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SSRQ ZH NF II/11 178-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 11: Die Obervogteien um die Stadt Zürich, by Ariane Huber Hernández and Michael Nadig

Citation: SSRQ ZH NF II/11 178-1

License: CC BY-NC-SA

Vergleich im Konflikt um Anspruch auf Kirchenstühle in der Kirche Schwamendingen durch die Gemeinde Oerlikon

1783 March 29.

Im Auftrag des Rates entscheiden Salomon Hirzel, Hans Konrad Lochmann und Hans Heinrich Schinz, alle Ratsherren, durch gütlichen Vergleich die Appellationsstreitigkeit zwischen den Besitzern der sechzehn Huben in Schwamendingen und der Gemeinde Oerlikon wegen ihres Anspruchs auf Kirchenstühle in der Kirche Schwamendingen. Die Kirche und das Kirchengut gehört weiterhin den Besitzern der sechzehn Huben in Schwamendingen (1). Der Gemeinde Oerlikon werden sechzehn Krebsstühle zugewiesen, acht im hinteren Teil des Kirchenschiffs und acht auf der Empore (2). Oerlikon soll dafür auf Martini 130 Gulden aus ihrem Gemeindegut in das Kirchengut bezahlen (3). Es wird festgelegt, auf welchen Stühlen der Pfarrer und seine Begleitung und der Geschworene von Oerlikon sitzen (4, 5). Die Familie Schenkel vom Zürichberg wird in der Kirche geduldet, hat aber kein Kirchenrecht. Der Herzogenmüller dagegen soll weiterhin das Kirchenrecht geniessen (6). Von der Kirche Schwamendingen soll ein Plan angefertigt und in der Gemeindelade von Schwamendingen aufbewahrt werden. Es werden zwei Abschriften ausgefertigt und den Parteien ausgehändigt. Salomon Hirzel siegelt.

  • Shelfmark: StArZH VI.OE.A.3.:38
  • Date of origin: 1783 March 29
  • Transmission: Original (Doppelblatt)
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 22.0 × 37.0
  • 1 seal:
    1. Salomon HirzelPerson: , papered seal, round, applied, well-preserved
  • Language: German
  • Scribe: Unterschreiber der Stadt Zürich

  • Shelfmark: StArZH VI.SW.A.2.:47
  • Date of origin: 1783 March 29
  • Transmission: Original (Doppelblatt)
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 22.0 × 37.0
  • 1 seal:
    1. Salomon HirzelPerson: , papered seal, round, applied, well-preserved
  • Language: German
  • Shelfmark: StAZH G I 9, Nr. 179
  • Date of origin: 1783 March 29
  • Transmission: Zeitgenössische Abschrift (Doppelblatt)
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 25.0 × 41.0
  • Language: German

SchwamendingenPlace: wurde am 14. September 1782 zur eigenständigen Pfarrei erhoben, zu der auch OerlikonPlace: gehörte. Zuvor war die 1271 erstmals erwähnte St. NiklausPerson: -KapellePlace: eine Filiale des GrossmünstersOrganisation: . 1781 wurde eine neue Empore in die Kirche eingebaut. Nach Abschluss der Bauarbeiten und wohl anlässlich der Selbstständigkeit der Pfarrei erstellten die Obervögte eine Ordnung, wem welcher Sitzplatz in der Kirche gebühre. Neben der Festlegung der Sitzordnung für die Vorgesetzten und Amtsträger der Gemeinden enthielt die Ordnung der Obervögte auch die Bestimmung, dass den Hubern von SchwamendingenPlace: angesichts der geleisteten Frondienste beim Bau 48 Kirchenstühle zu Eigentum überlassen werden sollten, nämlich jeder der 16 Huben drei Stühle. Der Gemeinde OerlikonPlace: Organisation: wollten die Obervögte für die geleisteten Dienste 15 Stühle überlassen, aber nicht zu Eigentum, sondern nur zur ständigen Nutzung. Die Huber von SchwamendingenPlace: protestieren jedoch gegen die Absicht, OerlikonPlace: diese Kirchenstühle zu überlassen, weshalb die Obervögte den Hubern am 19. Dezember 1782 einen Appellationsrezess ausstellten, der den Vorgang schilderte (StAZH A 114.2, Nr. 145; Abschrift: StAZH G I 9, Nr. 178). Damit gelangten die Huber an den ZürcherPlace: RatOrganisation: , der am 19. März 1783 die Ratsherren HirzelPerson: , LochmannPerson: und SchinzPerson: mit der Ausarbeitung des vorliegenden Vergleichs beauftragte (StAZH A 114.2, Nr. 149). Überliefert sind auch ein Promemoria zur Appellation (StArZH VI.SW.A.2.:46,46a), ein Bericht des Oberdorfmeiers Johann VollenweiderPerson: über den Prozess (StArZH VI.SW.A.2.:48,48a) sowie eine Aufstellung der Prozesskösten (StArZH VI.SW.A.2.:49).

Weitere Konflikte um die Kirchenstühle gab es auch 1776 in EngePlace: (SSRQ ZH NF II/11 174-1) oder 1728 und 1736 in WipkingenPlace: (StArZH VI.WP.A.8.:72; StArZH VI.WP.A.8.:76). Zu Kirchenstühlen vgl. Spörri 1932; zur Kirche SchwamendingenPlace: vgl. Nüscheler 1864-1873, S. 403-404; KdS ZH NA V, S. 366-371.

Edition Text


Wir nachbenandte, Salomon HirzelPerson: , des raths von der
freyen wahl und alt stattschreiber, HsHans Conrad LochmannPerson: ,
zunfftmeister und gesandter über das gebirg, und HsHans Heinrich
Schinz
Person:
, des raths und alt salzdirector, alle des inneren raths
hochloblhochloblichen standes ZürichPlace: , urkunden hiermit, daß, nachdem
wir von ungndhhAbbreviation den räthen unterm 19. dißdieses monatsDate: 19.3.1783 den hohen
auftrag erhalten, die vor hochdenselben geschwebte appellations-streitigkeit zwischen den besizern der 16Amount: 16 hueben zu
SchwamendingenPlace: , kläger einer-, dan e eeine ehrsame gemeind ÖrlikonOrganisation: ,
beklagten andertheils, betreffend die leztern zugeeignete
15Amount: 15 krebsstühle in der kirche zu SchwamendingenPlace: und einige
andereOmitted in StAZH G I 9, Nr. 179a daher entstandene beschwehrden, näher zu untersuchen
und nach gehaltener verhör mit den partheyen zutrachten,
dieselben gütlich zuvergleichen.

Wir hierauf dieselben in ihrem für- und wider-bringen
des umständlichen vernohmen, und endlich nach vielfältigen
bemühungen und wohlmeinenden vorstellungen b–in reiffer
erdaurung der sachen beschaffenheit
Omitted in StAZH G I 9, Nr. 179
–b gegenwärtigen güttlichen
verglich eziehlt haben, vermöge deßen:
1.mo Die kirchec und kirchen gutt zu SchwamendingenPlace: den
besizern der 16Amount: 16 hueben daselbst auf art und weise, wie
sie solche von lloblichem stifft zum Großen MünsterOrganisation: empfangen
und bisdahin beseßen, fehrner verbleiben.
2.do werden er eeiner ehrsamen gemeind ÖrlikonOrganisation: 16Amount: 16 krebsstühle zu
beständigem besiz angewiesen, nämlich in der unteren [p. 2]Page break
kirchen im hinteren geflez 8Amount: 8 krebs stühle mit nonumero 65, 66, 67
68, 69, 70, 71, 72 und 8Amount: 8 andere krebsstühle auf dem gewölb
mit nonumero 38, 39, 40, 41, 47, 48, 49, 50 bezeichnet.
3.tio Dagegen soll e eeine ehrsame gemeind ÖrlikonOrganisation: aus ihrem gemeindgutt in das kirchen gutt zu SchwamendingenPlace: auf könftigen
MartiniPerson: tagDate: 11. November  130Currency: 130 guilders , sage einhundert und dreyßig guldenCurrency: 130 guilders ,
an baarem geld Text variant in StAZH G I 9, Nr. 179: erlegen undd bezahlen.
4.to sollen die dem herren pfahrer zu SchwamendingenPlace: assignierte und in der appellation sub nonumero 20 & 21 bezeichnete
2 stühle verbleiben, mit dem beding, daß, wan erOmitted in StArZH VI.SW.A.2.:47; StAZH G I 9, Nr. 179e, hAbbreviation pfahrer,
niemand mit sich bringt, die hubere das recht haben selbige
zu besizen.
5.to solle dem amtsgeschwohrnen zu ÖrlikonPlace: der stuhl nonumero 23
weiters verbleiben; wann aber die untervogt stelle jemahls
wider auf die gemeind SchwamendingenOrganisation: fiele, solle es bey
der ehemahligen ordnung sein bewenden haben, und ein dritter
stuhl denen im chor sub nonumero 1 & 2 bezeichneten 2 stühlen widerum beygesezt und dannzumahl dem amtsgeschwohrnen zu
ÖrlikonPlace: angewiesen werden.
6.to Was dann die SchenklenOrganisation: ab dem ZürichbergPlace: betrifft, die das
kirchen-recht zu SchwamendingenPlace: zuhaben vermeinten, weil
sie dahin begraben werden, so ward deshalben einmüthig befunden, daß obbesagte SchenkelnOrganisation: wie bisdahin in der kirche
geduldet, aber kein recht zu der kirche haben sollen;
hingegen möge der herzoger-müller1 das kirchen recht
fehrner genießen.
[p. 3]Page break
Endlichen und zu mehrerer erläuterung solle ein richtiger plan von der kirche zu SchwamendingenPlace: ausgefertiget
(der sich auf den spruch der herren obervögten,2 und wo
einiche abänderung vorgegangen, auf gegenwärtigen compromiss beziehe) und in der gemeindslaad zu SchwamendingenPlace:
aufbehalten werden.
Da nun beyde partheyen obstehenden verglich
dankbahrlich angenohmen, so haben wir von selbigem zweyAmount: 2 gleichlautende abschrifften verfertigen,3 jeder parthey eine zustellen,
auchText variant in StArZH VI.SW.A.2.:47; StAZH G I 9, Nr. 179: undf zu wahrem urkund und offentlicher beglaubigung
mit wohlehrengedachtem herren rathsherr HirzelsPerson: anerbohren
ehren insigel verwahren und bekräfftigen laßen, jedoch
ihme, uns allen und unsern erben ohne schaden.
So beschehen, den 29.sten Text variant in StArZH VI.SW.A.2.:47; StAZH G I 9, Nr. 179: tagg merz Text variant in StAZH G I 9, Nr. 179: annoh 1783Date of origin: 29.3.1783.
Unterschreibers canzley
der statt ZürichPlace:
[p. 4]Page break
[Dorsal notation on the reverse side:]
Raths-urtheil betrefend
streitigkeiten zwischen den 16Amount: 16 huben
in SchwamendingenPlace: und den bürgern von
ÖrlikonPlace: , wegen der kirche und dem
kirchengut vom jahr 17Correction overwritten, replaces: 8i83Date: 1783

Notes

  1. Omitted in StAZH G I 9, Nr. 179.
  2. Omitted in StAZH G I 9, Nr. 179.
  3. Deletion: n.
  4. Text variant in StAZH G I 9, Nr. 179: erlegen und.
  5. Omitted in StArZH VI.SW.A.2.:47; StAZH G I 9, Nr. 179.
  6. Text variant in StArZH VI.SW.A.2.:47; StAZH G I 9, Nr. 179: und.
  7. Text variant in StArZH VI.SW.A.2.:47; StAZH G I 9, Nr. 179: tag.
  8. Text variant in StAZH G I 9, Nr. 179: anno.
  9. Correction overwritten, replaces: 8.
  1. Die HerzogenmühlePlace: an der GlattPlace: im noch heute so genannten Quartier gehörte politisch zwar zu WallisellenPlace: , war aber noch bis 1931 nach SchwamendingenPlace: schul- und kirchgenössig.
  2. Vgl. StAZH A 114.2, Nr. 145.
  3. Das vorliegende Stück ist die Ausfertigung für OerlikonPlace: ; die Urkunde für SchwamendingenPlace: trägt die Signatur StArZH VI.SW.A.2.:47.