SSRQ ZH NF I/1/3 128-1
Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die
Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich.
Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), by Michael Schaffner
Citation: SSRQ ZH NF I/1/3 128-1
License: CC BY-NC-SA
Mandat der Stadt Zürich betreffend Entrichtung des Zehnten
1525 August 14.
Metadata
- Shelfmark: StAZH A 42.1.8, Nr. 15
- Date of origin: 1525 August 14 Transmission: Entwurf (Doppelblatt)
- Substrate: Papier
- Format h × w (cm): 22.5 × 32.5
- Language: German
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Edition
- Egli, Actensammlung, Nr. 799
- Bullinger, Reformationsgeschichte, Bd. 1, S. 284-286
Nachweis
- Schott-Volm, Repertorium, S. 761, Nr. 102
- Moser 2012, Bd. 1, S. 188, Nr. 74
Additional Filiations
- Shelfmark: StAZH A 42.1.8, Nr. 16
- Date of origin: 1525 August 14 Transmission: Aufzeichnung, Heft (3 Blätter)
- Substrate: Papier
- Format h × w (cm): 22.5 × 32.5
- Language: German
Comments
Das Mandat erging am Ende der Bauernunruhen des Jahres 1525 auf der ZürcherPlace: Landschaft. Ein besiegeltes Exemplar ist nicht überliefert; neben dem edierten Entwurf, der leichte Überarbeitungen enthält, liegt noch eine zeitgenössische Reinschrift von anderer Hand vor, die ebenfalls unbesiegelt ist (StAZH A 42.1.8, Nr. 16).
Hatte die Problematik der Zehnten nur einen Teil der an die Obrigkeit gerichteten Beschwerdeschriften (vgl. exemplarisch die Beschwerdeartikel der Leute aus der Herrschaft GreifenseePlace: : SSRQ ZH NF II/3 58-1) ausgemacht, gewann sie im Verlaufe des Jahres 1525 zunehmend an Bedeutung. Dies zeigt sich deutlich anhand der anfangs Juni 1525 erfolgten Anfrage der Stadt gegenüber den Gemeinden am ZürichseePlace: , HönggPlace: , NeuamtPlace: sowie den ZünftenOrganisation: (SSRQ ZH NF I/1/3 127-1).
Bereits in den vorangehenden Jahren hatte es auf der ZürcherPlace: Landschaft Zehntenverweigerungen und entsprechende Mandate gegeben (SSRQ ZH NF I/1/3 116-1). Auf die Ereignisse des Jahres 1525 reagierten Bürgermeister und RatOrganisation: zunächst mit einem Erlass zum Zehntenwesen, der sich an diesen früheren Mandaten orientierte und die Verpflichtung der Untertanen zur Entrichtung sämtlicher Abgaben bekräftigte (StAZH A 42.1.8, Nr. 14; Edition: Egli, Actensammlung, Nr. 737). Zusätzlich wurde in diesem Mandat seitens der Obrigkeit angeboten, die Landgemeinden darin zu unterstützen, mit den Inhabern der Zehntenrechte über den Erlass des sogenannten Kleinen Zehnten sowie die Ablösung der Zehntenpflicht zu verhandeln.
Die Ereignisse rund um die Entstehung des vorliegenden Mandats werden von Heinrich BullingerPerson: ausführlich beschrieben (Bullinger, Reformationsgeschichte, Bd. 1, S. 283-284). Am 22. Juni 1525 empfing der RatOrganisation: Abordnungen verschiedener Landgemeinden und der Pfarrer zu direkten Verhandlungen, an denen sich auch Huldrych ZwingliPerson: beteiligte (StAZH B VI 248, fol. 269r-270r; Edition: Egli, Actensammlung, Nr. 756). Bei dieser Zusammenkunft wurde ein weiteres Zehntenmandat in Aussicht gestellt, welche die Rechtsverhältnisse abschliessend klären sollte. Das vorliegende Mandat vom 14. August 1525 basiert massgeblich auf den Ergebnissen der Unterhandlungen vom 22. Juni, bezieht jedoch ein zusätzliches Gutachten ZwinglisPerson: mit ein (Zwingli, Werke, Bd. 4, S. 434-439).
Mit dem Festhalten an Grossem und Kleinem Zehnten unter Freistellung einzig der sogenannten Zweiten Frucht (also dem zweiten Ernteertrag des Jahres) formulierten Bürgermeister und RatOrganisation: die inskünftig geltende Regelung, die sie auch den in späteren gedruckten Zehntenmandaten beibehielten (vgl. exemplarisch: SSRQ ZH NF I/1/11 4-1). An dem Mandat lässt sich die um die Mitte der 1520er Jahre verstärkt einsetzende Tendenz der ZürcherPlace: Obrigkeit ablesen, in Fragen, die zuvor auch innerhalb der reformatorischen Bewegung umstritten gewesen waren, die Regulierungsdichte zu erhöhen und abweichende Positionen zu marginalisieren, wie dies auch hinsichtlich der TäuferOrganisation: (SSRQ ZH NF I/1/3 130-1) und der Heiligenbilder (SSRQ ZH NF I/1/3 120-1) unternommen wurde.
Allgemein zum Zehnten vgl. HLS, Zehnt; für die Bauernunruhen des Jahres 1525 auf der ZürcherPlace: Landschaft vgl. HLS, Bauernkrieg (1525); Kamber 2010; Stucki 1996, S. 200-204; Dietrich 1985, S. 213-252; Largiadèr 1920, S. 32-42; zu ZwinglisPerson: Behandlung des Zehnten vgl. Pribnow 1996.
Edition Text
Unnd diewyl wir sechentText variant in StAZH A 42.1.8, Nr. 16: hörenti, hörrentText variant in StAZH A 42.1.8, Nr. 16: sehendj unnd spu̍rent, das etlich sind, die uß eignem nu̍tz irer ungehorsame das gots wort fu̍rhennkend, daruß unns und u̍ch allen großer nachteyl gegenn gott, unnsern eydgnossenIn the original: eydgnonOrganisation: und anndern anstoßennden nach purenn, so unnder u̍ch zehennden habent, erwachßen möcht, habennt wir durch unnsere vorordnoten raͤte sampt etlichen geschrifft gelertenn die heiligen geschrifftText variant in StAZH A 42.1.8, Nr. 16: geschrifftenk mit sonnderem vlis unnd erntst durch ganngen, ersuͦcht unnd erlernet unnd konnent an keinem ordt des göttlichenn wortes erfinden, das sich yemans die zehennden zegebenn weder mit gott noch mit recht entsagenn oder ußgan muge. So will es sich ouch l–nit zymmen, unns noch keinem richterText variant in StAZH A 42.1.8, Nr. 16: weder uns noch keynem richter gezimmen–l, yemans, es syent leigen oder kilchenn zehennden, die sovil hundert jarDuration: 100 years in ruͦwiger besitzunng, loblichem alltem harkomen und guͦtter [p. 2]Page break gewarsami gebenn unnd genomen sind, wem joch die gehoͤrrent, abzusprachenn und Text variant in StAZH A 42.1.8, Nr. 16: alsom ire eigenthumb zenemen und zuͦvernu̍ten, sonnder habent wir uß villerley goͤtlichen, christennlichen unnd im gots wort gru̍ndtlichenn ursachenn unns entschloßenn, erlu̍tret und erkaͤnt undOmitted in StAZH A 42.1.8, Nr. 16n wellent ouch, das dem uf dis jar undAddition above the lineo fürohin jerlichsRepeated duration: 1 year gelept und nachkomen werde.
Also, das alle die, so inn unnsern graffschaftenn, herschafftenn, vogtyen, gerichten und gepieten guͤter habent, sy syent darinn seßhafft oder p nit, den großen zehenden nit allein in die sibenAmount: 7 stuk, wie u̍ch die vorbenempt, als korn, roggen, weytzen, gersten, haber, win unnd hew, wo hew zegeben gwan ist, sonnder mit allem anhang anderer stuken, wie unnd was ein yetliche gegni oder kilchhori ye welten und von alter har inn den großenn zehenden geben hatt, an die ordt, end und dennen, sy syennt geistlich oder weltlich, wie sy vorhar gethann, ouch hinfu̍r ungeendert, on abganng zegeben, verbunden und schuldig sin sollent.
Der cleinen zehennden halb, diewyl es sich unns aber nit gezimen will, weder den unnsern noch den ußlenndischen, unser gepieten ir gewarsami, harkomen und besitzung uß iren henden zeschrenntzen, ist abermals unser erkanntnus, das ein yede kilchhoͤri und gegni den cleinen zehenden mit allen dingen, wie und was von alter har darinn gehërdt hat und sy yewelten geben habent, uf dis jar und hinfu̍r alle jarRepeated duration: 1 year ußrichten [p. 3]Page break unnd gebennt söllent, on mindrung und abganng, doch mit sollicher erlutrung: Was fru̍chten man zum jar einostRepeated duration: 1 year inn ein aker sageNotable spelling, darvon solle der zehend einost gebenn werdenn, unnd wo im selbenn jar witter darinn gesaigt wurde, sol die selb frucht frig sin.
Und wo oder von wellichem dem allem, wie obstatt, nit gelebt und sollichs zu clag keme, den wurden wir uber die straf, deren er von gott warten muͦß, mit unser zittlichen straff der maßen straffenText variant in StAZH A 42.1.8, Nr. 16: handlenq, das er welte, uns als siner oberkeit innhalt goͤtlicher geschrifft gehorsam erschinenn sin.
Wir wellend ouch nudtdester minder hinfu̍r mit der hilf des allmëchtigen gottes daran sin, das insonder die klichenNotable spellingText variant in StAZH A 42.1.8, Nr. 16: kilchenr zehennden, so in unser landschafft und gepietenn plibenn und mit denen wir zuͦverwalten habenn, widerumb inhalt des goͤtlichen wortes inn einen rechten bruch koment, die pfarrer mit zimlicher narrung daruß enthaltenText variant in StAZH A 42.1.8, Nr. 16: erhalltenns und das u̍brigAddition inlinet nach dem willen gottes mit der zit verwendt werde.
Wir sind ouch willens, der kleinen zehenden halb tru̍lich helffen zuhandlen, wo yemas, es werend der unseren oder ußlendischen, so die cleinenn zehenden erkoufft und darumb brief und gwarsami mit abloßung hetten, das dann den kilchhoͤrrinen und gegninen der loßung gestattet werde.
[p. 4]Page breakWo aber nit kouffbrief noch sigel, sonnder die ruͦwig besitzung, loblich harkommen und ander gewarsami on loßung werend, wellend wir abermaln fru̍ntlich werben, und so vil uns möglich ist, das best thuͦn, damit die kilchhoͤrrinen und gegninen zuͦ einer zimlichen loßung komen moͤgent.
Unnd wiewol sich diser unnser entlicher beschlus bißhar mergklicher geschafftenn halb verzogenn, so habent wir es doch u̍ch u–nit lenngerText variant in StAZH A 42.1.8, Nr. 16: lenger nit–u wellen verhalten, u̍ch darnach wu̍ßen zuͦ richten.
Notes
- Text variant in StAZH A 42.1.8, Nr. 16: irrungen.↩
- Underlined in a later hand.↩
- Text variant in StAZH A 42.1.8, Nr. 16: Andelfingen.↩
- Text variant in StAZH A 42.1.8, Nr. 16: Gryffensee.↩
- Text variant in StAZH A 42.1.8, Nr. 16: der obbestimpten.↩
- Deletion: vill.↩
- Addition on the left margin.↩
- Correction inline, replaces: m.↩
- Text variant in StAZH A 42.1.8, Nr. 16: hörent.↩
- Text variant in StAZH A 42.1.8, Nr. 16: sehend.↩
- Text variant in StAZH A 42.1.8, Nr. 16: geschrifften.↩
- Text variant in StAZH A 42.1.8, Nr. 16: weder uns noch keynem richter gezimmen.↩
- Text variant in StAZH A 42.1.8, Nr. 16: also.↩
- Omitted in StAZH A 42.1.8, Nr. 16.↩
- Addition above the line.↩
- Deletion: nidt.↩
- Text variant in StAZH A 42.1.8, Nr. 16: handlen.↩
- Text variant in StAZH A 42.1.8, Nr. 16: kilchen.↩
- Text variant in StAZH A 42.1.8, Nr. 16: erhalltenn.↩
- Addition inline.↩
- Text variant in StAZH A 42.1.8, Nr. 16: lenger nit.↩
- Text variant in StAZH A 42.1.8, Nr. 16: ermanung.↩
- Addition on the left margin by insertion mark.↩
- Text variant in StAZH A 42.1.8, Nr. 16: besonder.↩
- Text variant in StAZH A 42.1.8, Nr. 16: gehenckt zuͦ end diser geschrifft.↩
- Text variant in StAZH A 42.1.8, Nr. 16: xiiii tage.↩
- Deletion: aust.↩
Regest