SSRQ ZH NF I/1/3 126-1
Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die
Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich.
Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), by Michael Schaffner
Citation: SSRQ ZH NF I/1/3 126-1
License: CC BY-NC-SA
Reislaufverbot der Stadt Zürich
1525 February 26.
Metadata
- Shelfmark: StAZH A 42.1.13, Nr. 18
- Date of origin: 1525 February 26 Transmission: Aufzeichnung (Doppelblatt)
- Substrate: Papier
- Format h × w (cm): 22.5 × 33.0
- Language: German
-
Edition
- Egli, Actensammlung, Nr. 656
Nachweis
- Moser 2012, Bd. 1, S. 187, Nr. 63
- Schott-Volm, Repertorium, S. 760, Nr. 97
- Bullinger, Reformationsgeschichte, Bd. 1, S. 240 (zum 25. Februar)
Comments
Heinrich BullingerPerson: erwähnt das vorliegende Mandat in seiner Reformationsgeschichte in Zusammenhang mit den Kriegswerbungen Herzog Ulrichs von WürttembergPerson: , datiert es jedoch auf den 25. Februar (Bullinger, Reformationsgeschichte, Bd. 1, S. 239-240). Bereits anfangs desselben Monats war ein kürzeres Reislaufverbot ergangen (StAZH A 42.1.13, Nr. 15; Edition: Egli, Actensammlung, Nr. 635).
Das für die Obrigkeit nur schwer kontrollierbare Söldnerwesen war bereits seit den 1490er Jahren angesichts der Teilnahme eidgenössischerPlace: Reisläufer an den oberitalienischenPlace: Kriegen des Königs von FrankreichPlace: Gegenstand einer intensivierten Verbotspolitik des RatesOrganisation: geworden (vgl. dazu den Erlass des Jahres 1494, SSRQ ZH NF I/1/3 54-1). Das Verbot, sich ohne Erlaubnis in fremde Kriegsdienste zu begeben, war zwischenzeitlich Teil des Eids der BürgergemeindeOrganisation: (SSRQ ZH NF I/1/3 29-1), zudem wurde es im Anschluss an die Eidleistung verlesen (vgl. dazu den Eintrag im Verbotbuch, StAZH A 42.3.1, S. 38). Die Frage nach der obrigkeitlich sanktionierten Belieferung auswärtiger Kriegsschauplätze mit Söldnern spaltete jedoch den RatOrganisation: ebenso wie die verschiedenen Orte der EidgenossenschaftPlace: , da zahlreiche Mitglieder der Führungsschicht durch Pensionen europäischerPlace: Fürsten beträchtlichen Reichtum erlangten (für ZürichPlace: vgl. Stucki 1996, S. 205). Insbesondere im Kontext der Mailänderkriege erregten die Bezüger von Pensionen den Unmut der Landbevölkerung, wodurch die Stadt gezwungen wurde, beim Abschluss von Soldbündnissen die Landschaft stärker mit einzubeziehen (vgl. dazu den sogenannten Lebkuchenkriegsbrief des Jahres 1516, SSRQ ZH NF I/1/3 105-1).
Für eine chronologische Auflistung sämtlicher Reislaufverbote vgl. Romer 1995, Tabelle 12, S. 345-346.
Edition Text
Verpot im xxv jarDate of origin: 1.1.1525 – 31.12.1525 von wegen des WirtenberschenPlace: zugs
ußgangen
Unnser herren bu̍rgermeister und ratt der statt ZurichPlace: Organisation:
habent erwaͧgen die schweren louff, so yetzent
der kriegen unnd anderer sachen halb vorhanden
sind, allso, das vil zwytracht ist, unnd einer
loufft zum ku̍ng von FrankrichPlace: , der ander zum
hertzogen von WirtembergPlace: , alles uber ir schwaͤre
verpott, by lib, er und guͦtt, und zum hoͤchsten
und ouch uber dz, das sich unser herren und
ein erbere gmeyndOrganisation: in statt und uff dem landt
sich habent vereymbaret, aller fursten und
herren muͤßig zegand1 und unsers vatters lands
achtzuhaben, unnd sich daruff erkaͤnt,
diewyl by soͤllichen sorgklichen und schwaͤren
lou̍ffen inen on mu̍glich ist, on hilff unnd
zuthuͦn einer gmeyndOrganisation: in der statt unnd uff
dem landt gehorsamme zuͦ behoupten, und dem
vor zuͦ a sind, so unns allen zuͦverderben
unnd großem nachteyl mag reichen, das
man allenthalb in die gmeynden irer landtschafft
sölle schriben unnd sy vermanen. Also sy ouch
alle gmeynden irer landtschafft hiemit schribent
unnd vermanent und einen yegklichen besonder unnd mit nammen die alten unnd
erberen, denen ungehorsami geprest und schad
einer statt unnd landtschafft ZurichPlace: nit minder
leid ist, dann unseren herren sälbs, das sy by
der pflicht, so sy einer statt ZurichPlace: schuldig
sind, unnd der vereymbarung, so ein
statt und landtschafft zuͦsamen gethan habent, [p. 2]Page break
aller fursten unnd herren muͤßig zegand, darob
unnd daran sin, ouch versechen unnd guͦtt sorg
haben wellint, es sig in wirtshußern, straßen
oder andern orten, wo das die notturfft erfordrot,
wo yemans uffbrechen und hinlouffen oder
uffwiglen, gelt ußgeben oder anders handlen well,
so unnsern herren gmeyner statt unnd landtschafft
by disen sorgklichen lou̍ffen, es sig zuͦ kriegs
louͤffen oder in anderweg, zuͦ schaden und nachteyl welle dienen, das sy es syent, frombd oder
heimsch, zuͦ den selben griffen, die gefängklich
anemen unnd unsern herren uberantwurten,
unnd also haͤlffen wellint, unsern herren behoupten
und erobren, dass gmeyner statt Zu̍richPlace: unnd
irer landtschafft, ouch richen unnd armmen, zuͦ frid,
er, ruͦm, ruͦwen unnd guͦttem mag reichen,
alß unser herren einem yedem gehorsammen und
getruwen der statt unnd landtschafft wol vertruwent unnd sich des gäntzlich wellent
versechen, dann sy wol wußent, wo ein biderbe
gmeyndOrganisation: inen in disen schweren louffen nit
will beholffen unnd beraten sin, dass so kein
gehorsame behalten noch das behoupten mögent,
so unnser aller er, nutz, fromen, frid unnd ruͦw
mag sin. Unnd dis well ein yeder frommer
Zu̍richerOrganisation: bedaͤnken und das thuͦn, so pflichtigCorrection above the line, replaces: schuldigb unnd
eren halb schuldig ist und von pillikeit wegen thuͦn
soll, unnd bedaͤnken, waß einer statt und landtschafft daran gelegen sig, des wellent sich unser [p. 3]Page break
herren gaͤntzlich versechen unnd dz zuͦ sampt aller
pflicht und billikeit gegen einem yedem erkennen
unnd zuͦ guͦttem nit vergaͤßen. Actum sontags
an der herren faßnacht anno etcAbbreviation xxvDate of origin: 26.2.1525.
Verbott des reyßlauffens zum herzog von WirtembergPlace: , 1525Date of origin: 1.1.1525 – 31.12.1525
Notes
- Dies dürfte sich auf die im Juli 1524 durchgeführte Ämteranfrage beziehen, die unter anderem auch die Frage der Solddienstbündnisse berührte (StAZH A 95.1, Nr. 4; Teiledition: Egli, Actensammlung, Nr. 557). Im September desselben Jahres erging ein Reislaufverbot, das Bestrafung an Leib und Gut für fremde Kriegsdienste androhte (StAZH A 42.1.13, Nr. 14; Edition: Egli, Actensammlung, Nr. 575).↩
Regest