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SSRQ ZH NF II/3 65-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 3: Die Landvogtei Greifensee, by Rainer Hugener

Citation: SSRQ ZH NF II/3 65-1

License: CC BY-NC-SA

Verkauf der halben Gerichtsbarkeit in Kirchuster samt Usterbach und der Vogtei Nossikon an die Stadt Zürich

1544 September 6.

Hans Vogler, Bürger von Zürich und sesshaft in Uster, verkauft Bürgermeister, Räten, Bürgern und gemeiner Stadt Zürich um 900 Gulden die Hälfte der Vogtei Kirchuster mit Gerichten, Twing und Bann, Freveln und Bussen, Gebot und Verbot bis an das Blut, den Usterbach sowie die Vogtei Nossikon bis ans Hochgericht. Als jährliche Vogtsteuer werden aus Oberuster zwölf Zinshühner entrichtet, aus Nossikon ein Pfund sowie zwölf Zinshühner und zwei Herbsthühner. Ausserdem sind die dortigen Hausgenossen jährlich zu bestimmten Dienstleistungen verpflichtet. Bei Güterverkäufen steht dem Vogt eine Gebühr zu. Als Lehen der Grafschaft Kyburg von dem Verkauf ausgenommen ist das Recht des Vogts von Greifensee, im Usterbach zu fischen. Der Aussteller siegelt.

  • Shelfmark: StAZH C I, Nr. 2506
  • Date of origin: 1544 September 6
  • Transmission: Original
  • Substrate: Pergament
  • Format h × w (cm): 62.5 × 23.0 (Plica: 6.0 cm)
  • 1 seal:
    1. Hans VoglerPerson: , wax, round, sealed on a parchment tag, well-preserved
  • Language: German

Burg und Gerichtsherrschaft UsterPlace: gehörten seit dem 13. Jahrhundert den Freiherren von BonstettenOrganisation: . Diese verkauften sie 1534 an den BernerPlace: Solddienstunternehmer Ludwig von DiesbachPerson: , von dem sie 1535 an den ZürcherPlace: Bürger Stefan KnospPerson: und 1541 an Hans VoglerPerson: kamen (Kläui 1964, S. 69-76; Hürlimann 2000, S. 39). Letzterer verkaufte seine Herrschaftsrechte mit der vorliegenden Urkunde an ZürichPlace: . Die Burg blieb hingegen in seinem Besitz.

Für den Zürcher RatOrganisation: war dies eine günstige Gelegenheit, die kleine Gerichtsherrschaft zu erwerben und in das eigene Territorium zu integrieren; angestrebt hatt er dies bereits 1451 (SSRQ ZH NF II/3 30-1). Im Verlauf des 15. Jahrhunderts war es zwischen den zürcherischen Vögten in GreifenseePlace: sowie den jeweiligen Gerichtsherren in UsterPlace: wiederholt zu Kompetenzstreitigkeiten gekommen, insbesondere um die Fischereirechte im UsterbachPlace: (SSRQ ZH NF II/3 41-1, SSRQ ZH NF II/3 48-1 und SSRQ ZH NF II/3 50-1), aber auch über die Aufteilung der Bussgelder (SSRQ ZH NF II/3 53-1 und SSRQ ZH NF II/3 61-1).

Aus den Akten, die im Vorfeld des Verkaufs produziert wurden, geht hervor, dass man den Wert des gesamten Herrschaftskomplexes ursprünglich noch höher eingeschätzt hatte: Die Rechte in KirchusterPlace: und OberusterPlace: veranschlagte man auf 500 GuldenCurrency: 500 guilders , das Gericht in NossikonPlace: auf 100 GuldenCurrency: 100 guilders , den UsterbachPlace: auf 300 GuldenCurrency: 300 guilders und weitere Lehensrechte auf 100 GuldenCurrency: 100 guilders . Hinzu kamen die Einnahmen aus Bussen, die man auf 25Currency: 25 guilders bis 30 GuldenCurrency: 30 guilders schätzte (StAZH A 123.2, Nr. 16 und Nr. 18; vgl. Baumeler 2010, S. 297, Anm. 109).

Edition Text


Ich, Hans VoglerPerson: , bürger ZürichPlace: unnd seßhafft zuͦ UsterPlace: , bekheͣnn und vergich offentlich mit dißem brief, das ich mit wolbedachtem muͦt, guͦter zitlicher vorbetrachtung umb mines besseren nutzes unnd frommen willen eins ufreͣchten, steten, veͣsten,
redlichen, jemerweͣrenden unnd eewigen, unwiderruͤfflichen kouͦffs, wie der vor allen lüten, richteren unnd gerichten guͦt chrafft und macht hatt, haben soll und mag, glicher wis, alls weͣre der vor ordenlichem gericht gefeͣrtiget und mit urteil
bekreͣfftiget, verkouͦfft und zekouͦffen geͣben hab unnd gib ouch hiemit für mich unnd min erben zekouͦffen den frommen, vestenn, fürsichtigen, ersammen unnd wißen, herrn burgermeister, reͣthen, burgern unnd gemeiner statt ZürichPlace: Organisation: , minenn gneͣdigen lieben herren unnd allen iren nachkommen, namlich minen halbentheil der vogty zuͦ KilchusterPlace: , inn der heͣrrschafft GrifenseePlace: geleͣgen, mit gerichten, zwingen, beͣnen, freͣflen unnd buͦßenn, ouch gebott unnd verbotten bis an das
bluͦt, da der annder halbtheil der selben vogty unnd gerichten (sampt allen wirden unnd eeren der hochen oberkeit anheͣngig) vermeͣlten minen herren bißhar zuͦgehördt, wellicher min theil der vogty allein an huͤneren jeͣrlichenRepeated duration: 1 year drüAmount: 3
ingeͣntz hatt. Item zuͦ OberusterPlace: ein pfundCurrency: 1 lb jerlicherRepeated duration: 1 year vogtstür unnd zwölfAmount: 12 zins huͤner.
Aber hab ich genannten minen herren ze kouͦffen gegeͣben den UsterbachPlace: von einer march untz zuͦ der annderen, mit vischentzen, wasser, wasserflüßen, inn
und ußgeͣngen unnd aller zuͦgehördt, darinn nüdt ußbedingt dann die frigheit unnd gereͣchtigkeit, so ein vogt zuͦ GrifenseePlace: von alter har vischentz halb darinn hatt, unnd das soͤllich vischentz genannter miner herren alls von irer grafschafft
KyburgPlace: weͣgen ein lechen ist.
Me han ich innen in kouͦfs wiß zuͦ gestelt min vogti zuͦ NossikonPlace: , ouch mit allen unnd jeden eehaften, puncten unnd articklen, den selben gerichten zuͦgehörig bis an die hochen gericht, so vermelten minen herren von
alter har zuͦ verwalten zuͦ stand und gehörend, darzuͦ jerlichenRepeated duration: 1 year daselbs ein pfundtCurrency: 1 lb vogtstür unnd zwölfAmount: 12 zins unnd zweyAmount: 2 herbst huͤner, und wellicher zuͦ NossikonPlace: hushaͤblich ist, jerlichRepeated duration: 1 year ein lib tagwen schuldig, unnd der ein zug hat, soll jeͣrlich mit
dem selben zug ein eer tagwen thuͦn, zu dem, was alda vogtbarer guͤter sind und uß den gerichten verkouͦfft weͣrden, davon gehört einem vogtherren der dritt pfening.
Soͤlliches alles mit aller frigheit, eehaffte, rechtung und zuͦgehördt
für frig, ledig eigen bis an den bach, so ein lechen ist, und die reͣchtung, so ein vogt darinn hat, als obstat, wie dann die von BoͧnsteͣtenOrganisation: , DießbachOrganisation: , ouch Steͣffa KnospPerson: seͣlig unnd ich das bißhar ingeheͣpt, beseͣßen, genutzt und genossen haben, ouch die rödel und
brief umb soͤlliches wißend, so ich genanten minen herren von ZürichPlace: zuͦ iren handen geͣben hab, doch mir und minen nachkommen an dem schloß UsterPlace: sampt dem infang, ouch den eignen unnd lechenlüten und guͤteren, so ich vom KnospenPerson: unnd annderen inn koufs wiß an mich gebracht, geͣgen meͣngklichem usserthalb obangezeigtem kouff, sonnst an dem alten har kommen, ouch reͣcht und gereͣchtigkeiten unscheͣdlich unnd unvergriffenlich.
Unnd ist dißer kouff
zuͦgangen und bescheͣchen umb nünhundert guldin guͦter unverruͤffter Züricher müntz und weͣrschafftCurrency: 900 guilders of Zurich, dero ich von genanten koufferen innhalt eins schuldbriefs vernuͤgt bin,1 deßhalb ich sy unnd ire nachkommen für mich und mine erben
quit, ledig und loß sagen, harumb begib und entzich ich mich für mich und min erben aller und jetlicher eigentschafft, besitzung, gereͣchtigkeit, vorderung, zuͦspruch und ansprach, so ich bißhar an obangezeigten gerichten, zwing und beͣnen,
vischeͣntzen, vogtstüren, huͤneren, tagwen, vogtbaren guͤteren und sonnst allem, so darinn und darzuͦ dienen und gehören soll und mag, je gehept hab und ich und min erben darzuͦ und daran jemer gewünen, erlangen und überkomen möchten, ouch zuͦ dem aller und jetlicher gnaden, privilegien, frigheiten, stett unnd lantzreͣchten, hilf unnd schirms, so ich oder min erben oder jeman annder von unnsert weͣgen den obgenannten minen gneͣdigen herren von ZürichPlace: hier wider
zuͦ abbruch oder schaden dheineͣst erweͣrben, erdeͣncken, zuͦ wort haben oder fuͤrgeweͣndten könten unnd möchten, und setzen sy des alles inn volkommen ruͤwig gewer und lipliche besitzung, soͤlliches alles hinfüro jemer eewengklich inzehaben, zuͦ beheͣrschen, zuͦ nutzen und zuͦ niessen, zebesetzen und ze eͣntsetzen, wie mine vorfaren unnd ich bißhar gethan, gebrucht und gepfleͣgen hand, und innen nutzlich, gefellig, fuͤgklich und eͣben ist, alls mit anderem irer statt eigenem guͦt,
one min, miner erben unnd nachkommen und sonnst aller meͣngklichs von iretweͣgen sinnen, widerspreͣchen, iren und verhinderen, gereͣden, geloben unnd versprichen ouch für mich, min erben und nachkommen, die inn sonnderheit veͣstenklich harinn verfaßt sin söllen, by minen waren unnd guͦten trüwen den obgeschribnen minen gneͣdigen herren von ZürichPlace: unnd gemeiner ir statt dis kouffs, wie obstat, für frig ledig unnd das soͤlliches vormaln nieman anderem hafft, zinsbar, pfandtbar, verbunden nach verschriben sige nach sin sölle, reͣcht weͣr unnd tröster zesind und darumb jemer und allweͣg guͦt, ufreͣcht unnd redliche weͣrschafft zetragen, zeleisten unnd zethuͦnd an allen steten unnd eͣnden inn unnd
usserthalb reͣchtens unnd sonnst geͣgen meͣngklichem, da sy des jemer weͣrschafft bedörffen unnd notturfftig sind oder weͣrdent, wie reͣcht unnd lantzbrüchig ist, inn min und miner erben eigenen costen und on gemelter miner herren
und gemeiner statt ZürichPlace: schaden unnd entgeͣltnus, ouch dißen brief unnd verkouff mit allem inhalt und ußtruck war, vest und stet zehalten, zeleisten unnd zefolfuͤren unnd darwider gar nüdtzit für zeweͣnden, zereͣden nach
zewort haben oder zethuͦnd, jemans zuͦ stattnen, heimlich noch offenntlich, sonnst nach so inn dhein wiß nach weͣg, all arglist, böß fünd unnd gefeͣrd harinn gantz vermitten unnd ußgescheiden.
Unnd des zuͦ warem,
vestenn urkund aller vorgeschribener dingen, so hab ich, Hanns VoglerPerson: , für mich unnd min erben min eigen innsigel offentlich geheͣnckt an dißen brief, unns aller obgeschribener ding zuͦ besagende, der geͣben ist sambstags nach
sant VerenenPerson: tag nach der geburt Christi gezalt fünffzechenhundert viertzig unnd vier jar
Date of origin: 6.9.1544
.
[fol. v]Page break
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 16th century:]
Kouͦffbrief
umb den halbentheil der gerichten
zuͦ UsterPlace: sampt dem UsterbachPlace: ,
1544Date of origin: 1.1.1544 – 31.12.1544
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 18th century:]
Ingrossiert

Notes

    1. Erhalten ist das Versprechen von Bürgermeister und Rat der Stadt ZürichPlace: Organisation: , die Kaufsumme von 900 GuldenCurrency: 900 guilders bis WeihnachtenDate: 25.12.1544 zu entrichten (StAZH C I, Nr. 2507).