check_box_outline_blank zoom_in zoom_out
SSRQ SG III/4 117-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, XIV. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons St. Gallen, Dritter Teil: Die Landschaften und Landstädte, Band 4: Die Rechtsquellen der Region Werdenberg: Grafschaft Werdenberg und Herrschaft Wartau, Freiherrschaft Sax-Forstegg und Herrschaft Hohensax-Gams, by Sibylle Malamud

Citation: SSRQ SG III/4 117-1

License: CC BY-NC-SA

Schiedsspruch zwischen der Herrschaft Hohensax-Gams und der Landvogtei Werdenberg über die Grenze und die Fischereirechte in der Simmi

1538 September 30.

Ulrich Gubser, alt Vogt im Gaster, Georg Füress, Vogt von Uznach, beide von Schwyz, sowie Dionys Bussi, alt Landammann, und Paulus Schuler, alt Vogt von Werdenberg, beide von Glarus, einigen sich im Streit um die Herrschaftsgrenzen zwischen der Herrschaft Hohensax-Gams und der Landvogtei Werdenberg sowie um die Fischereirechte in der Simmi. Die vier Personen besichtigen die Grenzen und legen die umstrittenen Grenzen fest:

1. Die Grenzen verlaufen von einem Grenzstein in einem Feld, Heinrich Scherrers Feld genannt, hinauf zu einer Eiche mit zwei Kreuzen unterhalb von Hans Scherrers Haus und Hof und von der Eiche hinauf in einen Eichstock vor Hans Scherrers Haus und von da der Simmi entlang bis in das Orloch.

2. Die Fischereirechte vom Rhein bis zur Eiche bei Hans Scherrers Haus gehören Gams; die Fischereirechte von der Eiche bis zum Orloch gehören zu Werdenberg.

3. Wer Güter innerhalb der Grenzen der jeweils anderen Herrschaft besitzt, soll diese nutzen wie bisher.

Glarus und Schwyz siegeln.

  • Shelfmark: StASG AA 3 U 10
  • Date of origin: 1538 September 30 (mentags nach sanct Mychels tag)
  • Transmission: Original
  • Substrate: Pergament
  • Format h × w (cm): 57.0 × 30.0 (Plica: 9.5 cm)
  • 2 seals:
    1. SchwyzOrganisation: , wax, round, sealed on a parchment tag, well-preserved
    2. GlarusOrganisation: , wax, round, sealed on a parchment tag, well-preserved
  • Language: German

  • Shelfmark: StASZ HA.II.997
  • Date of origin: 1538 September 30 (menntags nach sannt Mychelstag)
  • Transmission: Original
  • Substrate: Pergament
  • Format h × w (cm): 62.0 × 29.0 (Plica: 10.0 cm)
  • 2 seals:
    1. SchwyzOrganisation: , wax, round, sealed on a parchment tag, well-preserved
    2. GlarusOrganisation: , wax, round, sealed on a parchment tag, well-preserved
  • Language: German

  1. Vor dieser Schlichtung wird eine KundschaftTerm: aufgenommen um die FischereirechteTerm: in der SimmiPlace: und die LandesgrenzenTerm: . Dabei wird zusätzlich der Grenzpunkt zwischen den drei Herrschaften WerdenbergPlace: , Hohensax-GamsPlace: und Sax-ForsteggPlace: erwähnt: Es wird ausgesagt, «das die drü gricht by der Zapfend MülyPlace: zesamenn stossind und seit, dz die Zapfend Müly gestanden syg hinder der BlutloßePlace: » (StASZ HA.IV.404, Nr. 2, S. 3). Die Zapfenmüli wird bereits am 16. August 1329Date: 13.8.1329 zur Grenze zwischen dem ToggenburgPlace: und den saxischen Besitzungen, denn Ulrich StephanPerson: und Ulrich Branthoch von Sax-HohensaxPerson: verkaufen alle ihre toggenburgischen Besitzungen («alles daz wir hatton entzwischan der Zaphenden MúliPlace: und StarkensteinPlace: ») mit Ausnahme der Alp TeselPlace: an die Grafen Friedrich V.Person: und Diethelm V. von ToggenburgPerson: (StiASG CC.2.B.4). Zu den Grenzen zwischen Werdenberg und Gams vgl. auch SSRQ SG III/4 91-1.

  2. Die Grenzen zwischen Werdenberg und Hohensax-Gams werden erst wieder 1724Date: 1724 erneuert, weil der 1538Date: 1538 gesetzte Grenzstein auf dem Bord der Simmi ausserhalb des Hages von dem BachTerm: weggeschwemmt wurde. Neues Grenzzeichen wird ein NussbaumTerm: bei der Simmi mit einer beidseitigen Hintermarch (vgl. dazu OGA Grabs O 1722-1; LAGL AG III.2419:004; AG III.2419:005; AG III.2419:021; AG III.2419:023; AG III.2419:024; AG III.2426:004; AG III.2426:005; StASG AA 3 A 02-2; OGA Gams Nr. 146b).

  3. 1765Date: 1765 wird der als Grenze bestimmte Nussbaum wegen ÜberschwemmungenTerm: der Simmi weggerissen und die Grenzen werden neu bestimmt: «1. Nimbt diese marchung ihren anfang by dem BätzlybadPlace: in das Simmy TobelPlace: und durch das tobelTerm: beständig hinaus bis 2. in die SimyPlace: zwischen Adrian FetschenPerson: guth, SimystaudenPlace: genanth, und Anthonny SchertersPerson: guth, wo die haubtmarchTerm: vom stromTerm: volkomen versenkt.» Es werden weitere Grenzsteine gesetzt und beschrieben (OGA Grabs O 1765-1).

  4. 1783Date: 1783 wird nochmals eine Grenzbereinigung durchgeführt: Der Werdenberger Landvogt Konrad BlumerPerson: und Joseph Anton von TschudiPerson: , Landvogt im Gaster, legen nach einem gemeinsamen AugenscheinTerm: den neuen Marchenbrief für die Grenze zwischen Werdenberg und Gams vor, nachdem seit 1765Date: 1765 keine Grenzerneuerung mehr vorgenommen und durch die Simmi mehrere Haupt- und Hintermarchen zerstört worden sind. Die Urkunde beschreibt die Grenze vom BätzlibadPlace: der Simmi entlang bis zum RinderhaagPlace: beim BuchsergrabenPlace: (LAGL AG III.2419:016; zu dieser Grenzbereinigung vgl. auch LAGL AG III.2419:014; AG III.2419:015; AG III.2419:033; AG III.2419:034; AG III.2468:002, Art. 1; StASG AA 3 A 02-4; StASZ HA.IV.405, o. Nr. (16.05.1783); OGA Grabs O 1783-1).

Edition Text


In gotes namen amen. Wyr, dis nachbenempten Uͦlrich GüpferPerson: , alt vogt ze Wynndegg unnd im GasterPlace: , Gorgis FüreßPerson: 1, diser zit vogt der graffschafft UtznachPlace: , bed lanndtlüte unnd des rates zuͦ SchwytzPlace: ,
unnd wyr, Dionisiûs BuͤssyPerson: , alt lanndtamman, Paly SchuͦlerPerson: , alt vogt ze WerdennbergPlace: , bed lanndtlüte unnd des rates zǔ GlarûsPlace: , thuͦnd khunnd vor menngklichem, hierann offennlich bekhennende, als sich dann lanng zit daharr spenn, irthûmb unnd zwytracht begeben unnd gehaltenn hat ennzwüschend denn ersamen, wysenn, unnserenn liebenn unnd gethrûwenn ammann und
ganntzer gemeynnd zu GammpsPlace:
Organisation:
, so unns, denn obgemelten beden orten, glich unnd gmeyn zuͦgehörig an einem, unnd die ersamen, wysenn ammann und gemeind der graffschafft WerdennbergPlace: Organisation: , so unns von GlarûsOrganisation: allein unnd innsonnders zuͦgehörig, annders theyls, alles von wegenn der lanndtmarchTerm: zwüschennd den gemeltenn bedenn lannden GampsPlace: und Werdennberg,Place: ouch von wegenn der fyschetzTerm: in der SoymgiennPlace: ursprünglich hargeflossenn ist unnd aber vormals brieff unnd sygel die lanndtmarch beruͤrend zwüschend inen uffgericht, dardûrch sy beder
sit nit genǔgsam lüterûng gehabenn mochtenn noch dardûrch solicher spenn die lanndtmarch betreffennd geruͤwygot.
Dann das wyr, die obgemelten fier mann, uß bevelch der frommen, vesten, fursichtigen,
wysen lanndtammann unnd rats beder obgenampter lannden unnsrer gepieten, den herren uff yrs stöß zekhommen gewyst, die ze besichtigen unnd ze end ze bringen, solicher massen man fürohin die landtmarch, ouch wo yeder theyl ze fyschenn recht hab, wüssenn mög.
Unnd nach dem wyr zügnûs, lüt, urber unnd brieff unnd was harzuͦ dienstlich gewesenn, ouch was yeder theyll ze hörenn begert, inen bedersit eygenntlich verhört unnd den hanndel von einem ennd bis ann das annder besehenn und beschowet. Unnd als wyr denn hanndel, ouch gelegennheit der sach, bedacht und erwogen, habennd wyr uns
der lanndtmarch zwüschennd denn obgenampten lanndenn GampsPlace: unnd WerdennbergPlace: früntlich unnd guͤtlich vereynbart, gesetzt unnd beschlossenn, doch vorbehaltenn denn khouffbrieffennTerm: ,
urbennTerm: unnd herlikheyt ussert disenn artycklenn ganntz unvergryffenn unnd unschädlich, alles inmassen wie hernach volgt:
Also das nûn fürohinn wie ein steiny marchTerm: in dem
veldTerm: stadt, das man vornaher Heiny SchärerPerson: s VeldPlace: genampt hat, von diser march richtigs hinûff in die eich mit zwey krützinennTerm: bezeichnot, so unnder Hanns SchererPerson: s hûs und hoff
im gestüdTerm: stat unnd von diser eychTerm: obsich in denn eychstockTerm: , darinn ein crutz gemacht, so vor Hanns SchererPerson: s hûs2 uffhinwertz uff dem SoymgienPlace: bortTerm: usserthalb des hagsTerm: stadt unnd da dannenn
dem talTerm: nach hinûff in das OrlochPlace: . Das sol nûn hinfür die lanndtmarchTerm: zwüschend den obgenampten lanndenn GampsPlace: unnd WerdennbergPlace: heyssenn unnd sin.
Der fyschetzTerm: halb
in der SöymgiennPlace: , wohin oder uff welicher lanndtmarch die SöymgienPlace: fürohin vallenn, fliessenn oder ußbrechenn wûrd, so sol doch der fyschetz vom RynPlace: uffhar bis in die gedachtenn eychTerm: a–mit zwey
mit zwey
Corrected: mit zwey
–a crützinennTerm: bezeichnet, nûn fürhin zuͦ der lanndtschafft unnd herlikheit GammpsPlace: gehörenn unnd dienenn unnd das niemanntz anndrer darin nit fischenn noch ze fischenn khein glimpf,
fuͦg noch recht habenn sol. Unnd vonn gemelter eych obsich bis in das OrlochPlace: ; derselbig fischetz sol zuͦ der herschafft WerdennbergPlace: dienen unnd zuͦgehörig sin, unngehindert unnd ons inntrag mengklichs.
Es ist ouch hierinne lûter ußbedingt unnd vorbehaltenn, jedem theyl sine eigenn, sine leehen, sine weydgenng, holtz, veld, wûnn oder weyd, recht und grechtikheit, ob yemanndt die in des
anndrenn lanndtzmarch hety, wie das yeder theyl bißhar gehept unnd gebrûcht hat, das sy zuͦ bedenn sitenn daby belybenn, das nûtzenn, niessenn unnd bruchenn sollennd unnd mögennd,
wie das von allterhar gebrûcht unnd harkhomenn ist. Unnd das sy zuͦ bedenn theylenn einanndren früntlichenn, nachpurlichenn unnd guͦtenn wyllenn erzeygenn, bewysenn unnd thuͦn
sollennd als solichs gutenn frundenn zimpt, geburt unnd wol annstadt.
Unnd hiemit um disenn lanngwirigenn gespann, die lanndtmarch unnd fyschetz obgemelt beruͤrennde, früntlich
und guͤtlich betragenn sin unnd blybenn, jetz unnd hirnach unnd in allenn dingenn dis artyckel beruͤrend, früntlich unnd nachpürlich gegenn einanndrenn hanndlen unnd lebenn, alles
inn krafft dis brieffs, dero zwen glych hellende geschrybenn unnd yedem theyl einer mit unnser beder lennder SchwytzOrganisation: unnd GlarûsOrganisation: annhangendenn innsiglen, doch unnserenn
oberkhaitenn friheytenn und grechtikheiten, so wyr der enndenn habend, inn all annder weg ganntz unvergryffenn unnd unnschedlich besiglenn lassenn mentags nach sanct MychelPerson: s tag
nach Cristy gebûrt fünnffzehennhûndert drissig unnd acht jar
Date of origin: 30.9.1538
.
|Page break
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 18th century:] Verglich zwüschent GamsPlace: undt
WerdenbergPlace: der landtmarckhen
halber etcAbbreviation anno 1538
[Registratur’s sign on the reverse side:] No b; Werd. No 10

Notes

  1. Corrected: mit zwey.
  2. Deletion: 128.
  1. Die Familie Füress ist ein heute ausgestorbenes Geschlecht, das in Schwyz nur selten in Erscheinung tritt (für den Hinweis danke ich Oliver Landolt).
  2. Im Grenzbrief von 1496 (SSRQ SG III/4 91-1) wird Heinrich Scherers Haus als Grenze genannt. Wahrscheinlich bezieht sich Heinrich Scherers FeldPlace: auf den ehemaligen Besitzer des Hauses. Hans SchererPerson: ist wohl ein Nachfahre von Heinrich SchererPerson: .