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SSRQ ZH NF II/3 99-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 3: Die Landvogtei Greifensee, by Rainer Hugener

Citation: SSRQ ZH NF II/3 99-1

License: CC BY-NC-SA

Ablösung des kleinen Zehnten der Pfarrpfründe Schwerzenbach

1665 January 27.

Bürgermeister und Rat der Stadt Zürich bewilligen der Gemeinde Schwerzenbach, sich vom kleinen Zehnten der dortigen Pfarrfründe auf Heu, Emd, Nüsse, Hanf, Flachs, Erbsen, Linsen, Hirse, Obst, Hühner und Schweine loszukaufen. Als Gründe werden der schlechte Wuchs des Heus in dieser Gegend, häufige Überschwemmungen der Glatt, Viehkrankheiten sowie die verunmöglichte Nutzung des Obstzehnten wegen des dürren Holzes genannt. Zur Ablösung hat die Gemeinde der Pfründe 1200 Gulden bezahlt. Der Verkauf wurde durch Hans Heinrich Rahn, Landvogt von Kyburg, und Samuel Egli, Vogt von Greifensee, durchgeführt. Als Bedingung wird genannt, dass Andreas Reif anstelle des Auskaufs von seiner neun Mannwerk grossen Wiese, genannt in der Widum, eine an die Widumwiese, an das Gemeinderied und an Heinrich Pfisters Keuschenwiese angrenzende, anderthalb Mannwerk grosse Fläche an die Pfründe grundzinsfrei als Eigentum übergebe. Dies ist in Anwesenheit des Amtsrichters Hans Denzler und des Kirchenpflegers Hans Heinrich Pfister geschehen. Der Pfarrer soll als Zugang zu dieser Wiese für Dünger und Vieh wie Andreas Reif die Riedstrasse über den Gemeindeweidgang benutzen, für Heu und Emb aber die Landstrasse. Der Weg hinter der Keuschenwiese soll durch Andreas Reif instand gehalten werden. Der Besitzer des Widumshofs soll der Pfründe wie von alters her den vollen Zins zahlen. Ausserdem verspricht die Gemeinde Schwerzenbach, die Baumaterialien für die nötig gewordene Renovation des Pfarrhauses zu liefern, wofür sie einen halben Mütt Kernen und einen Eimer Wein erhält. Beim Aussähen von Korn, Hafer, Roggen oder anderem Getreide auf den nun zehntfreien Wiesen soll trotzdem der grosse Zehnt bezahlt werden. Die Aussteller siegeln mit dem Sekretsiegel.

  • Shelfmark: StAZH C II 10, Nr. 1348
  • Date of origin: 1665 January 27
  • Transmission: Original (A 1)
  • Substrate: Pergament
  • Format h × w (cm): 73.5 × 32.0 (Plica: 6.5 cm)
  • 1 seal:
    1. Sekretsiegel der Stadt ZürichPerson: , wax in a wooden box, round, sealed on a parchment tag, well-preserved
  • Language: German

  • Shelfmark: PGA Schwerzenbach I A 8
  • Date of origin: 1665 January 27
  • Transmission: Original (A 2)
  • Substrate: Pergament
  • Format h × w (cm): 64.0 × 33.5 (Plica: 7.5 cm)
  • 1 seal:
    1. Sekretsiegel der Stadt ZürichPerson: , wax, round, slit with no seal, missing
  • Language: German

Zusammen mit anderen Gütern in SchwerzenbachPlace: war auch der Kirchensatz im Besitz des Klosters EinsiedelnPlace: Organisation: (SSRQ ZH NF II/3 39-1). Ab der Reformation mischte sich der Zürcher RatOrganisation: zunehmend in die Ausübung dieses Rechts ein, indem er nun jeweils einen neuen Pfarrer vorschlug und dem Kloster wiederholt vorwarf, das Pfarrhaus nicht genügend in Stand zu halten (Frei 2004, S. 51-60; HLS, Schwerzenbach). 1665 wurde dieser Streitpunkt beigelegt, indem sich das Kloster von seiner Unterhaltspflicht loskaufte (StAZH C II 10, Nr. 1349, Nr. 1351, Nr. 1353 und Nr. 1353 a). Parallel dazu bereinigte der Rat die ebenfalls umstrittene Frage der Zehntabgaben, indem er der Gemeinde SchwerzenbachPlace: Organisation: mit der vorliegenden Urkunde gestattete, sich von dieser Pflicht loszukaufen.

Edition Text


Wir, burgermeister und raath der statt ZürichPlace: Organisation: , thund khundt allermengklichem offenbahr mit diserem brieff, als dann
die unßeren der gmeind SchwertzenbachPlace: Organisation: , inn unßerer herrschafft GryffenseePlace: gelegen, vor unß erschinen und underthenig angehalten, wir innen umb den hoüw, emmbd, nußen, hanff, flachß, erpßen, linse, hirs, aller opß, hüner und (revreverenter) schwyn oder
söüw zeenden, der pfrund daselbst zu gehörig, inn gnaaden einen ußkauff gestadten wöltend, damit alle die ungelegenheiten unnd spän, so sich die zyth haro deßnachen erhebt, vermithen blyben möchtend.
Habend daruff wir, nachdem wir diß ihr begähren verstanden und aller sachen gstaltsamme nach nothurfft betrachtet, ob wohl wir die ußkauffung solcher gefellen nit gern zugelaßen, doch nüt desto weniger uff sollich ir gantz undertheniges unnd deemuͤdtiges bidten fürnemlich, aber auch nach gesetzter ursachen wegen,
innen hierinen gnedig unnd gönstig gewillfahret, alls nammlichen und deß ersten, wylen der höüw wachß der ënden eben gar schlecht und by gewonlichem überlauffen der GladtPlace: kranckheit und abgang deß vychs (revreverenter) verursachet; zum anderen, daß
wegen der thuͤre deß holtzes der opßzenden gar nit nach nothurfft genutzet werden kan, die pfrund aber ohne daß einen schönen opßwachß hadt; zum dridten, wylen jerlichRepeated duration: 1 year über den ynzug deß kleinen zeendes vil muͤh und uncösten ergeht; zum
vierten, daß die pfrund ein eigen ynbeschlossen pfrund gudt hadt, darinen zu pflantzung deß hanffs ein gantz kommliche unnd gudte gelegenheit sein soll; entlichen unnd daß fünfftens sonderlichen zu beobachten, daß gleich wir ann allen, also auch
grad an dißem orth wegen ynzugß unnd ußstoßung deß kleinen zeendes und darby gethribner vörthlen unnd gesüchen vil yffer, ergernuß unnd mißverstand zwüschent den herren pfahrherren und der gmmeind erwachsst und je ein theil dem anderen
die schuld zumisst, weliches aber alles vermitlist dißes ußkauffs abgeschnidten werden kan.
Unnd hiemit für unß und gemeine unsere stadt, auch von unserer pfrund SchwertzenbachPlace: wegen imm verschinnen monath jenner deß eintausent sechßhundert fünff und sechßzigisten jahrsDate: January 1665 uß unserem befelch und gegebner vollmacht durch underhandlung unserer besonderen gethröüwen, lieben mit-rethen Hanß Heinrich RahnenPerson: , gewesnen landtvogs der graffschafft KyburgPlace: , und Samuel EgliPerson: , vogt
obgedachter unserer herrschafft GryffenseePlace: , verkaufft und in crafft diß brieffs einer gantzen ehrsammen gmeind zu mehr besagtem SchwertzenbachPlace: Organisation: , inn obgedachter unser herrschafft gelegen, zekauffen geben den höüw, emmbd, nußen, hanff, flachß, erpßen,
linse, hirs, aller opß, hüner und (revreverenter) schwyn oder söüw zeenden uff dero in dem SchwertzenbacherPlace: pan gelegnen guͤdteren, allein darunder aber die GrindelwisPlace: und andere ußert dißem pan liggenden guͤdtere nit gemeint sein, sonderen nach fehrners
wir von altem haro den kleinen zeenden dißer pfrund zu lifferen pflichtig sein sollind. Und ist hieruff dißer kauff umb und für den obangedüdten kleinen zeenden halber zu gangen und beschechen umb einntausent zwei hundert guldin gudter unverrüffter unser der stadt ZürichPlace: müntzCurrency: 1200 guilders of Zurich und währung, weliche sy also bar sammbt einem vollkommnem zinnß erlegt, ußgricht und bezahlt habend, sagend deßhalben wir imm nammen mehr gedachter unßerer pfrund SchwertzenbachPlace: sy hierumb quit, frey,
ledig und loos.
Allso und dergestalten, daß von unnß ald unsern nachkommenden, auch den jewyligen pfahrherren daselbst, nun hinfüro über kurtz oder lang kein höüw, emmbd, nußen, hanff, flachß, erpßen, linsi, hirs, aller opß, hüner und (revreverenter) schwyn
oder söüw zeenden von und uff obangeregten güdteren nit mehr geforderet nach angesprochen werden, sonder dieselben güdter jetzt und ins könfftig deß höüws, embds, nußen, hanff, flachß, erpßen, linsi, hirs, alleß opßeß, hüner und (revreverenter) schwyn
oder söüw zenden halber frey sein sollind, von unß innammen gehörter unserer pfrund SchwertzenbachPlace: , von dem collatori und sonst mengklichem unverhindert und unansprechig, mit dem heiteren, ustruckenlichen anhang und geding, daß an stadt und zu
ußkauffs dißes kleinen zeendens Andreaß ReiffPerson: schuldig und verbunden sein solle, uß seinen besitzenden neün mannwerch wisenArea: 9 mannwerk meadow , in der WydumPlace: genant gelegen, anderthalb mannwerchArea: 1.5 mannwerk meadow , die allerbesten an einem stuck, nach belieben auslesen zu laßen, a–die
die
Corrected: die
–a der pfrund grundzinß und aller anderen beschwerden frey nach gefallen zenutzen und zenießen eigenthummlich zudienen und gehören söllind.
Daß dan auch sytherhar in gegen wesen Hanßen DäntzlersPerson: , ambts richter, und Hanß Heinrich PfistersPerson: ,
kilchenpflägers zu SchwertzenbachPlace: , beschechen, und stoßend die selben einersydts an Wydum AcherPlace: , andersyts unden an Hanß Heinrich PfistersPerson: Keüschen WisPlace: , dritens an daß gmeindt riedt und viertens oben an deß verkoüffers Wydum WisPlace: , jedoch
was stäg und wäg betrifft, die alten brüch unnd gwonheiten beobachtet werden, mit der erlütherung, wan der pfahrherr mit buw und vych in sein wisen fahren will, so soll er die RindtgaßPlace: ab und über der gmeind weidgang, midt
höüw und emmbd aber der landtstraaß nach fahren, wie Andres ReiffPerson: unnd die alten besitzere dißer wisen von altem har auch gethan. Hingegen soll der besitzer deß Wydum HoffsPlace: der pfrund, den völligen zinnß und was er sonsten von gedachts
hoffs wegen schuldig ist, glychwohl wie von altem har zuentrichten pflichtig sein. Waß dan die besitzere der Keüschen WisPlace: betrifft, so habend die selben mit dem hoüw durch die Wydum WisPlace: weg wie von altem har. Da dan Andareas ReiffPerson: insonderheit auch nach versprochen, den weg hinder der Köüschen WisPlace: also in ehren zuhalten, daß ein yewyliger herr pfahrer mit buw und vych zebenügen durch selbige fahren könne.
Demnach unnd die wylen unser pfahrhus daselbsten erbouwens
von nöthen, alß hadt ein ehrsamme gmeind zu dißem gantzen buw alles holtz, stein, sand, kalch, ziegel unnd was sonsten zuführen syn möchte, mit ihrer fuhr uff den platz zu lifferen versprochen, wohin man es begähren wirdt. Hingegen soll
innen zu einer ergetzlichkeit ein halb müdt kernenVolume: 0.5 mütt spelt und ein eimer wynVolume: 1 bucket wine gegeben werden, welliches dan alles by albreits verrichtetem buw erstadtet und werckstellig gemachet worden, also daß nun hinfüro deßelben halben sy nützidt wydters zethun
schuldig sind.
Endtlichen ist auch abgeredt, wan nun fürohin über kurtz oder lang von jetzt gehördten zeenden freyen wisen einn oder mehr ald etwas in den selbigen uffgebrochen und darin korn, haber, roggen ald andere frücht, so an die wis komend, wie die nammen haben möchtend, gesejet wurdend, daß alß dan sy, die gemeind, dem großen zeenden nüdt desto weniger die zeendens gebühr erstadten söllen, damit allerhand vörthel und geseüch und darus entspringende gezänck und uneinigkeiten erpart unnd
vermiten blyben, alleß gethrüwlich unnd ohn alle gefehrd.
Und deßen zu wahrem urkhundt, so habend wir unser stadt secret ynsigel offentlich an dißen brieff gehenckt, der geben ist den sieben und zewentzigisten tag jenner, allß man von
der gnadenrychen geburth Christi, unsers lieben herren und erlösers, gezelth eintausent sechßhundert sechßzig und fünff jahre
Date of origin: 27.1.1665 ()
.
[fol. v]Page break
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 17th century:]
Kaufbrieff
umb den höüw, embd, nußen, hanff, flachß, erpßen, linsi, hirß, aller opß,
heüner und (revreverenter) schwyn oder söüw zeenden der
gmeind SchwertzenbachPlace: Organisation:
[Dorsal notation above the line in a hand of the 18th century?:]
Datum den 27 jannuarii 1665Date: 27.1.1665 ()

Notes

  1. Corrected: die.