SSRQ ZH NF I/1/3 125-1
Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die
Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich.
Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), by Michael Schaffner
Citation: SSRQ ZH NF I/1/3 125-1
License: CC BY-NC-SA
Almosenordnung der Stadt Zürich
1525 January 15.
Metadata
- Shelfmark: StAZH A 61.1, Nr. 3, S. 1-18
- Date of origin: 1533 (Die Almosenordnung wurde am 15. Januar 1525 verabschiedet. Ins vorliegende Heft wurde sie gemeinsam mit Nachträgen der Jahre 1533-1535 von Stadtschreiber Werner Beyel übertragen.) Transmission: Abschrift
- Substrate: Papier
- Format h × w (cm): 21.5 × 32.0
- Language: German
-
Edition
- Egli, Actensammlung, Nr. 619
Teiledition
- Bullinger, Reformationsgeschichte, Bd. 1, S. 235-237
Übertragung in modernes Deutsch (in Auszügen)
- Mörikofer 1867-1869, Bd. 1, S. 252-255
Comments
Bürgermeister und Rat von ZürichPlace: Organisation: hatten am 5. Januar 1525 eine Kommission damit beauftragt, Artikel für eine Almosenordnung auszuarbeiten (StAZH B VI 248, fol. 224v). Die zehn Tage später verabschiedete Ordnung bildete in der vorliegenden Form das Fundament für die Armenfürsorge in Stadt und Landschaft während der gesamten Frühen Neuzeit. Vergleichbare Einrichtungen waren zuvor in NürnbergPlace: (1522) und StrassburgPlace: (1523) geschaffen worden. Eine erste Almosenordnung hatte die ZürcherPlace: Obrigkeit bereits im Jahr 1520 erlassen, diese war jedoch nur teilweise umgesetzt worden (StAZH A 61.1, Nr. 1; Edition: Egli, Actensammlung, Nr. 132). Die Ordnung von 1520 unterschied bereits zwischen fürsorgeberechtigten Armen und solchen, denen das Almosen verwehrt werden sollte, da ihre Bedürftigkeit als selbstverschuldet erachtet wurde. Diese Unterscheidung liegt auch der Almosenordnung von 1525 und darauf basierend dem gesamten frühneuzeitlichen Armenwesen zugrunde.
Die wichtigsten durch die Almosenordnung von 1525 eingeführten Neuerungen bestanden in der Einsetzung eines Almosenobmanns und vier Pflegern, der Einrichtung einer täglichen Essensabgabe im PredigerklosterOrganisation: , der Übergabe sämtlicher Gebäude des PredigerklostersOrganisation: an das bereits seit dem 12. Jahrhundert existierende SpitalPlace: , der Schaffung eines BlatternhausesOrganisation: zur Pflege bedürftiger Kranker sowie der Einführung des Bettelverbots. Entscheidend für die Finanzierung des AlmosenamtsOrganisation: war, dass ein Teil des durch die Reformation an die Stadt gefallenen Kirchenguts für die Armenfürsorge zur Verfügung stand. Zu diesem Zweck hatte der RatOrganisation: kurz vor dem Erlass der Almosenordnung eine Kommission zum Verkauf der in den Klöstern der Stadt vorgefundenen Kirchenzierden eingesetzt (SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 124). Bereits in der Reform des GrossmünsterstiftsOrganisation: des Jahres 1523 hatten die Chorherren zugesagt, einen Teil der Einnahmen aus Zinsen, Zehnten und Gülten für die Armenpflege freizugeben (SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 117). Die Bestimmungen der Ordnung von 1525 konzentrieren sich auf das Almosenwesen in der Stadt. Bezüglich der Landschaft blieben sie allgemein, da die Armenfürsorge grundsätzlich den einzelnen Kirchspielen überlassen werden sollte. Darüber hinaus wurden jedoch seit den 1540er Jahren auch die Klosterämter von KappelPlace: , KüsnachtPlace: , TössPlace: und RütiPlace: zu Almosenverteilungen herangezogen (vgl. SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 185).
Im Jahr 1533 wurde der vorliegenden Ordnung eine Ergänzung betreffend auswärtige Bedürftige hinzugefügt. Insbesondere die Verordnungen gegen fremde Bettler und deren Beherbergung wurden immer wieder erneuert, was darauf hinweist, dass diese nur schwer umzusetzen waren (exemplarisch: StAZH A 42.1.2, Nr. 4; Edition: Zürcher Kirchenordnungen, Bd. 1, Nr. 48). Die Almosenordnung wurde in den Jahren 1544/45 (StAZH A 61.1, Nr. 24), 1558 (StAZH A 61.1, Nr. 73) und 1572 (SSRQ ZH NF I/1/11, Nr. 12) erneuert, die Grundsätze der Bestimmungen von 1525 blieben jedoch bestehen.
Mit der Einrichtung des Almosenamts reklamierte die weltliche Obrigkeit die vormals kirchlich geprägte Armenfürsorge als Teil ihres Zuständigkeitsbereiches. Vergleichbare Entwicklungen vollzogen sich im selben Zeitraum im Eherecht (SSRQ ZH NF I/1/11, Nr. 1) und im Schulwesen (SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 149). Reformierte Geistliche wie Heinrich BullingerPerson: prägten die Praxis des Almosenwesens wesentlich mit und verfassten Vorschläge zu dessen Verbesserung (exemplarisch: StAZH A 61.1, Nr. 18). Das auf diese Weise durch die weltliche Obrigkeit und die reformierte Kirche gemeinsam getragene Almosenwesen anerkannte einerseits die Zuständigkeit des Gemeinwesens für die Unterstützung einzelner Bedürftiger. Andererseits knüpfte es die Fürsorge jedoch auch an sittliche und moralische Bedingungen und führte damit zur Disziplinierung und Marginalisierung von Personen, die aus Sicht der Obrigkeit dagegen verstiessen.
Vgl. allgemein zur Armenfürsorge in der vormodernen EidgenossenschaftPlace: HLS, Fürsorge; zum ZürcherPlace: Almosenwesen in der Stadt und auf der Landschaft vgl. Moser 2010; Bächtold 1982, S. 233-276; Denzler 1920.
Edition Text
Wacht rodel, ordnung
unnd satzung die armen
und das almuͦsenn betraͤffennde etcAbbreviation, 1525Date: 1525Rubricated
Ordnung- und satzungen die verwalthung des allmuͦßenamths
betreffend, 1525Date: 1525
Ordnung unnd artickel antreffennd das
almuͦsenn, wie die vor herrenn burgermeister
unnd rat, ouch dem grossen rat der stat
Zu̍richPlace: Organisation: , gehoͤrt unnd bestaͤt sind, actum amm
xv tag januarii anno m vc xxvDate of origin: 15.1.1525
Muͦß und
brot zuͦ
den predpredigernOrganisation: Rubricated
gebracht, ist zuͦ einem anfang angesehenn, das man
alle tagRepeated duration: 1 day ein kessel mit habermel, gerstenn oder
anderem gemuͤs zuͦ den predigerennOrganisation: koche, wie
hernach volget, muͦs unnd brot amm morgennDuration: morning, so
man die PredigerPlace: gloggen verlu̍tet hat, gebenn
soͤlle. Soͤllichs ze tuͦnd und us ze teilenn sind verordnet zwenAmount: 2 priester, namblich her Annthoni
WalderPerson: unnd her Joͤrg SytzPerson: , sampt AnnderesennPerson: ,
dem bëttel vogt, doch soͤllennd und moͤgend der
obman unnd die fierAmount: 4 nach bestimpten verordneten
oder ettlich von inen, so es sy guͦt bedunckt, ouch
darby sin unnd zuͦ diser uß teilung ein uf sehenn
habenn.
VierAmount: 4 pflaͤger unnd
schriberRubricated
zuͦ trost der armen, heimschenn unnd froͤmbden
lu̍ten, fu̍r und fu̍r zuͦ nemme und bessere und dester
bestenntlicher unnd langwiriger ingenommen und
widerumb den huß armen oder sunst ellenden lu̍ten [p. 2]Page break
mitteilt werde, so sind hier zuͦ verordnet vierAmount: 4
man uß den kleinenOrganisation: und grossen raͤtenOrganisation: ,
namblich mmeister Ruͦdolf StollPerson: , jjuncker Joͤrg GoͤldliPerson: ,
Uͦlrich TrincklerPerson: und Hanns SchnebergerPerson: ,
wattman. Doch sol her Heinrich BrënwaldPerson: ,
probst zuͦ EmbrachPlace: , in disem handel ir obman
unnd schriber sin, in die stat zu̍hen und imm
sin pfruͦnd nu̍dt desterminder nach dienen, zuͦ
welchem obman mengklich, so ettwas angelegenn
ist, sin zuͦ louff habenn. Der sol ouch die anderen
vierAmount: 4, so es not ist, zuͦ imm beruͤffenn, welche
ouch als gehorsamb erschinen, die selben soͤllent
dannathin mitteinandernn handlenn unnd,
was inen ze schwer ist, an unnser herrenn
burgermeister unnd ratOrganisation: langen lassenn.
Schlu̍sselRubricated
ein besundren schlu̍ssel halten zuͦ irem gemeinen kastenn, darinn sy ire brief, roͤdel,
gëlt unnd anders behaltennd, deßglich
zuͦ den stoͤcken ouch besunder schlu̍ssel habenn,
darmit keiner an die anderenn daru̍ber
gan moͤge.
StoͤckRubricated
die stoͤck unnd kasten gan und mit dem
allmuͦßenn, es sye mit rechnungen oder sunst [p. 3]Page break
handlen welle, das allweg zum minsten einer
von den dryenAmount: 3 lu̍tpriesterenn darby sye, umb das sy
dester berichter werdennd, wie unnd was an
den cantzlenn von des almuͦsens wegen ze redreden sye.
Des obmans unnd der
pflaͤgerenn eydRubricated
EydRubricated
zuͦ disem allmuͦsen verordnet werdennd, soͤllennd
schwerenn, das sy die jerlichennRepeated duration: 1 year zins oder sunst
taͤglicheRepeated duration: 1 day stu̍r, es sye an gelt oder anderer hab,
so an das almuͦsen gebenn ist und fu̍ro hin
gebenn wirt, inzu̍hen und empfahen, soͤlichs
huß armen lu̍ten, in die dru̍Amount: 3 kilch spël unnd
sibennAmount: 7 wachten1 in unnser stat gehoͤrennd, und
den froͤmbden wandlenden baͤttleren, innhalt
nach bestimpter ordnung, tru̍lichen ußteilenn
und hierinn kein gferd, vorteyl, an nemung der
personen nach purschafft, fru̍ntschafft und dero
glichen ursachen nit ansehenn und umb ir
in nemmen unnd ußgebenn jerlichRepeated duration: 1 year einem burgermeister und ratOrganisation: , oder so dick das an sy erforderet
wirt, rechnung gebenn, alles tru̍lich unnd
ungefarlich.
Uf sëher
in wachtenRubricated
sibennAmount: 7 wachten inn und usserthalb der stat
innert den Kru̍tzennPlace: zuͦ sammen dienend,
deßglich ander usserthalb den Kru̍tzenPlace: , so in
die dryAmount: 3 pfarren gehoͤrend und nit eigenn
kilch gang habennd, das dann der obman
unnd die vierAmount: 4 pflaͤger uß jeder wacht einen
ersammen priester unnd zuͦ dem selben einen
frommen leyen nemmen und gebenn, die
soͤllennd sampt dem bëttler vogt jede in
iren wachten umb gan, ersuͦchen unnd ufzeichnenn, wem das almuͦsen dienen, wer
ouch des vaͤhig unnd notturfftig sye.
oder so dick es notturfftig ist, besichtigenn,
welche burger syennd, das man die (so fer
kein hindernis, als hernach volget, da ist)
zum almuͦsen uf zeichnen, ouch welche
uß der stat, lanntschafft unnd gebiet oder
sunst nit burger sind, sol man jetz zemal
das almuͦsen gebenn, bis uf dem lannd
in kilchhoͤrinen das almuͦsenn ouch versehenn
wirt.
Burger sindRubricated
Zu̍richPlace: , sol man fu̍rderlich ab wisenn.
nach puren fragen und erkannen das waͤsenn
und gestalt, ouch harkommen deren, so dann
vermeinend das almuͦsenn ze nemmen, darmit
das alles, wie obstat, dem obman und den
vierAmount: 4 verordneten werde an zeigt, daruf sy
dester bas ratschlagenn moͤgen, wie vil unnd
was man jedem geben welle.
verordnet unnd uß genommen:
Uff DorffPlace: :Rubricated
Hanns KlegerPerson:
Zur LindenPlace: :Rubricated
Ruͦdolf ReyPerson:
Nu̍w MercktPlace: :Rubricated
Caspar NasalPerson:
Nider DorfPlace: :Rubricated
hher Heinrich StaͤdeliPerson: zuͦ SSanct LienhartPlace:
Mu̍nster HofPlace: :Rubricated
Jacob AmmannPerson:
Korn HußPlace: :Rubricated
Cuͦnrat KramerPerson:
RennwegPlace: :Rubricated
Steffan ZëllerPerson:
Disen hienach angezeigtenn huß armen
unnd heimschen lu̍tenn sol das almuͦsenn
nit gebenn werdenn
U̍bel huß
gehanRubricated
frowenn oder man, das sy all ir tag das irenn
uppenncklich zuͦ un nutz u̍ber flu̍ssig vertan,
verspilt, vergu̍det, ouch verzert unnd nie wellen
werckenn, sunder in den wirtzhu̍serenn, trinckstuben und in aller huͦry allwegenn gelegenn etcAbbreviation, [p. 7]Page break
soͤllichen unnd dero glichen personen sol man von
disem allmuͦsen nu̍t gebenn, bis sy uff die letstenn
not kommen sind, denn sol es erst an einem burger meister unnd ratOrganisation: stan, wie man die selben halten
welle.
KleyderRubricated
dero glich zierdenn und kleinoten tragend, den
selben sol man ouch nit gebenn.
KupplerRubricated
ennthaltend, zuͦ sammen kupplend, unnderschlouff
gebennd, denen sol ouch nu̍t werdenn.
Wider das
gotz wort
unnd zanggenRubricated
gand, das gotzwort unnd goͤttliche aͤmpter weder
hoͤrenn noch sëhen wellennd, got lestrend,
fluͦchennd, schwerennd, mit den lu̍ten zanggend,
kriegend, haderend, die gegen ein anderenn
verliegennd, zwytracht unnd vyentschafft
machend, denen sol man ouch nit gebenn.
BrasserRubricated
gand, spilennd und kartend und ander dero
glich muͦtwillenn und licht vertickeitenn
bruchend, soͤllennd dis allmuͦsens nit faͤhig
sin, unnd weliche nit burger sind noch
uss der statt Zu̍richPlace: , die sol man fu̍rderlich
abwisenn.
Denen, wie hienach angezeigt
wirt, sol man das allmuͦsenn
mitteilennRubricated
Recht armRubricated
dryenAmount: 3 kilchhoͤrinen unnd in den sybenAmount: 7 wachten
gesessenn, die in den obgemeltenn lasteren nit
begriffennn sind, ouch all ir tag gewercket,
geworbenn und sich mit eren gern ernërt
hettennd und die das iren nit uppencklich
verbrucht habennd, sunder unnd villicht
uß verhengknus gottes durch krieg, brunst,
thu̍ri, zuͦ faͤl, vile der kindenn, groß kranckheitenn, alter, un moͤgende halb sich nit
mer erneren unnd arbeitenn moͤgennd,
soͤllichen und dero glichen armen lu̍tenn [p. 9]Page break
sol man dis allmuͦsen umb gottes eer unnd uß
bruͤderlicher, christennlicher lieby willenn, wie es
ist geordnet, mitteyllen.
Unnd welche so schwach werennd, frowen oder
man, das sy selbs an die end, da man es ußgibt,
nit gan moͤchtend, denen sol man es zuͦ schickenn.
ZeichennRubricated
erkenne, soͤllennd sy ein gestempft oder gossenn
zeichenn haben und offennlich tragen. Unnd so
eins so gsund oder hablich wirt, das es disers
almuͦsens nit mer notturfftig were und soͤlichs
nit mer nemmen welte, das es dann das selbig zeichen
den pflaͤgeren widerumb antwurten soͤlle. Ob
aber ettwan von iren vorderen eren lu̍t unnd
manns personen, so den lu̍ten werckenn weltind
und denocht des almuͦsens notturfftig werennd,
die mag man des zeichenns ze tragen wol erlassenn
unnd die pflaͤger hierinn ze handlen gwalt haben.
Ab der gassenRubricated
aller baͤttel in der statt Zu̍richPlace: , es syend von
heimschen oder von froͤmbden personenn, abgestelt
sin soͤlle, also das weder huß armen lu̍tenn,
froͤmbden noch heimschen werde nach gelassenn,
HußRubricated
ouch vor oder in den hu̍seren nit bëttlen oder
jemantz an hoͤu̍schen soͤllennd, unnd so dick einer
das u̍bertrit, sol im das allmuͦsen viij tagDuration: 8 days abgeschlagen,
er mag es ouch so offt tribenn, imm wurde gar
nit me gebenn werdenn.
StacioniererRubricated
anderer, es sye an der kilchen bu̍w unnd sunst,
wie die nammen habend, in oder usserthalb den
kilchen verku̍nt, noch uf ze nemmen, verwilliget
werdenn, soͤllichs soͤllennd die predicantenn
an der cantzel verku̍nden, unnd AnderesPerson: ,
der baͤttel vogt, ein uf sëhenn haben, das soͤlichs
werde gehaltenn.
ErmanenRubricated
das volck in den kilchen ermanen, ir almuͦsen
in die stoͤck allennthalb ze tuͤnd, und wer
da welt, win, korn, wullin oder linin tuͦch,
gelt unnd dero glichen den armen mitteilen,
der mag soͤlichs den pflaͤgeren hie zuͦ verordneten gebenn, oder ein jeder mag das,
wo hin er selbs gnad het und im sin gwu̍ssne
wißt, an leggenn.
ViijAmount: 8 schuͦlerRubricated
schuͦl nit mer dann achtAmount: 8 schuͦler, so uß der stat
gebiet a sind, die das allmuͦsenn neminnd. Und
soͤllennd die schuͦlmeister keinen an nemmen, dann
die zuͦ der leͤr sy gschickt bedunckt, unnd welche
sy also angenommen, soͤllennd sy die den verordneten erscheinen, unnd so die selbenn hierinn verwillgend, soͤllennd die schuͦler ouch der baͤttler
zeichenn tragen.
Froͤmbd
bëttlerRubricated
oder ander, so das allmuͦsen nemmen wellennd, sol
man hie durch die statt lassenn, doch inenn
nit gestattenn, das sy an der gassenn, vor den
hu̍serenn und kilchenn schryennd und bëttlend,
sunder sollennd sy, welcher vor mittagDuration: morning kumpt,
jetz zuͦ mal bis uf witteren bescheid in den spitalPlace:
zuͦ herberg han, dem selbigen, unnd ob er kind hat,
sol man zuͦ dem imbis muͦß und brot geben und
darnach by der tag zitDuration: day unverzogennlich von der
stat hinweg gan unnd u̍ber die nachtDuration: night nit bliben.
mittagDuration: afternoon kemind, die selben zum nachtmal glicher gstalt,
wie obstat, mit muͦß unnd brot gespißt und die
nachtDuration: night herberg gebenn werdenn und demnach amm
morgennDuration: morning hinweg gan und dannethin innert einem
halben jarDuration: 6 months on mercklich ursachenn nit mer in die
stat kommen.
er doch weder offennlich noch heimlich nit baͤttlenn
und das allmuͦsenn in der Ellenden HerbergPlace: nit nemmen,
dann welche darwider handletind, die selbenn
soͤllennd von den pflaͤgeren und bëttler vogt
mit des bëttler vogts turn oder sunst nach gstalt
der sach gestrafft werdenn.
Sunder
siechennRubricated
in der statt nit me bëttlen, sunder mogennd
die froͤmbden imm siechen hußOrganisation: vor der stat an
der SpanweydPlace: , wie bis har der bruch gwesen
ist, sich enthalten, doch moͤgennd sy zuͦ wienechtenDate: 25. December (feast day)
mit irem singen das guͦt jar in nemmen, nutdesterminder sol und mag ir knecht mit der
schaͤllen in der statt wie bis har das almuͦsen
sammlen.
Spendenn,
bruͦderschafftennRubricated
bruͦderschafftenn, daruf niemand gewidmet
ist unnd was jetz von cloͤsteͤren und pfruͦnden
fu̍r schiessen mag, getan unnd dem obman
sampt den vierAmount: 4 verordneten angentz unnd
unverzogennlich u̍berantwurt werdenn.
SpitalPlace: Rubricated
closterOrganisation: zum spital mache und darmit die stüben unnd
ettliche gmach zuͦ einer ellenden herberg verordnen.
OͤttennbachOrganisation: Rubricated
Blatter
lu̍tRubricated
ist, den armen blaterechten lu̍ten umb ein herberg
ze luͦgen, darinn man sy artznen moͤcht etcAbbreviation, habennd
sy die frowen an OͤttennbachOrganisation: darumb ersuͦcht, welche
sich guͦtwillig erzeigt unnd sich fru̍ntlich begebenn,
in soͤlichem minen herenn zuͦ wilfaren. Und ist
daruf in dem huß uff dem hof angesehen die selbenn
armen lu̍t ze artznen, soͤllicher gstalt, das die
frowen uß dem kloster alle tagRepeated duration: 1 day einem armenn
mentschen, die wil er in der artzny und krannck
lit, spiß gebenn soͤllennd, wie einer convent frowenn,
ob er so vil bruchen mag. Ob aber der artzet je zuͦ
zitenn, so man fisch isset, die selbenn verbutte, sol
man imm andere spiß von eyer, fleisch unnd dero
glich nach der artzetenn geheiß zuͦ schicken. Zuͦ dem
sol man jedem krancken alle tagRepeated duration: 1 day ein quertli winVolume: 1 quart wine
gebenn, unnd ob er zuͦ ziten kranckheit halb so vil
nit bruchen moͤcht, sol man imm uf zeichnen unnd
imm darnach, so er win trincken sol oder mag,
nach volgenn.
soͤlichen armen lu̍ten, deßglichen iren jungkfrowenn
mit bett gwand zuͦ versehenn.
DiennstmagtRubricated
oder pflegerin hier zuͦ tougenlich nemmen,
die soͤlicher armen lu̍ten pflëge, wu̍sche, wësche,
uß dem kloster spyß unnd tranck zuͦ trage
unnd alles, das inen notwendig ist, thuͤie.
Deren sol man nit witters ze gebenn schuldig
sin, dann wie einer anderen jungkfrowenn
imm kloster, essenn und trincken, doch mag sy
ir selbs spinnen.
In der lanntschafftRubricated
zuͦ versehenn, ist beraten, das angends ein gebot
in alle kilch spël uß gange, das nieman kein
froͤmbden bëttler lenger denn ein nachtDuration: uffenthalte.
oder sunst ir eigenn bottschafft in alle kilchspel
schicken und da selbs in by sin jedes lu̍tpriesters
unnd kilchen pflëgeren uf zeichnet werdenn,
was jede kilch, filial oder sunst capellen, die
ire vorderen gebuwen und begabet, fu̍r ein jërlichRepeated duration: 1 year
fu̍rschiessend gu̍lt habe, oder ob caplanyen da
werend, dero man mit der zit an sin moͤchte, [p. 15]Page break
damit die selben kilchgnossenn unnderwißt werdenn,
ordnung under inen selbs ze machen, dardurch ein
jedes kilch spel sine armen lu̍t versehe und nit
uff ein anderen schicken oder gan lassennd.
Die armen
ze erbennRubricated
mentschen ze trost das gemein allmuͦsen an gesehenn,
da by ist berett, wellicher das ze nemmen gezwungen
werde, es sye krannckheit, alters oder anderer ursachen
halb, der da vatter, muͦter, fru̍nd oder mag hat, die
inn von goͤttlichem und natu̍rlichem rechten hilff unnd
narung ze mitteilen schuldig sind, ouch des statt hand
unnd vermoͤgend, so sy es unnder lassend und man
inn uß disem allmuͦsen erziehen muͦß, das sy dann
nach des seͤlbigen tod unnd abgang ouch sines
verlassnen guͦtes, es sy dann vil oder wenig, nu̍t erbe[n]Damage through clipping (on the leaf margin), restored by analogyb,
sonnder des beroubt sin, unnd gedachtem allmuͦsen
volgen und werden lassen. Darnach wu̍sse sich ein
jeder zerichtenn.3
KindbetterinRubricated
ist unnd in den wachten sitzt, so ver sy dessin umb
gotz willen begert, sol man iren viij kopf winVolume: 8 köpfe wine gebenn,
muͦß unnd brot uß dem allmuͦsen, darzuͦ andere hilf,
je nach gelegennheit der sachen, bewisenn.
pflëgern rat, gunst, wu̍ssenn und willenn
zuͦ artznen sich verdingen wurdind und sust
in ander weg ettlicher ley kostenns uff das
allmuͦsen gan liessind, den wellend die genanten pflëger nit ußrichten, besunder verschaffen,
das sonderlich frëfen personen nach der sach gelëgenn heit gestrafft werdind. Darnach wu̍sse sich
mengklich ze richtenn.4
Notes
- Deletion by strikethrough: sind.↩
- Damage through clipping (on the leaf margin), restored by analogy.↩
- Üblicherweise wurde das Gebiet der Stadt in sechs Wachten unterteilt, vgl. Gilomen 1995, S. 341. Die hier als eigenständige Einheit aufgeführte Wacht KornhausPlace: wurde dabei der Wacht MünsterhofPlace: zugerechnet. Die Einteilung in sieben Wachten wurde in der erneuerten Almosenordnung von 1544 ebenfalls verwendet (StAZH A 61.1, Nr. 24).↩
- Es handelte sich dabei um fahrende Verkäufer von Reliquien und Heiligenbildern, vgl. Idiotikon, Bd. 11, Sp. 1847.↩
- Dass diese Bestimmung tatsächlich umgesetzt wurde, zeigt sich in den Abrechnungen des AlmosenamtsOrganisation: . Diese führen gelegentlich die Fahrhabe unterstützter Personen als Einnahmen auf. Vgl. Denzler 1920, S. 32.↩
- Direkt anschliessend beginnt die ebenfalls von der Hand Stadtschreiber Werner BeyelsPerson: stammende Ordnung der Stadt ZürichPlace: betreffend auswärtige Almosenempfänger (SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 157).↩
Regest