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SSRQ ZH NF II/11 22-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 11: Die Obervogteien um die Stadt Zürich, by Ariane Huber Hernández and Michael Nadig

Citation: SSRQ ZH NF II/11 22-1

License: CC BY-NC-SA

Entscheid dreier Ratsabgeordneter im Konflikt um die Nutzung der Flussinseln in Höngg

1422 December 31.

Im Auftrag von Bürgermeister und Räten der Stadt Zürich fällen Johann Brunner der Ältere, Jakob Meier und Jakob Schütz, Bürger von Zürich, im Konflikt zwischen der Bauernschaft des Dorfes Höngg und dem Müller Heinrich Zweifel sowie den Fischern Hans Scherb, Johann Meier von Lindmag und Konrad Sander ein Urteil. Beide Parteien beanspruchen die Nutzung der Flussinseln in der Limmat, die zur Fischenz und zur Mühle Höngg gehören sollen, und bringen ihre Forderungen schliesslich vor Bürgermeister und Räte. Die Ratsabgeordneten bestimmen, dass die beiden Inseln, genannt Gallenwerd, seit langem zur Mühle gehört haben und deshalb weiterhin von Heinrich Zweifel und dessen Erben genutzt werden können. Auf den anderen Inseln, die von den Fischern beansprucht werden, dürfen die Leute von Höngg Sand für Bauarbeiten abbauen und Zweige für Zäune schneiden, nicht aber anderes Holz hauen. Wenn die Wiesen bei den Inseln offen stehen, sind dort auch die Leute von Höngg weideberechtigt. Falls das unterhalb gelegene Flusswehr verschwindet und neue Inseln entstehen, sollen der Stadt Zürich als Inhaberin der Vogtei Höngg alle Rechte vorbehalten bleiben. Brunner und Meier siegeln.

  • Shelfmark: StAZH C I, Nr. 3055
  • Date of origin: 1422 December 31 (Natalstil)
  • Transmission: Original
  • Substrate: Pergament
  • Format h × w (cm): 37.0 × 30.0 (Plica: 4.0 cm)
  • 2 seals:
    1. Jakob Brunner der ÄlterePerson: , wax, round, sealed on a parchment tag, polished
    2. Johannes MeierPerson: , wax, round, sealed on a parchment tag, damaged
  • Language: German
  • Regest

Nicht nur die Nutzung der Flussinseln, auch jene der LimmatPlace: und ihrer Seitenarme auf dem Gebiet von HönggPlace: führte zu Konflikten (vgl. SSRQ ZH NF II/11 37-1).

Edition Text

Wir, dis nachbenempten Johans BrunnerPerson: der elter, Jacob MeyerPerson: und Jacob SchûtzPerson: , burgere ZûrichPlace: , tuͦn kunt aller menlichem mit disem brief umb die stoͤss und misshellung, so gewesen sint zwûschent den ersamen, bescheidnen gemeiner gebursami des dorfs ze HoͤnggPlace: und Heinrich ZwifelPerson: , dem mu̍ller, eines teils, und Hansen ScherbenPerson: , Johansen MeyerPerson: von LindmagPlace: und Cuͦnrat SanderPerson: , den vischern, des andern teiles, umb die werd, so dann zuͦ den vischentzen und zuͦ der mu̍li ze HoͤnggPlace: gehoͤrren su̍llent. Da die von HoͤnggPlace: und ouch der egenanteIn the original: egen Heinrich ZwifelPerson: , mu̍ller, meinden, si soͤlten und moͤchten die egeßeitenIn the original: egeß werd, so zuͦ den vischentzen gehorten, mit allen dingen als wol nutzen und niessen, als die vorgeßeitenIn the original: vorgeß vischer. Da wider aber die vischer retten, si getrüweten nicht, das die von HoͤnggPlace: , der vorgeßeiteIn the original: vorgeß mu̍ller oder jeman anders in den werden, so zuͦ iren vischentzen gehoͤrten, ichtes ze schaffen haben oder die mit deheinen sachen nutzen ǎn iren willen, dar umb si ze beiden teilen fûr die fûrsichtigen wisen, u̍nser gnedigen herren, den burgermeister und die raͤt der statt ZûrichPlace: Organisation: , komen sint, und da iro sachen erzellet. Und ouch die selben u̍nser herren beider teil kuntschaft, red und widerred von einem an das ander eigenlich verhoͤrt hand und nach dem undCorrected from: a die jetzgenantenIn the original: jetzgenten u̍nser herren das alles habend verhoͤrt, so hand si ûns, die egenantenIn the original: egen dry, zuͦ den vorgeßeitenIn the original: vorgeß stoͤssen geben und u̍ns geheissen, das wir si beid teil umb die vorgeßeitenIn the original: vorgeß ir stoͤss mit u̍nserm spruch nach u̍nserm besten bedunken von enander entscheiden und si mit enander richten und slichten, das wir ouch getan haben.
Und sprechen zwûschent inen us an dem ersten, das die vorgeßeitenIn the original: vorgeß beid teil umb all ir stoͤss, so si von der egeßeitenIn the original: egeß werden wegen untz uff hûttigen tag je mit enander gehept hand, einr ander luter guͦt fru̍nd heissen und sin su̍llent, und das si alle noch enkeiner besunder die selben stoͤss gen enander niemer mer geaͤfern noch geanden su̍llent in dehein wise, ǎn all geverd.
Dar nach, so sprechen wir us und haben u̍ns erkennet nach den kuntschaften, so wir beider sit verhoͤrt haben, das die zwen werd, genant Gallen WerdPlace: , die von alter her zuͦ der egeßeitenIn the original: egeß mu̍li gehoͤrt hand, dem obgeseiten Heinrich ZwifelPerson: su̍llent beliben, und das er, sin erben und nachkomen die selben werd zuͦ der obgeßeitenIn the original: obgeß mu̍le haben, nutzen und ouch niessen su̍llent und mugent, als inen das dann notdûrftig und ungefarlich von alter her komen ist von aller menlichem unbeku̍mbert.
Umb die andern werd, so dann die egeßeitenIn the original: egeß vischer meinent, das si zuͦ iren vischentzen gehoͤrren su̍llent, dar umb sprechen wir ouch us, das die vorgeßeitenIn the original: vorgeß von HoͤnggPlace: und ir nachkomen, weliche die dann sint, so under inen buwen und muren machen wellent, in den selben werden wol sand nemen und reychen und gerten band dar inn hoͧwen mugent, als dik si des notdûrftig sint, von den egeßeitenIn the original: egeß vischern, iren erben und nachkomen gentzlich unbeku̍mbert. Aber an dem andern holtz, das in den selben werden stât und wachset, su̍llent die von HoͤnggPlace: und ir nachkomen die obgeßeitenIn the original: obgeß vischer und ir nachkomen unbekûmbert lassen, dann wir inen das mit disem unserm spruch zuͦ sprechen, das inen das zuͦgehoͤren sol. Item umb die wisen, so an den vorgeßeitenIn the original: vorgeß werden, die zuͦ den vischentzen gehoͤrrent, gelegen sint und dar an stossent, dar umb sprechen wir ouch us, wenn die selben wisen offenn stand und man si uf tuͦd und man ze weid dar in vart, das si dann den egeßeitenIn the original: egeß von HoͤnggPlace: und iren nachkomen ouch offenn sin su̍llent, das si dar in mit irem vich varen und das da weiden mugent, ouch von den egeßeitenIn the original: egeß vischern und iren nachkomen gentzlich ungehindert und unbekûmbert.
Aber mit sunderheit behaben wir den egeßeitenIn the original: egeß u̍nsern herren von ZûrichPlace: in disem unserm spruch luter vor, ob das were, das hinnenhin der werden, so an den egeßeitenIn the original: egeß stetten ze HoͤnggPlace: jetz sint, deheiner zer runne und abgienge, und aber dann ander werd daselbs wurden, das dann den selben u̍nsern herren von ZûrichPlace: umb die selben nûwen werd von ir vogtye ze HoͤnggPlace: 1 wegen alles iro recht sol behalten und in disem spruch ussgelassen sin.2
Und her u̍ber ze einem offenn urku̍nd, so haben wir, die egeßeitenIn the original: egeß Johans BrunnerPerson: und Jacob MeyerPerson: , unser jetwederm sin insigel fûr u̍ns selben und den egeßeitenIn the original: egeß Jacob SchûtzenPerson: , u̍nsern mitgesellen, in diser sach offenlich gehenkt an disen brief, doch ûns und u̍nsern erben unschedlich, dar under ich, der selb Jacob SchûtzPerson: , mich in diser sach willeklichen vinden, won ich insigels nicht hab. Und ist diser brief geben an des heilgen inganden jares abend, do man zalt von gottes gebûrt viertzechenhundert jar, dar nach in dem dry und zwentzigesten jareDate of origin: 31.12.1422 ().3

[fol. v]Page break
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 16th century:] Vischentzen und mülli zuͦ HönggPlace:
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 16th century:] 1423
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 18th century:] Ingrossiert

Notes

  1. Corrected from: .
  1. Die Stadt Zürich hatte die Vogtei am 10. September 1384Date: 10.9.1384 zunächst pfandweise von dem Abt und Konvent Wettingen erworben (SSRQ ZH NF II/11 11-1).
  2. Auch ein am 13. März 1487Date: 13.3.1487 gefälltes Ratsurteil erwähnt, dass neu entstehende Flussinseln der Stadt und nicht dem Müller gehören (StAZH C I, Nr. 3060).
  3. Die abweichende Jahresdatierung ist auf den Natalstil (mit Jahresbeginn am 25. Dezember) zurückzuführen. Die Formulierung «inganden jares» bezieht sich jeweils trotzdem auf den 1. Januar (Grotefend 1971, S. 67). Zum Natal- und Circumcisionsstil in ZürichPlace: vgl. Largiadèr 1950, zur Datierung dieser Urkunde, S. 455.