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SSRQ ZH NF II/3 101-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 3: Die Landvogtei Greifensee, by Rainer Hugener

Citation: SSRQ ZH NF II/3 101-1

License: CC BY-NC-SA

Erklärung der Gemeinde Kirchuster betreffend Metzgereigerechtigkeit

1685 January 22. Kirchuster

Säckelmeister und Vorgesetzte der Gemeinde Kirchuster berichten Bürgermeister und Rat der Stadt Zürich, dass Landvogt Hans Hartmann Escher wegen eines Streits zwischen Hans Heinrich Schellenberg und Kirchenpfleger Felix Brunner eine Gemeindeversammlung einberufen habe, um herauszufinden, wie es um die Metzgerei bestellt sei. Die Gemeinde habe einhellig erklärt, dass es eigentlich zwei Metzgereigerechtigkeiten gebe, doch habe Brunner, der Inhaber der einen Gerechtigkeit, die andere vor etlichen Jahren gekauft und seither beide betrieben. Die Gemeinde werde durch Brunner besser versorgt als zuvor, als es noch zwei Gerechtigkeiten gab, doch wenn sich dies ändern sollte, wolle sie jederzeit wieder zu einer zweiten Gerechtigkeit zurückkehren und bittet die Obrigkeit darum, ihr dies zu bestätigen.

  • Shelfmark: StAZH A 123.6, Nr. 43
  • Date of origin: 1685 January 22
  • Transmission: Original (Doppelblatt)
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 20.0 × 31.5
  • Language: German

Mit der Bevölkerungszunahme ab dem 16. Jahrhundert reichte die bäuerliche Selbstversorgung mit Fleisch nicht mehr aus, sodass man auch in den Dörfern auf der Landschaft zunehmend Metzgereien benötigte. Wie Gasthäuser waren die Schlachtbetriebe an eine obrigkeitliche Konzession gebunden (SSRQ ZH NF II/3 105-1). Da Gastwirtschaften zugleich sichere Abnehmer für Fleisch waren, wurde das Metzgergewerbe häufig mit dem Tavernenrecht verbunden. Wie die Wirtshäuser sahen sich aber auch die Metzger häufig mit der Konkurrenz der Bauern konfrontiert, die weiterhin ihr eigenes Vieh für den Hausgebrauch schlachteten und gelegentlich auch verkauften (Kläui 1964, S. 168-169).

Die erste Metzgerei in UsterPlace: wurde 1617 eröffnet, nachdem Untervogt Christoph BrunnerPerson: den Zürcher RatOrganisation: auf die Notwendigkeit einer solchen hingewiesen hatte. Er erhielt die Konzession, jedoch unter ausdrücklichem Vorbehalt, dass die Bauern für ihren eigenen Verzehr sowie zu besonderen Anlässen ihr Vieh selber schlachten durften (StAZH W I 1, Nr. 2612). Parallel dazu existierte wohl eine Metzgerei im Gasthaus KreuzPlace: , dessen Wirt Hans Jakob WeberPerson: allerdings 1675 Konkurs machte, sodass der junge Felix BrunnerPerson: dessen Metzgergerechtigkeit zu seiner eigenen hinzu erwarb. Diese Verquickung der beiden Gerechtigkeiten bildete den Hintergrund für die vorliegende Regelung.

Hatte sich die Dorfbewohnerschaft im vorliegenden Stück noch zufrieden mit ihrem Metzger geäussert, so kam es 1711 zu einer Auseinandersetzung zwischen diesem und den Wirten des Orts, weil letztere ihr Vieh selber schlachteten und wohl auch im grösseren Stil verkauften, was BrunnersPerson: Metzgerei konkurrenzierte. Der Zürcher RatOrganisation: entschied, dass die Wirte wie jeder andere Gemeindegenosse ihr Vieh für den Hausgebrauch selber schlachten, nicht aber ausserhalb ihres Hauses verkaufen durften (StAZH B II 713, S. 28-30).

Edition Text

Hochgeachte, woledle, gestrenge, fromme, veste, fürsichtige und weise, gnädige herren etcAbbreviation.

Sittenwylen juncker, major und landtvogt ËscherPerson: 1 zu GryffenseePlace: wegen der strytigkeit zwüschendt Hans Heinrich SchällenbergPerson: und meisterIn the original: mr Felix BrunnerPerson: , kirchenpfläger zu KirchusterPlace: , anbefohlen, eine ehrsamme gmeind KirchusterPlace: Organisation: solle sich versamlen und ihr angelegenheit der metzg halben eröffnen und sich erklären, wie sy mit ihrer metzg versehen seigind etcAbbreviation.
Woruff eine gmeind sich einhellig erklärt, daß ob zwahren zwoAmount: 2 metzg-gerechtigkeiten allhie seigind und vor etlich jahren gedachter BrunnerPerson: die einte gerëchtigkeit ehrlich und redlich erkaufft und biß dato beid beworben, sy, die gmeind, dannoch bißhar wol versehen und keines wägs klag ab dem metzger habind. Darby auch bricht gefallen, man seige vill beßer versëhen als zuvor, da beid gerechtigkeiten von zweyenAmount: 2 beworben worden, sittenwylen sy sich mit schlechterem vych versehen habend. So lang nun mehr gemeldter BrunnerPerson: eine gmeind wyter also versehe, mögind sy ihme solche gerechtigkeit wol gunnen. Jedoch wan könfftiger zeit die gmeind mit einem metzger nit versëhen wurde, wie sich aber gebührte, begärend sy des wëgen jederzeit, by beiden gerechtigkeiten zu verblyben und hoffend von unseren gnädigen herrenIn the original: u gn hr darby beschirmbt zu werden. Setzend deßwegen alles in unsere gnädigen herrenIn the original: u gn hr willkhur und begährt eine gmeind, sich dißmahl dißer sach halben in kein recht ynzulaßen, als dardurch unnöthigen costen verursachet wurde.

Befehlend sich hiemit in aller deemütigster underthänigkeit in ihr gnadenIn the original: gnd und weisheitIn the original: wsht, nebendt wünschung glückseliger regierung vätterlichen hochen gunsten.

KirchusterPlace of origin: , den 22ten januarIn the original: jan anno 1685Date of origin: 22.1.1685 ().

[Signature:] Ihr gnadenIn the original: gnd und weisheitIn the original: wsht underthänigste seckelmeister und vorgesetzte daselbst, innammen einer ehrsammen gmeind
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[Adress on the reverse side:] Denen hochgeachten, woledlen, gestrengen, frommen, vesten, fürsichtign und weisen herren, herrnIn the original: hrn burgermeister und rath loblicher statt ZürichPlace: Organisation: , unßeren gnädigen, lieben herren und vätteren ZürichPlace:
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 17th century:] KilchusterPlace of origin: , den 22ten januarIn the original: jan 1685Date of origin: 22.1.1685 ()
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 18th century:] Der gemeind UsterPlace: Organisation: erklährung betreffend ihre zweyAmount: 2 mezg-gerechtigkeiten, 1685Date of origin: 1.1.1685 – 31.12.1685

Notes

    1. Hans Hartmann EscherPerson: (im Amt 1680-1686, vgl. Dütsch 1994, S. 111).