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SSRQ ZH NF II/11 85-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 11: Die Obervogteien um die Stadt Zürich, by Ariane Huber Hernández and Michael Nadig

Citation: SSRQ ZH NF II/11 85-1

License: CC BY-NC-SA

Bittschreiben der Gemeinde Hottingen wegen der Wahl und Überprüfung der Geschworenen

1570.

Die Gemeinde Hottingen beklagt sich, dass die Geschworenen ihre Pflichten nicht erfüllen würden und lieber tränken und prassten, als die obrigkeitlichen Verbote und Mandate umzusetzen. Es handle sich besonders um erst kürzlich in die Wacht gezogene Leute, welche die alteingesessenen überstimmten und verschwenderisch mit dem Gemeindegut umgingen. Daher bittet die Gemeinde Hottingen Bürgermeister und Rat der Stadt Zürich, nur Leute als Geschworene zuzulassen, die Lesen und Schreiben können und deren Vater bereits in Hottingen ansässig war. Sollte niemand zur Verfügung stehen, der diese Kriterien erfüllt, sollen die Kandidaten wenigstens bereits zehn Jahre in Hottingen ansässig sein. Die Gewählten sollen über ihre Einnahmen und Ausgaben Rechenschaft ablegen müssen, zusammen mit dem Untervogt die Einhaltung der obrigkeitlichen Mandate überwachen und die Aufsicht über die Gräben und Strassen ausüben. Die Gemeinde Hottingen bittet den Rat zudem, eine Busse festzusetzen, welche die Geschworenen erheben können, wenn sich jemand ihren diesbezüglichen Anweisungen widersetzt.

  • Shelfmark: StAZH A 149.1, Nr. 22
  • Date of origin: 1570 (Datierung nach Brändli 2000, S. 18)
  • Transmission: Entwurf (?) (Doppelblatt)
  • Condition: Beschnitten
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 21.5 × 32.0
  • Language: German

Die vorliegende Bittschrift der Gemeinde HottingenPlace: Organisation: nennt nicht nur die bestehenden Pflichten der Geschworenen, sondern auch, welche Anforderungen die alteingesessenen Gemeindegenossen gerne an dieses Amt stellen würden. Ein Dorsualvermerk hält jedoch fest, dass die Obrigkeit nicht auf die Petition einging: «Ward nüt daruß». Brändli datiert sie auf etwa 1570 (Brändli 2000, S. 18, 21). Zu den Aufgaben der Geschworenen äussert sich auch die Gemeindeordnung von HottingenPlace: (SSRQ ZH NF II/11, Nr. 68). 1578 kam es auch in der Gemeinde EngePlace: Organisation: zu einem Konflikt zwischen Alteingesessenen und Neuzuzügern um die Wahl der Geschworenen (SSRQ ZH NF II/11 92-1). Allgemein zu den Geschworenen vgl. Kunz 1948, S. 49-55.

Edition Text

Strenngenn, fromenn, vestenn, fürsichenn, ersamen, wysenn herr burgermeister, sonders gnedig herrenn.
Wiewol die geschwornen, so da alle jarRepeated duration: 1 year von einer gemeind zuͦ HottingennPlace: erkiesst werdend, nit nun allein schrybenns unnd läͤßens bericht unnd derselbenn gemeind ir innemmen unnd ussgebenn eygentlich uffzezeichnen pflichtig, sonders ouch nach altem bruch unnd harkommen inen wol unnd redlich hußzehaltenn, deßglichenn die jhenigenn, so üwer, unnser gnädigenIn the original: gn herrenn, verbott unnd mandat übersechend, alls wol alls die eegoumer, diewyl wir suntst dero by unns dheine hand, dem undervogt helffenn zeleidenn unnd anzuͦzeigenn schuldig sin, darzuͦ ouch die straassenn unnd graͤbenn rumen ald uffthuͦn unnd also stäͤg unnd waͤg, damit man ryttenn, gefarenn unnd gewandlenn möge, inn guͦtenn eeren haltenn unnd machenn heissenn, unnd nemlich inn allwaͤg der gemeind nutz fürdern unnd schadenn wendenn sölltind. So wirt doch söllichem gestrax zuͦwider gehandlot unnd nit nachgangenn, sonders durch die jhenigenn, so mer uff trinckenn unnd prassenn wäder uff einer oberkeit mandaten unnd gemeinem nutz hand, inn erwellung der geschwornen alle jarRepeated duration: 1 year fürtroffenn, also das derselbenn zeerhafftenn personen gar viel unnder inen, unnd zuͦ dem ouch kurtzlich inn die wacht menger nüwer zogenn, die sich alle dess meren teils einandern anhenngig unnd bystenndig machend unnd also ein erberkeit oder die altenn übermeerind unnd die geschwornen von irs glichenn trinckern nemmind, die sich dann aller hinlaͤssigkeit bruchenn, ouch dem gemeinen nutz zuͤ entgegenn handlenn unnd vil unnützes costenns uff ein gemeind trybenn thuͦnd, mit dem, das inen je zuͦ zyttenn inn derselbenn hendlenn der wyn unnd das wirtzhus, wie obvermerckt, vil necher waͤder aber die gescheffte angelaͤgenn sin, unnd man also von einer jedenn sach waͤgenn uss gemeinem guͦt zeerenn wil, wellichs dann unns, dem undervogt unnd den altenn, alls denen, so gern wol hußhieltenn, gar beschwerlich, ouch zuͤ nachred unnd schaͤdlichem verderben einer gemeind reichenn unnd unsers achtens söllich guͤt von unnsern vaͤttern nit der gestalt zebruchenn zuͦsamen geleit ist, sonder vil mer darumb, das es zuͦ einer gemeind handenn, ob die nödt anstiesse, alls thüre, krieg unnd derglich gebraͤstenn, behalten, damit dero alßdann deßt bass geholffenn möcht werdenn.
Desshalbenn an üch, unser gnädigenIn the original: gn herren, unnser gar dientstlich pitt langt, unns hierinn vaͤtterlichenn zebedennckenn unnd inn etlichen waͤg, [p. 2]Page break dardurch dise beschwerdenn hingethan, zuͤhilff zekommen unnd benantlich, so es üwers gefallenns, zuͦverwilligenn, das nun hinfür unnder unns endheiner, er könne dann schribenn unnd laͤsen unnd syge sin vatter inn der wacht HottingennPlace: hußhablich gesin, zuͦ einem geschwornen genommen werde. Unnd ob sich aber begebenn, das man deren einen nit habenn möcht, es were vonwägenn der alten absterbens unnd das der jungen noch keiner so alt wordenn, der hierzuͦ zebruchenn togenlich, so söllte man doch keinen frömbdenn zuͦ einem geschwornen erkießenn, dann der vorhin zechenn jarDuration: 10 years inn der wacht HottingennPlace: hußhablich gesessenn, ouch nit zeerhafft oder verthuͦygig, sonder hier zuͦ geschickt unnd schrybens unnd laͤßens so bericht were, das er der gemeind innemmen unnd ussgebenn wol unnd ordenlich uffzeichnen könte, unnd innsonderheit welliche je also erkhosenn werdind, die söllind geflissenn einer gemeind nutz fürdern unnd schadenn wendenn unnd je zuͦ zyttenn, so es von nödtenn unnd an sy erfordrot wirt, irs innemmens unnd ußgebens guͦt erbar unnd redliche rechnung gebenn, benantlich ouch uffsechenn unnd glich alls wol wie die eegoumer mit dem undervogt anhaltenn, das üwer, unserer herren, mandat unnd verbottenn trüwlich gelaͤpt, deßglichen zuͦ herpstDuration: fall oder andern zyttenn, so dick es die notturfft ervordrot, die graͤbenn, damit niemand dhein schad mit ertrinckung siner guͤtern oder suntst gescheche, uffthun, die straassenn bessern unnd machenn, ouch staͤg unnd waͤg inn eeren zehaltenn heissenn, a unnd wem sy es also gebiettend unnd der dem nit statt thaͤtte, das der ald dieselbenn ungehorsamen denne von üch, unsern gnädigenIn the original: g herren, umb ein buͦss, wie üch die hiemit zeschoͤpffenn gefellig sin wil, gestrafft werdenn söllten.
Unnd diewyl nun wir obgenante, der undervogt unnd die altenn, genntzlich achtend, das mit söllicher wyss unnd mass dem üblenn sorg unnd hushaltenn fürkommen unnd also demnach die zeerhafftenn unnd gemeinem nutz widerstraͤbendenn gsellenn, die dann merteils erst kurlichCorrected from: kurzlichb harin inn die wacht zogenn, sy inn disem fal nit mer über meren, sonders das man dann geschworne erkiessenn möchte, die erber unnd bescheidenn sin unnd üwer, unser herren, mandat unnd verbott by unns styffer dann bißhar gehalten wurdind, so pittenn wir üch, wie obstadt, gar trungenlichenn, söllich unnser obangeregte [p. 3]Page break pitt anzesechenn, unns das so vor vergriffenn uff üwer gefallen zebestaͤtigenn, unnd ouch also gnedencklichenn der jhenigenn halben, die den geschwornen inn heissenn ald gebiettenn vorgemelter wyss, es syge mit grabenn uffthuͦn ald strassenn bessern unnd anderm, ungehorsam erschinind, ein buͦss, alls vorvermerckt wirt, zu üwer, mine herren, handenn bestimen unnd uffsetzenn, damit sich mencklich inn deßt besserer gehorsami halte, das wellenn umb üwer c–gnadenIn the original: gUncertain reading–c wir jeder zytt gar underthaͤnig alls die üwern zuͦverdienen williger dann willig sin.

[p. 4]Page break
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 16th century:] Supplicatz von deͣren von HottingenPlace: wegen. Ward nüt daruß.
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 18th century:] Der gemeind HottingenPlace: Organisation: begehrn wegen der wahl ihrer geschwohrnen.

Notes

  1. Deletion: unnd alles das ze thuͦnd, so von altem har brucht ist.
  2. Corrected from: kurzlich.
  3. Uncertain reading.