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SSRQ ZH NF I/2/1 238-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, by Bettina Fürderer

Citation: SSRQ ZH NF I/2/1 238-1

License: CC BY-NC-SA

Urteil im Konflikt um die Reihenfolge der Forderungen der Gläubiger des Hans Stolleisen aus Winterthur

1525 May 30 – July 10.

Der Statthalter des Schultheissenamts und beide Räte von Winterthur urteilen im Konflikt zwischen den Gläubigern des Hans Stolleisen und Anna, seiner Ehefrau, mit ihrem Vogt Christian Laubi. Wolf von Landenberg, Hans Meyer und Hans Bosshart legten dar, dass vor einiger Zeit ein Zahlungsaufschub für ausstehende Zinsen bis Mai vereinbart worden sei. Von Landenberg und Bosshart seien Stolleisens Mitschuldner für 500 Gulden geworden und hätten ausstehende Zinsen begleichen müssen, Meyer und Bosshart hätten sich für Stolleisen gegenüber der Stadt Zürich um 50 Gulden verbürgt und ihm Bargeld gegeben. Sie forderten, bei der Bezahlung der Ausstände vorrangig behandelt zu werden. Meister Jörg Scherer machte geltend, dass er mit anderen zusammen um 100 Gulden Mitschuldner für Stolleisen gegenüber Anna Nussberger geworden sei und das angeblich bis auf den Grundzins unbelastete Unterpfand bereits Felix Schitenberg um 100 Pfund Haller zum Pfand gesetzt worden sei. So hätten die Mitschuldner das Unterpfand auslösen und Anna Nussberger ausstehende Zinsen zahlen müssen, wobei das Unterpfand die entstandenen Kosten nicht abdecke. Scherer berief sich auf die Bestimmung der Schuldurkunde, nach der Stolleisen seiner Gläubigerin eingeräumt habe, in diesem Fall seinen übrigen Besitz zu pfänden. Dagegen erwiderten von Landenberg, Meyer und Bosshart, dass Scherer lediglich eine Wiese verschrieben sei, die er pfänden dürfe. Hans Wepfer von Stammheim meldete ebenfalls Ansprüche an, da er für Stolleisen um 85 Gulden gegenüber dem verstorbenen Melchior Zur Gilgen gebürgt habe und durch ein Urteil des Bürgermeisters und Rats von Zürich zur Zahlung verpflichtet worden sei, dagegen seien ihm durch Urteilsspruch des Schultheissen und Rats von Winterthur 30 Gulden und eine Silberkette zugesprochen worden. Auf Bitten des Kleinen Rats und Bossharts habe er jedoch Zahlungsaufschub gewährt. Nun forderte Wepfer, bei der Bezahlung der Schulden zuerst berücksichtigt zu werden. Dagegen wandten von Landenberg, Meyer und Bosshart ein, dass Wepfer sein erlangtes Recht nicht binnen Jahr und Tag verfolgt und durchgesetzt habe, wie es das Stadtrecht verlange, um vorrangig berücksichtigt zu werden. Anna Stolleisen bat für sich und ihre Kinder um Aufschub in der Hoffnung, ihr Ehemann werde bald kommen und jeden zufriedenstellen. Der Statthalter des Schultheissen und beide Räte entscheiden, dass gesiegelte Zinsverschreibungen in der Reihenfolge ihres Ausstellungsdatums berücksichtigt werden sollen. Wepfers Ansprüche haben Vorrang vor denen Wolfs von Landenberg, Hans Bossharts und Hans Meyers, weil sie älter sind und Wepfer unter Vorbehalt seiner Rechte auf Bitten des Schultheissen und Rats Zahlungsaufschub gewährt hat. Danach sollen die ausstehenden Arbeitslöhne derer berücksichtigt werden, deren Ansprüche nicht älter als ein Jahr sind, danach die Forderungen der Stadt Winterthur Steuern und anderes betreffend, danach die Forderungen der Amtleute, die Bussgelder, Abzugsgebühren und Jahrzeitstiftungen einziehen, und aller anderen Gläubiger, die Bürgerrecht besitzen. Falls anschliessend noch Vermögen vorhanden wäre, sollen die Auswärtigen berücksichtigt werden. Wolf von Landenberg, Hans Bosshart und Hans Meyer kündigen Appellation gegen dieses Urteil an Bürgermeister und Rat von Zürich an. Die Aussteller siegeln mit dem Sekretsiegel des Rats der Stadt Winterthur. In einem Zusatz wird vermerkt, dass das Appellationsverfahren zwischen Wolf von Landenberg und Hans Wepfer mit einem Vergleich endete.

  • Shelfmark: StAZH A 155.1, Nr. 81
  • Date of origin: 1525 May 30 – July 10 (Das Urteil datiert vom 30. Mai 1525, das Appellationsverfahren datiert vom 10. Juli 1525.)
  • Transmission: Original, Heft (6 Blätter)
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 22.0 × 32.5
  • 1 seal:
    1. Rat der Stadt WinterthurOrganisation: , wax, round, applied, missing
  • Language: German

  • Shelfmark: STAW AG 92/1/88
  • Date of origin: 1525 May 30
  • Transmission: Entwurf (2 Doppelblätter)
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 22.0 × 32.0
  • Language: German

Die Reihenfolge der zu berücksichtigenden Forderungen gegenüber säumigen Schuldnern hing von verschiedenen Faktoren ab, neben der Art der Ausstände (Renten, Darlehen, Löhne, Steuern, Bussgelder, Gebühren etc.) und der Dauer der Verbindlichkeiten beispielsweise ob ein Gläubiger schon früher gegen den Schuldner gerichtlich vorgegangen war (StAZH F II a 466, fol. 375r-377r, Urteilsspruch vom 26. Juli 1447). Auch die Herkunft der Gläubiger spielte eine Rolle, so waren Angehörige der Gemeinde HettlingenPlace: WinterthurerPlace: Bürgern gleichgestellt (STAW B 2/8, S. 139, Urteilsspruch vom 28. März 1530) und KyburgerPlace: hatten Vorrang vor Personen aus dem übrigen ZürcherPlace: Untertanengebiet (STAW B 2/8, S. 251, Urteilsspruch vom 24. November 1551).

Das vorliegende Urteil wurde von der Partei der Gläubiger im Rahmen des Appellationsverfahrens vor Bürgermeister und Rat der Stadt ZürichPlace: Organisation: eingereicht und ist daher im Staatsarchiv Zürich überliefert. Die Gläubiger klagten abermals vor beiden Räten von WinterthurPlace: Organisation: , die am 2. Juli 1526 das Urteil bestätigten und präzisierten, namentlich dass Forderungen, die aus verbrieften Zins-, Schadlos- und Schuldbriefen resultieren, zuerst berücksichtigt werden sollten. Die Auslagen des zum Vogt der Ehefrau des Gläubigers bestellten Christian LaubiPerson: sollten erstattet werden, «die will ein jetlicher nit anders vogt sin soͤll dan sinem guͦt one schaden» (STAW B 2/8, S. 93). StolleisensPerson: Gläubiger liessen sich erläutern, «wie sy faren und Hans StolisenPerson: ligend und varend guͦt soͤlen angrifen, darmit sy zuͦ irer bezalung komen moͤgin, ouch weder zuͦ lutzel oder vill tu̍egint.» Man ordnete an, dass die beiden Gantmeister das bewegliche und unbewegliche Vermögen des Schuldners einziehen, verkaufen und den Erlös in Verwahrung nehmen sollten, um die Forderungen zu begleichen (STAW B 2/8, S. 94). War ein Schuldner nicht in der Lage, Pfänder zu stellen, wurde er bis zur Bezahlung seiner Ausstände aus der Stadt und dem Friedkreis verwiesen und dem Gläubiger eingeräumt, seinen ausserhalb des städtischen Gerichtsbezirks gelegenen Besitz zu pfänden (STAW AG 92/1/73, S. 4-5, Urteilsspruch vom 20. April 1523).

Zum Betreibungsverfahren in WinterthurPlace: vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 257-1.

Edition Text

Wir, statthallter dess schultheissenn ampts, cleinOrganisation: unnd groß raͤte zuͦ WinterthurPlace: Organisation: , thund kund mit disem brieve, das in offenn raͧte für u̍nns zumm réchtenn kommenn sind die edlen, vesten, frommen, ersamen und wysenn, alle Hanns StollysennsPerson: ansprécher oder schuldvorderer, eins- unnd AnnaPerson: , Hanns StollysensPerson: eeliche husfrow, mit Cristan LoubyPerson: , irem réchtggébnen vogte, andertheils.
Unnd offnetend die vor bedachten schuldvorderer, namlich junckher Wolff von LandenbergPerson: , Hans MeyerPerson: unnd Hanns BoßhartPerson: , wie das verschiner zyt ein réchtvertguͦng, die sy achtind u̍ns nachText variant in STAW AG 92/1/88 (Entwurf): nocha unvergessenn, zwüschwendNotable spelling inen gewesen, inn der selbigenn yederman stillzestan willig gewésenn syg, anderst dann er, Wolff vonn LandenbergPerson: , unnd Hanns BoßhartPerson: , unnd syge das vonn wégenn dess zynss, der ymmerdar uff sy wachse, darumb inen vonn gemeynen schuldvorderern ein zuͦsagenn, darmit sy ouch bitz meyenDate: May stillstandind, beschéhenn, by dem sy vermeynen belyben, unnd inen söllich zuͦsagenn erstattet unnd gehalltenn werden sölle. Wyter uff söllichs sy ouch ein schadloß brieff, so vonn gedachts zynß wégenn usgangenn, unnd ein urtelbrieff, so sy, Hanns MeyerPerson: unnd Hanns BoßhartPerson: , vor u̍ns gegen dem spittalmeyster unnd StollysennPerson: erlangt, verlésen unnd daruff reden thettenn, wie das wir imm schadloß brieff habenn verstandenn, das er, Wolff vonn LandenbergPerson: , unnd Hanns BoßhartPerson: für Hansenn StollysennPerson: sygind mitgült wordenn umb fünffhundert guldenCurrency: 500 guilders , darumb er inenn den schadloßbrieff mit innhalltung der verschribnenn underpfanndenn ggébenn, ob sy söllicher verschrybung halb ze kostenn und schaden kaͤmind, das dann sy sich wider ledigen unnd [p. 4]Page break lösenn möchtind.1 Nun so sygind sy sölliches zuͦ kosten unnd schadenn kommenn, dann sy zuͦsamptt andernn ufferloffnenn kostenn, so inenn vonn sollicher mittgultschafftt halb begegnet, zwenAmount: 2 verfallenn zynß habind mu̍essenn ußrichtenn unnd gébenn, unnd darumb so vermeynend sy by iren brieff und sigell, diewyl die réchtlich uffgericht, belybenn unnd vor mengklichem (darmit sy söllichs hinderstands, es syge umb houptguͦt, zynß, kostenn und schaden ledig unnd unschadhafft gemacht werden mögind) vorgan söllind. Zumm andernn so sygind er, Hanns MeyerPerson: , unnd Hanns BoßhardttPerson: für inn tröster unnd bürg wordenn gegen u̍nnsernn liebenn herrenn vonn ZürichPlace: umb fünfftzig gu̍ldinCurrency: 50 guilders , umb das selbig, ouch umb das, so sy imm bar fürgesetzt unnd er inn sunst schuldig syge, sy inn mit récht erlanngt unnd dieselbige erlanngte récht lut irs urtheylbrieffs, so wir gehöret, ußgeuͤbtt unnd ußclagt habind, unnd darumb so vermeynenn, diewyl sy iren erlangtenn rechtenn nachggangen, vor mengklichem vorgan söllind.
Zuͦ dem meyster Joͤrg SchérerPerson: fürwenndenn unnd redenn ließ, wie das er sampt andern synen mitthafftenn lut des houptbrieffs, den er verlésen und redenn ließ, umb hundert guldenCurrency: 100 guilders für Hannsen StollysennPerson: gegen frow Anna NußbergerinPerson: syge mitgült wordenn, söllicher mittgülttschafft halb sy zuͦ grossem kostenn und schadenn sygind kommenn, dann so man dsachNotable spelling récht beséch, so fundind sy, das das underpfand, wölliches dann [p. 5]Page break vomm StollysennPerson: gedachter frow Anna NußbergerinPerson: für fry ledig eygenn bitz an den grund zyns ingesetzt, vorhin vonn Hansenn StollysennPerson: herr Felix SchytenbergPerson: umb hundert pfund ħCurrency: 100 lb ouch pfandtbar gemacht syge und also gedachte NußbergerinPerson: unnd sy btrogen wordenn, dadurch sy in ein grossen kosten kommenn sygind. Dann habin sy nit wöllen gar umb das underpfand kommen, so habind sy herren Felix SchyttenbergPerson: , der es vergandttet2, mu̍essen darvon lösenn und vilgedaͧchter NußbergerinPerson: zwenAmount: 2 zynß gebenn. Nun diewyl das underpfannd söllich houpttguͦtt unnd zynß, ouch kosten und schaden, so inen daruffggangen, nit wol ertragen moͤge unnd aber gemelter frow Anna NußbergerinnPerson: brieff alles ander Hanns StollysensPerson: guͦt, ob an dem underpfand nit gnuͦg wer, zuͦgaͤb, das dann sy vor mengclichem vorgan, ouch söllichs Hanns StollysenPerson: guͦt nit verendert werdenn sölle, sy sygind dann zevor irer mittgültschafft halb, es syge umb houptguͦt, zynss, kostenn unnd schadenn, gelediget unnd unschadhafft gemacht worden.
Darwider junckher Wolff vonn LandenbergPerson: , Hans MeyerPerson: unnd Hanns BoßhartPerson: reden thetten, den anzug, so meyster JörgPerson: gthan, nemm sy frembd, ursachen halb, das er wyter gryffenn wöll, dann die verschrybung, so wir gehört, zuͦgeb. Dann sy vermeynin schléchtlich, habe er ein verschrybung uff ein wysen, wie dann dasselbig die verschrybung, so wir gehört, sag, das dann er dieselbig angryffen oder ußbringen sölle, das imm sölliche underpfand, so inen verschriben, ingesetzt sygind.
Uff söllichs Hanns WépfferPerson: vonn StammheinPlace: reden ließ, wie das er für Hansen StollysennPerson: gegen [p. 6]Page break Melchior zuͦr GylgennPerson: selig syge bürg wordenn umb achtzig unnd fünff guldinCurrency: 85 guilders , habe er die selbigenn imm lut einer urtheyl, so vonn u̍nsernn herren von ZürichPlace: ußgangenn, mu̍essenn gébenn, dârumb, ouch umb dryssig guldinCurrency: 30 guilders und ein sylberin ketthinen er inn vor u̍nns lut eines urtheyl brieffs, den er verlésen und daruff redenn ließ, mit recht erlangt. Nun hab er syderhar ettwan dick inn darumb gesuͦcht, darmit er zuͦ syner bezalung kommenn mecht, so syge er allemal von u̍nnser, den kleinen raͤtenOrganisation: , und ettwan von Hans BoßhartennPerson: selber erbettenn worden, das er bitzhar für und für synen réchten one schaden stillgestanden syg, desselbigen er nit vermein entgelltenn sölle. Zuͦ dem so habe Hanns StollysennPerson: imm umb söllichs wellen ein ynsatz thun3, dasselbig aber imm nit hab mögen verlangen, daruff er vernommen, das er Hannsen BoßhartenPerson: ouch hab wöllenn ein ynsatz thuͦn, do syge er alher kommen und das gewert, darumb er wol vermeynt, der ynsatz, so junckher WolffennPerson: und Hans BoßhartennPerson: verlanngt, hinder imm und onverkündt nit söllte beschéhen syn. Und darumb, diewyl er zuͦ Hansen StollysenPerson: erlangte récht unnd die für und für gesuͦcht hab, ouch nit anderst dann allwég synen réchten one schaden still gestandenn syg, so verhoffe er vor junckher WolffenPerson: , Hans MeyerPerson: und Hanns BoßhartPerson: , ouch mengclichem inn Hanns StollysensPerson: guͦt vorgan sölle.
Darwider junckher Wolff von LandenbergPerson: , Hanns MeyerPerson: unnd Hanns BoßhartPerson: aber reden thettennd, wiewol WépfferPerson: erlangte réchtt hab, syge doch er den selbigenn nitt nachggangenn, [p. 7]Page break darumb sy vermeynen, diewyl sölliche syn erlangtte recht one ußclagt u̍ber jar unnd tagDuration: 1 year 1 day angestandenn, das sy dann nach u̍nser statt recht nützit mee géllten unnd hinfür wie ein ander schuld inzogen sölle werden. Dann wie er gemeldet, das er söllich erlangte récht für unnd für geuͤbt unnd allwég von u̍ns erbetten syge wordenn etcAbbreviation, redind sy nein darzuͦ, sonder nun den meerentheyl kommenn, so imm verkündt syg wordenn, unnd das das war syge, es zum lettstenn yetz verschiner erster fastwochenn ein jarDuration: 1 year gewésen, das er in söllchem gehandlet hab, das vil lenger dann jar und tagDuration: 1 year 1 day und wider u̍nser stattrécht syg. Unnd darumb, diewyl er synen erlangten rechten nit nachggangen unnd die nit ußclagt, ouch er sy selber nehstmals gebéttenn hab still zestan, so vermeynen sy by iren brieff und siglen belyben unnd vor WépfferPerson: , ouch mengclichem, lut irer verschrybung vorzegan erkent werdenn soͤllind.
Darzuͦ ouch alle ander Hanns StollysennsPerson: ansprécherer oder schuldvorderer, es syge umb zynß, lidlon, gelichengelt oder louffend schulden, ein yeder syn vordrung insonders eroffnet unnd vermeynt, so vil réchts zuͦ vilgedachtem guͦt habenn, das er vor mengclichem vorgan söllte.
Uff das AnnaPerson: , Hanns StollysensPerson: husfrow, sampt irem vogtt reden liess, sy könne wol erkennen, das yederman bitzhaͤr das best than hab, desselbigenn sy als wol dörffte als ir lébtag nie, unnd darumb so were nochmals ir ernnstlich bitt umb gots willenn, sy wöllind irenn unnd irenn kindenn nochmals [p. 8]Page break das bestthuͦn unnd noch ein zyt beytenn, inn guͦtter hoffnung, StollysennPerson: werd bald kommenn unnd yederman zuͦ fridenn stellenn.
Unnd so wir all theyl sampt ir ingelegten brieffenn in söllichem eigentlich und nach notdurfft gehört, haben wir u̍ns erkennt zum ersten:
Wöllicher brieff unnd sigel umb ein zynß hat, die selbigen söllen by irenn brieffen belybenn unnd die elltisten brieff vorgan, ouch iren zynß uff den underpfandenn, so inen verpfenndt, bitz uff den dritten zynß behallten, und was verfallner zynsen darüber waͤrind, söllend als ander louffend schulden yngezogenn werdenn.
Item demnach haben wir u̍ns erkennt, das Hanns WépferPerson: vor junckher Wolffenn von LandenbergPerson: , Hanns BoßhartPerson: unnd Hans MeyerPerson: sölle gan, sovil syn urtheyl brieff ußwysst, diewyl der selbig syn brieff der ellter unnd er allweg uß bitt myner herren mit vorbehalltung synen réchtenn one schadenn stillgestandenn ist. Doch der kethinen halb sol er gehaltenn werdenn wie ein anderer froͤmbder schuldner.
Zum dritten söllend demnach vor gan alle lidlöner, wölliche iren lidlon nit u̍ber ein jarDuration: 1 year habenn lassen anstan.
Zum vierdtenText variant in STAW AG 92/1/88 (Entwurf): fu̍nfftenb sol vorgan gemeyne stat oder seckelmeyster, es syge umb stüren oder anders.
Zum fünfftenText variant in STAW AG 92/1/88 (Entwurf): saͤchstenc söllenn demnach vorgan alle amptlüt als der fréffler, abzüger oder jarzyter, ouch alle andere schuldvorderer, so alhie burger sind. Und so die alle irer schulden bezalt unnd wyter guͦt vor handen wurd syn, so soll der frömbden halb aber wyter [p. 9]Page break beschéhenn, das do recht ist.
Wöllicher urtheyl all theyl brieff begerttenn, so wir inen zegebenn erkennt. Unnd thetend sich die obgemelltenn junckher Wolff von LandenbergPerson: , Hans BoßhartPerson: unnd Hanns MeyerPerson: von söllichenn urtheylen als beschwert für die strengen, frommenn, fürsichtigen unnd wysenn burgermeyster und raͧte der stat ZürichPlace: Organisation: , u̍nnser gnédig lieb herrenn, als der oberhand beru̍effenn unnd appellierenn.
Unnd dess zuͦ offem urkund haben wir u̍nsers raͧtsOrganisation: secret ynsigel offentlich laͧssen drucken an disen brieffe, ggébenn mit urtheyl am zynstag vor pfingstenn, als man zalt nach der geburt Christi, u̍nnsers lieben herrenn unnd séligmachers, fünfftzehenhundert unnd funffundtzwentzig jareDate of origin: 30.5.1525.4

[p. 1]Page break

d–Appellatz tzwyschen Wolffen von LandenburgPerson: e–und undCorrected from: und–e Hansen WaͤpfferPerson: . Und sin guͤttlich vereint lut tzweyerAmount: 2 brieffen, actum mentag vor MargretePerson: anno 25Date of origin: 10.7.1525.Addition on the cover–d

[p. 12]Page break
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 18th century:] Streithigkeit einer verzinsung halben zwüschen Wolff von LandenbergPerson: und Hans WäpferPerson: , 1525Date: 1525

Notes

  1. Text variant in STAW AG 92/1/88 (Entwurf): noch.
  2. Text variant in STAW AG 92/1/88 (Entwurf): fu̍nfften.
  3. Text variant in STAW AG 92/1/88 (Entwurf): saͤchsten.
  4. Addition on the cover.
  5. Corrected from: und.
  1. Das Formularbuch des WinterthurerPlace: Stadtschreibers Gebhard HegnerPerson: enthält ein Beispiel für einen sogenannten Schadlosbrief, durch den der Schuldner seinen Bürgen («mitgu̍lten») vor Gericht verspricht, alle aus der Bürgschaft resultierenden Kosten zu erstatten (STAW B 3a/1, fol. 35r-v).
  2. Zum Verfahren der öffentlichen Versteigerung vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 261-1.
  3. Ein Pfand verschreiben, vgl. Idiotikon, Bd. 7, Sp. 1542.
  4. Der Urteilsspruch ist im «urtail buͦch» eingetragen (STAW B 2/8, S. 74).