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SSRQ SG III/4 138-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, XIV. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons St. Gallen, Dritter Teil: Die Landschaften und Landstädte, Band 4: Die Rechtsquellen der Region Werdenberg: Grafschaft Werdenberg und Herrschaft Wartau, Freiherrschaft Sax-Forstegg und Herrschaft Hohensax-Gams, by Sibylle Malamud

Citation: SSRQ SG III/4 138-1

License: CC BY-NC-SA

Glarus bestätigt die Ehrlichkeit der Einwohnerschaft in Werdenberg und bewilligt eine Fahne (Fähnlibrief)

1565 April 29.

Landammann, Rat und Landleute von Glarus urkunden, dass vor der Landsgemeinde in Schwanden die Abgeordneten der Landleute der Landvogtei Werdenberg, Ammann Andreas Gasenzer, Weibel Felix Mader, Paul Schwarz, Hans Tischhauser und Mathias Wolf, erschienen sind. Sie bitten die Landsgemeinde, ihnen eine Urkunde auszustellen, dass sie ehrliche, treue und gute Untertanen seien. Vergangene Ungehorsamkeiten ihrer Väter sollen ihrer Ehrbarkeit nicht mehr schaden. Auch bitten sie die Obrigkeit, ihnen eine Fahne zu verehren, damit sie sich in Kriegszeiten und bei Kriegszügen ordentlich zeigen und darstellen können. Seit der Ungehorsamkeit ihrer Vorväter gegenüber ihrem Landesherrn werden sie in der Nachbarschaft als meineidige, ehrlose Leute angesehen, was ihnen schadet. Da sie laut Gnadenbrief von 1525 nie als meineidige, ehrlose Personen angesehen wurden und auch heute keine Schuld mehr tragen, bestätigt Glarus der Einwohnerschaft ihre Ehrlichkeit und bewilligt ihnen eine Fahne für Kriegszeiten. Die Glarner Landsgemeinde hat das Recht, einen Werdenberger Landsmann als Fähnrich zu wählen, und wählt Paulus Schwarz zum ersten Werdenberger Landesfähnrich.

Die Aussteller siegeln.

  • Shelfmark: OGA Grabs O 1565-1
  • Date of origin: 1565 April 29
  • Transmission: Original
  • Condition: Wasserflecken
  • Substrate: Pergament
  • Format h × w (cm): 65.0 × 49.0 (Plica: 11 cm)
  • 1 seal:
    1. GlarusOrganisation: , wax with margin, round, sealed on a parchment tag, fragmentary
  • Language: German
  • Editionen

  • Shelfmark: StAZH A 247.8.1, Nr. 3
  • Date of origin: 1719 January 1 – 1722 January 1
  • Transmission: Abschrift (2 Doppelblätter)
  • Substrate: Papier
  • Language: German
  • Shelfmark: LAGL AG III.2458:025
  • Former shelfmark: LAGL IX. 308
  • Date of origin: 1720
  • Transmission: Abschrift (2 Doppelblätter, 7 Seiten beschrieben)
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 21.0 × 33
  • Language: German

Der sogenannte FähnlibriefTerm: ist eine Folge der Ereignisse von 1525Date: 1525 (vgl. dazu ausführlich SSRQ SG III/4 110-1). Der Werdenberger Bewohnerschaft wird damit ihre EhrbarkeitTerm: bestätigt, die seit 1525 besonders in den benachbarten Ländern angeschlagen ist, und sie werden mit einem eigenen BannerTerm: beehrt.

Edition Text


Wir, der landtamman, rath und gemein landtlüth zuͦ GlarusOrganisation: , bekhennend unnd thuͦnd khundt allermenncklichem offenbar hiemit disem brieff, das alsdan wir uff hütt, den letsten
sontag im aprellen, do man zallt nach der geburt ChristiPerson: thusent fünffhundertsechßtzig und fünff jare
Date of origin: 29.4.1565
, zuͦ SchwandenPlace: , an einer offnen landtsgmeindTerm: nach altem, loblichem bruch und jarlicherRepeated duration: 1 year gewonheit unsers gemeinen landts sachen wegen by einanderen versampt gewesen, alda für uns an ein offne landtsgmeind kommen und erschinen sind unser lieb und gethrüw underthonen, burger und lanndtlüth uß unser
herrschafft Wärdenberg
Organisation:
, mit namen Andres GassenßerPerson: , ammannTerm: , Felix MaderPerson: , weybellTerm: (beid gesagter gstalt unser amptslüthTerm: daselbs), Pali SchwarzPerson: , Hans TischhuserPerson: und Mathyas WollffPerson: , als verordnete sandtbottennTerm: ,
und liessent in namen gemeiner burgeren und landtlüthen unser vorgemelter herrschafft WärdenbergOrganisation: mundtlichen fürtragen und anzeigen ein sach, die sich vor jaren zuͦ den unrhuͦwigen zythen, so sich fast allenthalben inn Tütscher NationPlace: 1 under den underthonen erhuͦbent, ungefelligklichen begeben und zuͦgetragen.
Namlich, das sy, unsere underthonen, burger und landtluth zuͦ WärdenbergOrganisation: (die dozmalh warent), ettwas unbillichen
vorhabens unrecht für die hannd genommen und sich wider unns als iren rechten, natürlichen oberherren ettlicher dingen unbesinntlich in ungehorsame gelegt. Darus sy gegen unns domalen in ungnad und straf gefallen
und aber doch uß gnaden mit inen gehandlet worden (luth eines brieffs, darumb ufgericht)2. Diewyl aber jetz ouch inen, so sidhar uferwachßen, ennetthalb RynsPlace: und sonst usserthalb landts, fürgezogen, verwissenn
und gescholtten werden, sy sygend meineydtTerm: lüth, die ir eydt und eerTerm: an uns als iren herren nit erstattet und solliche schmächliche, unehrliche zuͦmässungen offt mitt großer beschwerd und hertzlichem beduren hören
müßen. Allwyl sy sich mit offnem urkhundt unser hierüber erkantnuß und das wir sy für fromme, ehrliche und thrüwe underthonen haltten und erkennen, nit entschlachen und verantwurtten mögenn.
Unnd so
sy nun als die sidhar uferwachßen nach ouch ire nachkommen deß beschechnen überträttens nützit vermögend, deßhalber ouch billich nützith entgelltten söllen, so belannge ir aller gemeiner burgeren und landtlüthen unser graffschafft WärdenbergOrganisation: gantz demüthig, underthenig und hochflyßig pitt an uns als iren rechten, natürlichen oberherren, deren eigen lüth und underthonen sy sygennd, inen schrifftlich und mit sigel bekrefftiget urkhund günstigklichen mitzetheilen, das wir sy für fromme, redliche und thrüwe underthonen (als sy dan nit anderst verhoffen) achten und haltten und das vergangen inen an eerenTerm: unschädlich syn sölle,
damit sy sich nach eeren notturfft, wie frommen, biderben underthonen gebürt, veranttwurtten tetten und entschlachen können, dan sy nit anders gesinnet, dan fürbaßhin (wie ouch bißhar by ir zyth beschechen), alles,
das jemer und allweg ze thuͦn und ze erstatten, so thrüwen, willigen underthonenTerm: und eignen lüthenTerm: gegen iren rechten, natürlichen herren ze thuͦn zuͦ staat und sy jeder zyth schuldig und pflichtig sind etcAbbreviation.
Danne
ouch diewyl sy bißhar in kriegsuflöuffenTerm: , zügenTerm: und nöthenTerm: dehein zeichenTerm: ald fenndlinTerm: sich gebruchen und füren mögen, sy aber da am anstoßTerm: des RynsPlace: unnd ennd der EydtgnoschafftPlace: gelägen, und wo sich unrhuwenTerm:
und kriegsempörungenTerm: erheben oder sy inn gemeiner EydtgnoschafftPlace: sonderbaren orthen ald unsers eignen landts nöthenTerm: zuͦ hilffTerm: und bystannd ervorderen, ufzesyn und uszuͦziechen geheissen wurden (da
sy dan ir lyb, ir läbenn, guͦt und bluͦt als schuldige, thrüwe underthonen yeder zyth gern darstrecken wellten), one zeichen und fenndlin wenig ordnung und anmuͦths gewunnen und geben wurde.
Und dan ouch
ettlich herrschafften und gemeinTerm: und sonderbar vogttyenTerm: der EydtgnossenOrganisation: , die dise lanndtschafft WärdenbergPlace: mit der mannschafftTerm: nüt überträffen, eintweders mit panerTerm: oder fenndlin befryetTerm: , so syge ouch
ir, aller burgeren unnd lanndtlüthen unser vilgesagten grafschafft und herrschafft WerdenbergPlace: , gantz underthenig und höchst pittenn an uns als ire rechte, eigne oberkheit, sy ouch uff dißmalh mit einem zeichen
und fenndlinTerm: gnädigklichen zu vereerenTerm: , ze befryen und ze begaben, damit sy sich inn gemeinen und sonderbaren kriegssachenTerm: und empörungen dester ordenlicher und krieglicher yerderNotable spelling zyth ouch erzeigen
und darstellen konnen etcAbbreviation.
Unnd so wir söllich, ir underthenig, ernstlich pitt unnd begeren beider stucken der lenge nach und mit mer worten (die alle hie zuͦ mellden nit von nöthen) verstanden, haben
wir uff den ersten anzugTerm: , den darumb vor jaren ufgerichten, besiglotten brieff (so wir by unseren handen) offentlichen verläsen lassen etcAbbreviation. Und so wir nun uß sollichem brieff nit vermercken, das inen,
unseren gesagten underthonen, domalen uferlegt, das sy meyneydtTerm: lüth erkhennt ald söllennd gehaltten werden, sonder sy an ettwas altten rechtsamungen gfält, überträtten und darumb gestraft wordenn.
Ouch die gegenwürttigen, so jetz inn läben sind und ire nachkommenden, an dem vergangen gantz und gar dehein schuld tragen, sonder sich thrüwlich, gehorsammlich und gewärtig bißhar allweg bewisenn
und fürther ze thuͦn (als wir inen das wol verthruwennd), sich underthenigklichen darbiettent.
So erlütherennd und bekhennend wir uns hiemit, das wir, offtgemellte, disere, unsere underthonen, haltten und das inen obangezogner, vergangner fälerTerm: weder denen,
so jetz inn läbenTerm: sind, nach denen, so innkhünfftigem syn werden, gantz und gar dehein nachtheil gebären, sonder inen an eeren, an eydt und inn all ander weg unschädlich, unufheblich und verwissenlich
syn sölle gegen allermencklichem, jetz und hienach, zuͦ allen zythen, doch diser hievor angezogner und verhörter brieff irer entzychungTerm: halber und sonst fürbaßhinTerm: und allweg also in krefften gentzlich beston und
plyben, alles inn krafft diß brieffs.
Unnd danne deß anderen artickels halber, das zeichen unnd fenndlinTerm: betreffende, diewyl sy denocht, so nach am anstoßTerm: gelägen, da sich glych ettwas empörungTerm:
und uflouffsTerm: erheben möchte, und sy sich ouch inn nöthenTerm: und kriegenTerm: einer loblichen EydtgnoschaftPlace: und besonders unsers landts GlarusOrganisation: thrüwlich darzeträtten, jeder zyth frywillig ze syn darbiettennt und erzeigennd, wir uns ouch deß zuo inen versechennd, so haben wir ir pittlich begeren nit weigeren nach abschlachen können, sonder inen den dickgenanten, unseren thrüwen, lieben underthonen, burgeren
und landtlüthen unser eignen herrschaft Werdenberg
Organisation:
, ouch allen iren eewigen nachkomen, für uns und aller unser nachkommen, gunstigklichen ein zeichenTerm: , nammlich ein fenndlinTerm: von guoter sydennTerm:
geschennckt, verehret und begabet, darinn das allt Werdenbergisch waapenTerm: , ein schwartzer phauTerm: im wyßen felld,3 sol gemacht, gestelt und gefuͦrt werdenn. Also das sy und all ir nachkommen deß fürhin
jemer und eewigklichenn von uns gefryet und genoß syn und plyben söllenn, one inred und intrag menncklichs, doch mit disen nachvolgenden anhengen und vorbehalttungen:
Erstlich das wir,
gmein landtlüth zuͦ GlarusOrganisation: , allwegen ein fennderichTerm: an einer landtsgmeindTerm: mit meerer handTerm: (doch uß inen, gemeinen burgeren und landtlüthen zuͦ WerdenbergOrganisation: ) selbs wollen dargeben und verordnen, der uns dan zuͦ söllichem eerenamptTerm: ehrlich und redlich beduncken und gfallen wirt und habennd grad erstlich und uff dißmals an diser landtsgmeindt zuͦ einem fennderichen erweltTerm: unseren
lieben, gethrüwen, obgemelten Pali SchwartzenPerson: , der dan und andere, so inkünfftigem darzuͦ erkhießtTerm: werden, zuͦ dem fenndlinTerm: schweeren und loben söllen, wie kriegsbrüchlich unnd gebürlich ist.
Zum
anderen sol sich das fenndlin hinder unserem landtvogt zuͦ WerdenbergPlace: uff dem schloßTerm: jeder zyth behallten und liggen. Und wann sich empörungen, krieg und noth (darvor unß gott, der allmechtig, ewigklichen uß gnaden verhuͤten welle) zuͦtragen und unser landtvogt sy uß unserem bevelch uf syn ald uns zuͦ hillff und bystannd zuͦ ze ziechen, ufmanen und ervorderen wurde, als dan sol von einem
lanndtvogt inen das fenndlin zuͦ handen des verordneten fennderrichenTerm: jeder zyth zuͦgestelt unnd übergeben werdenn, sy dasselbig zuͦ velldTerm: tragenn, darunder ziechen und reissennTerm: . Und nachdem
die unrhuͦwenTerm: gestillet, angesteltTerm: ald befridet, und man widerumb zuͦ huß züchtTerm: , sol allwegen das fenndlin widerumb uff das schlossTerm: an die gwarsamiTerm: zuͦ handen eines landtvogtsTerm: getragen und beleittet
werden.
Zum dritten, ob sich zuͦ truͤge, das sy, unser gethrüw, lieb underthonen, burger unnd landtlüth zuͦ WerdenbergOrganisation: , mit söllichem fenndlin zuͦ unns in das velldTerm: zugindt, so haben wir unns
vorbehaltten, das wir alsdan dasselbig fenndlin unserem guͦt beduncken und gfallen nach underschlachenTerm: und dieselbigen ußzognen kriegslüthTerm: under unserm panerTerm: ald fenndlin, wie wir den
zemalh zuͦ felld und zuͦ kriegTerm: zogen, ziechen heissenn und liggen lassen wellen und mögen.
Unnd zum letsten, so habennd wir unns ouch luther vorbehalttenn, so und sich die vilgesagten, unsere underthonen, burger und landtlüth zuͦ WerdenbergOrganisation: , über kurtz oder lanng ungehorsamm, widerspennig ald einichs muͦtwillens und unrechtens und nit fromme, thrüwe underthonen und eigen lüth irer
pflicht nach schuldig sind, haltten, fürnemmen und erzeigen wurdenn, deß wir uns doch zuͦ inen deheins wegs, sonder aller thruw, gehorsams unnd guotes versechennd, das wir alsdan oder unsere nachkommen inen disere bewißne eeren, gethat und fryheit deß zuͦgelaßnen und geschennckten fenndlins wol widerumb ufheben, hinnemmen und entsetzenTerm: und nach irem verschulden unnd verdienen
als unsere eigne lüth und underthonen ferer straffenTerm: und nach unserem gefallen und guͦtbeduncken mit inen handlen und fürnemmen mögen.
Unnd zuͦ beschluß, so sol ouch diß alles, wie hieob
geschriben und von uns vergunt und verwilliget worden, uns, gmeinen landtlüthen, weder uns noch unseren eewigen nachkommen an unseren rechtsamungen, eygenschaffttenn, fryheitten, herrligkeitten und gerechtigkeitten unser graffschafft und herrschafft WerdenbergPlace: deheins wegs schädlich nach vergriffennlich syn. Unnd aller obgeschribner dingen zuͦ waarem, vesten urkhundt, so
habenn wir, obbemeltte landtamman, rath und gmein landtlüth zuͦ GlarusOrganisation: , unsers lanndts das gröst insigel henncken lassen an disen brieff, der geben ist uff sontag vor ingenndem meyenn,
was der nun und zwenntzigist tag monats aprilis, im jar, do man zallt nach der geburt ChristiPerson: , unsers einigen erlösers und seligmachers, thusennt fünffhundert sechßtzig und fünff jare.
Date of origin: 29.4.1565
|Page break
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 16th century:]
14.
Anno 1565, am letzten sonntag im apraprilDate: 29.4.1565, erschienen
an der landsgemeindeTerm: in SchwandenPlace: der ammanTerm: Andres
Gasenzer
Person:
, der weibelTerm: Felix MaderPerson: , Paul SchwarzPerson: ,
Hans TischhauserPerson: uund Mathias WolfPerson: als abgeordnete der grafschaft WerdenbergOrganisation: und stellten
ein zweifaches gesuch. Erstens baten sie um ausstellung einer schriftlichen urkunde, das sie nicht, wie
ihnen früherer unruhenTerm: wegen oft vorgeworfen worden,
ehr-Term: und eidlose, sondern vielmehr fromme, ehrliche
uund treue unterthanen seien. Und zweitens hielten
sie um ein eigenes fähnleinTerm: an. Beide bitten
erfüllte die Glarnersche landsgemeinde und
gestattete den WerdenbergernOrganisation: , bei militerischen
auszügen ein fridens fähnleinTerm: mit dem schwarzen pfauTerm: im weissen felde zu führen, das eben
auf dem schloßeTerm: aufbehalten a und jedesmal Deletion with text loss (1 word)b dort abgehaltenCorrection below the line, replaces: aufbehaltenc werden muste.
[Registratur’s sign on the reverse side:] Nr 4; No 14

Notes

  1. Deletion: werden.
  2. Deletion with text loss (1 word).
  3. Correction below the line, replaces: aufbehalten.
  1. Vgl. dazu SSRQ SG III/4 110-1.
  2. SSRQ SG III/4 110-1.
  3. Offenbar das Wappen, unter dem die Werdenberger in den Krieg ziehen. Nach Hilty 1898, S. 13, ist es das Werdenberger Stadtwappen, da die Landleute kein Wappen besitzen.