SSRQ ZH NF I/1/3 157-1
Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die
Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich.
Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), by Michael Schaffner
Citation: SSRQ ZH NF I/1/3 157-1
License: CC BY-NC-SA
Ordnung der Stadt Zürich betreffend auswärtige Almosenempfänger
1533 May 21 – June 14.
Metadata
- Shelfmark: StAZH A 61.1, Nr. 3, S. 18-24
- Date of origin: 1533 May 21 – June 14 (Die Artikel wurden am 21. Mai 1533 durch die Verordneten beraten und am 14. Juni 1533 durch Bürgermeister und Rat bestätigt.) Transmission: Eintrag
- Substrate: Papier
- Format h × w (cm): 21.5 × 32.0
- Language: German
-
Edition
- Egli, Actensammlung, Nr. 1957
Comments
Die vorliegenden Bestimmungen wurden als Ergänzung zur Almosenordnung der Stadt ZürichPlace: vom 15. Januar 1525 erlassen (SSRQ ZH NF I/1/3 125-1). Einen Tag nach ihrer Bestätigung durch Bürgermeister und RatOrganisation: wurden sie, wie von der vorberatenden Ratskommission empfohlen, durch einen allgemeinen Kirchenruf der Bevölkerung bekannt gemacht (StAZH A 42.1.2, Nr. 7; Edition: Zürcher Kirchenordnungen, Bd. 1, Nr. 60).
Die Klage über die Frequentierung des Almosens durch auswärtige Bedürftige deckt sich inhaltlich mit den zahlreichen Mandaten, die im Verlaufe des 16. Jahrhunderts gegen fremde Bettler erlassen wurden (exemplarisch: StAZH A 42.1.2, Nr. 4). Die vorliegende Ordnung verknüpft jedoch darüber hinaus die Almosenthematik mit derjenigen des Bürgerrechts: Eine Zwischenstellung nahmen diesbezüglich die Hintersassen ein, die zwar oftmals dauerhaft niedergelassen waren und am wirtschaftlichen Leben der Stadt partizipierten, jedoch als Nichtbürger vom politischen Leben ausgeschlossen waren. Ihre Fürsorgeberechtigung war offenbar in der ersten Phase nach Einrichtung des Almosenamtes umstritten. Ein klar konturiertes Hintersassenrecht hatte sich in ZürichPlace: ohnehin erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts herausgebildet (vgl. Koch 2002, S. 78). Vor diesem Hintergrund zielen die vorliegenden Bestimmungen darauf, die Auswärtigen unter den Almosenbezügern entweder in den Bürgerverband zu integrieren (wobei aber die zu entrichtende Gebühr ein wesentliches Hindernis dargestellt haben dürfte) oder aber aus der Stadt wegzuweisen. Die im darauffolgenden Jahr erlassene Wiederholung und Einschärfung der vorliegenden Ordnung verweist jedoch darauf, dass bei der Umsetzung Schwierigkeiten bestanden. Zu deren Behebung sollten unter anderem die Kompetenzen zwischen den Verordneten zum Almosen und dem Kleinen RatOrganisation: genauer abgegrenzt werden (StAZH A 42.1.2, Nr. 8; Edition: Zürcher Kirchenordnungen, Bd. 1, Nr. 67 und 68). Die vorliegende Ordnung behandelt die fremden Bedürftigen aus den Gebieten nördlich des RheinsPlace: und aus der EidgenossenschaftPlace: gleich. Dies entspricht auch der allgemeinen Tendenz in der Vergabe des ZürcherPlace: Bürgerrechts, welches Auswärtige aus der EidgenossenschaftPlace: nur in Bezug auf die Höhe der zu entrichtenden Gebühr bevorzugt behandelte (vgl. Sieber 2001, S. 28).
Allgemein zum ZürcherPlace: Almosenwesen vgl. Moser 2010; Denzler 1920.
Edition Text
Verbesserung der maͤnglen by dem almuͦsennOrganisation: der froͤmbden halbRubricated1
Als dann bißhar minen herrenn vylerley klëgtenn von wëgen der hinder saͤssenn unnd froͤmbden lannd zu̍glingen, die weder zunfft noch burgrecht hand, fu̍r kommen, das sich die taͤglich merind, dem allmuͦßen nach zu̍chind und also gemeine burgerschafft, ouch das almuͦsenOrganisation: da durch traͤffennlich u̍ber setzt, beladen unnd der maß beschwert, das es kein lenge erhalten noch erlittenn werdenn moͤge, deßhalb mine herrenn ettlich uß iren raͤtenOrganisation: mit sampt den herren vom almuͦsenOrganisation: u̍ber den hanndel [p. 19]Page break gesetzt, weg unnd fuͦg ze suͦchen, damit guͦte ordnung erhaltenn und soͤlich beschwerdenn fuͦgklicher gstalt ab gestelt werdenn moͤchten, die nun allen handel mit ernst erwaͤgen und sich ju̍ngst nach volgender meynung unnd articklenn uff miner herren witter gefallenn beratschlaget habennd.
Erstlich, weg ze suͦchenn, wie man die froͤmbdling, so schon herin unnd doch weder burger noch zunfftig sind, mit fuͦgen abwysenn, darzuͦ fu̍rer versaͤchenn, das keine mer so liederlich herin kommen moͤchten, wirt von noͤten sin ein unnderscheid uß dryerley volcks ze machenn.
Die erstenn sind die, so aͤnnet RynßPlace: uß dem Schwaben LanndPlace: herin sind.
Die anderen sind uß der EydgnoschafftPlace: .
Unnd die dryttenn uß miner herrenn gerichten unnd gebietten.
Da ist fu̍r guͦt angesëchenn, das vogt AnnderesPerson: abermalen herumb ziechen, die froͤmbd unnd in zu̍gling inn den sibenAmount: 7 wachtenn2 uf zeichnen, die dryerley geschlecht eigenntlich uß einander [p. 20]Page break zu̍chen unnd su̍nderen und deren aller nammen fu̍r mine herenn geleyt werdenn, die soͤllend dann zwen Amount: 2 herrenn uß irem ratOrganisation: ordnen, ouch inen gwalt und bevelch gebenn, erstlich die, so uß dem Schwaben LanndPlace: und ennet dem RinPlace: har sind, zuͦ beschickenn und inen ein zil zwen manotDuration: 2 months zuͦ setzenn, brieff und sigel zebringen, wer unnd wannen, ouch wie sy von heymen gescheydenn sygind, deßglichenn, wenn sy solich brieff bracht hannd, das sy dann unverzogenlich das burgrecht kouffind, welicher das nit tuͦn moͤchte ald welte, das sy dann macht habind, an rucks von hinnen, da her er komen ist, ze wißenn.
Der glichenn soͤllennd sy ouch mit den froͤmbden unnd in zu̍glingen hanndlen, so uß der EydgnoschafftPlace: sind, das sy ouch brieff unnd abscheyd in eim manotDuration: 1 month bringind unnd demnach das burgrecht erkouffind oder aber von hinnen zu̍chind.
Die, so uß miner herren statt und lantschafft unnd uß den wachten sind, soͤllennd sy wysenn, brieff unnd urkund ze bringen von einer gantzen gemeind, des dorffs oder der wacht, [p. 21]Page break dar inn sy wonnhafft gsin unnd gesessen sind, wie sy sich ir tag gehaltenn und was sy fu̍r ein wandel gefuͤrt habind, ob sy ouch des almuͦsen vehig ald notturfftig ald was der mangel syge oder wie ir sach stannde. Unnd welicher soͤlich urkund nit bringen mag oder wil, ouch kein brieflin von den herrenn verordnetenn an die almuͦser hat, der soll weder jetz noch hienach imm almuͦsennOrganisation: gelitten, imm ouch darvon nu̍tzit gebenn werden.
Nun zuͦ vera huͤtenn, das die froͤmbdenn nit mer also hierin hußind unnd ein gemeynd beschwaͤrind, so soͤllennd die zwenAmount: 2 verordneten herenn gwalt habenn, vogt AnndereßenPerson: ernnstlich ob zuͦ liggenn, flissig unnd guͦt acht unnd uf sechenn uff soͤlich in zu̍gling zehabenn und so erst er eynsin innen wirt, es sye in den sybenAmount: 7 wachten oder usserthalb den Kru̍tzenPlace: , so inn die dryAmount: 3 pfarren gehoͤrennd, den on verzug fu̍r sych zuͦ bescheidenn unnd sins thuͦn und lassens, wannen und wer er sige zuͦ erkonnen. Und wo er kein abscheid oder urkund von einer gmeind dar zuͦ leggen hat unnd das burgrecht nit koufft noch kouffen wyl, den selben, wie obstat, von hinnen, da her er kommen ist, ze wisen.
[p. 22]Page breakUnnd damit solich an saͤchen unnd ordnung dest stiffer vollzogen werdenn unnd by waͤsenn beliben moͤge, so soll deßhalb ein offner kilchen ruͦff von einer oberkeit uß gan unnd inn dem selben mengklichem verku̍nt unnd by einer marck silberCurrency: 1 mark rechter buͦß zum ernstlichen und hoͤchstenn verbottenn werdenn, das niemand soͤlich froͤmbdling, inzu̍gling unnd hinder saͤssen, so nit burger noch zu̍nfftig sind, mer uf ennthalte, bhuse, bherberge oder inen herberg, behusung, underschlouff, tach noch gemach u̍ber acht tagDuration: 8 days nit gebe, sy habind dann von minen herrenn eim ersammen ratOrganisation: oder den verordnetenn ein glouplich urkund, das sy sich mit inen vertragenn unnd hie nider ze lassenn ald witter ze wonen von inen sunder gunst unnd erlouptnuß habind. Unnd ob yemandts darwider thaͤte, das dem on gnad die buͦß ab genommen unnd daran niemands verschont werde.
Dis obbeschribne ordnung ist bestaͤttet unnd angenommen des nechstenn sambstags nach unnsers herrenn fronlichnams tag anno etcAbbreviation xvc xxxiiiDate of origin: 14.6.1533 unnd sind junckerIn the original: j Bernhart von ChamPerson: unnd meisterIn the original: m PurPerson: zuͦ volstrekung diser ordnung verordnet, presentibusIn the original: pnt her RoͤistPerson: , raͤt unnd burgerOrganisation: .
Das edict, dar von der artickel da obenn meldung tuͦt, ist publiciert wordenn sonntags ipsa die VitiPerson: anno quo supra.Date of origin: 15.6.1533
Stat schriber Zu̍richPlace:
Es ist ouch hier inn vorbehaltenn, ob einer schon urkund, brief unnd sigel brechte, er moͤchte darnach ein man sin, der minen herenn nit gefellig noch an muͦttig und der stat nit ze liden were, das inenn ir hand dar inn offen sin unnd sy in destminder nit ab zuͦ wysenn wol macht habenn sollend.
Notes
- Die Ordnung schliesst direkt an die ebenfalls von der Hand Stadtschreiber Werner BeyelsPerson: stammende Almosenordnung der Stadt ZürichPlace: an (SSRQ ZH NF I/1/3 125-1).↩
- Zur Einteilung der Stadt in sieben Wachten vgl. SSRQ ZH NF I/1/3 146-1. Dieselbe Einteilung findet sich auch in den Almosenordnungen von 1525 und 1544 (vgl. SSRQ ZH NF I/1/3 125-1; StAZH A 61.1, Nr. 24). Ursprünglich war die Wacht KornhausPlace: zur Wacht MünsterhofPlace: gerechnet worden (Gilomen 1995, S. 341).↩
- Gemeint ist Felix FryPerson: , der von 1518 bis 1555 Propst des GrossmünsterstiftsOrganisation: und zwischen 1528 und 1537 Obmann des AlmosenamtesOrganisation: war (HLS, Fry, Felix).↩
Regest