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SSRQ ZH NF II/11 37-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 11: Die Obervogteien um die Stadt Zürich, by Ariane Huber Hernández and Michael Nadig

Citation: SSRQ ZH NF II/11 37-1

License: CC BY-NC-SA

Entscheid im Konflikt um die Nutzung der Limmat bei Höngg für den Fischfang, den Betrieb der Mühle und die Schifffahrt

1486 January 30.

Ruedi Zweifel, Müller auf der Limmat bei Höngg, klagt vor Bürgermeister und Rat der Stadt Zürich, dass ihm seine Nachbarn durch Anbringen von Fachen (hölzerne Gehege) das nötige Wasser für seine Mühle entziehen. Diese klagen ihrerseits, dass der Müller durch Wuhren die Richtung des Flusswassers geändert und die Fischerei geschädigt habe. Nach einer Ortsbegehung durch die Ratsabgeordneten treffen Bürgermeister und Rat verschiedene Bestimmungen, um den Ansprüchen sowohl der Mühle als auch der Fischerei und der Schifffahrt gerecht zu werden. Die Aussteller siegeln mit dem Sekretsiegel.

  • Shelfmark: StAZH C I, Nr. 3059
  • Date of origin: 1486 January 30
  • Transmission: Original
  • Substrate: Pergament
  • Format h × w (cm): 37.0 × 27.5 (Plica: 4.5 cm)
  • 1 seal:
    1. Stadt ZürichPerson: , wax, round, sealed on a parchment tag, well-preserved
  • Language: German

Mit verschiedenen Verbauungen lenkten die Fischer den Lauf des Wassers. Eine der aufwendigsten Selbstfangvorrichtungen bildeten die Fache oder Fächer. In den Flüssen standen sie als Wehre schräg in der Strömung, um die Fische in die Reusen der Fischer zu lenken. Aber auch die Müller stauten das Wasser zu ihrem Nutzen mit Dämmen respektive leiteten es mit Kanälen auf ihre Räder zu. Alle diese Vorrichtungen konnten zudem die Schiffahrt behindern, was ebenfalls zu Unstimmigkeiten führte und der Regelung bedurfte (Amacher 1996, S. 49-53, 140-141; vgl. SSRQ ZH NF II/11, Nr. 71).

Edition Text


Wir, der buͧrgermeister und raͧt der statt ZûrichPlace: Organisation: , tuͦnd kuͧndt allermennglichem und bekennen offenlich mit disem
brieff, als irrung, spenn und zweytrecht ufferstannden und angehannget sind zwûschen den unnsern Ruͤdi ZwyfelPerson: ,
dem mûller uff der LindmagtPlace: unnder HoͤnnggPlace: , an einem, und ettlichen sinen naͧchpuͧren, namlichen den HuͦbachernOrganisation: ,
MeyerOrganisation: und AmptzenOrganisation: , daͧselbs zuͦ LindmagtPlace: gesessen, von deß wegen, das der selb ZwyfelPerson: sich erclagt, wie dann die obgenanten
HuͦbacherOrganisation: mit ettlichen vachen neͣbend siner mûli, deßglich der MeyerPerson: mit den vachen oben an sinem werd1 im mercklichen
schaden und hindernûß an siner mûli zuͦfuͦgten, und besuͧnders das wasser mit iren vachen und vischentzen also ûbersetzt und verswellt
hetten, das er zuͦ zitten an siner mûli nit gnuͦgsamclich wasser haben moͤchte, ouch ettliche guͤtter an dem ennd mercklich daͧduͧrch
beschediget, hingefuͤrt und verruͧnnen weren, darumb er uns demuͤttenclich anruͦfft, ime in soͤlichem guͤttlich zuͦversechen.
Daͧwider
die obgenanten von LindmagtPlace: fûrwandten, das sy zuͦ soͤlichen vachen und vischentzen, so sy und ir vordern lange zit harbraͧcht, guͦt
recht hetten, moͤchten sich ouch deren in der gstallt wol gebruchen uß krafft ettlicher sprûchen und ûbertraͤgen, so vor zitten
ettlich unser raͧtzfrûnde zwûschen inen getaͧn.2 Aber daͧwider so hette der genant ZwyfelPerson: understanden, die LindtmagtPlace: mit wuͦren
zuͦ ûberslachen wyter, dann soͤlich sprûch wysten und von altem harkomen, were dann von recht, soͤllte der recht ruͧnß des wassers
sechs und dryssig schuͦchArea: 36 shoes offen staͧn, das aber durch den ZwyfelPerson: nit gehallten und daͧdurch die visch an ihrem gang und strich
geirrt wuͧrden, das inen an irn vyschentzen mercklichen schaden braͤchte, und begerten an uns, sy by den vorgetaͧnen sprûchen
und lûtruͧngen zuͦ hanndthaben mit vil me worten, von allen parthyen widereinandern gebruͧcht und nit not verrer
zuͦ beschriben.
Das wir alles eigenntlich gehoͤrt und daͧruͧff vil unnser treffenlichen raͤtten uff die stoͤß geordnet haben, die ougenschinlich zuͦ besechen. Und als sy soͤlichs getaͧn und demnaͧch gestallt der dingen wider an unns gebraͧcht, haben wir
gemeint, nach dem sich der fluͧß und ruͧnß des wassers an dem ennd geenndert und verwanndellt hab, das ouch not sye,
anndern unnderscheid und wytter lûtruͧng haͧrumb zuͦgeben, und daͧruff naͧch gruͧntlicher unnderrichtuͧng der vorgemellten, unnser raͧtzfrûnden, unns erkennt und gesprochen:
Am ersten von der vachen wegen, so Clewi HuͦbacherPerson:
in dem giessen nebent des ZwyfelsPerson: mûli gemachet haͧt, das der selb Clewi HuͦbacherPerson: soͤliche vach dannen tuͦn und den giessen
nit also gar ûberschlachen noch wytter vachen sol, dann wye das mit einem pfaͧl ußgemarchet und bezeichnet ist. Daͧgegen
so sol der ZwyfelPerson: under siner mûli, so dick es not ist, schoren, daͧmit das wasser sinen ußzug wol haben moge. Deßglich
oberthalb der mûli am rannck ouch ruͧmen und schoren, daͧmit der egg dannen kome und das wasser nit also von der mûly
abwyse.
Daͧrtzuͦ sol der selb ZwyfelPerson: den mûlywuͦr, so bald unnser schyfflût das nider wasser3 faren mogen und wenn sy
des zuͦ ir notturfft begeren, ufftuͦn sechs und dryssig schuͦchArea: 36 shoes an dem ennd, do es aller fuͦgclichest und best mag gevaren
werden, wie dann unnser schifflût das ye zuͦ zytten anzeeigenCorrected: anzeigena, und das also fry laͧssen, damit des richs straͧß4 offen stand,
und besuͧnder, das die swyren der sellen eben syen und keins wegs daͧrfûr uff gangen noch eyniche irruͧng, sorg oder
hindernûß unnsern schifflûten gebaͤren, soͤlichermaͧß, das sy uͧnclagbar syen. Wenn aber das niderwasser nit gevaren
werden mag und unnser schifflût das nit bruͧchen, so mag der gemellt ZwyfelPerson: aber inbescheidenheit wuͦren und vermachen unntz an unnser widerruͤffen oder byß das unser schifflût im aber embietten uffzetuͦn, daͧmit er wasser zuͦ siner
mûli haben moge, doch das er daͧby allweg ennent dem wasser gegen AlltstettenPlace: zuͦ den schiffweg offen laͧssen, daͧmit
man mit schiffen uff und nider schallten oder varen mog.
Und von der vachen wegen, so der MeyerPerson: oben am werd gemachet
haͧt: Diewyl die den rechten fluͧß und ruͧnß des wassers abtriben und hinswellen, also das es der mûli, ouch byderber lûtten
guͤttern mercklichen schaden an dem ennd bringt, ist unnser lûtruͧng und erkanntnûß, das der genant MeyerPerson: soͤliche
vach alle dannen tuͦn und fûrer an soͤlichem werd kein vach me machen noch haben sol an dheinem ennd, dann allein
kripffen, aͧn geverd und uͧnschedlich. Und ob sich fûrer irruͧng an dem ennd begebe oder sich der fluͧß und ruͧnß des
wassers also schickte und ennderte, das die nottuͧrfft hiesche, wyttern bescheid zuͦ geben, behallten wir unns allweg vor,
verrer lûtruͧng zetuͦn.
Und des zuͦ urkuͧnd, so haben wir unnser statt secret insigel offennlich tuͦn hennchen an disen
brieff, der geben ist uff mentag vor unnser froͧwen tag der liechtmeß nach Cristi, unnsers lieben herren, gepûrt
gezellt viertzechenhuͧndert achtzig und sechs jaͧre
Date of origin: 30.1.1486
.
[fol. v]Page break
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 16th century:]
Ein vertrag betrefend
den werd zuͦ HönggPlace:
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 16th century:]
1486
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 18th century:]
Ingrossiert

Notes

  1. Corrected: anzeigen.
  1. Zur Nutzung der Flussinseln in HönggPlace: durch die Fischer vgl. SSRQ ZH NF II/11, Nr. 22.
  2. Bereits in den Jahren 1454Date: 1454 und 1457Date: 1457 war es zu gütlichen Urteilen zwischen Clewi HubacherPerson: und Ruedi ZweifelPerson: , dem Müller von HönggPlace: , gekommen (StAZH C I, Nr. 3056; Regest: URStAZH, Bd. 7, Nr. 9936; StAZH C I, Nr. 3057; Regest: URStAZH, Bd. 7, Nr. 10234). Auch damals wurden Kompromisse gefällt, damit sowohl die Interessen der Mühle als auch jene der Fischerei gewahrt blieben. Zu den Fischrechten bei der Mühle in HönggPlace: vgl. Amacher 1996, S. 140-141.
  3. Mit dem Niederwasser ist die Limmat gemeint, wogegen das Oberwasser den See bezeichnet (Amacher 1996, S. 143).
  4. Mit der Reichsstrasse ist an dieser Stelle die LimmatPlace: gemeint.