check_box_outline_blank zoom_in zoom_out
SSRQ ZH NF I/1/3 180-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), by Michael Schaffner

Citation: SSRQ ZH NF I/1/3 180-1

License: CC BY-NC-SA

Verordnung betreffend die Anlage des Friedhofes zu Predigern und dessen Abgrenzung gegenüber dem Friedhof zum Grossmünster

1541.

Es wird die Anlegung eines neuen Friedhofs im Garten des ehemaligen Predigerklosters verordnet, da aufgrund der Seuchenzüge der vergangenen Jahre der Friedhof beim Grossmünster dermassen überbelegt ist, dass die sterblichen Überreste der Verstorbenen nicht mehr richtig verwesen können und sich schädliche Dünste ausbreiten. Der neue Friedhof soll mit geeigneten Aus- und Eingängen versehen und zu gegebenem Zeitpunkt durch eine Mauer eingefasst werden. Das Gebiet, innerhalb dessen die Toten auf dem neuen Predigerkirchhof begraben werden sollen, wird folgendermassen umrissen: In der Wacht Niederdorf bis zur Eselgasse (heute Metzgergasse), von dort bis zur Elendenherberge und die Steingasse (heute Spiegelgasse) entlang bis zum Haus des Bürgermeisters Diethelm Röist und hinaus zum Neumarkttor. Ausserhalb der Stadtmauer reicht das Gebiet vom Haus zur Krone die Zürichberger Strasse entlang auf den Zürichberg hinauf sowie nach Wipkingen. Ausserhalb davon müssen die Toten, die in den Begräbnisbereich der Stadt gehören, weiterhin beim Grossmünster bestattet werden. Da in der Kleinen Stadt noch kein Platzmangel besteht, bleiben die dortigen Friedhöfe vorerst unverändert, unter Vorbehalt späterer Massnahmen.

  • Shelfmark: StAZH A 42.1.6, Nr. 3
  • Date of origin: 1541 (Datierung aufgrund des Inhalts)
  • Transmission: Aufzeichnung (Einzelblatt)
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 22.0 × 32.5
  • Language: German

Die Anlegung des neuen Friedhofs bei der PredigerkirchePlace: lässt sich aufgrund eines Eintrags in den Rats- und Richtbüchern auf das Jahr 1541 datieren (StAZH B VI 256, fol. 49r-v). In diesem werden die Anstellung eines neuen Totengräbers sowie praktische Vorkehrungen bei der Anlegung des Gräberfeldes geregelt. Bereits am 12. Oktober wurde das SpitalPlace: angewiesen, seine Toten nicht mehr zum GrossmünsterPlace: zu bringen, sondern auf dem PredigerkirchhofPlace: zu bestatten, wobei zu diesem Zeitpunkt die Arbeiten für dessen Neuanlegung noch nicht abgeschlossen gewesen sein dürften (StAZH H II 23.3, Nr. 1). Der neue Friedhof einschliesslich der in der vorliegenden Ordnung erwähnten Mauer und Zugangstore ist im Murerplan von 1576 zu erkennen. Aus diesem wird auch ersichtlich, dass der kleinere mittelalterliche Kirchhof der DominikanerOrganisation: im Zuge der Reformation zum Werkhof des SpitalsPlace: umfunktioniert worden war.

Das in der vorliegenden Ordnung erwähnte Gutachten der Ratsverordneten ist ebenfalls überliefert (StAZH B II 1080, Teil II, fol. 201r-202r). Die Verordneten besprachen angesichts der grossen Anzahl von Pesttoten eine Reihe von Vorschlägen zur Erweiterung oder Neuanlage von Friedhöfen, wobei auch Standorte ausserhalb der Stadtmauern erwogen wurden. Der RatOrganisation: entschied sich jedoch letztlich für eine Lösung innerhalb der Stadt. Zur Anlage eigentlicher Notfriedhöfe vor den Stadtmauern kam es erst im Pestjahr 1611. Dabei handelte es sich um St. Leonhard Place: vor dem NiederdorftorPlace: und den Krautgarten vor dem LindentorPlace: (Illi 1992, S. 60).

Zur Neuanlage des Predigerkirchhofes vgl. KdS ZH NA III.I, S. 317; Illi 1992, S. 60; allgemein zum Begräbniswesen im vormodernen ZürichPlace: vgl. Illi 1992; zum GrossmünsterPlace: als Bestattungsort vgl. SSRQ ZH NF I/1/3 67-1.

Edition Text

Text variant in StAZH B III 7, fol. 34r: Die nüw begreptnus zun
PredigernPlace:
a
Uß thrüwer fürsorg, so unnsere gnëdigen herren unnd
obern von oberkeyths wëgen zu irer biderben gmeyndOrganisation: tragenAddition on the right margin" by insertion markb, habennt sy durch ire verordneten rathsanwält der plätzen
unnd begrepnissen halb (so gott wyter über unns gebyeten
wurde) flyssige erkhundigung thuͦn lassen unnd sovyl
berichts funden, das inn den nechsten jaren durch vergaande
thödli der kilchhof zum Großem MünsterPlace: dermaß überschlagen unnd durchgraben worden, das gar wenig
platzes meer vorhannden. Dann so der herr mit syner
gewaltigen hannd fürfaren, das dann der vergrepnißen halb grosser mangel wurde unnd deßhalb gar guͦter meynung zu ersetzung sollichs manngels unnd
unvermydenlicher not halb, diewyl die gruͦben,
wenn so gar vyl cörpel zuͦsamen geleyt werdennt
unnd nit nach nothurfft verweßen mögennd, vil bößes
geschmackts unnd zun zyten vyl vergiff[tet]Damage through ink blot, restored by analogycer, schaͤdlicher
tünsten brynngend, eynen platz oder begrepnis d inn
der PredigergartenAddition above the line by insertion markePlace: ußganngen unnd verordnet, das man
den yetz angends mit gepürennden in- unnd ußgänngen
versorgen unnd zu gelegner zyt mit eyner muren
eerlich infaßen wirt.
Da wellennd sy unnd ist ir
geheyß, will unnd meynung, was inn den beyden
wachten inn NiderdorffPlace: nunhinfür stirpt, von
NiderdorffPlace: durchOmitted in StAZH B III 7, fol. 34rf uff här biß an das EselgëßliPlace: unnd
das EselgëßliPlace: uff by der Ellënnden HerrbergPlace: durchhin unnd die SteyngassenPlace: nider für myns herr RoistenPerson:
huß uß hin biß zum Nüwmerkter ThorPlace: unnd zum thor
hynuß zur CronenPlace: , biß an die Zürichberger StraßPlace:
unnd derselben straaß richtigs nach uff biß uff den
ZürichbergPlace: . Was innert dißem kreyß nidtsich
gegen NiderdorffPlace: sicht ald haldet, das man die
selben fürer nitmeer zum MünsterPlace: , sonnder all
uff obgemelten geordneten platz zun PredigernPlace: vergraben unnd sy deßglychen die von WypgingenPlace: daselbshin zur begrepniß gehören.
Was aber ob den [p. 2]Page break
yetzernempten zylen unnd marchen ist unnd hiehar
zur begreptniß gehört, es syge inn oder usserthalb
der statt, das soll wie von alter här alles zum
MünsterPlace: vergraben unnd hinfür also von menngklichem gehalten unnd by vermydung gedachter unnser
herren straaff durch nyemannd überfaren werden.
Darumb sy es ouch üch allen hie offentlich
zewissen thun lassennd, das sich des wiße
mengklich zehalten.
Unnd so aber inn der Cleynen
Statt
Place:
noch nit sonnderer mangel, lassennd sy
deßhalb die selben by iren alten begrepnißen belyben, allweg mit vorbehalt zu wytterer nottdurfft
zeordnen, das sy gedengkend loblich, nützlich unnd
guͦt sin.
Gott welle unns damit syn gnad barmhertzigklich mitteylen.

Notes

  1. Text variant in StAZH B III 7, fol. 34r: Die nüw begreptnus zun
    PredigernPlace: .
  2. Addition on the right margin" by insertion mark.
  3. Damage through ink blot, restored by analogy.
  4. Deletion: zu.
  5. Addition above the line by insertion mark.
  6. Omitted in StAZH B III 7, fol. 34r.