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SSRQ SG III/4 82-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, XIV. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons St. Gallen, Dritter Teil: Die Landschaften und Landstädte, Band 4: Die Rechtsquellen der Region Werdenberg: Grafschaft Werdenberg und Herrschaft Wartau, Freiherrschaft Sax-Forstegg und Herrschaft Hohensax-Gams, by Sibylle Malamud

Citation: SSRQ SG III/4 82-1

License: CC BY-NC-SA

Schiedsspruch zwischen Ulrich Berger, Ulrich Hagmann und anderen Mitstreitern von Haag einerseits und Ammann und Gemeinde von Gams andererseits um den Weidgang auf den Gütern Äuli, Brennersfeld und Ochsnersfeld

1487 March 8. Zürich

Bürgermeister und Rat von Zürich urkunden, dass es seit längerem Streit gibt zwischen Ulrich Berger, Ulrich Hagmann und anderen Mitstreitern von Haag einerseits und Ammann und Gemeinde von Gams andererseits um den Weidgang auf den Gütern Äuli, Brennersfeld und Ochsnersfeld. Als erstes wurde in Feldkirch ein Urteil gesprochen, welches an Graf Johann Peter von Sax-Misox als kaiserlichen Kommissar appelliert wurde und danach von diesem durch Appellation an die Stadt Wangen gezogen wurde. Als auch dieses Urteil appelliert wird, verlangen Ulrich VIII. von Sax-Hohensax und Andreas Roll von Bonstetten einen Schiedsspruch von Zürich mit weiteren Ratsherren, da beide mit Zürich verburgrechtet sind. Da auch Zürich die Parteien nicht gütlich einigen kann, wird ein rechtliches Urteil gesprochen:

Die drei Güter Äuli, Brennersfeld und Ochsnersfeld sollen von Gams und Haag miteinander als offene, allgemeine Weiden genutzt werden und die Haager müssen den Gamsern die Gerichtskosten dieses letzten Verfahrens erstatten.

Der Aussteller siegelt mit dem Sekretsiegel.

  • Shelfmark: OGA Gams Nr. 20
  • Date of origin: 1487 March 8 (dornnstag nach der allten vaßnacht)
  • Transmission: Original
  • Substrate: Pergament
  • Format h × w (cm): 59.0 × 25.5 (Plica: 6.0 cm)
  • 1 seal:
    1. ZürichOrganisation: , slit with no seal, missing
  • Language: German

  • Shelfmark: StASG AA 2 A 14-6a
  • Date of origin: 1845 April 8
  • Transmission: Abschrift (Doppelblatt)
  • Substrate: Papier
  • Language: German
  • Scribe: Kantonsarchivar

Das Urteil von ZürichOrganisation: zwischen der Gemeinde GamsOrganisation: und den Inhabern des AidnershofsPlace: in HaagPlace: ist v. a. betreffend das rechtliche Verfahren in einem langwierigen Konflikt zwischen Parteien, die verschiedenen Herrschaften angehören, interessant: Zuerst wird der Streit vor Bürgermeister und Rat von FeldkirchOrganisation: verhandelt. Das Urteil wird im nächsten Schritt an den kaiserlichen Kommissar, Johann Peter von Sax-MisoxPerson: , gezogen und dann weiter vor Bürgermeister und Rat der Stadt WangenOrganisation: appelliert. Auch dieses Urteil wird appelliert, worauf Ulrich VIII. von Sax-HohensaxPerson: und Andreas Roll von BonstettenPerson: als Herren der Parteien die Stadt Zürich, mit der beide ein BurgrechtTerm: haben, um einen SchiedsspruchTerm: bitten. Da jedoch auch Zürich keine gütliche Einigung erzielen kann, fällt es schliesslich ein UrteilTerm: . Das Verfahren dauert mehrere Jahre: Feldkirch fällt bereits am 13. November 1483Date: 13.11.1483 das erste Urteil (PA Hilty S 006/003; siehe auch die zu diesem Streit aufgenommenen Kundschaften PA Hilty S 006/002; StASG AA 2 A 14-5) und der Rechtstag in Wangen ist auf den 9. Mai 1485Date: 9.5.1485 angesetzt. Danach dauert es nochmals zwei Jahre, bis Zürich das Schlussurteil fällt. Solch langwierige AppellationsstreitigkeitenTerm: an «fremde» Gerichte sind sehr kostspielig, weshalb sie zunehmend von den Obrigkeiten rechtlich geregelt bzw. gänzlich verboten werden (vgl. dazu SSRQ SG III/4 120-1). Bei Appellationsverfahren zwischen Angehörigen verschiedener Herrschaftsträgern versuchen die Obrigkeiten der Parteien diese gemeinsam zu einigen oder ein Schiedsgericht, bestehend aus einem ObmannTerm: und SchiedsrichternTerm: aus beiden Herrschaften, einzurichten (so z. B. SSRQ SG III/4 58-1; StASG AA 3 U 08).

Zu langwierigen Appellationsverfahren im 15. Jh. vgl. auch SSRQ SG III/4 58-1.

Edition Text


Wir, der burgermeister und rǎt der statt ZúrichOrganisation: , tund kunnd offennlich durch disen gegenwirttign brieff, alls irrung und speͣnn ufferwachsen und gestannden sind zwuͤschen Uͦlrichen BeͣrgerPerson: von SaletzPlace: , Hannsen im HagPerson: , Uͦlrichen HagmannPerson: unnd
anndern irn mithafften an einem unnd den erbern lúten, ammanTerm: und ganntzer gemeind, zuͦ GampsOrganisation: dem anndern teil von nǎchgemeͣlltern sachen weͣgen, dǎrumb am ersten durch amman und rǎt zuͦ VeͣlldtkirchOrganisation: zwuschen inen urteil
gegeͣben.1 Deͣmnǎch die sach durch ein appellationTerm: fuͤr den wolgebornen hernn grǎf Johannspettern von MosǎxPerson: alls keyserlichen comissarTerm: en kommen. Und von dem seͣlben ouch durch ein appellation fúr burgermeister und rǎt
zuͦ Wanngen
Organisation:
gezogen.2 Und von der urteilTerm: durch dieselben gegeͣben, aber geappelliertt worden ist. Deͣmnǎch uff begeͣr der wolgebornen, edelnn und streͣnngen her Uͦlrichen von SaxPerson: , fryherren, unnd herr Anndres Rollen von BonnstettenPerson: ,
ritters, alls beyder parthyen herren und die unns beyd mit burgreͣchtTerm: verwanndt sind, ein gúttlicher tagTerm: zwúschen den parthyen in unnser statt vor ettlichen unnsern rǎtzfrúnden darzuͦ verordnet, geleist und durch die seͣlben an beiden
teilen sovil gearbeit und erlannget worden, das sy beidersytt von den urtteilen, so sy in diser sach wider einanndern gehept haben, ouch den appellation zúgenTerm: und beruͤffungenTerm: mit allen anheͣnngen und umbsteͣnnden, wie sich das byßhar
begeͣben hǎt, abgestannden und uff unns zuͦ eͣnndtlichem ußtrag und unverwaͤgertem reͣchten kommen sind, nǎch innhallt des anlauß und abscheids darumb uffgericht.
Unnd alls wir deͣmnǎch beyd parthyen uff huͤtt, alls einen reͣchtlichen
tag für unns betaget und sy sich beydersidt in byweͣsen der obgenanten ir beyder herren fúr unns in reͣcht gestelltTerm: , so haben die obgenanten im HagOrganisation: innamen wie vor zuͦ den genanten von GampsOrganisation: geclagt, wie das wylennt Hanns im HagPerson:
von frow Urselen von LoͤnbergPerson: , des a–Aidners saͤligen von JogbeͣrgPerson: Text variant in StASG AA 2 A 14-6a: Ordners seligen von Jagberg–a elichen wyttwen, und irn kinden gekoufft hab umb syben und seͣchtzig pfund Costenntzer waͤrungCurrency: 67 lb of Konstanz einen hofTerm: genant des b–Aidners HofPlace: Text variant in StASG AA 2 A 14-6a: Ordners Hof–b3 by dem HagPlace: inn der OwPlace: eͣnnhalb und
hie dißhalb der ArrgPlace: im RinPlace: und dǎruss in einem invanngTerm: in BendrerPlace: kilchspeͣlTerm: zwúschen Gampser WyßenPlace: und der gemeinen weyd der Benndrer kilchgenossenTerm: Organisation: zuͦgehoͤrtt geleͣgen. Darin siben stuck gehoͤren, alles nǎch ludt und sag des
kouffbrieffsTerm: , dǎrumb uffgericht, der uff ir begeͣr verhoͤrtt ward. Wiewol nǔn ir vordern und sy soͤllchen hof alls fuͤr ir fry eigen guͦtTerm: mit allen stucken, so darin gehorten, von meͣnngklichem unbekúmbertt und unangesprochen inngehept.
So hetten doch die von GampsOrganisation: by kurtzen jären unnderstannden, inen intragTerm: ze tuͦn an dryen der selben stucken, so in den beruͤrtten hof gehoͤrig und jhenend der ArgPlace: en geleͣgen weͣren, namlich des Breͣnners VeͣlldPlace: , des Ochsners VeͣlldPlace:
und dem OͤwliPlace: n, und fuͤrgenommen mit irem eignen gewallt, die ußzeschlachen und ze weyden, das aber úber ir brieff und sigel und ir lanngharbrǎchten ruͤwigen gewerTerm: , die sy dǎruff mit erbrer kundtschafftTerm: meinten zuͦ erstatten, unbillich
bescheͣhen weͣre. Getrúwten allso, das die von GampsOrganisation: durch unnser urteil gewyst weͣrden soͤllten, irs fúrneͣmens abzuͦstaň und sy by irn guͦttern obgenant ruͤwengklich und ǎn intrag zuͦ bliben laußen.
Dǎwider die gemaͤllten von GampsOrganisation:
anntwuͦrtt gegeͣben, si sien nit abred, sy haben soͤlichen ußschlagTerm: in den obberuͤrtten dryen stucken und guͦten durch ir geswornenTerm: , so von irm herren und der gannzen gemeind dǎrzuͦ by getǎnen eyden verordnet sien, laussen bescheͣhen, wie
annderswo und mit anndern guͦtter in der herschafft HochensaxPlace: und ir zwing und bann, wunn und weid geleͣgen, hoffen ouch, soͤlichs mit fuͦgenTerm: und nit unbillich getǎn haben, dann si reden deͣnen im HagOrganisation: nichtz inn die
eigenschafft des vermeͣllten hoffs, wiewol der umb ein kleine schleͣchteTerm: summ gekoufft sie, aber der kouffbrieff wyse nit, das es ein gefrytter, in geschlossner hof sin soͤlle, dǎrumb es inen an dem, so in ir march, zwing unnd bann geleͣgen sie, des weydganngTerm: s, trib und tratt halb, keinen appruch gebaͤren moͤge, dann vil anndrer hoͤfen und gútter weͣrdent fúr eigen verkoufft und allso geachtet, die doch zuͦ gebúrlichen zitten ußligen und zuͦ anndern weydgnoͤssig sien. Es haben ouch vil
von WerdennpeͣrgPlace: und annder, ussertthalb der herschafft geseͣssen, in derselben herschafft HohensaxPlace: eigne guͤtter, die inen doch an dem weydganng zuͦ siner zitt nit intrag tuͤgen. Darzuͦ haben sy, obgenanten von GampsOrganisation: , ettliche guͤtter eͣnnerthalb in der im HagPlace:
zwing und banTerm: , die ouch von inen ußgeschlagenTerm: und geweydet weͣrden, darin si nichtz tragen alls sich das alles an ir kuntschafft erberlich erfunden moge, die ouch gar eigentlich und luter sage. Aber des widerteils kuntschafft zoͤige allein einen bruchTerm: , der
villicht zuͦ zitten, alls mercklich kriegTerm: und annder invaͤllTerm: an dem eͣnnd geweͣsen, gescheͣchen sie, der moge aber ein gemeine ehafftigeTerm: und irn weydganng nit abtuͦn. Zuͦ dem sigen der zuͤgenTerm: ettlich der sach verwanndt und ettlich den saͤchernnTerm:
nǎch gefrúnndtTerm: , hoffen allso, das inen soͤlichs keinen schaden bringen, sunder die vorgedǎchten drú stuck mit ußschlag und weydganng gehallten weͣrden und nit wytter gefrygt sin soͤllen, dann anndre guͦtt an dem eͣnnd in ir wunn und weyd und
der herschafft SaxPlace: zwing und ban geleͣgen.
Unnd alls solichs alles mit wyttern wortten, red, widerred, beschluß und reͣchtsatz vor unns gehanndelt und unns zuͦ reͣcht befolhen ist, haben wir ain ersten nǎch ußwysung des anlǎß durch unnser treͣffenlich rǎtt zwúschen den parthyen arbeitten und versuͦchen laussen, sy guͤttlich und in der frúntschafft zuͦ betragen. Unnd alls soͤlichs unfruchtpar geweͣsen und nit erfunden worden ist, so haben wir nǎch verhörung beider teilen brieffen, kuntschafft
und gewarsamme, deͣren sy sich beydersydt vor unns gebrucht und ingelegt haben, zu reͣcht erkeͣnnt und gesprochen:
Diewil der kouffbrieff, durch die im HagOrganisation: ingelegt, nit ußtruckt, das die guͦt, dǎrumb der spanTerm: ist, ingeschlossne, gefrytteTerm: guͦtt sin
soͤllen, dǎrzuͦ ir kunndtschafft allein einen bruchTerm: und dehein reͣchtlich wussenTerm: anzoͤigt, das dann die von GampsOrganisation: und ir nǎchkomen die vorberuͤrtten drú guͦtt, dǎrumb der span geweͣsen ist, namlich des BrennersveͣlldPlace: , des OchsnersveͣlldPlace: unnd
das OͤwliPlace: n, so wytt die in der herschafft HochensaxPlace: und GampsPlace: er march zwing und ban geleͣgen sind, mit weidganng und ußslagTerm: hallten soͤllen und mogen alls anndre weidgnoͤssige guͦt an dem eͣnnd, von deͣnen im HagOrganisation: , irn mithafften
und allen irn nǎchkomen ungehinndertt. Unnd das deͣmnǎch dieseͣlben im HagOrganisation: deͣnen von GampsOrganisation: irnn finndtlichenTerm: kosten, so sy in diser reͣchtverttigung vor unns erlitten haben, und nit wytter, abtragen und wir, ob sy deßhalb irrig wurden,
gewillt haben sollen, den zuͦ maͤssigen und zuͦ erlútren.
Des zuͦ urkúnnd haben wir unnser statt secredt insigel offennlich thuͦn heͣnncken an diser brieffen, zweͣn glych geschriben,4 und yeder parthy einen geͣben, uff dornnstsag nǎch der allten
vaßnacht, von der gepuͤrtt unnsers lieben herren gezellt thusenndt vierhunndertt achtzig unnd syben jaure
Date of origin: 8.3.1487
.
[Registratur’s sign on the reverse side:]
Nro 20;
No 11;
No 20; A 1487

Notes

  1. Text variant in StASG AA 2 A 14-6a: Ordners seligen von Jagberg.
  2. Text variant in StASG AA 2 A 14-6a: Ordners Hof.
  1. Vgl. dazu die Bestätigung von Kaiser Friedrich III. von Habsburg-ÖsterreichPerson: , dass er die Appellation wegen des von Ammann und Rat der Stadt FeldkirchOrganisation: gefällten Urteils zwischen Ulrich BergerPerson: und seinen Mitstreitern einerseits und der Gemeinde GamsOrganisation: andererseits angenommen habe (PA Hilty S 006/003, 13.11.1483Date: 13.11.1483).
  2. Vgl. dazu das Schreiben von Bürgermeister und Rat WangenOrganisation: an Gams vom 15. April 1485Date: 15.4.1485, worin die Stadt die Gemeinde Gams zu einem RechtstagTerm: nach Wangen lädt (PA Hilty S 006/004).
  3. In der Urkunde als Aidner zu lesen. Bei Stricker 2017, Bd. 6, S. 21 sowie bei ortsnamen.ch als «Awers Hof» gelesen, als Auershof normalisiert und auf den alteingesessenen Familiennamen AuerOrganisation: von Sennwald zurückgeführt. Der Name des Hofes kommt jedoch von dem Aidner von Jagdberg, dem ehemaligen Besitzer des Hofs.
  4. Eine zweite Urkunde müsste im OGA Haag liegen. Sie konnte jedoch nicht gefunden werden (besucht: Juni 2014). Im OGA Haag sind nur noch wenige Urkunden vorhanden.