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SSRQ ZH NF II/11 68-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 11: Die Obervogteien um die Stadt Zürich, by Ariane Huber Hernández and Michael Nadig

Citation: SSRQ ZH NF II/11 68-1

License: CC BY-NC-SA

Gemeindeordnung von Hottingen

1543 June 11.

Da einige Leute der Wacht Hottingen trotz Aufgebots den Gemeindeversammlungen fernbleiben, was die gehorsamen Gemeindegenossen verärgert, hat die Gemeindeversammlung eine Gemeindeordnung ausgearbeitet. Diese legt sie nun Bürgermeister und Rat zur Prüfung und Bestätigung vor. Die Ordnung regelt folgende Punkte: Gebot der Teilnahme an der Gemeindeversammlung unter Bussandrohung (1); Einzug der Abgaben zuhanden der Gemeinde und Rechnungsführung durch die Vereider (Vierer?) sowie Entlöhnung derselben (2); Entlöhnung der Gemeindevertreter bei Gerichtsfällen vor dem Rat oder dem (Stadt-)Gericht (3); Einzug der Schulden gegenüber der Gemeinde (4); Festsetzung der Einzugsgelder (5). Ein datierter Nachtrag hält die Bestätigung der Ordnung fest.

  • Shelfmark: StAZH A 149.1, Nr. 35
  • Date of origin: 1543 June 11
  • Transmission: Entwurf (Doppelblatt)
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 22.0 × 31.5
  • Language: German

Wie der Nachtrag festhält, bestätigte der ZürcherPlace: RatOrganisation: den vorliegenden Entwurf grösstenteils am 11. Juni 1543, ausgenommen die Bestimmungen zum Einzug. Zu diesen erliess er am selben Tag einen Einzugsbrief, der teilweise andere Beträge und Regelungen als die von HottingenPlace: vorgeschlagenen enthielt: Neue Zuzüger haben drei Pfund zu bezahlen, Tauner ohne Eigentum, die das Gemeindegut nicht in Anspruch nehmen wollen, entrichten dagegen nur ein Pfund und fünf Schilling. Sollte ein Tauner diese Gebühr nicht bezahlen wollen, schulde er der Wacht zuhanden des Gemeindeguts zu allen vier Fronfasten vier Schilling, dürfe dabei aber keine Ansprüche auf die Gemeindekasse erheben, sollte er je in Not geraten. Fremde werden unter Vorbehalt des Vorweisens ihres Mannrechtsbriefs und Abschiedsbriefs angenommen, vorausgesetzt ihre Aufnahme gereicht weder der Stadt noch der Wacht HottingenPlace: zum Nachteil. Wer dagegen auf seine eigenen Güter in HottingenPlace: zieht oder als Lehensmann darauf bestellt wird, ist von jeglicher Einzugsgebühr befreit (StAZH B V 6, fol. 494v). 1582 wurde der Einzug für die Gemeinden um die Stadt einheitlich geregelt (SSRQ ZH NF II/11 97-1).

Edition Text


Alls sich etwa unnder der gmeyn der wacht ze HottingenPlace: Organisation:
ettliche unwillen unnd spän erhept, deßwägen, das ir ettliche
inn der genannten wacht, wann glych inen an eyn gmeyCorrected: gmeyna zegan gebotten und verkündt worden, gar nit erschinen und deßhalb dann die
ghorsamen personen ab söllichem irem ußblyben auch unwillig worden,
habennt deßhalb die genannten gmeynnds personen eyn annder
gmeyn zehaben angsëchen unnd sich an der selben unndereynannder
mitt meerer hannd uff hindersich bringen und besteten unnserer gnedigen
herren burgermeyster unnd raͤten der statt ZürichPlace: Organisation: erluͤteret:

Das wann nuͦnhinfür eynem, so inn HottingerPlace: march geßenCorrected: gseßenb, gebotten
oder an eyn gmeyn zekomen verkünnt werde, das der selbig ghorsamclich erschynen. Wo aber er das überseche, das dann er unverzogenlich
(wer joch der were) der gmeyn zuͦ iren hannden einen schillingCurrency: 1 shilling ze
buͦß zegeben verfallen sin unnd in da nützit schirmmen solle, es
wurde sich dann (das gott lanng wennden welle) herren not zuͦtragen
oder das sunnst lybsnöt, todsnöt, mitt leechen herren oder derglychen
zerëchnen haben alld sunst gut erhafft ursachen, die er dann anzeygen
könnte, abwennden wurden.

Demnach inn obgemellter gmeyn angsechen unnd mitt meerer hand
eyns worden, das hinfür die vereiderCorrection in another hand above the line, replaces: zween nuͤwen viererc, so dann je zuͦ zyten erwelt
und an ir ampt gstannden sind, die ußstaanden der wacht zuͦgehörigen
schulden unnd restanntzen, es were von zinsen, zechenden, rëb, wyngelt,
von wacht kouffen oder annders, innert oder ußerthalb irer wachtmarchen,
deß selbigen jars von sannct JohannsPerson: tag bis über eyn jarDate: 24. June – 24. June verfallen,
unverzogennlich, wie sy mögennd, inzüchen unnd daran niemans verschonen
söllennt, das beschäche dann durch stattknecht oder unndervogt. Dann
wo da etwas in beytwinnckel gstellt, sunnst versumpt oder an jichtiger
schuld von den selben zweygenAmount: 2 nachgelaßen, wurde inen eyn gmein
an iren lon nützit zegeben schuldig wellen syn, es were dann sach, das sy geberliche ursachen anzeygen unnd fürwennden könntind. Zuͦ dem sy
ire rechnungen uffschryben unnd vermög gemellter unnserer gnedigen
herren urtheyl, so inn schrifft verfaßt bezaletAddition above the line in another handeUncertain readingd worden, rechnung gebenn söllen.
Deßglychen auch, da nüt uß der gmeyn seckel verzeert werden, dann allein
die zinns und zechennden rödel zeschryben abgeferttiget, ouch annder pflichtigen
schulden bezallt werden, unnd denen vereiderCorrection in another hand above the line, replaces: zween nüwen viererenf vom gantzen
g–jedem vvereider uß gebenCorrection in another hand on the left margin, replaces: ynzüchen–g von zins unnd zechennden nit meer dann eynen halben guldinCurrency: 0.5 guilder
ze lon gegeben unnd von diserm der wacht gëllt ußgericht werdenn soͤlle etcAbbreviation.
[p. 2]Page break

So aber eyn wacht etwas vor unnsern gnedigen herren den rëten
oder vor dem gricht zehanndlen unnd zwenAmount: 2 man, minder oder meer,
disen hanndel an genannten orten ze uͦben, mitt meerer hannd dCorrection overwritten, replaces: zharzuͦ erwelt
und ußgschoßen hetten, sölle der selben jedem eins tags vier schillingCurrency: 4 shillings
gmeynem sëckel geben und ußgricht werden. Wurde aber gemëllter irer
wacht unnd gmeyn sunst etwas annders notwenndig und anglagen sin
und einer darzuͦ mitt meerer hannd erwellt wurde, das der das sellbig ane
der gmeyn costen thuͦn söllte.

Wyter habennt sy inn der gmeyn mitt meerer hannd angsechen unnd uff
gfallen genannter unnserer gAbbreviation herren geordnet: Welicher
inn irer wacht seßhafft unnd inen zuͦhannden eyner gmeyn etwas zethuͦn
schuldig were oder wurde, das betreffe sich dann wenig oder vil, das der
das selbig fürderlich ane der gmeyn costen und schaden ußrichten soͤlle.
Wo aber eyner söllichs nit bezahlen welte, alls dann sölltind obgenanten
zweenAmount: 2 nüwen vierer, wer dann die werinnd, söllichs mitt stattknechten
oder unndervögten ynzüchenUnderlined, je nach dem dann inen söllichs von
eynem herren burgermeyster, obervogtUnderlined alld anndrer oberhannd
erlaupt und zuͦgelaßen wurde. Unnd was dann vom selben ynzüchen,
das bescheche mitt den stattknechten oder mitt dem undervogt, costens
ufferlauffen, das der uff den schuldner unnd nit uff die gmeyn oder wacht
wachßen und gan söllte. Ouch so menng gebott von dem undervogt angeleyt wurde, das der selb schuldner im an verzug, ane der gmein costen
von jedem gepot vier hallerCurrency: 4 hallers ußrichten und geben sol, damit sich
eyn jeder destbas zegoumen wüße.

Unnd so dann fürs letst unnd fürnemmist eyn zyt har mengclichem vor
geschwebt unnd offenbar worden vil gfhaarlicher zyten und seltzamer
loüffen, so dann jetz vorhannden, das deßhalb inn söllichen wachten destbas hus zehallten nit unnütz, damitt sy iren, der wacht, zugehörigen
(so sich krieg ald anndre nöt zuͦtruginnd, darvor gott syn welle)
denocht destbas zehelffen hettind und ouch wie anndre wachten uffkommen möchten, habennd deßhalb die selbigen der gmeyn zuͦghörigen
inn HottingenPlace: , uff hinndersich brinngen anAddition above the line by insertion marki meer gemellter unsere gnedigen
herren angsechen und gesetzt: Welicher hinfür unnder sy
züche, der allda eygen unnd eerb innert irer march kouffe, das der selb
der gmein oder wacht drü pfunndCurrency: 3 lb ze ynzug geben. Welicher aber uff
eyn leechen zuge, der sollte inen zwey pfundCurrency: 2 lb , unnd eyner, der nüt hette, [p. 3]Page break
dann sich deß teglichen tagwans zuerneeren und under sy zuge, solte
inen ze ynzug zëchen batzenCurrency: 10 batzen gëben, unnd deren jedes, es were dann
von eygen, von leechen oder von eim tagnower, vor und ee sy iren rauch
inn den hüsern hetten, ligen und bezallt werden sölte. Ob aber eyn
söllicher tagnouwer sich ab disem ynzug zuͦbeclagen vermeynnte,
der sölte inen ze allen fronvastenRepeated duration: 3 months das fronvasten gellt, welichs sich
jede fronvast vier schillingCurrency: 4 shillings thrifft, ußrichten. Dem selben aber
welltinnd sy, so kriegs oder annder nöt ynfielinnd, von der gmeyn büchs
nützit zehelffen schuldig nach verbunnden sin. Unnd
wie wol vornaacher etwa unnder inen geprucht worden, das man
etwa eynem meer dann dem anndren (je nach dem und ers vormocht)
j–ze ynzugAddition on the left margin by insertion mark–j abgenommen, habennt doch sy sollichs (damit sich niemans clagen möge)
zuͦ glychem fal, wie obstat, zuͦnemmen verordnet, allein der meynung
und uß dem grunnd, der wacht, so wyt es gelanngen möcht, in nöten
mitt behilfflich zesyn. Ob sy kriegs nöt, türe oder annder derglychen
anstieße, das sy dest minder gellt uffnemmen und biderb lüt bekümbern
müßten, unnd ouch, wie obstat, neben anndern wachten begruͦnen,
uffkomen unnd ire ordnungen behallten möchten.
Ungezwyfelter
hoffnung (die wyl hier inn beschribne stuck alle, ußgnommen der artickel
mitt dem ynzug, allso allweg gehallten und gebrucht, unnd aber jetz
sich ettlich widerspennig unnd unghorsam sind und dem ze widerfechten
vermeynennt) vor und vil gemelte unnsere gnedigen herren
sy darinnen vätterlich bedenncken und diß artickel all (die sy achtend
niemans ze schwer nach unzimlich syn) zuͦ bestetten, denen crafft zegebenn unnd die zuͦverwilligen, dermaßen sy hinfür nach lut
der sëlben dest dapfarer zehanndlen und denen nachzekommen wüßinnt.
k–
Bewilget, doch vorbehalten eigen und lehen hofstatten
und den man myndern und meeren mag, ob etwar
inred hete. Deßglich, das dheiner angenommen
werde, er zeige dann syn urkunde und manrecht.
Actum mentag nach Medardi anoCorrected: annol etcAbbreviation 43Date: 11.6.1543.
Addition below the line in another hand
–k
[p. 4]Page break
[Dorsal notation on the reverse side:] HottingenPlace: . 1543Date: 1543
[Dorsal notation on the reverse side:]
Abstrâfung deren, so in dem gemeind halten zu HottingenPlace: ausbleiben; einzeühung selbiger
gemeind jährlicheRepeated duration: 1 year gefählen; besoldung der abgeordneten; abstattung des ynzuggelltes. 1543Date: 1543.

Notes

  1. Corrected: gmeyn.
  2. Corrected: gseßen.
  3. Correction in another hand above the line, replaces: zween nuͤwen vierer.
  4. Uncertain reading.
  5. Addition above the line in another hand.
  6. Correction in another hand above the line, replaces: zween nüwen viereren.
  7. Correction in another hand on the left margin, replaces: ynzüchen.
  8. Correction overwritten, replaces: z.
  9. Addition above the line by insertion mark.
  10. Addition on the left margin by insertion mark.
  11. Addition below the line in another hand.
  12. Corrected: anno.