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SSRQ SG III/4 192-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, XIV. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons St. Gallen, Dritter Teil: Die Landschaften und Landstädte, Band 4: Die Rechtsquellen der Region Werdenberg: Grafschaft Werdenberg und Herrschaft Wartau, Freiherrschaft Sax-Forstegg und Herrschaft Hohensax-Gams, by Sibylle Malamud

Citation: SSRQ SG III/4 192-1

License: CC BY-NC-SA

Bewilligung für Jörg Müller, Pfeifer von Sax, sein ertauschtes Haus auf sein Gut zu setzen mit einer Stiftung von 50 Gulden für die Schule und mit einem Nachtrag von 1663 mit einer Stiftung für die Armen von seiner Ehefrau Margaretha Tinner

1662 April 25 – 1663 April 17.

Nach einem Haustausch zwischen Jörg Müller, Pfeifer von Sax, und dem Jüngling Hans Düsel möchte Müller sein Häuschen auf sein Gut Im Müllersberg versetzen. Da dort aber keine Allmend ist und niemals eine Haushofstatt gestanden ist, beschweren sich Anlieger und Gemeinde, die befürchten, dadurch geschädigt zu werden. Johann Ulrich Escher, Landvogt von Sax-Forstegg, bewilligt Müller, sein Häuschen auf dieses Gut zu setzen und dort zu wohnen, doch unter der Bedingung, dass er seine Schweine und Hühner auf seinem Gut halten soll. Bei seinem Tod soll das Häuschen abgerissen werden und auf eine rechte Haushofstatt gesetzt werden. Zum Dank stiftet Jörg Müller für die armen Kinder in der Gemeinde der Schule 50 Gulden aus seiner Hinterlassenschaft, woraus der jährliche Zins für diese verwendet werden soll. Im Nachtrag vom 17. April 1663 vermacht seine Ehefrau Margaretha Tinner von Sax den Armen 30 Gulden.

  • Shelfmark: OGA Sax 25.04.1662
  • Date of origin: 1662 April 25 – 1663 April 17 (uff sant Jörgentag)
  • Transmission: Original (Doppelblatt)
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 20.5 × 33.0
  • 1 seal:
    1. Junker Johann Ulrich EscherPerson: , round, applied, missing
  • Language: German

  1. Im folgenden Stück bewilligt der Landvogt von Sax-ForsteggPlace: trotz der Beschwerden der Anlieger und der Gemeinde Georg MüllerPerson: , sein ertauschtes HäusleinTerm: auf sein GutTerm: Im MüllersbergPlace: oberhalb SaxPlace: zu versetzen, doch muss dieses nach seinem TodTerm: wieder abgerissen werden, da das Gut weder AllmendTerm: ist noch dort jemals ein Haus gestanden hat. Es gibt zwar im 17. Jh. weder Zonenordnung noch Raumplanung im heutigen Sinn, doch die Bewilligung zeigt, dass es in gewissen Fällen Vorstellungen von «Bauzonen» gibt, die auf gewohnheitsrechtlichenTerm: Vorgaben beruhen.

  2. Zum TauschTerm: von GüternTerm: oder HäusernTerm: siehe u. a. LAGL AG III.2416:001 (28.06.1484); SSRQ SG III/4 133-1, Art. 5; OGA Haag, 25.07.1618; StAZH A 346.4, Nr. 24 (04.11.1623); (PA Hilty) Privatarchiv weisse Mappe, 11.11.1631; StASG AA 3a U 33 (10.09.1638); OGA Gams Nr. 137 (18.03.1700, neues Kaplaneihaus); OGA Sennwald Mappe Nachbarn, Mappe Altstätten, 30.04.1727; OGA Sevelen U 1735 (26.12.1735); PGA Sevelen Archiv Ulrich Friedrich Hagmann, Oranger Ordner Bd. 1 (18.03.1790).

Edition Text

Zue wüssen unnd khundt seyge mennigklichem inn crafft diß brieffs, daß der ehrbare Jörg MüllerPerson: , der pfyfferTerm: zue SaxPlace: , durch sein und seiner erben beßeren nutz und frommen wegen, ein auf rechter, redlicher duschTerm: mit dem auch ehrbaren jünglingTerm: Hanß DüßelPerson: umb ihre heüßerTerm: getroffen (lauth und vermög darumb auf gerichter zwo gleich lautende markhsTerm: verzeichnußen sind gemachet und geschriben worden). Weillen aber er, MüllerPerson: , vorhabens unnd gesinnet, sein an sich erthuschet heüßliTerm: uf sein guetTerm: genampt Im MüllersbergPlace: zuesetzen und daselbst zuwohnen, aber daselbst keine algmeindTerm: und auch niemahlen ein haußhoffstattTerm: gezelt nach gerechnet worden, danachen die anstösserTerm: der güetern daselbst, zum theil auch ein gantze gmeindTerm: sich beschwert sein befunden.
Nun aber ihme, MüllerPerson: , uf sein underthenniges anhalten von dem hochgeachten, wohl edlen, gestrengen, frommen, ehren- und notthvesten, fürsichtigen, fürnemmen und weyßen junckher Johann Ulrich EscherPerson: , dißer zeit wohl regierender landtvogt der freygherrschafft Sax und VorsteckhPlace: , uß sondern gnaaden vergünstiget, bewilliget und zugelassen worden,
[1] daß er sein hüßliTerm: uff obgemelt sein gutTerm: wol setzen möge1 und daselbst haußhablichen wohnnenTerm: möge, doch mit der condicion und vorbehalt, daß er syne schwynTerm: und hünnerTerm: uff seinem gut ohne yedermenigklichen schaden und [fol. 1v]Page break entgeltnuß haben sölle.
[2] Für daß ander, wann gott, der allmechtige, ihne, MüllerPerson: , und seine liebe hauß frauwTerm: auß dißem jammerthal zu seinen göttlichen gnaaden berüeffen wirt, alß dan sol dißers heüßliTerm: widerumb abgeschlißenTerm: und hinweg gethon und uff ein rechte, ehrhaffte haußhoffstattTerm: gesetz werden.
[3] Für daß drite, so verspricht er, Jörg MüllerPerson: , weillen ihme von hochwohlgedachtem junckher landtvogt so ein gnedige inwilligung wider fahren und zugelassen worden, derowegen wolle er hiemit uß schuld williger danckhbarkeitt versprochen und vermachetTerm: haben den armen kindernTerm: in der gmeind an die schuelTerm: nammblich fünfftzig guldinCurrency: 50 guilders hauptgutTerm: nach seinem absterbenTerm: auß seiner verlaßenschafftTerm: . Darvon solle der jehrliche zinßTerm: daselbst hin verordnet und angewendt werden. Darwider solle niemand reden, nach einiche gedanckhen machen, dan er sölliches auß christenlichem yffer wölle verordnet haben, alles gethreüw und ungefahrlich.
Und deß zue wahrem urkhundt, so hat er, offtgemelter Jörg MüllerPerson: , mit underthenigem fleiß und ernst gebetten und erbetten, den obhochwolgedachten, gnedigen junckher landtvogt, daß er sein eigen adenlich insigel, für ihne, MüllerPerson: , und seine erben uff dißen brieff truckhen thun, doch ze vor der landtvogthei, auch ihme, junckher landvogt, und seinen erben ohne schaden. Der geben uff santt JörgenPerson: tag, nach ChristiPerson: gepurt gezelt sechß zechen hundert sechßzig und zwey jahreDate of origin: 25.4.16622.

Andreaß RodunerPerson: , landschreiberIn the original: landtschr

[fol. 2r]Page break

a–Zu wüssen hiemit fehrners, das Margreth ThinnerPerson: zu SaxPlace: , vorstehenden Jörg MüllersPerson: eheliche hußfrauwTerm: , uß gutem, freyen willen und gemüet den armenTerm: ze gutem geordnet und vermachetTerm: hat dryßig guldiCurrency: 30 guilders , dißer herrschafft müntz ald wehrung,welliche uff ihr absterbenTerm: uß ihrer verlassenschafftTerm: gebührender massen bezalt ald gutgemachet werden sollend, beschach im schlossTerm: ForsteckPlace of origin: , den 17.ten aprel 1663Date of origin: 17.4.1663. Herr Ulrich EscherPerson: In the original: h u e3Addition on the next page–a

|Page break
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 17th century:] Obligation Jörg MüllersPerson: , deß pfyfersTerm: zu SaxPlace: , umb 50 Currency: 50 guilders , die er den armenTerm: vermachenTerm: thut, darby begriffen, mit was conditionen ihme das hußTerm: uff sein guttTerm: zuversetzen vergünstiget worden.

Notes

  1. Addition on the next page.
  1. Diese «Liegenschaft» kann anscheinend einfach abgerissen, versetzt und wieder aufgebaut werden.
  2. Nach Grotefend ist im Bistum Chur der Georgstag der 25. April, wobei dies nach den neuesten Erkenntnissen von Tschaikner offenbar nicht für das ganze Bistum gilt (vgl. dazu ausführlicher die Fussnote in SSRQ SG III/4 250-1).
  3. Wohl Kürzel für den Landvogt Johann Ulrich EscherPerson: .