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SSRQ SG III/4 57-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, XIV. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons St. Gallen, Dritter Teil: Die Landschaften und Landstädte, Band 4: Die Rechtsquellen der Region Werdenberg: Grafschaft Werdenberg und Herrschaft Wartau, Freiherrschaft Sax-Forstegg und Herrschaft Hohensax-Gams, by Sibylle Malamud

Citation: SSRQ SG III/4 57-1

License: CC BY-NC-SA

Kaiser Friedrich III. von Habsburg-Österreich verleiht den Blutbann von Forstegg an Lütfrid Mötteli, Pfandinhaber von Forstegg und Frischenberg

1466 July 9. Wiener Neustadt

Lütfrid Mötteli bringt vor, dass ihm wegen des unmündigen Ulrich VIII. von Sax-Hohensax Schloss und Gericht Forstegg und Frischenberg mit allen Rechten verpfändet worden sei. Da aber die Hochgerichte und der Blutbann zum Schloss Forstegg gehören und vom Kaiser verliehen werden müssen, bittet er den Kaiser um die Verleihung des Blutbanns, der ihm verliehen wird.

Der Aussteller siegelt.

  • Shelfmark: StASG AA 2 U 04
  • Former shelfmark: StASG AA 2 U 4
  • Date of origin: 1466 July 9
  • Transmission: Original
  • Substrate: Pergament
  • Format h × w (cm): 41.5 × 20.5 (Plica: 8.0 cm)
  • 1 seal:
    1. Kaiser Friedrich III. von Habsburg-ÖsterreichPerson: , wax with margin, round, sealed on a parchment tag, chipped
  • Language: German
  • Regest
    URL

  1. Der Blutbann ist ein HoheitsrechtTerm: des Kaisers oder Königs, das durch diesen einem LandesherrTerm: n verliehen wird. Es ist die erste erhaltene VerleihungTerm: des zur Burg ForsteggPlace: gehörigen Blutbanns (Blutgerichtsbarkeit oder HochgerichtsbarkeitTerm: ).

    Zur Zeit dieser Verleihung ist die ehemalige Herrschaft SaxPlace: in drei Teilherrschaften aufgeteilt: 1. Die Herrschaft Hohensax-GamsPlace: mit der Burg HohensaxPlace: und dem Dorf GamsPlace: gehört seit 1411Date: 1411 den Herren von BonstettenOrganisation: . 2. Die Freiherrschaft Sax-ForsteggPlace: mit der Burg ForsteggPlace: und den Dörfern SennwaldPlace: , HaagPlace: und SalezPlace: kommen nach dem Tod von Albrecht I. von Sax-HohensaxPerson: 1463Date: 1463 als PfandTerm: an Lütfried MötteliPerson: . 3. Die Freiherrschaft FrischenbergPlace: mit der Burg FrischenbergPlace: und dem Dorf SaxPlace: erwirbt Albrecht I.Person: 1454Date: 1454 von seinem Vetter Ulrich VII. von Sax-HohensaxPerson: , weshalb die Herrschaft ebenfalls als Pfand an Lütfried Mötteli übergeht. Doch de facto ist AppenzellOrganisation: von der Eroberung der Burg FrischenbergPlace: 1446Date: 1446 bis 1490Date: 1490 der eigentliche Machtinhaber der Herrschaft Frischenberg (vgl. den Kommentar in SSRQ SG III/4 50-1; zur Teilung der Freiherrschaft in der zweiten Hälfte des 14. Jh.Date: 1351 – 1400 und zu den Machtverhältnissen im 15. Jh.Date: 1401 – 1500 vgl. die Einleitung sowie Deplazes-Haefliger 1976, S. 78, 85–87, 100–101, 107–108, 124–125). Nach der SchenkungTerm: der Freiherrschaft FrischenbergPlace: durch die EidgenossenOrganisation: an Ulrich VIII. von Sax-HohensaxPerson: um 1500Date: 1500 wird die Freiherrschaft Frischenberg Teil der Freiherrschaft Sax-ForsteggPlace: .

    Lütfried MötteliPerson: bittet als neuer Besitzer und Pfandinhaber der beiden Freiherrschaften Sax-ForsteggPlace: und FrischenbergPlace: den Kaiser um die VerleihungTerm: des HochgerichtsTerm: . In der Regel wird dieses bei einem Besitzerwechsel vom Kaiser neu verliehen. Die späteren Verleihungen sind inhaltlich sehr ähnlich: Kaiser Karl V. von Habsburg-ÖsterreichPerson: verleiht den Blutbann von Forstegg an Ulrich VIII. von Sax-HohensaxPerson: am 15. Juli 1530Date: 15.7.1530 (StASG AA 2 U 25); Kaiser Maximilian II. von Habsburg-ÖsterreichPerson: verleiht den Blutbann von Forstegg an Ulrich Philipp von Sax-HohensaxPerson: am 22. Oktober 1575Date: 22.10.1575 (StASG AA 2 U 34a); Kaiser Rudolf II. von Habsburg-ÖsterreichPerson: verleiht den Blutbann von Forstegg an die Gebrüder Johann AlbrechtPerson: , Johann PhilippPerson: , Johann ChristophPerson: und Johann Ulrich von Sax-HohensaxPerson: am 10. September 1590Date: 10.9.1590 (StASG AA 2 U 36).

  2. Nach dem Kauf der Freiherrschaft Sax-ForsteggPlace: durch ZürichPlace: 1615Date: 1615 kommen zwei Drittel des Hochgerichts an Zürich. Der dritte Teil des Hochgerichts verbleibt bei Johann Christoph von Sax-HohensaxPerson: . Sein Sohn Christoph FriedrichPerson: verkauft am 17. Juli 1625Date: 17.7.1625 den von seinem verstorbenen Vater geerbten Teil um 5000 Gulden an Zürich (StASG AA 2 U 52). Nach dessen Tod 1633Date: 1633 wird am 15. April 1635Date: 15.4.1635 im Zürcher RatOrganisation: die Frage aufgeworfen, ob man das Lehen des Blutbanns erneuern lassen wolle (StAZH B III 65, fol. 395a [Zettel zwischen fol. 394v und 395r]): Der jüngste Lehenbrief über den Blutbann sei «im nüwen urbar der herrschafft Sax, fol. 40,» verzeichnet, das im Rathaus im Kasten beim Sitz des Unterschreibers bei den anderen Urbaren liege (vgl. dazu die Verleihung von 1590Date: 1590, StAZH F II a 383 b, fol. 40r–41v). Auch ältere Lehenbriefe seien noch in der Sakristei. Der Rat findet eine Erneuerung nicht für nötig (StAZH B II 411, S. 38 [15. April 1635]).

Edition Text


Wir, FriderichPerson: , von gottes gnaden Römischer keyser, zu allenntzeitten merer des reichs, zu HungernPlace: , DalmatienPlace: , CroatienPlace: etcAbbreviation künig, hertzog zu
OsterreichPlace: , zu SteyrPlace: , zu KernndtenPlace: und zu CrainPlace: , grave zu TyrolPlace: etcAbbreviation, bekennen, das uns unser und des reichs lieben getrewen Leupfrid MöttelinPerson: furbringen
lassen hatt, wie im von wegen des edeln Ulrichs von SaxPerson: , freyen, der noch nit zu seinen volkomen jaren komen sey, die sloßTerm: und gerichteTerm: ForstegkPlace: FrischembergPlace: Place: mit
iren zugehörungen umb ettlich sum gellts verpfanntTerm: und versetzt sey nach innhalt der briefe darüber außgeganngen. Wann aber die hohen gerichtTerm: e und banTerm:
über das blüttTerm: zu dem sloß VorstegkPlace: gehörend, von uns und dem heiligen reich zu lehen rüret und gee, hatt er uns demüticlich angerüffen und gebetten, daz wir
ime den vorgemelten ban über das blutt daselbs, als von alter herkomen wëre zu richten, zu lehen zu verleihen, gnediclich gerüchten.
Des haben wir angesehen sein
demutig und zimlich bëtte und darumb mit wolbedachttem mütte, guttem ratte und rechter wissen dem egenanten Leupfriden MöttelinPerson: den ban, daselbs über
das blutt zu richten, zu lehen gnediclich verlihen. Leyhen ime den auch von Romischer keyserlicher macht wissenlich in crafft diß briefs also, das er mit demselben bane,
als offt des hinfur in dem gemelten gerichte notdurft sein wirdet und zuschulden kumbt, durch die ambtleüttTerm: , so dartzu tüglich und gutt sein, den er das empfelhen sol und
mag, bey dem eydTerm: e, den er uns darumb als hernach stett, tun.
Auch von den gemelten amptlütten, darumb als sich gebüret, nemen sol zu hanndeln, zu richten
und zu volfaren gegen dem reichen als dem armen und dem armen als dem reichen und darinne nicht anzusehen weder früntschaftTerm: noch veintschaftTerm: , myetTerm: noch gabTerm: e
noch ganntz dhein annder sache, dann allein gerechts gerichte und recht, getrewlich und ungeverlich.
Darauf sol auch der obgenant MöttelinPerson: hie zwischen datum
diß brieffs und unser lieben frawen liechtmeßtagDate: 2.2.1467 (period) schiristkunftigNotable spelling unsern und des reichs lieben getrewen burgermeister und ratte der statt Sannt GallenOrganisation: , uns und dem
heiligen reiche von solicher lehen wegen getrew gehorsam und gewerttig zu sein, zu diennen und zu tunde als solicher lehenrechtTerm: , auch es mit dem egemelten ban über daz
blutt zu richten, zu halten und zu volfaren, als obgeschriben ist, gewöndlich glüpdeTerm: und eyde tun ungeverlich.
Mit urkunt diß brieffs mit unserm keyserlichen anhanngendem innsigel besigelt, geben zu der NewenstattPlace of origin: am mittichen vor sannt MargarethPerson: en tag nach CristiPerson: geburde viertzehenhunndert und im sechsundsechtzigissten, unser reicheDate of origin: 9.7.1466 des Römischen im sybenundzweintzigisstenDate of origin: 9.7.1427, des keyserthumbs im funfftzehendenDate of origin: 9.7.1415 und des HungerPlace: ischen im achttennDate of origin: 9.7.1408 jarenn.
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[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 15th century:]
Ban uber das blütt MottelinPerson:
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 15th century:]
Rudolfus KayntzmyKayntzmayerPerson:
[Dorsal notation on the reverse side in a later hand:]
Die fryheitt Forsteck
und Frischenberg brief
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 17th century?:] Ingrossiert

[Registratur’s sign on the reverse side:] 1466; 7
[Registratur’s sign on the reverse side in a hand of the 18th century?:] Sakristey trukAbbreviation 39 L 2; a No 4; 1486

Notes

  1. Deletion: No 7.