SSRQ SG III/4 258-1
Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, XIV. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons St. Gallen, Dritter Teil: Die Landschaften und Landstädte, Band 4: Die Rechtsquellen der
Region Werdenberg: Grafschaft Werdenberg und Herrschaft Wartau, Freiherrschaft Sax-Forstegg und Herrschaft Hohensax-Gams, by Sibylle Malamud
Citation: SSRQ SG III/4 258-1
License: CC BY-NC-SA
Glarus entlässt Werdenberg in die Freiheit
1798 March 11.
Metadata
- Shelfmark: StASG HA R.1-0-3d
- Date of origin: 19. c. Transmission: Abschrift (Doppelblatt)
- Substrate: Papier
- Format h × w (cm): 21.0 × 33.0
- Language: German
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Am 31. JanuarDate: 31.1.1798 und 1. Februar 1798Date: 1.2.1798 werden in den WerdenbergerOrganisation: Gemeinden mit Bewilligung des Landvogts VersammlungenTerm: abgehalten, in denen beschlossen wird, in jeder Gemeinde Ausschüsse zu wählen, die ein Bittschreiben an GlarusOrganisation: überbringen sollen mit dem Wunsch, in die FreiheitTerm: und UnabhängigkeitTerm: entlassen zu werden. Weiter wird entschieden, dass niemand etwas gegen die ObrigkeitTerm: , gegen AmtleuteTerm: oder GlarnerPlace: HintersassenTerm: unternehmen solle; vielmehr wolle man weiterhin treu und gehorsam bleiben (LAGL AG III.2421:101). Trotzdem berichtet der Landvogt von zunehmenden Unruhen (LAGL AG III.2421:102; AG III.2421:105). Am 4. Februar 1798Date: 4.2.1798 wird das erste Bittschreiben an Glarus gesandt (dieses erscheint sowohl im zeitgenössischen Druck, als auch bei der Edition von Senn unter dem Datum vom 11. Februar [StASG HA R.1-0-6.2, S. 1–4; Senn, Chronik, S. 308–311]. Reich geht davon aus, dass es sich bei Senn um einen Druckfehler handeln muss und es sich um das erste Bittschreiben vom 4. Februar handelt [Reich 1998, S. 43, Anm. 23]. Der Irrtum bei Senn besteht bereits im zeitgenössischen Druck, der ihm wohl als Vorlage diente. Da das zweite Bittschreiben als Antwort von Glarus auf das erste Bittschreiben erfolgt, muss das Datum im zeitgenössischen Druck falsch sein [Druck: StASG HA R.1-0-6.2, S. 1–4; ediert bei Reich 1998, S. 42–43 sowie Senn, Chronik, S. 308–311]).
Am 11. Februar 1798Date: 11.2.1798 wird auf die Reaktion von Glarus, das nach dem ersten Bittschreiben von den Werdenbergern eine klarere Formulierung ihrer Wünsche fordert, eine weitere BittschriftTerm: an GlarusOrganisation: eingereicht (StASG HA R.1-0-6.2, S. 5–9, gedruckt bei Reich 1998, S. 43–45 sowie Senn, Chronik, S. 311–315). Am 16. FebruarDate: 16.2.1798 äussern die Werdenberger in einem Schreiben an Glarus mit deutlichen Worten ihre Enttäuschung über die halbherzigen Zusagen seitens Glarus betreffend die Entlassung in die Unabhängigkeit. Sie stossen sich an der Glarner Forderung, zuerst wegen der obrigkeitlichen Güter in weitere Verhandlungen treten zu wollen (StASG HA R.1-0-6.2, S. 11, 13–14; LAGL AG III.2421:106).
Am 11. März 1798Date: 11.3.1798 () erhalten die WerdenbergerOrganisation: von GlarusOrganisation: ihre FreiheitTerm: unter dem Vorbehalt, dass Glarus über ihre obrigkeitlichen Güter weiter bestimmt (vgl. das Landsgemeindeprotokoll LAGL AAA 1/87 S. 428 sowie den Eintrag im Ratsprotokoll vom 8. März 1798Date: 8.3.1798 () [LAGL AAA 1/82]). Am 22. März 1798Date: 22.3.1798 () erhält der Landvogt von Glarus den Auftrag, die Untertanen aus dem Eid zu entlassen (LAGL AAA 1/82) und Zahlungsrückstände von Fällen, Fasnachtshennen u. a. einzuziehen. Am 11. AprilDate: 11.4.1798 () wird der Landvogt durch Glarus entlassen und der Rat beschliesst, zwei Gesandte zur Regelung des Übergangs nach Werdenberg zu senden (LAGL AAA 1/82). Zu den geschichtlichen Ereignissen vgl. ausführlich Berger/Niederer 1897, S. 49–55 [vornehmlich nach Senn, Chronik]; Beusch 1918, S. 108–111; Gabathuler 1981; Reich 1998, S. 36–52; Schindler 1986, S. 326–333 sowie die Dokumente im Dossier LAGL AG III.2421. Dass der Landvogt wirklich Hals über Kopf aus Werdenberg geflüchtet ist, worauf Glarus seine Untertanen in die Freiheit entlässt, wie dies in der Literatur nach zeitgenössischen Berichten gern dargestellt wird, kann anhand der Ratsprotokolle nicht belegt werden. Landvogt Freitag bleibt zumindest bis Mitte April in Werdenberg).
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Zur Entlassung der Bewohnerschaft von Hohensax-GamsOrganisation: in die Freiheit vgl. SSRQ SG III/4 259-1; zu Sax-ForsteggPlace: vgl. Einleitung, Kapitel 2.12.
Edition Text
Regest
Landammann, Rat und Landleute von Glarus urkunden, dass sie die Angehörigen der Landvogtei Werdenberg in die Freiheit entlassen. Sie behalten jedoch die Güter und lassen diese durch einen Verwalter besorgen, bis sie alles zusammen oder stückweise verkaufen. Als Schweizer sollen die Werdenberger treu bleiben und in allen Kriegszügen mit ihrer Mannschaft die Eidgenossenschaft verteidigen.