check_box_outline_blank zoom_in zoom_out
SSRQ ZH NF II/3 7-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 3: Die Landvogtei Greifensee, by Rainer Hugener

Citation: SSRQ ZH NF II/3 7-1

License: CC BY-NC-SA

Verpfändung der Herrschaft Greifensee an die Stadt Zürich

1402 October 25.

Graf Friedrich von Toggenburg, Herr über das Prättigau und Davos, schuldet dem Bürgermeister und Rat der Stadt Zürich 6000 Gulden, für die er jährlich einen Zins von 400 Gulden bezahlen soll. Aus diesem Grund versetzt er ihnen Stadt und Burg Greifensee mitsamt dem See und allen Leuten, Gütern, Rechten und Einkünften, wie sie von seinem verstorbenen Vetter Donat als freies Eigen auf ihn übergegangen sind. Um den Zins zu decken, kann Zürich sämtliche Einkünfte der Herrschaft einziehen. Sollten diese nicht ausreichen, wird der Fehlbetrag zum Kapital geschlagen. Für die Burghut können die Zürcher Bussen und Fallabgaben einziehen. Für allfällige Baukosten dürfen sie jährlich bis zu 20 Gulden auf die Pfandsumme schlagen. Der Graf kann das Pfand wieder auslösen, solange sein Burgrecht mit der Stadt Zürich währt, danach fällt es als Eigengut an Zürich. Solange er das Pfand nicht auslöst, darf er auch die Stadt Uznach sowie die Burg Grinau niemandem ausser den Zürchern oder ihren Eidgenossen übertragen. Der Aussteller siegelt.

  • Shelfmark: StAZH C I, Nr. 2466
  • Date of origin: 1402 October 25
  • Transmission: Original
  • Substrate: Pergament
  • Format h × w (cm): 64.0 × 28.5 (Plica: 7.0 cm)
  • 1 seal:
    1. Friedrich von ToggenburgPerson: , wax, round, sealed on a parchment tag, well-preserved
  • Language: German
  • Regest

Die Herrschaft GreifenseePlace: hatten die Grafen von ToggenburgOrganisation: 1369 für 7923 Gulden von den Herren von LandenbergOrganisation: gekauft (SSRQ ZH NF II/3 4-1). Trotzdem dauerte es wohl noch mehrere Jahre, bis Greifensee effektiv in den Besitz der ToggenburgerOrganisation: überging (SSRQ ZH NF II/3 6-1).

Schon vor der Verpfändung der Herrschaft GreifenseePlace: hatte Graf Friedrich von ToggenburgPerson: im Jahr 1400 mit der Stadt ZürichPlace: ein Burgrecht abgeschlossen (StAZH C I, Nr. 661). Das Burgrecht, mit welchem der Graf versprach, den städtischen Truppen seine Schlösser, Burgen, Städte und Dörfer offen zu halten, wurde 1405 erneuert (StAZH C I, Nr. 662).

Im gleichen Jahr erlaubte Friedrich von ToggenburgPerson: der Stadt, einige zur Herrschaft gehörende, aber abseits gelegene Rebberge in HerrlibergPlace: , GoldbachPlace: , FlunternPlace: und an er SpanweidPlace: für insgesamt 540 Gulden zu verkaufen, weswegen die Pfandsumme von 6000 Gulden auf 5460 Gulden reduziert wurde (SSRQ ZH NF II/3 9-1). Am 21. November 1414 wurde der Wert des Pfandes jedoch auf 7219 Pfund erhöht, weil die Stadt ZürichPlace: gegenüber dem ToggenburgerPerson: geltend machte, dass die Herrschaft nicht genügend Ertrag abwarf, um die vereinbarten Zinsen zu bezahlen (SSRQ ZH NF II/3 10-1). Aus der erhaltenen Abrechnung über die Jahre 1415 bis 1418 geht hervor, dass die Einnahmen wegen schwankender Getreidepreise fast immer niedriger ausfielen als der 1414 festgelegte Zins von 264 Gulden, sodass sich die Schulden des Grafen weiter anhäuften (SSRQ ZH NF II/3 14-1). In der Folge wurde das Pfand nicht wieder ausgelöst, sodass GreifenseePlace: dauerhaft unter Zürcher HerrschaftOrganisation: verblieb.

Nachdem ZürichPlace: in GreifenseePlace: an die Macht gekommen war, entsandte es ab 1402 einen Vogt, der wie seine Vorgänger im Schloss residierte und dort Gerichtstage abhielt. Auf diese Weise entstand die erste äussere, von einem obrigkeitlichen Vertreter vor Ort verwaltete Vogtei der Stadt ZürichPlace: (SSRQ ZH NF II/3 8-1, SSRQ ZH NF II/3 12-1 und SSRQ ZH NF II/3 13-1).

Edition Text


Wir, graff Fridrich von TogkenburgPerson: , her in BrettengoͤwPlace: und ze ThafausPlace: etcAbbreviation, tuͦn kunt allen, die disen brief sechent oder hoͤrent lesen, das wir von rechter und redlicher schuld wegen schuldig syen und gelten su̍llen dien erbern, bescheiden, unsern guͦten
fru̍nden und lieben burgern, dem burgermeister, dien raͤten und burgern gemeinlich der statt Zu̍richPlace: Organisation: , sechs tusent guldinCurrency: 6000 guilders guͦter und geber und vollen swerer an gold und an gewicht, die si u̍ns durch fru̍ntschafft verlichen hant, und oͧch dasselb gelt alles in u̍nsern redlichen nutz kommen
ist und wir da mit u̍nser verdorbenlichen schaden fu̍rkomen haben, des wir offenlich verjehen, von dem selben hoͧptguͦt der sechs tusent guldinCurrency: 6000 guilders wir und u̍nser erben und nachkomen dien vorgenvorgenanten von Zu̍richPlace: und iren nachkomen jerlichRepeated duration: 1 year uff sant MartisPerson: tagDate: 11. November (period) vier hundert guldinCurrency: 400 guilders guͦter und geber an
gold und an gewicht aͧn alles verziehen richten und weren su̍llen. Und das die selben von Zu̍richPlace: der vorgeseiten sechs tusent guldinCurrency: 6000 guilders hoͧptguͦtes und der zinsen, so da von vallen werdent, und alles kosten und schaden, so dar uf gat, als hie nach ist bescheiden, dester sicher syen, so haben
wir dien obgenobgenanten burgern Zu̍richPlace: mit guͦter vorbetrachtung und nach rat unser herren und fru̍nden ze einem rechten, redlichen und werenden pfand geben, versetzet und ingeantwu̍rt ane abslahen der nu̍tzen, die man ab dem hoͧptguͦt nu̍t rechnen sol, unser vesty, statt
und burg GriffensePlace: , das alles u̍nser fry eigen ist, mit dem se, der da bi gelegen ist, mit lu̍t und guͦt, mit allen nu̍tzen, stu̍ren, diensten, zinsen, gerichten, twingen und baͤnnen, kleinen und grossen, mit allen guͤtern und gu̍lten, mit reben, mit hu̍sern, schu̍ren, mit hofstetten,
mit aͤkern, mit wisen, mit holtz, mit veld, mit wunn, mit weid, mit steg, mit weg, mit wasser, mit wasserru̍nsen, mit vischentzen, mit wyern, mit buͦssen, mit einungen, mit vaͤllen und gelaͤsen, mit aller fryheit, ehafti, wirden und eren und mit allem recht, so dar zuͦ gehoͤrt und
in dehein wise dar zuͦ gehoͤren mag, als u̍nser vetter selig und wir das zuͦ der selben vesty genossen und her bracht haben nach dien stuken, als hie nach ist bescheiden.
Des ersten, das die vorgenvorgenanten von Zu̍richPlace: die vorgeseiten vesty und statt GriffensePlace: mit aller ir zuͦgehoͤrung,
als vor ist bescheiden, unwuͦstlich nach pfandes recht innhaben und niessen, besetzen und entsetzen su̍llent und mugent nach irem willen, von u̍ns, von u̍nsern erben und von menlichem von u̍nser wegen gentzlich unbeku̍mbert, all die wile, so wir oder u̍nser erben das von inen umb das vorgeseit hoͧptguͦt, umb zinse und umb kosten, so dar uf gat und geslagen wirt, nicht erlediget noch erloͤset haben, oͧch nach dien gedingen, als hie nach bescheiden ist. Und was von stu̍ren, von zinsen oder von allen andern nu̍tzen, so von dien guͤtern vallent, so zuͦ der obgenobgenanten vesty gehoͤrent, wir
bezalt moͤchten werden, von was sachen wegen sich das gefuͦgte, was dann dar an uss stuͤnde, das su̍llen wir und u̍nser erben dien obgenobgenanten von Zu̍richPlace: jerlichRepeated duration: 1 year unverzogenlich abtragen und usrichten ane widerred. Taͤten wir das nicht, so su̍llent und mugent die obgenobgenanten von Zu̍richPlace: den selben
abgang jerlichRepeated duration: 1 year uff die vorgenvorgenant vesty, uff das pfand unnd uff die sechs tusent guldinCurrency: 6000 guilders hoͧptguͦtes rechnen und slahen und dar uff haben ze gelicher wise als das vorgenvorgenant hoͧptguͦt.
Da bi sol man wissen, das all buͦssen, vaͤll, gelaͤs, dienst und einung dien obgenobgenanten von Zu̍richPlace: sunderlichen
volgen und beliben su̍llent an den kosten, den si ze burghuͦt ze GriffensePlace: haben muͦssent und su̍llent, oͧch die selben stuk an die vorgenvorgenant vierhundert guldinCurrency: 400 guilders zinsen noch an dem hoͧbtguͦt nicht abgerechnet noch abgeslagen werden.
Es mugent oͧch die obgenanten von Zu̍richPlace: an der vorgenanten
vesty und an der statt GriffensePlace: alle jar untz an zwentzig guldinCurrency: 20 guilders buwen, ob si das notdurftig dunket, und den selben kosten mugent sie alle mal uff das vorgeseit pfand ze hoͧptguͦt slahen und uff dem pfand haben. Wolten aber si fu̍rbz dasselbs u̍ber zwentzig guldinCurrency: 20 guilders buwen, das
su̍llent sie u̍ns oder u̍nsern erben kunt tuͦn. Woͤlten wir dann dar zuͦ nicht komen, so mugent si dann wol fu̍rbz u̍ber die zwentzig guldinCurrency: 20 guilders uff u̍nsern schaden buwen, als si dunket, das der obgenanten vesty und statt GriffensePlace: und inen notdurftig sy von u̍ns und u̍nsern erben unbeku̍mbert,
und den selben kosten su̍llent und mugent si oͧch uff das egenant pfand slahen und ze hoͧptguͦt rechnen, ob wir oder u̍nser erben den selben kosten nicht usrichtin noch ableitin.
Wir haben oͧch fu̍r u̍ns und u̍nser erben gelopt und verheissen bi u̍nsern tru̍wen und eren dien obgenanten von Zu̍richPlace:
die egenant burg und statt ze GriffensePlace: und alles das, so bi u̍nsers vettern seligen oder bi u̍nsern ziten dar zuͦ gehoͤret hat oder noch dar zuͦ gehoͤret, wie das alles geheissen oder genempt ist, unverzogenlich ze ledigen, ze loͤsen und ze entrihenCorrected: entrihtena an allen den stetten, do u̍nser vetter
selig, wir oder jeman ze u̍nser wegen die selben vesty, burg und statt, lu̍t, gu̍lt oder guͦt versetzt, verkoͧfft oder in dehein wise verku̍mbert hatten an all widerred.
Wir haben oͧch u̍ns selber und u̍nsern erben in disen sachen eigenlich verdinget und vorbehept, das wir die vorgeschriben vesty
und statt GriffensePlace: , den se und all ander lu̍t, gu̍lt oder guͤter, so dar zuͦ gehoͤrt, als das alles vorbenempt ist, von dien obgenobgenanten von Zu̍richPlace: und von allen iren nachkomen in der jarzal u̍nsers burgrechtes,1 so wir mit dien selben von Zu̍richPlace: haben, wider loͤsen mugen, weliches
tages oder weliches jares wir wellen, oͧch mit sechs tusent guldinCurrency: 6000 guilders guͦter und geber und vollenswerer an gold und an gewicht und mit den kosten, ob deheiner von zinsen oder von buwes wegen uff das obgenobgenant pfand geslagen und zuͦ den sechs tusent guldinCurrency: 6000 guilders gerechnet
wer, und mit dien versaͤssnen zinsen, der sich dann in dem jar der loͤsung erloͧffen hat, und su̍llen oͧch wir und u̍nser erben der von Zu̍richPlace: amptlu̍ten, die si dar zuͦ schikent, worten geloͧben, was si bi iren eiden sprechent, das der zinsen und des kosten von dien bu̍wen sy die uff dz
hoͧptguͦt geslagen und gerechnet sint an all ander bewisung.
Wer aber, das wir, u̍nser erben oder u̍nser nachkomen die vorgeschriben losung nicht taͤten innret der jarzal des vorgeseiten u̍nsers burgrechtes, so su̍llent u̍ns die vorgenvorgenanten von Zu̍richPlace: dannenhin enkeiner losung
gebunden sin ze tuͦn und su̍llent die selben von Zu̍richPlace: die vorgeschriben vesty und statt GriffensePlace: und alles das, so dar zuͦ gehoͤrt, als vor ist bescheiden, fu̍r ir eigenlich guͦt haben und niessen, besetzen und entsetzen, wie es inen fuͦgklich ist, von u̍ns, von u̍nsern erben und nachkomen
und von menlichem von u̍nser wegen gentzlich unbeku̍mbert, und haben oͧch fu̍r u̍ns, fu̍r u̍nser erben und nachkomen mit guͦten tru̍wen gelopt und verheissen, die vorgenvorgenanten von Zu̍richPlace: noch ir nachkomen nach der verzikung, als vorgeschriben ist, an der vorgeschriben vesty noch
an der statt GriffensePlace: , an dem se daselbs noch an keinen andern lu̍ten, gu̍lten, gerichten und guͤtern, so dar zuͦ gehoͤrt, als vor ist bescheiden, niemer mer ze beku̍mbern, anzesprechen, anzegriffen noch ze sinnen mit gerichten, geistlichen noch weltlichen, noch ane gericht, mit
worten noch mit werchen noch mit deheinen andern sachen, so jeman in dehein wise erdenken kan oder mag an all argelist.
Wir haben oͧch fu̍r u̍ns und u̍nser erben mit guͦten tru̍wen gelopt, das wir u̍nser vesty und statt ze UtznachPlace: und unser vesty GrinoͧwPlace: gen nieman
versetzen, verkoͧffen noch verpfenden su̍llen, dann gen dien von Zu̍richPlace: oder gen iren eidgnossenOrganisation: , all die wile, so wir GriffensePlace: , burg und statt, von den egenegenanten von Zu̍richPlace: nicht erlediget noch erloͤset haben. Losten aber wir die selben vesty und statt GriffensePlace: innret der jarzal u̍nsers
burgrechtes Zu̍richPlace: , so sol es umb UtznachPlace: und umb GrinoͧwPlace: bestan in aller der wise und masse, als der brief u̍nsers burgrechtes wiset, so wir mit dien von Zu̍richPlace: haben.2 Verzikte sich aber die losung umb GriffensePlace: , als vorgeschriben ist, so sol es aber umb UtznachPlace:
und umb GrinoͧwPlace: bestan, als u̍nser brief umb u̍nser burgrecht mit dien von Zu̍richPlace: wiset. Wir und u̍nser erben mugen aber nu und hie nach mit u̍nser march und mit u̍nsern guͤtern, die gen UtznachPlace: und gen GrinoͧwPlace: gehoͤrent, wandlen und tuͦn mit verkoͧffen und
mit versetzen, was u̍ns dann dunket, das u̍ns fuͦgklich sy ane geverde.
Wir, der obgenobgenant graff Fridrich von TogkenburgPerson: , haben oͧch fu̍r u̍ns und fu̍r all u̍nser erben und nachkomen mit guͦten tru̍wen gelopt und des offenlich ze den heilgen gesworn, alles das, so an disem
brief geschriben stat, war und staͤt ze halten und da wider niemer ze tuͦn noch schaffen getan in dehein wise an all argelist. Her u̍ber ze einem offennen, vesten urku̍nd, das dis vorgeschriben alles war und staͤt belib, so haben wir u̍nser insigel offenlich gehenkt
an disen brief, der geben ist an dem fu̍nf und zwentzigisten tag des andern herbstmanodes, do man zalt von Cristus geburt vierzehen hundert jar, dar nach in dem andern jareDate of origin: 25.10.1402.
[fol. v]Page break
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 16th century:]
Pfandbrief
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 16th century:]
Als uns der von TogenburgPerson:
GrifensewPlace: burg und statt versetzNotable spelling
haut.
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 16th century:]
1402Date of origin: 1.1.1402 – 31.12.1402
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 18th century:]
Ingrossiert

Notes

  1. Corrected: entrihten.
  1. Das Burgrecht des Grafen Friedrich VII. von ToggenburgPerson: mit der Stadt ZürichPlace: wurde am 20. September 1400Date: 20.9.1400 bis zum nächsten Georgstag (23. April 1401Date: 23.4.1401) und anschliessend für weitere 18 Jahre abgeschlossen (StAZH C I, Nr. 661; Regest: URStAZH, Bd. 3, Nr. 4383). Es wurde am 1. Juni 1405Date: 1.6.1405 nochmals um 18 Jahre (StAZH C I, Nr. 662; Edition: UBSG, Bd. 4, Nr. 2338; Regest: URStAZH, Bd. 4, Nr. 5008) und schliesslich am 26. März 1416Date: 26.3.1416 bis zum Tod des Grafen verlängert (StAZH C I, Nr. 663; Regest: URStAZH, Bd. 5, Nr. 6081).
  2. Zum Burgrecht des Grafen von ToggenburgPerson: mit der Stadt ZürichPlace: vgl. Anm. 1.