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SSRQ ZH NF II/11 108-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 11: Die Obervogteien um die Stadt Zürich, by Ariane Huber Hernández and Michael Nadig

Citation: SSRQ ZH NF II/11 108-1

License: CC BY-NC-SA

Erlaubnis zuhanden der Güterbesitzer im Sihlfeld, wegen der Teuerung und mangels Erträgen nach Belieben auszusähen

1623 March 10.

Im Streit zwischen der Gemeinde Enge und der Gemeinde Wiedikon bestätigt der Zürcher Rat die Weidegerechtigkeit von Wiedikon im Sihlfeld. Wegen der Teuerung wird den Gemeindegenossen von Enge jedoch aus Gnade erlaubt, im unteren Sihlfeld Bohnen und Ähnliches anzubauen. Nach der Ernte soll das Land wieder zur Weide freigegeben werden. Wiedikon wird ermahnt, ohne obrigkeitliche Erlaubnis keine Teile der Stoffelweide einzuzäunen.

Im 17. Jahrhundert kam es immer wieder zu Teuerungskrisen, auch im Zusammenhang mit der Klimaverschlechterung (der sogenannten Kleinen Eiszeit), dem Dreissigjährigen Krieg und Pestzügen, die ZürichPlace: 1611/1612, 1629/1630, 1635/1636 und 1667 erreichten (Sigg 1996, S. 284-289). Am 10. März 1623 erlaubte der RatOrganisation: mit dem vorliegenden Entscheid aus Gnade, die brachliegende Zelge im unteren SihlfeldPlace: mit Bohnen zu bepflanzen. Eine ganz ähnlich lautende Bewilligung wurde auch am 20. Juli 1629 erteilt, diesmal für das mittlere Sihlfeld (StAZH B II 388, S. 8). Die Gemeinde WiedikonPlace: Organisation: protestierte zwar umgehend dagegen, wurde vom Rat aber am 22. Juli 1629 abgewiesen (StAZH B II 388, S. 11). Am 17. August sah sich der RatOrganisation: jedoch gezwungen, die Leute von WiedikonPlace: zu ermahnen, die derzeitigen Bebauer des Sihlfelds unbehelligt aussäen zu lassen (StAZH B II 388, S. 28). Am 1. November 1634 klagte WiedikonOrganisation: erneut vor dem RatOrganisation: , weil die Leute von EngePlace: die Brachzelg bebauten. Der RatOrganisation: entschied, dass in Ansehung der Lage die verbrieften Rechte von WiedikonPlace: zwar nicht aufgehoben, aber ausgesetzt sein sollten, in der Hoffnung auf bessere Zeiten (StAZH B II 408, S. 42-43). Als aber WiedikonOrganisation: zusammen mit WipkingenOrganisation: am 17. Juli 1637 wiederum in dieser Sache vor dem Rat erschien, urteilte der Rat, dass Wiedikon bei seinen alten verbrieften Rechten geschützt werden solle und verbot den Leuten aus der Enge, Bohnen in der Brachzelg anzubauen (StAZH B II 421, S. 1-2). Auf die Beschwerde der Gemeinden EngeOrganisation: , FlunternOrganisation: , HottingenOrganisation: , OberstrassOrganisation: und UnterstrassOrganisation: urteilte der Rat am 14. August 1637 zwar, dass WiedikonOrganisation: in seinen Rechten endgültig bestätigt sein solle. Wegen der Hagelschäden an der Ernte erlaubte er aber wiederum aus Gnade, die Brachzelg für nächstes Jahr anzusäen. Der RatOrganisation: behielt sich vor, dieses Recht in solchen Notsituationen jeweils zu erteilen (StAZH B II 421, S. 26-28).

Zu den Rechten WiedikonsPlace: an der Stoffelweide vgl. SSRQ ZH NF II/11 73-1; StAZH C V 3.15 k.1, Nr. 2.

Edition Text


Mentags, den 10ten martiiDate of origin: 10.3.1623 (), prntpresentibus
herr RahnPerson: unnd beide rethOrganisation: .


Zwüschent den gmeindtsgnossen
inn EngiPlace: unnd iren mithafften,
so güter im SilveldPlace: habent, eins,
sodann den anwelten der gmeind
WiedickenPlace:
Organisation:
anders theils, ist nach
verhörung ingelegter brieff unnd
sigeln innansehung gstaltsamme der
zyt und sachen erkhent, das es
by brieff und siglen umb der gemeind WiedickenPlace: Organisation: weidgrechtigkeit im SilveldPlace: fürer bestahn
und blyben. Wylen aber gedachte
gmeindtsgnoßen inn EngiPlace: und mithafften by diser leidigen und schweren thürung allein diss jars das
under SilveldPlace: mit bonen anzesäyen begerend, so sölle inen
uß kheiner grechtigkeit, sonders nur
uss gnaden zuͦgelaßen unnd bewilliget syn, das under SilveldPlace:
allein diss hürigen jars mit
bonen und derglychen nutzung anzesäyen und zebuwen, doch das
an denen orten, da von nöten, radwyte zuͦ steg und weg gegeben,
und wenn die frücht uß dem veld
sind, der weidgang widerumbAddition above the line by insertion marka wie brüchig
offen gelassen werde.
Darnebent soll der gmeind WiedickenPlace: Organisation: angezeigt werden, das sy fürhin ohne myner gnedigen herren bewilligung von der strofelweid
nützit mehr inschlachen und dardurch den weidgang schwechen, sonders denselben fürbaß ungeschwecht
blyben laßen söllint.

Notes

  1. Addition above the line by insertion mark.