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SSRQ ZH NF II/3 35-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 3: Die Landvogtei Greifensee, by Rainer Hugener

Citation: SSRQ ZH NF II/3 35-1

License: CC BY-NC-SA

Offnung von Fällanden

1481.

Die Hofjünger und Huber sowie der Meier und der Keller von Fällanden zählen ihre Rechte und Pflichten auf. Geregelt werden unter anderem die Abgaben an den Vogt von Greifensee (1-3), die Gerichtstermine und deren Ablauf (4-7, 11), die Freizügigkeit innerhalb der sieben Gotteshäuser (10), Kriegsdienst (12), Pfändung (13) und Fallabgaben (14-15), Rechte und Pflichten des Kellers (16-18) und des Meiers (19-22), die Haltung eines Zuchtebers (19-20) und eines Zuchtstiers (21) sowie die Anstellung des Kuhhirten (18), des Schweinehirten (22) und des Bannwarts (28). Eine besondere Bestimmung betrifft das Siedeln ausserhalb des Dorfetters (25). Ausserdem verlangen die Fällander von ihrer Herrin, der Fraumünsteräbtissin, vor Immi und Ungeld geschützt zu werden (8).

Die Offnung von FällandenPlace: wird hier erstmals nach dem Eintrag im Häringischen Urbar ediert (StArZH III.B.1). Diese Fassung ist anlässlich der Erstellung des genannten Urbars um 1481 entstanden und somit bedeutend älter als die Abschrift in der Sammlung der Rechtsverhältnisse in den Zürcher HerrschaftsgebietenPlace: aus der Mitte des 16. Jahrhunderts (StAZH B III 65), auf der alle bisherigen Editionen basieren. Inhaltlich stimmen die beiden Fassungen weitgehend überein. Zur den Rechtsverhältnissen in Fällanden vgl. Sablonier 1986, S. 20-30.

Edition Text


a–Diß ist der hofrodel ze VellandenPlace: Text variant in StAZH B III 65, fol. 107r: Offnung dero von FaͤllandenPlace: –a

Item des ersten wirtt eim vogt von GriffensewPlace: von der vogty xx t knkernenVolume: 20 mütt spelt
und v Currency: 5 lb , das ist ein ungnad und nitt ein recht.1
Item aber git im ein jeckliche huß roͤchi ijAmount: 2 herbst huͤner und ijAmount: 2 fasnacht
huͤner, uß genun der meyerhof git keinß, und der hoff ze PfaffenhußenPlace:
git nun zweyAmount: 2 herbst huͤner.
Item ouch hautt ein herr zuͦ GriffensewPlace: das recht, das er sol komen
an sant SteffansPerson: tagDate: 26. December (period) umb die wisung, und wer die nitt git oder
mit simm willen behebt, der kumpt dannen hin alltag umb iij Currency: 3 shillings .
Item ouch sprechend die b hoffjunger, das sy habind das recht,
das ein herr von GriffensewPlace: soͤll da richten vierstund im jar, ze
meygenDate: May (period), zuͦ herbstDuration: fall und dannenhin, wenn sy sin notturftig sind.
Item aber sprechend die hoffjunger da selbs, das ein herr von GrifensewPlace:
zuͦ dem ersten soͤll den hussgenossen richten umb eigen und umb erb,
ob jeman da ze clagnen hautt.
Item ouch sprechend die hofjunger, das da nieman sol in ir hoff
erteilen umb eigen und umb erb, er hab denn in irem hof siben schuͦchLength: 7 shoes
lang unnd breitt.
Item aber sprechend die hoffjunger, das man dar nach richten soͤll
den gesten, ist da ymen, der klagnen wil, und darnauch dem hußgenoß.
Item ouch sprechend die hoffjunger, das sy habind das recht, das
min frow, die ebtischin, sy soͤll schu̍rmen vor dem imy und vor
dem umbgelt, sy kouffind oder verkouffint.2 Wer aber, das sy ze kranck
wer, so sol sy ein herren von GriffensePlace: an ruͤffen, das in doch
geholfen werd.
Aber sprechend die hoffjunger, das sy habind das recht, wer das
ymen by in jar und tag unansprechig wer, der sol dannenhin
hoͤrn an sant FelixPerson: unnd sannt ReglenPerson: Organisation: gen Zu̍r[i]Restored by analogycchPlace: , und sol in ein herr
von GriffensewPlace: schu̍rmen fuͤr ein vogt man, usgenon unverluͤmbt
man. Wer aber, das er von inen ziechen woͤlt, wenn er denn u̍ber
den WisbachPlace: ushin kem, so hautt im nieman nahin ze jagen den
einer, dem er gelten sol.3
Ouch sprechend die hofjunger, das sy habind das recht, da[s]Restored by analogyd sy iri
ku̍nderCorrected: kindere moͤgend uß hin gen und her in nemen in die sibenAmount: 7 gotzhu̍ser,
das sy gnossammig syent dar zuͦ.
Item aber sprechent die hofjunger, das sy habind das recht,
wer, das sy stoͤssig wurdind under in selber aͧn den tod, moͤgent sy [fol. 104v]Page break
das mitt an andren verrichten, e es klegt wirtt, da sol ein herr von
GriffensewPlace: nu̍t nahin ze klagen noch ze fraugen han.
Ouch sprechend die hoffjunger, das f4 recht, wer, das
ein herr von GriffensewPlace: jenahin reisen woͤlt, so sond sy im ein tag
in irem kosten dienen. Woͤlt er aber fu̍rbaß reisen, das sond wir tuͦn
in sinem kosten, und wenn in des kosten verdru̍st, so sol uns des reisen verdruͤssen.
Aber sprechent die hoffjunger, das sy habind das recht vonText variant in StAZH B III 65, fol. 108r: zuͦg miner
frowen, der ebtischin, das sy sy nienan hin weder laden noch bannen sol.
Und wer, das sy eins jars nitt mag bezalt werden, so soll sy beiten
uncz uff den drytten bluͦmen. Denn mag sy den an griffen, und mag
sy da mitt nitt bezalt werden, so mag sy fu̍rbaß umb pfand griffen,
und die pfand triben hinder ein keller, im unschedlich, und da
lon acht tagDuration: 8 days.
Ouch sprechend die hoffjunger, das min frow, die ebtissin, das recht
hab, wer der fu̍nff huͦbenArea: 5 hube siben schuͦchLength: 7 shoes wit unnd breit hautt, der sol
miner frowen ein val gen. Wer aber, das zwen oder dru̍ minder
oder mer mitt ein andren teil und gmein hettind, da sol h–ye derText variant in StAZH B III 65, fol. 108r: jeder–h eltest,
der ab gestorben ist, fallen, und nitt der jungst.
Aber sprechend die huͦber, das min frow hab das recht, wenn ir einer
ab stirbt, das min frow ir amann soͤll dar schicken, und sol man
im den fal fu̍r schlachen, und sond die erben da das best houbt uß ziechen,
und sol denn der amman aͧn griffen nemen, weles er woͤll. Und wend
die erben den fal loͤsen, so sol er in immText variant in StAZH B III 65, fol. 108r: lani v Currency: 5 shillings necher denn eim froͤmden.
Wer ouch, das einer, der fellig5 wer, nitt fech hett, so mag der
amann das best gwand nemen, so er am suntagDuration: Sunday treit, on geverd.
Ouch spricht der keller, das er das recht hab zuͦ den huͦbern, wenn er sin
zinß bereit, das er zuͦ in schicken mag umb roß. Und wer im ein ross
verseit, dem ist er kein habern gebunden ze gen.
Aber sprechent die huͦber, das sy habind zuͦ dem keller das recht, das er
in sol gen xv flAbbreviation habernVolume: 15 quarters oat des schwechsten, so im des jars uff dem hoff
wirtt. Und sol derText variant in StAZH B III 65, fol. 108v: dasj als wol gewannet sin, der in schutti uff ein berwertz
manttel, als meng agen daruff belib, als meng iij Currency: 3 shillings sol er den huͦbern
bessren.
Ouch sprechend die hoffjunger, das sy habind das recht zuͦ einem
keller, das er in soͤll ein kuͤhu̍rtten suͦchen, und sol im denn die kuͤ
lichen mitt der hoffjunger willen und gunst. Und hett dem selben
kuͤhirtten yeman den lon for, so sol im der keller pfand gen on voͤgt,
und wer im pfand wertt, der ist umb die buͦß komen.
[fol. 105r]Page break
Aber sprechend die hoffjunger, das sy habind das recht zuͦ dem
meyer hoff, das er in soͤll han ein wuͦcher schwin, das nutzlich
syg u̍ber jar.
Aber spricht der meyer, das das selb wuͦcher schwin das recht
hab, wa es jeman in dasText variant in StAZH B III 65, fol. 108v: dzk sin gang, das soͤls mitt dem rechten gern
us triben on schlalchen.
Ouch sprechend die hoffjunger, das der meyer sol han ein nutzbar
wuͦcher rind von sant JoͤrgenPerson: tagDate: 23. April (period) uncz zuͦ sant JohansPerson: tagDate: 24. June (period). Und
ging das selb wuͦcher rind jeman ze schaden, der sols mitt dem
rechten geren uß dem sinen triben und nitt fu̍rer. Und wer das
u̍ber sech, der hett die buͦß verschuldt.
Aber sprechend die hoffjunger, das sy habind das recht zuͦ dem meyer,
das er in soͤll werben umb ein schwin hirtten, und sol den dingen mitt
ir willen, und sol man im siner schwinen vergeben huͤtten. Und woͤlt
dem hirtten jeman sin lon vor hon, so sol im der meyger pfand gen,
und wertt die jeman, der ist um die buͦß komen. Were aber, das er kein
hirtten fund und man on hu̍rtten muͤst huͤtten, so sol man in nitt
noͤtten, von dem wuͦcherschwin ze huͤtten, aber von den andren schwinenText variant in StAZH B III 65, fol. 109r: sol er an hirten huͤtenm.
Ouch sprechend die hoffjunger, das sy habind das recht, wer da
buwt eigen oder erb, das der soͤll mitt in stu̍ren und dienen nach
der vieren erkantnuß.
Aber sprechend die hoffjunger, das sy habind das recht, was einer
nitt mag schniden noch gehoͤwen, da hond die husgenosen all recht
zuͦ weiden.
Ouch sprechend die hofjunger, das sy habint das recht, das nieman
soͤll husen usserthalb aͤtters. Tuͦtz aber yman, der sol uff den first ston
und sol mitt dem rechten arm griffen under dem lingken und sol
das haur in die rechten hand nemen, und sol ein sichlen nemen
by dem spitz in die lingken hand, und als fer als er wirfft, also
fer sond sine huͤnr gon. Und was sy fu̍rbas ymen schaden, das sol
er von yedem tritt mitt iij Currency: 3 shillings bessren.
Aber sprechend die hoffjunger, das sy habind das recht, wer, das keiner
da selbs under in eigen oder erb woͤlt verkouffen, der sols des
ersten sinem geteiliden viel bietten, und sols dem v Currency: 5 shillings necher gen
denn eim anderm. Und wils der nitt kouffen, so mag er es denn gen,
wemm er wil.
Aber sprechend die hoffjunger, das die huͦb ze BinczPlace: gehoͤr in den hoff
ze FellandenPlace: mit aller zuͦ gehoͤrtt, und sy weydignoss uncz gen HermikonPlace: [fol. 105v]Page break
an den steg, und sy wider umb in den hindrosten winckel, so zuͦ
der huͦb gehoͤrtt, das er nitt schniden nach hoͤwen mag.
Aber sprechend die hoffjunger, das die huͦber jerlichRepeated duration: 1 year sond ein
banwartt han. Wer aber, das sy dheins jars ein kein fundint,
so sond die huͦber ze samen gon und einen erkiesen, und nwellen
sy under den huͦbern erkiesent, woͤlt er es nitt tuͦn, dem sol es
ein vogt gebietten, als fil unnd als dick, uncz das er ein jar gedine
oder als sy sich denn erkennent.

Notes

  1. Text variant in StAZH B III 65, fol. 107r: Offnung dero von FaͤllandenPlace: .
  2. Deletion: junger.
  3. Restored by analogy.
  4. Restored by analogy.
  5. Corrected: kinder.
  6. Deletion: sy habint das.
  7. Text variant in StAZH B III 65, fol. 108r: zuͦ.
  8. Text variant in StAZH B III 65, fol. 108r: jeder.
  9. Text variant in StAZH B III 65, fol. 108r: lan.
  10. Text variant in StAZH B III 65, fol. 108v: das.
  11. Text variant in StAZH B III 65, fol. 108v: dz.
  12. Deletion: u.
  13. Text variant in StAZH B III 65, fol. 109r: sol er an hirten huͤten.
  14. Deletion: er.
  1. Dieser erste Artikel fehlt in der Abschrift in StAZH B III 65, fol. 107r. Auf das Fehlen wird durch zwei leer gelassene Zeilen mit dem Wort «Item» aufmerksam gemacht (Sablonier 1986, S. 78, Anm. 1). Vielleicht basiert diese Abschrift auf einem heute verlorenen Original, dessen erste Zeilen zu diesem Zeitpunkt bereits unleserlich geworden waren (Sablonier 1986, S. 21). Möglich wäre aber auch, dass man diese Passage in der Abschrift beiseite liess, weil es sich gemäss Wortlaut ja um «ein ungnad und nitt ein recht» handelte.
  2. Auf diese Passage beriefen sich die Leute von FällandenPlace: , als sie sich 1581 dagegen auflehnten, an den Toren ZürichsPlace: Zoll für ihre Waren zu bezahlen (SSRQ ZH NF II/3 87-1). Bereits 1508 war es über diesen Punkt zu Streit gekommen, weswegen der Rat die Leute von FällandenPlace: aufforderte, ihren Anspruch mit Rödeln und Zollbriefen zu belegen (StAZH B II 43, S. 39).
  3. Dieser und alle weiteren Artikel werden in der Abschrift in StAZH B III 65, fol. 107v weiterhin mit «Item» eingeleitet.
  4. Vermutlich wurde diese Passage gestrichen, weil es sich nicht um ein Recht der Hofjünger, sondern eher um eines des Vogtes von GreifenseePlace: handelt. In der Abschrift in StAZH B III 65, fol. 108r fehlt diese Passage.
  5. Grimm, Weisthümer, Bd. 1, S. 28, sowie ihm folgend Sablonier 1986, S. 18, lesen irrtümlich «selbig» und sind anschliessend gezwungen, den sinnentstellten Satz um einen bestimmten Artikel zu ergänzen («dz einer derselbig wer [der] nit vech het»).