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SSRQ ZH NF II/11 73-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 11: Die Obervogteien um die Stadt Zürich, by Ariane Huber Hernández and Michael Nadig

Citation: SSRQ ZH NF II/11 73-1

License: CC BY-NC-SA

Urteil im Konflikt in Wiedikon um die Nutzung der Stoppelweide sowie betreffend Zugvieh, Einzäunung, Förster und Bussen

1550 September 8.

Bürgermeister und Rat der Stadt Zürich urteilen im Konflikt zwischen den Metzgern, dem Spitalmeister und anderen Bürgern von Zürich, Grundbesitzern in Wiedikon, einerseits und der Gemeinde Wiedikon andererseits betreffend die Stoppelweide, das Zugvieh, die Einzäunung, den Förster und die Bussen. Es wird entschieden: 1. In Bezug auf die Stoppelweide und das Zugvieh soll es gänzlich beim Urteil vom 17. Juli 1501 verbleiben. 2. Die von Wiedikon werden in ihren Rechten bezüglich der Einzäunung und der Zelgen bestätigt; sie dürfen Zäune nach Bedarf der Güter und Zelgen errichten. 3. Der Förster soll die Fälle von Schädigungen aller Parteien nicht nur anzeigen, sondern auch den Betroffenen unter Nennung des Verursachers melden. 4. Die Bussen sollen eingezogen und jedem überantwortet werden, dem sie von alters her zustehen. Die Bussgelder, die der Obrigkeit zustehen, sollen den Obervögten gemeldet und zuhanden der Stadt eingezogen werden. 5. Die Parteien sollen von ihren Nutzungsrechten Gebrauch machen, ohne die anderen zu benachteiligen. Beschwerden richten sich an die Vögte und Amtleute. Die Aussteller siegeln mit dem Sekretsiegel.

  • Shelfmark: StAZH C II 18, Nr. 1154
  • Date of origin: 1550 September 8
  • Transmission: Original
  • Substrate: Pergament
  • Format h × w (cm): 37.0 × 25.0 (Plica: 7.5 cm)
  • 1 seal:
    1. Stadt ZürichPerson: , wax, round, sealed on a parchment tag, well-preserved
  • Language: German

Die Allmendnutzung führte immer wieder zu Konflikten unter den verschiedenen Interessensgruppen, so hatten Bügermeister und RatOrganisation: bereits 1539Date: 1539 in einer Auseinandersetzung zwischen den Metzgern der Stadt ZürichPlace: und der Gemeinde WiedikonPlace: Organisation: zu entscheiden. Damals bestätigten Bürgermeister und RatOrganisation: gegen den Willen der Metzger das Recht der Wiediker, im KreuelPlace: Hengste weiden zu lassen. Den unterliegenden Metzgermeistern wurde erlaubt, ihre Pferde ebenfalls auf die der Gemeinde gehörende Allmend im KreuelPlace: zu führen (StAZH B V 6, fol. 61r-v; Regest: QZZG, Bd. 1, Nr. 331; vgl. Anm. zu SSRQ ZH NF II/11, Nr. 21, Art. 10); zur Lage der Allmend im KreuelPlace: vgl. StAZH PLAN B 451.7.

Zu späteren Regelungen der Allmendnutzung auf WiedikerPlace: Boden beziehungsweise des KreuelsPlace: durch die Metzger vgl. SSRQ ZH AF I/1, IX, Nr. 11, Art. 3; ZBZ Ms V 79, S. 23-25; Regest: QZZG, Bd. 2, Nr. 1380; StArZH VI.WD.A.7.:92.

Edition Text


Wir, der bürgermeister unnd râth der statt ZürichPlace: Organisation: , thuͦnd khund mengklichem mit disem brieff, als sich abermaln
irrtung unnd spenn zuͦ getragenn zwüschennd unnsern liebenn gethrüwenn, den metzgern, ouch unnserm spittalmeyster unnd anndern unnsern burgern, so güter unnder den unnsern von WiedickenPlace: hannd, eins, so denne einer ganntzen gemeind zuͦ WiedickenPlace: Organisation:
annders teyls, von wegenn der stroffelweydenn unnd zug vechs, ouch der byfënngen, vorsters unnd buͦssen halb, da jeder
theyl sich ab dem anndern erklagt, der selb thette im wider ir alt harkomen unnd gerechtigkeytenn abbruch unnd ingriff, das
inen ganntz beschwärlich unnd unlydenlich were, mit ernnstlichem anrüffenn, den gegenteyl von fürgenomner nüwerung ab
unnd zuͦ der billigkeyt zuͦ wysenn unnd zuͦ vermögen, als ir hoche notturfft das ervorderte.
Darumb dann wir die parthygen
inn irem anliggenn unnd darthuͦn statt unnd wolbedachtlich, sampt der bemelten von WiedickennPlace: ingelegten urteylen unnd brieffen, gehördt unnd verstannden, unnd sy damit irenn handel zuͦ unnser rechtlichenn erkanntnus gesetzt, habennt wir dar uf
zuͦ recht erkennt unnd gesprochenn:
Des erstenn antreffennd die stroffel weydenn unnd zug fech, das es genntzlich by
dem urteylbrieff zwüschennt ernempten parthygen vor râth ZürichPlace: Organisation: uff sambstag nach sannt MargrethenPerson: tag, als man nach der
gepurt Cristi getzalt fünffzechenhundert unnd ein jar
Date: 17.7.1501
ußganngen,1 genntzlich beston unnd beliben mit der heytern erlüterung,
das sich des zugfechs halb das wort ein jeder allein uff die von WiedickenPlace: unnd nit wyter streckenn noch diennen sölle, unnd also
die parthygenn vermeltem brieff unnd diser darüber gegebnen erlütterung inn allweg gelebenn unnd statthuͦn.
Zum andern von wegenn der byfenngen, da unnser burgere sich allerley gefarenn erklagt, unnd aber die von WiedickennPlace: unns irens
zelgen rechtenns eigenntlich bericht, lassend wir die bemeltenn von WiedickennPlace: by irenn infenngen unnd zelgen rechtenn,
wie von alterhar gebrucht, genntzlich belybenn, unnd das sy die selbenn infënng je nach notturfft, ouch gelegenheit der gütern
unnd zelgenn machen unnd habenn mogind.2
Zum drittenn, das der vorster, so bald einem, er sige unnser burger, metzger, spital
ald annder, inn dem sinen, unnder denen von WiedickenPlace: gelegenn, schadenn beschicht, söllichs (nebennd dem leyden) dero einem jeden
angenntz verkündenn unnd darby antzeigen sölle, wellicher den schadenn gethann, damit der beschediget, ob er des begerte, den schaden
unvertzogennlich könne lassenn besechen unnd schetzenn nach gemeinem lanndtsbruch.
Zum vierdtenn söllennd die bussenn
von den ungehorsamen unnd übertrettennden jeder zyt zum flyssigisten ingetzogenn unnd, dahin die von recht unnd alterhar gehörend,
geanntwurt werdenn. Als wir ouch hiemit befolchen habenn wellenn, was bussenn unns von oberkeyt wegenn zustannd, das
dieselbenn unnsern obervögten gethrüwlich geleydet unnd zu unnser statt hannden ingetzogenn werdenn söllind.
Zum
fünfftenn unnd letstenn wellennd wir, das die parthygenn ire gerechtigkeyten früntlich unnd nachpürlich, on einichenn
vorteyl oder geverd mit ein anndern nutzenn unnd bruchenn, unnd deßhalb nüdt unfrüntlichs für nemen noch hanndlen,
sonnders wellichem teyl ettwas beschwerlichs begegnet, der sölle söllichs unnsern vögten unnd amptlüthen antzeigen unnd
die selbenn der gepür unnd billigkeyt nach ferer darinn hanndlen lassenn.
Alles inchrafft dis brieffs, daran wir des
zuͦ getzügknus unnser statt ZürichPlace: secret innsigel offennlich habennd lassenn henncken, mentags, den achtennden tag
herpstmonats nach der gepurt Cristi getzalt fünffzechennhundert unnd fünfftzig jare
Date of origin: 8.9.1550
.
[fol. v]Page break
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 16th century:]
1550
Metzger
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 16th century:]
Spital gegen WiedikonPlace: antreffent die stroffelweid, das zug vech, die byfeng,
vorster unnd bußen

Notes

    1. Bürgermeister und Rat der Stadt ZürichPlace: Organisation: entschieden damals in einem Konflikt zwischen der Zunft der MetzgerOrganisation: und der Gemeinde WiedikonPlace: Organisation: , dass niemand mit seinem Vieh in die WiedikerPlace: Zelgen fahren dürfe, solange diese bestellt seien. Erst wenn die Stoppelweide aufgetan werde, möge jeder zur Weide fahren (StAZH C V 3.15 k.1, Nr. 2; Regest: QZZG, Bd. 1, Nr. 181).
    2. Die drei WiedikerPlace: Zelgen lagen im SihlfeldPlace: sowie im AlbisPlace: (KdS ZH NA V, S. 409; Etter 1987, S. 195-196); zu den Zelgen vgl. SSRQ ZH NF II/11, Nr. 19, Art. 2; für die Lage der Fluren vgl. die verschiedenen Teilpläne zur Vermessung der Gemeinden WiedikonPlace: und AussersihlPlace: von Hans Kaspar HirzelPerson: unter StAZH PLAN B 451.