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SSRQ SG III/4 115-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, XIV. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons St. Gallen, Dritter Teil: Die Landschaften und Landstädte, Band 4: Die Rechtsquellen der Region Werdenberg: Grafschaft Werdenberg und Herrschaft Wartau, Freiherrschaft Sax-Forstegg und Herrschaft Hohensax-Gams, by Sibylle Malamud

Citation: SSRQ SG III/4 115-1

License: CC BY-NC-SA

Schiedsspruch zwischen den Landleuten und den Bürgern von Werdenberg wegen des Bürgerrechts

1536 March 15.

Der Glarner Landammann Hans Aebli schlichtet zusammen mit dem Rat und den neun geschworenen Rechtssprechern einen Streit zwischen Bürgern und Landleuten von Werdenberg um das Bürgerrecht. Da ein Schlichtungsversuch scheitert, wird ein Rechtstag in Glarus angesetzt. Es erscheinen Ammann Marx Pfiffner von Werdenberg, Hans Steinheuel, Andreas Gasenzer und Heinrich Beusch als Vertreter der Landleute und Kläger einerseits und Klaus Tischhauser, Hans Schwarz, Valentin Gulis und Jörg Mader als Vertreter der Bürger von Werdenberg andererseits.

Die Kläger bringen vor, dass Landleute, die eine Bürgerin heiraten, das Bürgerrecht bekommen. Wenn diese Bürger nach dem Tod ihrer bürgerlichen Ehefrauen eine Landfrau heiraten, wollen sie Bürger bleiben. Die Landleute würden diese Praxis akzeptieren, wenn sie durch eine besiegelte Urkunde offiziell bestätigt würde. Die Bürger berufen sich auf alte Gewohnheiten und wünschen, darin geschützt zu werden. Die Landleute bezeichnen diese langjährige Übung als Unrecht, da Bürger auf dem Land wohnen, jedoch nicht mit den Landleuten die Abgaben entrichten, sondern mit den Bürgern. Sie wollen, dass die Bürger ihren Anspruch schriftlich belegen. Sie akzeptieren nur denjenigen als Bürger, der sich durch eine Urkunde vom Herrn von Werdenberg ausweisen kann. Wer nicht alteingesessener Bürger ist, sondern sein Recht durch Heirat erworben hat, soll das Bürgerrecht verlieren.

Schliesslich wird entschieden,

1. dass weder Bürger noch Landleute die Befugnis haben, Bürger oder Landleute anzunehmen. Das Recht obliegt allein dem Herrn von Werdenberg.

2. Wer sein Bürgerrecht durch Heirat erworben hat und sich innerhalb «Jahr und Tag» in der Stadt niederlässt, soll Bürger bleiben.

3. Die Ausbürger, die in dieser Zeitspanne auf dem Land bleiben, gelten als Landleute.

4. Wer ein altes Bürgerrecht urkundlich belegen kann, soll Bürger bleiben, solange er in der Landvogtei Werdenberg wohnt.

5. Bürger, die aus der Stadt ziehen, verlieren das Bürgerrecht, ausser Glarus entscheidet anders.

Der Aussteller siegelt.

  • Shelfmark: StASG AA 3 U 09
  • Former shelfmark: StASG AA 3 U 9
  • Date of origin: 1536 March 15 (uff mitwuchen nach dem sontag reminiscere)
  • Transmission: Original
  • Substrate: Pergament
  • Format h × w (cm): 71.5 × 65.0
  • 1 seal:
    1. Landammann Hans Aebli von GlarusPerson: , wax with margin, round, sealed on a parchment tag, well-preserved
  • Language: German

  • Shelfmark: LAGL AG III.2424:016
  • Former shelfmark: LAGL IV.
  • Date of origin: 17. c.
  • Transmission: Abschrift (2 Doppelblätter, 8 Seiten beschrieben)
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 23.5 × 35.0
  • Language: German

Zu den BürgerrechtenTerm: der Bürger in der Stadt WerdenbergPlace: vgl. auch SSRQ SG III/4 48-1; SSRQ SG III/4 49-1; SSRQ SG III/4 101-1; SSRQ SG III/4 116-1.

Edition Text


Ich, Johans AblyPerson: , dyser zidt landtaman zuͦ GlarusPlace: , thuͦnn khundt mengklichem offenbar mit dysem brieff, als sych dann spenn unnd stoß erhept entzwuschendt den unsern lieben und getrüwen underthonen und guͦtten fruͦnden, den burgerenOrganisation:
unnd landtlutten zuͦ WerdenbergPlace: Organisation: , zuͦgetragen ettlicher beschwerdungen, so sy gegen einandern zehaben vermeinttendt, der burgerschafft halber ufferstanden, darumb sy dan mich min gunstig lieb hern, ein gantzer geseßner radt zuͦ GlarusOrganisation: ,
als ire rechte natturliche ober heren, irs anlygendtz der beschwerdungen des spans umb gricht unnd recht angerufft. Hieruff wir sy dan umb ir spen und stöß, zuͦ beyder sydtz fur uns guttlich zebetagen ald rechtlich ußzesprechen, betagedt
unnd verkhundt beidt theill mit vollmächtigen gwalt vor uns zeerschinen.
Uff dasselbig die unseren lieben und getruwen underthonen und gutten frunden der buͦrgerenTerm: und landtluttenTerm: volmächtig bodtschafft von beiden parthyen vor uns erschynen, ir anlygen der bescherdungenCorrected: beschwerdungena irs spans erzelt und anzöygt. Die selbigen wir verhordt und verstanden etcAbbreviation. Unnd diewill aber hierumb nit beydt theill und besonders der burgeren bottschafft mit vollmächtigen gwalt in der guͤttigkeydt
zehandlen abgevertigedt, so habend doch nudtersterminder min gunstig lieb hern, ein gantzer geseßner radt zu GlarußOrganisation: , mich mitsampt den nunnAmount: 9 geschwornen rechtsprechern verordtnott, uns hierin gwalt geben, guͦttlichen
ald rechtlichen in der sach zehandlen. Und uß ir bevelchen habend wir inen guttlich mittell, artickel furzeschlachen, gesetzt und gestelt, dieselbigen inen zuͦ beydentheillen uff ir gefallen guttlich anzenaͤmen heym gesetzt mitt
vorbehaltung, sover sollich artickell von beyden parthyen nit guͦttlich angenomen wurdendt, wir witter on nachtheill jedermans rechten unser und der unseren das recht unnd urtell sprechen etcAbbreviation.
Und als nuͦn solich unser frundtlich mittel, artickell von eynem theill der landtlutten gentzlich abgeschlagenTerm: und nit abgenomen, sonders uns hieruff witter umb recht angerufftTerm: . Unnd diewill wir dan den unsern rechtens nit vorsin, sonders billich
zeerstatten geneygt, so habend wir hieruff den unsern lyeben und getruwen underthonen, landtlutten und den burgeren zuͦ beiden theillen ein recht tagTerm: gesetzt und denselbigen gestypmten rechttag verkhunden lassen, beydtheill
mit vollmachtigem gwalt ouch ludt ald brieff und was sych jetwedern theill truwe im rechten zegenyessen, darmit vor uns zeerschinen etcAbbreviation.
Nun uff sollichs bin ich, obgenampter Johans AblyPerson: , landtamman zuͦ GlarusPlace: , uß geheiß
und bevelch miner here eines gantzen geseßnen radtz zuͦ GlarusOrganisation: uff hudt datum ditz brieffs offenlich zu GlarusPlace: in der grossen radtstuben an gewohnlicher richtstadt mit den nunnenAmount: 9 des geschwornen gerichtz zu gericht gesessen, synd alda fur mich und dasselbig gericht khomen und erschinen, die unseren sonders lieben und getruwen underthonen und guͦten frundt Marx PfyffinerPerson: , dyser zidt amman zu WerdenbergPlace: , Hans SteinhuwelPerson: , Andres GassenserPerson: und Heinrich PuschPerson: als von wegen und mit volmachtiger gwalt gemeiner der unsern und irer landlutten zu WerdenbergPlace: Organisation: als kleger an eynem, ouch die unseren sonders lieben und getruwen underthonen und gutten frundt
Claus ThischhusserPerson: , Hans SchwartzPerson: , Vallentyn GullisPerson: und Jorg MaderPerson: ouch von wegen und mit volmachtigen gwalt der unsern und gemeiner irer burger zuͦ WerdenbergOrganisation: als antwurtter anders theyls.
Und als sy sych zu
beyder sydt nach form des rechten verfursprechtend, liessend die egedachten personen der landlutten gwaltz bottenn in namen und von wegen gemeiner der unsern und irer landtlutten zu WerdenbergPlace: Organisation: in recht offnen und clagende, wie das dan die burgerTerm: ettliche zu burgern angenomen habend, welcher ein burgerin zu eyner frowenTerm: genomen und wan eyner aldan nach syner frowen der burgerin todtTerm: und absterbenTerm: , dardurch er das burgrechtTerm: zeerwybenTerm:
vermeindt haben, darnach wider ein landtmannyTerm: genomen und vermeindt, furer ein burger ze sind und blyben in sturnTerm: und anderm genyeßTerm: , wie ein andern burger geachtet und ghalten werden. Dardurch aber sy, die landtludt,
ein grossen nachtheill an der sturTerm: , so sy iren gnedigen lieben heren zuͦ GlarusOrganisation: jarlichenRepeated duration: 1 year ußzerichten schuldig, dieselbig stur ouch dester schwarlicher gehalten mogend, dan der burgern so vil worden, so ir burgerschafftTerm: erwybettTerm: und ettlich uff
dem land gesessen, das sy die landluttTerm: nit mer dulden noch erlyden mogendt. Wellichs aber alt burger und ir burgerschaft ererbt oder sunst von einem oberherenTerm: zuͦ WerdenbergPlace: , so sy bißhar ingehept, gefrietTerm: werend, dorum einer oder
mer brieff und sygel hette, demselbigen woltend sy nutz in sin burgrechtTerm: reden, sonders inen darby belyben lassen. Battend und begerttend die landtlutt also ein recht, solte sy die burger darzuͦ wysen, das sy brieff und
sygel darthuͦn soͤltend, das sy von iren hern und obern des gefryet, das sollichs bruchsTerm: zethun recht habend, ein jeden, so ein burgerinTerm: näme, das derselbig also sin burgrechtTerm: erwybetTerm: haben solte und inen dan fur ein burger
on anzoygung unnd bewilgung ir hern und obern zuͦ haben. Ouch welchem dan sin frowTerm: die burgerin mit todt abgangenTerm: und nach demselbigen ein landtmannyTerm: naͤme oder genomen hette, das derselb, er und syne kindTerm: , so er
by der landtmaͤnny geporn und erzogen, furer buͦrger blyben soltendt und der landluttenTerm: sturTerm: entlegodtTerm: sin etcAbbreviation.
Daruff die egemelten der burgeren gewaltzbotten von wegen ir selbs und der unsern gemeiner irer buͦrger zuͦ WerdenbergOrganisation: durch iren mit recht erloupten fursprechen antwurtten und reden liessendt, das sy die clag, so ir gegenteill, die landlutt, gegen inen gethon, hoch befrombdte, dan sy nutz nuws mit inen gebrucht, sonders lang vill
jaren sollichen bruchTerm: on inredTerm: gehept, vermeintend ouch, wo sy sollichs zethon nit recht ghept, were es inen von iren hern und obern, dero sy mencher in mansdenckenTerm: gehept, nit so lang nachgelassen noch vergundt worden.
Battend und begerttend ouch an ir gegentheill, der landlutten, sy nochmahln darby zebelyben lassen und irs furnamen gutlichen abstan. Wo aber sy, die landtlud, sollichs nit thun woltend und uff irem furnamen der ansprach belybenn,
hofftend sy, die burger, ein gericht und recht solte sy, die landlutt, darzu wysen, damit sy by iren alten bruch und langer besytzung geschutz und geschirmet blyben mogendt etcAbbreviation.
Dargegen aber der landlutten
botten obgemelt durch iren mit recht erloupten fursprechen antwurtten und witter reden liessend glich wie vor, sy werend irem gegenteil, den burgern, des alten bruchs und langer besytzung nit ab, vermeintend aber, unbillicher wyß beschechen sin, dan vill jar unrechtTerm: syge kheins recht, sy, die landlud, syend ouch des bruchs uber beschwert gsin, sy habend ouch mengmall von den burgern sollichs und fryheid von iren hern und obern
brieff und sygel zeverhern begertt. Daruff inen allwegen von den burgern geantwurt, sy habend sollichs bruchs brieff und sygell, so etwas hierum zugebe, das sy sollichs ze thuͦn recht habend. Dorum sy, die landtludt, die sach also lang anstan lassen habend und nudt witters byß uff jetz kunfftige zidt darzu gethuͦn. Sy, die landludt, syend ouch uß beschwernuͦs darzuͦ genöttigodt, nachfrag ze haben und des bericht, das die burger nutz
gruntlichs hierumb habend und begerttend die landlut abermaln an ir gegenteil der burgern, so ver sy vermeintendt, solliche burgerschafftTerm: , als obstad in der clag gemeltet, von jedem anzenämen darzuͦ recht haben, das
sy brieff und sigell dem rechten gnugsam darthun seltend ald darvon abstan wie recht were und furer keyner mer in der burgersturTerm: anlegen, er syge dan ein alter ererbter burger, sonders in der landlutten stur
wie ein anderen landtman belyben lassen. Es syge dan sach, das ein oberherTerm: zu WerdenbergPlace: einen fur ein burger uffnaͤmeTerm: oder genomen hette, dorum eyner oder mer, so in ansprach des rechten gsyn, brieff und sygel hette, demselbigen konnends noch wellend sy nutz in sin burgrechtTerm: reden, sonders sy darby belyben lassen. Wie woll sy, die landlut, ouch vermeintend, welliche burger vermeintend, burger ze sind und werend, soltend sich der statTerm: enthaltenTerm: und darin hußhäblichTerm: sytzen blyben. Sy, die landtlutTerm: , gebend aber das selbig iren heren und obern heim zeermessen, dorum zeerkhennen, was billich und recht syge.
Nun uff sollichs der bürgeren botschafft obgemelt
witter antwurtten und reden liessend glich wie vor und begerttend so vil witter an ir gegentheil der landtlutten, das sy usser lassen und inen anzöygen soltend, wellichs nit recht alt ererbt burger waͤrend und ires burgrecht erwybetTerm: und wider verwybetTerm: hettend. Ouch uff das ir gegenteyl, die landlut, vermeintend, die burger vermeintend ze sin und burger waͤrend, soltend sich der stadtTerm: enthaltenTerm: und darin hußhablichTerm: blyben sytzen, vermeintend
die burger, sy hettend desselbigen recht dan an ettlichen andern ortten und stetten, da burger warend, ouch bruchtend, das einer uff dem landTerm: ald in der stad möchte sytzen, weders eim gefellig fugklich und eben were etcAbbreviation.
Also
nach vill und mengerley reden und wyder reden, hie zu melten nit nodt, satztend beid theil die sach zu recht. Also nach dem rechtsatzTerm: ward uff min, des richters, umbfrag uff den eyd zu recht erkhend, das die obgnttenobgenannten der landlutenTerm:
bottschaft usser lassen soltend und die mit namen anzeygen, welliche ir burgerschaftTerm: in mansdenckenTerm: erwybet und wyder verwybet hettend und welliche sy jetzmall nit indenck waͤrend und aber noch ettlich fundend, die in glicher
gestalt, als obstatt, burger worden. Soltend die landlutten glich als die sy antzoygten im rechten vorbehalten sin. Und wellicher dan ludt ald brieff und sygel hette, dem rechten guͦngsam, das einer von einem oberherenTerm: zuͦ WerdenbergPlace: synes burgrechtzTerm: gefryetTerm: und inen darfur angenomen, solte sich im rechten genyessen. Welcher aber nutz darumb hatt, solle ein recht ouch witter dorum walten, was recht sye etcAbbreviation.
Also uff erkhannerkhanntnis des rechtenn
nampten die gnttengenannten der landtlutten gwaltzbotten durch iren fursprechen Hans SchlegelPerson: zu SevelnPlace: , Crysten SchlegelsPerson: sun, JörgPerson: und Jacob die LitscherPerson: , gebruͦdern, Uly WintznouwerPerson: , Jorg ForerPerson: , JoͤrgPerson: und Felix die MaderPerson: , GebhartPerson:
und Ulrichen die HyltinPerson: , Claus ThyßhusserPerson: und Jerg SchachlysPerson: seelgen sunPerson: etcAbbreviation. Hieruff der landlutten gwaltzbotten ouch anzoͤygten, wannenhar insonders ir harkomen were, wie und in wellicher gestalt sy ir burgrecht erwybetTerm:
und wyder verwybetTerm: hette, hie als ze melden nit nodt.
Dargegen der burgeren botten durch iren fursprechen von wegen ir selb und aller deren, so ir gegenteyl, die landtlut genempt, die ir burgrecht erwybet b–und widerAddition above the line–b verwybet
haben soltend, jetlicher insonders veranttwurtten liessend, onnodt zemelden. Darby der burgern botten witer in recht tragen liessend, wie sy ein brieff vor etwas jaren in handen gehept, der dan ettwas umb das burgrechtTerm: und landtrechtTerm: , wie man dasselbig gegen einandern bruchen, ußgewysen und zu geben habe. Nun habend sy den selbigen brieff ettlichen iren nachpurenTerm: in rechtz hendlenTerm: gelichen, daselbs er inen verlorn und nye
wyder worden were. Vermeintend ouch, wo sy nit ein sollichen brieff also ghebt, das inen solich burger anzenamen nit so lang nach gelassen noch vergundt were von iren hern und obern, so sy bißhar ingehept. Glicher gestalt von irem gegentheil, den landlutten, hofftend wol, sy soltend desselbigen nit engelten, sonders by irem alten bruch und langer besytzung geschutz und gehandthabet werden. Und so aber ir gegenteil, die landluͦt, nit glouben woltend, das
sy ein sollichen brieff gehept, der heitter umb jetzigen iren spanTerm: des burgrechtz und landtrecht halber zuͦ geben habe, begertten sy byderb lud und brieff, denen dorum zewussen, ouch ettwas hierum zu gabendt,
darzestellen und zeverhören, damit die warheit an tag keme und mengklich sechend und bericht werde, das sy sollichen alten bruchTerm: nit uß ir selbs einem gwalt gethon, sonders dasselbig ze thuͦn recht gehept.
Uff solichs
der vilgemelten landtluttenTerm: gwaltzbotten durch iren fursprechen antwurtten und reden liessend, sy gloubtend nit, das ir gegenteil, die burger, kein sollichen brieff gehept oder noch habend, der heytter zugeben habe, das
sy sollich burger anzenamen recht habend. Sy, die burger, habend aber wol inen, den landlutten, sollichs furgeben. Nun so sy, die landlut, aber bericht, das die burger, ir gegenteyl, nutz gruntlichs dorum habend, das sy
sollich burger anzenamen recht habend, dorum sy, die landlut, uß sollichen und andern ursachen und beschwerdungen darzu verursachet, sollichem mit recht an ein end ze khomen und satztend darmit abermahlen
beydt theil die sach zu recht.
Also ward uff ir rechtsatzTerm: und min, des richtersTerm: , umbfragTerm: uff den eyd zu recht erkhend: So ver die burgerTerm: darbringen wellend durch unparthygig lud ald brieffen, das sy ein sollichen brieff gehept
oder noch habend, der heitter zu geben habe, das die burger also burger anzenamen gwalt gehept, deßglichen die landlut gwalt gehept, landlut anzenamen one anzeygung und verwilgung eines oberheren zu
WerdenbergPlace: , das aldan beschechen solt, was recht waͤre. Wo sy, die burger, es aber nit also darbringen noch darthuͦn woltend, als obstad, durch unparthygig lud ald brieffen, solle dan aber ein recht witter dorum
walten und erkhennen, was recht sy.
Also uff dyse erkhannus des rechten liessend der vilgemelten burgern gwaltz botten ussen, das syAddition above the linec nutz anders witters darbringen woltend, dan die, so sy vermeintend, etwas hierinn ze wussen
were, syend in der unsern herschaft WerdenbergPlace: geseßen, die dan landlut und burger zuͦ beyden teillen parthygig werend, doch so zeygtend der burgern botten ettlich brieff und rodelTerm: mit pit und beger, dieselbigen wir
zuverhoren, das wir nun gethan.
Also nach vil und mengherley reden und wyderreden, so von der sach im rechten gebrucht, hie als ze melden nit nodt, ward die sach hin zuͦ beyden theillen zuͦ der beschlus
urtell gesetzt. Also nach dem rechtsatzt, frag ich, obgemelter richter, einer urtel des rechten umb. Also nach klag, antwurt, red und wyderred ouch uff verhorung ingelegter brieffen und nach allen furwand des rechten
gnugsam verhort und verstanden, ward uff min, des richters, umbfrag uff den eyd zu recht erkhend und gesprochen:
Das die burgerTerm: weder durch lud noch brieff so vil darbracht, das sy kein gwalt
gehept, jemandtz fur ein burger anzenaͤmenTerm: in kheynigen weg und sollend ouch weder burger noch landtlutTerm: furer kein gwalt haben, weder burger noch landtlud anzenaͤmen, sonder des bruchsTerm: , so sy gebruch,
gantz entsetzt und beroubt sin, dan sollichs eynem hern zu WerdenbergPlace: zu gestanden. Harumb, so sollend die, so dise herschaft WerdenbergPlace: rettlichNotable spelling in handen haben, sollichen gwalt furer haben. Und fur das
sych eyner oder mer int stadtTerm: ald landschaftTerm: WerdenbergPlace: ingesetzt, inen fur ein burger ald llandmann zenaͤmen, wie inen das gfellig und ebenn ist.
Und umb das die burger sollichen bruch, dorum sy in recht
gestanden, ein lange zidthar on inredTerm: gebrucht und die landtlut inen nye nutz darin geredt biß uff jetz dato ditz brieffs, so soͤllend die, so im rechten von den landtlutten angesprochen, als obstadt genempt, ouch
die, so inen im rechten vorbehalten, so in mansdenckenTerm: burger worden und ir burgrechtTerm: erwybetTerm: und wyder verwybetTerm: habend, so ver derselbigen einer oder mer in jar und tagTerm: in die stad WerdenbergPlace: zuchend und sych
darin hußhaͤblichTerm: setzend, deßglich ob deren ettlich, so in ansprach des rechten vorhin in der stadTerm: werend und sy furhin in der stadt hußhablich blybend, dieselbigen all, als obstad, sy und ire nachkhommen
sollend aldan burger sin und blyben und in der sturTerm: und andern genyeßTerm: , wie ein anderen burger geachtet und gehalten werden.
Welcher aber in obbemelten zid nit in die stad zugge und uff dem landTerm: belibe
sytzen, die selbigen all sollend dan landtlutTerm: heyssen, sin und blyben und in der landtlutten stur wie ein anderen landtman gelegt und gehalten werden.
Und wellichs aber alt ererbt burger synd, sy sytzen
in der statt ald uff dem land und die so brieff und sygel habend, das sy von einem ober heren zuͦ WerdenbergPlace: gefriettTerm: , die selbigen all soͤllend burger blyben, so lang sy in der herschaft WerdenbergPlace: gesessen und
hußhablich synd etcAbbreviation.
Welcher burger aber nun hinfur nach dato ditz brieffs uß der stattAddition above the lined WerdenbergPlace: zugge, der jetzmal in der stad hußhablich were oder die noch uber kurtz oder lang zidt darin kunfftig wurden,
die selbigen sollend ouch aldan ir burgrechtTerm: verzogen haben und nit mer burger sind noch blyben, es were dan, das einer von einem oberhern zuͦ WerdenbergPlace: witters fur ein burger ald landtman angenomen
wurde, der selb sol sich dan halten, wirt er ein burger, wie ein burger, wirt er landtman, sol er sich halten wie ein landtman, wie dan die brieff, so ein her zuͦ WerdenbergPlace: inhadt, zuͦgebend und ußwisend etcAbbreviationAddition above the linee.
Dyser
urttlen und rechtvertigung der sach begerttend beid theil brieff und urkhund, dero min gunstig lieb heren zu GlarusOrganisation: zu iren selbs handen ouch einer zebehalten begertten, dieselbigen inen uff min umbfrag mit
urtel und recht zegeben erkhend sind, aldry glich ußwysende luttend.
Unnd des zuͦ eynem waren, vesten urkhund, so hab ich, obgeseitter Johans AeblyPerson: , landtamman zu GlarusPlace: , als ein richter myn eygen insygel von
erkhannus wegen des grichtz offenlich zu end der gschrifft an dysen brieff thuͦn hencken, doch mir, minen erben und nachkhomen one schaden. Der geben ist uff mitwuchen nach dem sontag reminissere, als mann
zalt von der geburt Crysty, unsers lieben hern, dussend funffhundert dryssig und sechs jare
Date of origin: 15.3.1536
etcAbbreviation.
|Page break
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 18th century:]
Verglich
zwüschend den landtlüthen und den burger zuo Wärdenbarg,
1536.
[Registratur’s sign on the reverse side:] f WerdAbbreviation No 9

Notes

  1. Corrected: beschwerdungen.
  2. Addition above the line.
  3. Addition above the line.
  4. Addition above the line.
  5. Addition above the line.
  6. Deletion: N 119.