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SSRQ SG III/4 99-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, XIV. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons St. Gallen, Dritter Teil: Die Landschaften und Landstädte, Band 4: Die Rechtsquellen der Region Werdenberg: Grafschaft Werdenberg und Herrschaft Wartau, Freiherrschaft Sax-Forstegg und Herrschaft Hohensax-Gams, by Sibylle Malamud

Citation: SSRQ SG III/4 99-1

License: CC BY-NC-SA

Urteil von Hans Steinheuel, alt Ammann von Werdenberg, über Bussbeträge bei verbalen Angriffen und Gewalttätigkeiten in der Stadt Werdenberg an bestimmten Tagen

1503 February 16.

Hans Steinheuel, alt Ammann von Werdenberg, sitzt im Namen des Vogts Hans Müller und der Freiherren von Hewen in Jos «Gullus» seligen Haus zu Gericht. Vor ihm erscheinen alt Ammann Jakob Schwegler, Baumeister Oswald Bächler und Mithaften im Namen der Bürger von Werdenberg einerseits und der Schneider Hans Gantner andererseits. Der Anwalt der Bürger, Hans Gasenzer, trägt vor, dass verbale und tätliche Angriffe in der Stadt nach altem Recht der Bürger an Sonntagen, Feiertagen oder am Mittwoch, dem Tag des Wochenmarkts, mit zehn Schilling, an Werktagen mit fünf Schilling Busse bestraft werden. Hans Gantner will aber die Busse nicht bezahlen.

Die Kundschaft bestätigt die von den Bürgern vertretene Rechtsordnung, die somit urkundlich bestätigt wird.

Der Aussteller siegelt.

  • Shelfmark: Burgerarchiv Grabs, U 1503-1
  • Date of origin: 1503 February 16 (donstag nach sant Valentinstag)
  • Transmission: Original
  • Substrate: Pergament
  • Format h × w (cm): 32.5 × 20.5
  • 1 seal:
    1. alt Ammann Hans SteinheuelPerson: , wax, round, sealed on a parchment tag, chipped
  • Language: German

  • Shelfmark: LAGL AG III.2424:013
  • Former shelfmark: LAGL XI. 267
  • Date of origin: 18. c.
  • Transmission: Abschrift (Doppelblatt, 3 Seiten beschrieben)
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 20.0 × 32.5
  • Language: German

Aufgrund von KundschaftenTerm: wird den Bürgern der Stadt WerdenbergOrganisation: durch das GerichtTerm: ihr altes Recht bestätigt, bei verbalen und tätlichen DeliktenTerm: BussenTerm: auszusprechen. Vergehen an bestimmten Tagen, wie an Sonn-Term: oder FeiertagenTerm: oder am Mittwoch (Tag des WochenmarktsTerm: ), werden mit höheren Bussbeträgen bestraft. Das alte Recht entspricht den Artikeln in den überlieferten Fragmenten zu den BürgerrechtenTerm: aus dem 15. Jh.Date: 10.1.1401 – 31.12.1500 (vgl. dazu besonders SSRQ SG III/4 48-1, Art. 6; SSRQ SG III/4 49-1, Art. 6). Im späteren Bürgerlibell, das unter der GlarnerOrganisation: Herrschaft entstanden ist, erscheint der Artikel nicht mehr. Trotzdem verbleibt den Bürgern ein gewisses Recht zur Bestrafung geringer Vergehen (SSRQ SG III/4 117-1, Art. 5).

Edition Text


Ich, Hans StainhûwilPerson: , alter ammanTerm: zu WerdenbergPlace: , bekenn offenlich und tuͤn kunt allermenglich mit disem brief, als ich
uff den tag siner gebung anstatt und von gewalts wegen der wolgebornen jungen herren von HewenOrganisation: , fryheren und herren
zu WerdembergPlace: , miner gnedig heren zu WerdembergPlace: , in Josen GullusPerson: sa̍lig husTerm: offenlich zu gerichtTerm: und och von empfelhens
wegen irs vogtTerm: s Hansen Mu̍llerPerson: s, mins aidemsNotable spelling, gesessen bin. Fu̍r mich und offen, verbannen gericht komen sind Jacob
Schwêgler
Person:
, och alter amman zu WerdembergPlace: , Oschwalt BachlerPerson: , zu den zyten bumaisterTerm: zu WerdembergPlace: , und ander ir mithafften in namen und anstatt und von enpfelhens wegen der burger zu WerdembergOrganisation: an ainem, und Hans GantnerPerson: ,
der schnider, an dem andern taile.
Und die vorgemelten anwa̍ltTerm: der burgerTerm: liessen durch iren erlopten fu̍rsprechen
Hansen GussentzerPerson: reden und in recht fu̍rtragen: Also uff die mainunge, das ir alt herkomen sye, welcher den andern in der stattTerm:
oder usserthalb den schranckenTerm: haist liegenTerm: oder den andern schlechtTerm: oder sin waffenTerm: zucktTerm: , der ist inen ain buͦßTerm: verfallen,
sonder an ainem sonnentagTerm: oder firtagTerm: Text variant in LAGL AG III.2424:013: fritaga1 oder an der mittwochenTerm: , dozumal ain wochenmarkCorrected: wochenmarktTerm: b2 hie gewesen sye, zechen
schilling
Currency: 10 shillings
, und an ainem werchtagTerm: funff schilling pfenningCurrency: 5 shillings , das also ir herkomen sye. Da der GantnerPerson: inen ain buͦß verfallen sye, die er inen vorhalte und inen die buͦß nit geben welle, darumb si gerichtz und rechtz zu im begerten, das
er inen darumb usrichtung tatte.
Zu dem do Hans GantnerPerson: durch sinen erlopten fu̍rsprechen Uͦlrich SennPerson: en
antwurt, er wisste nu̍tz darvon und maint, das er den burger daby nu̍tz schuldig sye.
Dargen do die vorgntenvorgenannten anwelt
reden liessen: Diewyl der GantnerPerson: inen nit gestendig sin welle, das so̍lichs ir alt herkomen sye, so begerten si daru̍ber kuntschafftTerm:
zu verhören.
Darzuͦ do Hans GantnerPerson: glich wie vor, denn des mer reden ließ: Diewyl und si kuntschafft zu verho̍ren
butten, das welt er och lassen geschêchen und satzten do das zu baidersit mit solichen irn dargeleiten worten zu recht.
Also ward
nach min, des richterTerm: s, umbfrǎgTerm: mit gemainer urtailTerm: zu recht erkent und gesprochen, das die kuntschaffCorrected: kuntschafftc gehört werde.
Und als die kuntschafft gehoͤrt ward und der merer tail der kuntschafft geredt hat, das der burger alt herkomen sye, als si
gehǒrt haben, das am sonntag und an aim firtagText variant in LAGL AG III.2424:013: fritagd und an der mittwochen ir buͤß sye zechen schilling und an aim werchtag
fu̍nff schilling pfenning sye.
Und si do das uff die verhǒrten kuntschafft aber zu baidersit zu rechtlicher erkantnu̍ß
satzten, ward fûro nach miner umbfrag zu recht erkennt und gesprochen, das die burger zu WerdembergOrganisation: also by
irm alten herkomen belybend und ob naiswarTerm: wa̍re, der dawider reden welte, darzuͦ sol jederman sin recht behalten sin
und geschech, was recht sye.
Der urtailen und des rechten muͦtotenTerm: Text variant in LAGL AG III.2424:013: unnotene und begerten die vilgemelten anwaͤlt ains briefe,
der inen erkent ward zu geben, under min, des obgentenobgenannten richters, insigel. Und darumb, so gib ich inen disen brief von gerichtz wegen und nach urtail mit minem aigen anhangendem insigel besigelt, das och hieran an disen brief, mir
und minen erben one schaden, hieran gehenckt han. Und ist der brief geben uff donstag nach sant ValentinPerson: s tag nach
CristPerson: s geburt fu̍nffzechenhundert und drû jar
Date of origin: 16.2.1503
.
[Registratur’s sign on the reverse side in a hand of the 19th century:] No 6

Notes

  1. Text variant in LAGL AG III.2424:013: fritag.
  2. Corrected: wochenmarktTerm: .
  3. Corrected: kuntschafft.
  4. Text variant in LAGL AG III.2424:013: fritag.
  5. Text variant in LAGL AG III.2424:013: unnoten.
  1. In SSRQ SG III/4 48-1, Art. 6; SSRQ SG III/4 49-1, Art. 6, heisst es Feiertag und nicht Freitag.
  2. Vgl. dazu SSRQ SG III/4 48-1, Art. 3 und SSRQ SG III/4 49-1, Art. 5.