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SSRQ ZH NF II/3 78-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 3: Die Landvogtei Greifensee, by Rainer Hugener

Citation: SSRQ ZH NF II/3 78-1

License: CC BY-NC-SA

Schreiben des Vogts von Greifensee über die Abhaltung eines Schwörtags der Eigenleute des Klosters St. Gallen

1557 May 31.

Der Vogt von Greifensee, Konrad Escher, schreibt an Bürgermeister und Rat der Stadt Zürich, dass am 28. Mai der Hofammann des Abts von St. Gallen samt einem Diener vor ihm in Greifensee erschienen sei und kundgetan habe, dass sein Herr einen Schwörtag mit allen Eigenleuten von St. Gallen und St. Johann in der Grafschaft Kyburg sowie in den Herrschaften Grüningen und Greifensee durchführen wolle, um ihnen ihre Pflichten vorzulesen. Der Vogt solle daher einen Tag bestimmen, diesen Termin verkünden und alle an einen geeigneten Platz im Amt Greifensee versammeln lassen. Ausserdem stellt er die Frage, ob die Eigenleute begehren sich abzukaufen. Da solches lange nicht getan worden sei, habe er den Ammann mit freundlichen Worten abgefertigt, um die Meinung der Obrigkeit einzuholen.

  • Shelfmark: StAZH A 123.2, Nr. 121
  • Date of origin: 1557 May 31
  • Transmission: Original (Doppelblatt)
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 22.0 × 33.0
  • 1 seal:
    1. Konrad EscherPerson: , papered seal, round, applied, missing
  • Language: German
  • Scribe: Konrad Escher, Vogt von Greifensee

In der Herrschaft GreifenseePlace: gab es neben den Leibeigenen des Schlosses GreifenseePlace: auch Eigenleute der Klöster FischingenPlace: , St. GallenPlace: und St. Johann im ThurtalPlace: sowie der Inhaber der Burg UsterPlace: . Nach der Reformation förderte die Zürcher ObrigkeitOrganisation: mehr oder weniger aktiv, dass sich Leibeigene von ihren Herren loskaufen konnten. Nichtsdestotrotz wachte sie selber peinlich genau darüber, dass sich ihre eigenen Leibeigenen des Schlosses GreifenseePlace: nicht einfach ihren Pflichten entziehen konnten (SSRQ ZH NF II/3 88-1).

Der vorliegende Austausch mit St. GallenPlace: und St. JohannPlace: hatte zur Folge, dass diese beiden Klöster 1562 mit der Stadt ZürichPlace: vereinbarten, wie sich alle ihre im Zürcher HerrschaftsgebietPlace: sesshaften Gotteshausleute von der Leibeigenschaft loskaufen können (StAZH C I, Nr. 1919). Praktisch gleichzeitig machte sich 1561 auch der Freiherr Ulrich Philipp von Sax-HohensaxPerson: als neuer Inhaber der Burg UsterPlace: daran, seine Eigenleute in KirchusterPlace: , OberusterPlace: , NiederusterPlace: , RiedikonPlace: , WerrikonPlace: , MaurPlace: , GuldenenPlace: und anderswo zu dokumentieren (StAZH A 123.2, Nr. 163-168 und Nr. 169). Diese Herrschaftsintensivierung hatte zur Folge, dass sich die Leibeigenen 1563 beim Zürcher RatOrganisation: über ihren neuen Herrn beschwerten (StAZH A 123.2, Nr. 189 und Nr. 190). 1579 liess sich sein Sohn, Johann Christoph von Sax-HohensaxPerson: , seine Rechte über die Eigenleute und auf deren Abgaben nochmals bestätigen (StAZH A 123.3, Nr. 98). Leibherrschaftliche Ansprüche blieben somit also weit über die Reformation bestehen.

Edition Text

Gestraͤngen, frommen, eren vesten, fürsichtigen, ersamen und wysen, gnaͤdigen ir, mine herren, min ganz underdaͤnig, wylig dienst und früntlicher gruͦz syge üwer gnad und wysheytt ale zitt zevor.
Uff den 28 des monettz meygenDate: 28. May ist zuͦ GryfenseePlace: by mir alhie erschinen des herren apz von Santt GallenPlace: hoff ammen sampt einem diener, zeygt mir erstlich an synes gnaͤdigen herren günstygen und gnaͤdigen wylens, ouch alles guͦeten, soͤmlichs und keins andern soͤlle ich mich gegen sinen gnaden versaͤchen. Dem nach so syge synes gnaͤdigen herren wyl und meynung, alle die eygnen lütt, so das goz hus Santt GalPlace: Organisation: , ouch Santt JohannPlace: , habe in üwer, miner gnaͤdigen herren, grafschaft KyburgPlace: , ouch in der herrschaft GruͤningenPlace: und GryfenseePlace: , wyderumb zuͦ beschryben, des glichen inen vor zuͦ laͤsen, was sy dem goz hus schuldig sygend, ouch den dass selpig sy lassen zuͦ schwerren zehalten. Des halp werre sines gnaͤdigen herren begaͤr an mich, ich welte im einen dag ernamsen und allen dennen lassen verkünden und gebietten, an eynen gelaͤgnen blaz im ampt GryfenseePlace: zuͦ kommen. Er achte [p. 2]Page break ouch soͤmlichs ime zuͦ bewyligen, darzuͦ err den raͤcht habe, waͤrdentt ir, min gnaͤdig herren, kein myCorrection overwritten, replaces: aasfal dragen, sonder ein gefallen. Er achte ouch sin gnaͤdiger herr, ob sy die eygnen lütt begaͤren wurdentt, sy lassen abzekoufen.
Die wyl dan soͤmlichs lang nie gebrucht ist worden und ich nitt mag wüssen, wie ers mitt den byderpen lütten im ampt wurde bruchen und an die hand naͤmen, so hab ich inn mitt guͦtten, früntlichen worden abgefertigett, mitt anzeygung, soͤlichs üch, min gnaͤdigIn the original: g herren, zuͦ verstaͤndigen, versaͤche mich des gaͤnzlich üwer gnad und wysheytt, werde sinem gnaͤdigen herren mitt antwurtt begegnen, da ich acht, sin gnaͤdiger herr zefryden, pytten hie mitt üwer gnad und wysheytt umb bescheydt, wess ich mich soͤlle halten, wyl mich hie mitt üwer gnad und wysheytt alle zitt in gnaden befolhen haben.
Datum den letsten mey 1557 jarDate of origin: 31.5.1557.

[Signature:] Üwer gnad und wysheytt wyliger Cuͦnratt AͤscherPerson: , vogt zuͦ GryfenseePlace:
[p. 3]Page break [p. 4]Page break
[Adress on the reverse side:] Denn gestraͤnngen, frommen, eren vesten, fürsychtigen, ersamen und wysen herren burgermeyster und ratt der statt ZürichPlace: Organisation: , sinen günstigen, gnaͤdigen und lieben herren
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 16th century:] b 1557Date of origin: 30.5.1557
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 18th century:] Der godteshaüsern St. GallenPlace: und St. JohannPlace: in der herrschafft GryffenseePlace: habende libeigen leüthe, 1557Date of origin: 1.1.1557 – 31.12.1557

Notes

  1. Correction overwritten, replaces: a.
  2. Addition inline in a hand of the 18th century: Den 30ten maii.