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SSRQ SG III/4 53-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, XIV. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons St. Gallen, Dritter Teil: Die Landschaften und Landstädte, Band 4: Die Rechtsquellen der Region Werdenberg: Grafschaft Werdenberg und Herrschaft Wartau, Freiherrschaft Sax-Forstegg und Herrschaft Hohensax-Gams, by Sibylle Malamud

Citation: SSRQ SG III/4 53-1

License: CC BY-NC-SA

Schiedsspruch im Streit zwischen den Kirchgenossenschaften Gams und Grabs um die Nutzung und Grenzen der Allmend Püls (Pülsbrief)

1456 June 18.

Zur Schlichtung des Streits zwischen den Kirchgenossenschaften Gams und Grabs um Weiderechte und Grenzen wird ein Schiedsgericht eingesetzt, das aus Obmann Ernst Rietenburger sowie Burkhard Brandis, Klaus Walser von Feldkirch, Heinrich Schädler, Ammann von Appenzell, und Hans Schmid von Buchs als zugesetzte Schiedsrichter besteht. Das Schiedsurteil wird aber von Seiten Grabs nicht anerkannt, da Grabs den Verlust der Allmend Püls befürchtet. Graf Hugo XIII. von Montfort-Tettnang urteilt mit den zugesetzten Schiedsrichtern Klaus Walser, Heinrich Schädler und Hans Schmid: Grabs soll die Schiedsurkunde besiegeln. Die Allmend Püls wird dem Kirchspiel Grabs zur alleinigen Nutzung zugesprochen und die Grenzen der Allmend Püls werden beschrieben.

Erbetene Siegler Klaus Walser und Heinrich Schädler.

  • Shelfmark: OGA Grabs O 1456-1
  • Date of origin: 1456 June 18
  • Transmission: Original
  • Substrate: Pergament
  • Format h × w (cm): 33.5 × 23.0 (Plica: 4.5 cm)
  • 2 seals:
    1. Klaus Walser von FeldkirchPerson: , sealed on a parchment tag, missing
    2. Ammann Heinrich Schädler von AppenzellPerson: , wax, round, sealed on a parchment tag, chipped
  • Language: German

  1. In folgendem Spruch werden erstmals die GrenzenTerm: zwischen den beiden Kirchspielen bei der AllmendTerm: Püls beschrieben. Der Spruch zeigt auch das Erstarken der Genossenschaften mit ihren Ansprüchen auf die Organisation ihres Allmendguts und die Festsetzung ihrer Grenzen (vgl. dazu SSRQ SG III/4 37-1).

  2. Die Grenzen zwischen den beiden KirchspieleTerm: bilden später auch die Grenzen zwischen der Herrschaft Hohensax-GamsPlace: und der Grafschaft WerdenbergPlace: und werden im Vergleich von 1496Date: 1496 beschrieben (vgl. SSRQ SG III/4 91-1).

  3. Wegen der Allmend Püls kommt es zwischen GrabsPlace: und GamsPlace: danach nicht mehr zu Streitigkeiten. 1477Date: 1477 erheben jedoch die Bürger der Stadt WerdenbergOrganisation: als Kirchgenossen von Grabs Anspruch auf die Allmend. Laut des Urteils bleiben die Grabser bei der Hälfte der Nutzung der Allmend, diejenigen am Grabser BergPlace: bei einem Viertel und diejenigen in der Stadt innerhalb der RingmauerTerm: auch bei einem Viertel (Burgerarchiv Grabs U 1477-1). Besonders als man Ende des 18.  Jh.Date: 1775 – 1800 einen Teil der Allmend für die ArmenTerm: zur Bepflanzung auszonen Term: will, kommt es zu heftigen Streitigkeiten innerhalb der Gemeinde (vgl. dazu LAGL AG III.2409:028; AG III.2409:056; AG III.2436:022; AG III.2436:032; AG III.2436:035; AG III.2436:037; AG III.2449:006; StASG AA 3 A 12a-5; KA R.184 B 2.4; OGA Grabs O 1794-1; O 1794-2; O 1794-3; O 1794-4).

  4. Zur Allmend in Grabs vgl. auch SSRQ SG III/4 203-1; SSRQ SG III/4 209-1.

Edition Text


Wir, die gemain nâchgepurschafftTerm: gemainlich des kilchspelTerm: s zuͦ GampsPlace: Organisation: , verjehent offennlich und
thuͦnd kundt allermeͣnglichem mit disem brieve: Als wir dann mit den nachpuren gemainlich des
kilchspels zuͦ GrapsPlace:
Organisation:
von wunn und waidTerm: wegen irrig und stoͤssigTerm: gewesen sind, darumb u̍ns denn
vormals der vest Ernst RietenburgerPerson: als ain obmanTerm: mitsampt Burkarten BrandisPerson: , Clasen WallserPerson:
zuͦ VeltkirchPlace: , Hainrichen ScheͣdlerPerson: , amman zuͦ AppenzellePlace: , und Hansen SchmidPerson: BuxPlace: als u̍nser baid
tayl zuͦsaͤtz umb dieselben u̍nser speͣnn wunn und waid wegen entschaiden, geaint und markenTerm: daselbs
gemachet hand nâch innhalt des spruchbrieffs, der noch von des gemainen kilchspels zü GrapsPlace: zuͦsaͤtzTerm: en
nit besigelt gewesen ist, denn das gemains kilchspel zuͤ GrapsPlace: maynt, das inn das ir, genant Pu̍lsPlace: ,
darumb si vormals nie stoͤssig gewesen, abgangen sige. Also sigen wir durch den wolgepornen herren
grāve Hugen zuͤ Montfort, herren zuͦ RotenfelsPlace: Person: , u̍nsern gneͣdigen herren, und die vogentenvorgenannten zuͦsaͤtz Claūsen
Wallsser
Person:
, Hainrichen ScheͣdlerPerson: und Hansen SchmidPerson: mit u̍nser baider tayl wissen und willen darumb in
der guͤtlichkait entschaiden und geaint worden.
Also das des gemainen kilchspels zü GrapsPlace: zuͦsaͤtz denselben spruch und taͤdingTerm: sbrieff besiglen und uffrichten soͤllen und das och derselb spruchbrieve mit
allen puncten und wortenDamage through folda und och by den marken beliben sol, wye das derselb spruchbrieffe mit
luter worten aigenlich innhalt und begriffet denn so vil, das wir, all u̍nser erben und nachkomen
gemains kilchspel zü GampsPlace: das vorgedâcht gemain kilchspel zü GrapsPlace: und all ir erben und nâchkomen nu̍n hinfu̍r allweg und ewiklich in dem Pu̍lsPlace: der almaindTerm: ungesumpt und ungeirt laßen soͤllen.

Und umb das züku̍nfftigen ziten dester mynder irrung darumb zwu̍schent u̍ns zü baiden siten
ufferstand und werde, so ist das Pu̍lsPlace: , die almaind, als verre sy in die marken, die der vorgedâcht spruchbrieff aigenlich innhalt gât, ouch mit den nachgeschribnen marken undermarket. Und sind dis die
marken:
Item des ersten obnan an Pu̍ls GrabenPlace: , als der markstainTerm: stât, von demselben markstain
her gen GampsPlace: wert in den stain, der da obnan stât in Pu̍lsPlace: ort in der almain. Von demselben stain umb
und hinab in den markstain, der da stât an Pu̍ls GrabenPlace: im ortTerm: , ouch GampsPlace: wert. Und von demselben markstain dannenthin fu̍r sich hinab in den markstain, der da stât in Oͤwlers GrabenPlace: im ort nâch des obgenanten spruchbrieffs innhalt.
Und des alles zü offenem und warem urku̍nde und staͤter, ewiger
sicherhait und belibnu̍sse, haben wir, die nâchgepüren gemainlich des kilchspels zü GampsPlace: Organisation: , ernstlich
erbetten die vorgenanten Clâsen WallsserPerson: und Hainrichen ScheͣdlerPerson: , das si iru̍ insigel fu̍r u̍ns, u̍nser erben
und nachkomen gemains kilchspel zü GampsPlace: zuͦ gezu̍gknu̍sse und warhait diser obgeschriben
sache offennlich geheͣnkt hand an disen brieve, doch inen selber und iren erben ân schaden. Dis geschach
und ist diser brieve geben worden am neͣchsten fritag vor sant JohannPerson: s tag des touffers ze sunnwendi nach CristsPerson: gepu̍rt vierzehenhundert und sechs und fu̍nffzig järeDate of origin: 18.6.1456.
|Page break
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 16th century?:]
Betreffende der landscheidungTerm:
gegend der GambsPlace: eren lauth
inhalts
[Registratur’s sign on the reverse side:] No1; N. 4; N. 11; No. 13

Notes

  1. Damage through fold.