gevellig, woll tuegent myndern, meren oder gar
dannen thun und abkundenTerm: nach unserm wyllen und gevallen. Gedachte gmeyndt zu GambsOrganisation: soll ouch furbaß dhein artickel machen nach endern one unser, beyder ortthenOrganisation: , wussen und wylen, uß genomen ir gmeyndtTerm: und allmeyndt geschefftTerm: , das unser alls der oberkeytt rechtsamme nit beruren mag.
Unnd des zu gezücknus unnd warem urkhundt aller disen dingen, so gebendt wir gedachten unsern underthanenTerm: von GambsOrganisation: zu irer gmeynd handen
disern brieff, daran wir unser beyder länder insygell offenlich gehenckt, doch uns, beyden orttenOrganisation: , in all ander weg an unser herlickeit und oberkeyt one schaden, der geben ist des dry und zwentzigesten tags octobris von CristiPerson: , unsers
seligmächers, geburtt gezallt funffzechen hundertt funfftzig und darnach im sybenden jare
Date of origin: 23.10.1557
.
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 18th century:]
DißesUncertain readingb ist ein brieff von
denen hinder säßen und
keüffenUncertain readingc wegen der güäteren
und anderß d–mer so er
in hat
Uncertain reading
–d und meldung
thuoth
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 18th century:]
ano 1557
[Registratur’s sign on the reverse side:] Nro 59; No 6, 22

Notes

  1. Damage through faded ink, restored by analogy.
  2. Uncertain reading.
  3. Uncertain reading.
  4. Uncertain reading.
  1. Vgl. SSRQ SG III/4 94-1.