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SSRQ ZH NF II/3 46-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 3: Die Landvogtei Greifensee, by Rainer Hugener

Citation: SSRQ ZH NF II/3 46-1

License: CC BY-NC-SA

Urteil zur Regelung des Fährdienstes auf dem Greifensee

1504 February 14.

Untervogt Jakob Egli von Greifensee beurkundet im Auftrag von Obervogt Oswald Schmid einen Streit zwischen den Leuten von Fällanden sowie Jakob Aeppli im Rohr. Vor längerer Zeit sei es Ruedi Meier gestattet worden, im Rohr zu wohnen und dort zwei Kühe, ein Pferd sowie zwei Schweine im Stall zu halten. Als Gegenleistung sollte er eine Eiche (Fähre) unterhalten und diese für den Auf- und Abzug der Vögte in Greifensee sowie für Überfahrten am Schwörtag zur Verfügung stellen. Von alters her sei es üblich gewesen, dass die Leute aus Fällanden die Fähre benutzen durften, um nach Greifensee zu gelangen. Demgegenüber bringen Jakob und Heinrich Aeppli durch ihren Fürsprech vor, dass sie durchaus bereit seien, die Fähre zu betreiben, aber nicht nur auf eigene Kosten. Das Gericht beschliesst, dass die Aeppli die Fähre weiterhin wie bisher betreiben müssen, dass es ihnen aber gestattet sein soll, dafür ein Entgeld entgegenzunehmen, wenn ihnen ein solches versprochen worden sei. Obervogt Oswald Schmid siegelt.

  • Shelfmark: PGA Fällanden I A 2
  • Date of origin: 1504 February 14
  • Transmission: Original
  • Substrate: Pergament
  • Format h × w (cm): 35.5 × 25.5
  • 1 seal:
    1. Oswald SchmidPerson: , wax, round, sealed on a parchment tag, missing
  • Language: German
  • Regest

Bereits um 1450 hatte der Zürcher RatOrganisation: bestimmt, dass Ruedi MeierPerson: sich im RohrPlace: bei FällandenPlace: niederlassen dürfe, wenn er im Gegenzug ein Schiff für 30 Mann unterhalte und für den Vogt unentgeltlich Fährdienst leiste (SSRQ ZH NF II/3 29-1).

Dem vorliegenden Urteil vorausgegangen war eine Auseinandersetzung zwischen der Familie AeppliOrganisation: im RohrPlace: und den Leuten von FällandenPlace: um das Weg- und Fahrrecht zu den Gütern in StuolenPlace: (SSRQ ZH NF II/3 45-1). Nur wenige Jahre später kam es wegen des Fährdienstes erneut zum Streit. Am 2. März 1507Date of origin: 2.3.1507 beschloss der Rat, dass die AeppliOrganisation: die Fähre weiterhin betreiben oder innert Monatsfrist aus dem RohrPlace: wegziehen müssen (SSRQ ZH NF II/3 47-1). Zum Hof im RohrPlace: und zum dortigen Fährbetrieb vgl. Sablonier 1986, S. 70-76; ihm folgend Wüthrich 1997, S. 6-7.

Edition Text


Ich, Jacob EglyPerson: , undervogt zuͦ GryffensePlace: , tuͦn kund aller mengchchemCorrected: menglichema mit dißem brieff, das ich uff hu̍t sin daͧtum an statt und innamen der
strenngen, fromen, vesten, fu̍rsichtigen und wysen burgermeisters und raͤten der statt Zu̍richPlace: Organisation: und von sunder befelch des ersamen und
fromen Oschwalden SchmitzPerson: , burger Zu̍richPlace: , obervogt zuͦ GryffensePlace: , aller miner gnedigen, lieben herren alda zuͦ GryffensePlace: offenlich zuͦ
gericht saß und fu̍r mich in gericht komen ist der gemelt Oschwald SchmidPerson: , obervogt zuͦ GryffensePlace: , und mit im gemein
insaͤssen von FellandenPlace: an eim und ließen inen durch iren erlopten fu̍rsprech vor mir in recht tragen die meinung wyder
Jacob AͤplinPerson: uß dem RorPlace: , irn wyderteil, wie dz vor langen zytten dem Ruͤdy MeygerPerson: , do zuͦmaͧl im RorPlace: seßhafft gewaͤßen, von
inen von FellandenPlace: vergu̍nst und verwyllgott worden, inn dz RorPlace: zuͦ husen mit soͤllichem geding, dz der selb Ruͤdy MeygerPerson:
und all sin nachkomen, so alda im RorPlace: sesshafft waͤrind, zwo kuͤ und ein roß haben moͤchten und zwey schwin und die im
stal haben, und im des darumb verwillgott, dz er und wie ob all sin nachkomen, so daselbs im RorPlace: hußhablich saͤssindt, ein eich
da habint, die da warti, wann ein vogt zue GryffensePlace: , so da vogt worden waͤri, woͤlti uff zu̍chen und der ander abzuche, das
dann die im RorPlace: die selben voͤgt mit dem iren mit egenanter eich u̍ber den see umbhin und anhin, och sy, die voͤgt, und waͤr inen
zuͦ hoͤrti so dick, dz not waͤr, darmit u̍ber den se anhin und umbhin fuͤren. Des glich, wann fu̍r ußgieng oder dz man eim
vogt schweren muͤst, das man dann also zuͦ lieb und zeleid lu̍t und guͦt och darmit und darinn fuͤrti und fuͤren soͤlt,
darumb och sy von FellandenPlace: diß behusung in dz RorPlace: verwillgot hettintt, dann sy von FellandenPlace: und anderer, die waͤrindt, die ein vogt
von GriffensePlace: , er zuge uff oder ab, fuͤren muͤsten, das dann die selben im RorPlace: soͤllichs von irtwaͤgen taͤtten.
Und wann aber JacobPerson: , och
Heinrich AͤplinPerson: im RorPlace: , sich des wydertintt und die eich versenckt, begerttintt sy, dz die genanten zwey AͤplyOrganisation: mit recht gewyst,
dz sy soͤlich eich hinfu̍r aber also da warten habint und soͤlich fuͤrung darmit von irtwaͤgen taͤtten, in irem costen u̍ber
den see, umbhin und anhin, wie dz von irn vordern an sy komen und sy, och ir vordern, dz gebrucht habint, hoften, soͤllichs billich
sin. Die im RorPlace: habint och dz far und anders, dz zuͦ der eich hoͤrti, dasselbig inen deswaͤgen och darzuͦ nach gelaͧsen worden syg.
Wytter waͤri von alter har gebrucht, so sy von FellandenPlace: zwen, dryg oder mer gen GryffensePlace: jemant zelieb oder zeleid woͤlten, so solten die
im RorPlace: inen die eich lichen, dz sy darmit u̍berfaren koͤnden.
Darzuͦ inen die genanten JacobPerson: und HeinrichPerson: die AͤplyOrganisation: durch irn
fu̍rsprech reden ließen, sy waͤrind nit vast darwyder, dann sy und ir vorfaren hettintt die eich vor ettwas zytt also da gehept und
darmit gefuͤrt. Sy vermeintintt aber nit, dz sy soͤllich eich also allein in irm kosten da zehaben schuldig waͤren oder dz sy soͤllich
fuͤren hinfu̍r darmit wytter in irm kosten tuͦn muͤsten, man gaͤby dann inen etwas daran. Und alldwyl man inen nu̍tz daran
taͤtt oder gebe, so vermeintin sy, dz nit mer zetuͦnd schuldig zesind.
Daruf die von FellandenPlace: glich wievor und deß mer reden
ließen, die im RorPlace: muͤsten dz in irm kosten tuͦn, und waͤrind sy inen daran nu̍tz zetuͦnd schuldig, hetti aber inen etwer daran
zegeben verheißen oder gaͤbe inen neywer daran, moͤchten sy wol lyden, sover sy die eich mit der fuͤrung da habindt, wie obgehoͤrt ist.
Und darmit, dz beid teil zuͦ recht gesetzt, also nach red und wyderred ist nach miner fraͧg mit einhelliger urteil zuͦ recht
erkennt, dz die genanten zwey AͤplyOrganisation: die eich hinfu̍r aber alda im RorPlace: warten habindt und darmit fuͤrint und vertigindt,
wie dz von alter harkomen und sy dz och gebrucht habent. Und wu̍ssindt sy jemant, der inen etwas daran verheissen oder
zegeben schuldig sye, zuͦ den selbn sol den im RorPlace: ir recht vorbehalten sin.
Des begerten inen die von FellandenPlace: urtelbrieff
vom gricht, so inen erkennt ist. Zuͦ urku̍nd hat gemelter Oschwald SchmidPerson: , obervogt, sin insigel mit urtel von grichtz und
min, des richters, pyt waͤgen, doch gemelten minen herren der herrschaft GryffensePlace: an aller oberkeit und zuͦgehord, och im [und]Restored by analogyb
sinen erben on schaden, offenlich an dißen gehenckt, geben an sant VallentinsPerson: tag von Kristi gebu̍rt fu̍nfftzechenhundert und im vierden jaͧrDate of origin: 14.2.1504.
[Chancery notation sub plica:]
Per Beter BachoffnerPerson:
Johannem GulPerson:
[fol. v]Page break
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 16th century:]
Der gemeind zu
FellandenPlace:
Organisation:

urtel umb die eich im RorPlace: c
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 16th century:]
1504Date of origin: 1.1.1504 – 31.12.1504
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 18th century:]
Urtheil des untervogts zzu GreifenseePlace: betrbetreffend servitut
des besitzers im RohrPlace: zur see-überfahrt

Notes

  1. Corrected: menglichem.
  2. Restored by analogy.
  3. Addition below the line in a hand of the 18th century: Rohr.