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SSRQ SG III/4 47-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, XIV. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons St. Gallen, Dritter Teil: Die Landschaften und Landstädte, Band 4: Die Rechtsquellen der Region Werdenberg: Grafschaft Werdenberg und Herrschaft Wartau, Freiherrschaft Sax-Forstegg und Herrschaft Hohensax-Gams, by Sibylle Malamud

Citation: SSRQ SG III/4 47-1

License: CC BY-NC-SA

Margaretha von Rotenberg, die ohne Zustimmung ihrer Leibherren Stefan Schiner von Sax heiratete, verspricht, ihren Besitz nach Werdenberg zu versteuern

1450 February 23.

Margaretha von Rotenberg hat ohne Zustimmung ihrer Leibherren Stefan Schiner von Sax, der einer anderen Herrschaft angehört, geheiratet. Da sie einer Strafe entgangen ist, verpflichtet sie sich auf Anraten ihres Verwandten und Vogts Walter von Rotenberg, ihren Besitz künftig nach Werdenberg zu versteuern. Sie oder ihre Erben dürfen ihre Güter in Werdenberg nur an die Steuergenossen von Werdenberg verkaufen.

Für die Ausstellerin siegelt Klaus Vittler, Bürger von Werdenberg.

  • Shelfmark: LAGL AG III.2417:007
  • Former shelfmark: LAGL 33
  • Date of origin: 1450 February 23
  • Transmission: Original
  • Substrate: Pergament
  • Format h × w (cm): 25.0 × 12.5
  • 1 seal:
    1. Klaus Vittler, Bürger von WerdenbergPerson: , wax, round, sealed on a parchment tag, well-preserved
  • Language: German

Das vorliegende Stück steht in engem Zusammenhang mit der LeibeigenschaftTerm: und den daraus resultierenden leibherrlichen Rechte auf die Person und ihren BesitzTerm: . Margaretha von RotenbergPerson: geht als Leibeigene der Grafschaft WerdenbergPlace: eine ungenossameTerm: Ehe ein, d. h. sie heiratet einen Mann, der Leibeigener einer anderen Herrschaft ist. Sie versäumt es, die Bewilligung ihres LeibherrTerm: n einzuholen. Leibeigene müssen jedoch unter Androhung einer Strafe bei einer HeiratTerm: mit einer ungenossamen Person oder einem Herrschaftswechsel die Erlaubnis des Leibherrn einholen, damit keine Unklarheiten bei der leibherrlichen Rechtsabgrenzung entstehen sowie leibherrliche AbgabenTerm: und vermögensrechtliche Ansprüche (z. B. Todfall, Abgaben auf Güter) nicht geschmälert werden (vgl. dazu HRG, Bd. 2, S. 1761–1771). Um der StrafeTerm: zu entgehen, verpflichtet sich Margaretha, ihren Besitz weiterhin nach WerdenbergPlace: zu versteuern. Bei einem VerkaufTerm: ihrer Güter in Werdenberg hat sie diese vorher den SteuergenossenOrganisation: von Werdenberg anzubieten. In späterer Zeit fordert die Herrschaft bei einer ungenossamen Heirat oder bei Herrschaftswechsel eine Gebühr (AbzugTerm: ) (vgl. dazu z. B. SSRQ SG III/2.1, Nr. 154a).

Edition Text

Ich, Greth von RotenbergPerson: , thuͦn kund offennlich allermeͣnglich mit disem brieve, als ich mich u̍berfarenTerm: han, also das ich Steffann SchinerPerson: von SaxPlace: , der nit myner gneͣdigen herschaft von MontfortOrganisation: als gen WerdenbergPlace: zuͦgehoͤrt, ôn wissen und urloben derselben myner gneͣdigen herschafft und ir anwaͤlten ze ainem elichen manTerm: genomen hab. Darumb ich billich villicht gestrâfftTerm: weͣre worden, wa̍n ich der ebenempten myner gneͣdigen herschaft als gen WerdenbergPlace: zuͦgehoͤr als ander, die zuͦ WerdenbergPlace: gehoͤrendt, das nü nit beschehen ist. Darumb so hab ich mich mit rât, willen und verheͣnknu̍sseTerm: Waͤltis von RotenbergPerson: , mynes lieben fru̍ndTerm: s und mit recht gesatzten vogtTerm: s, willenklich und unbezwungenlich begeben und ergeben hân und begib mich des fu̍r mich selb und myn erben wissenklich in krafft dis briefs, das wir alles das guͦtTerm: , so u̍ns gott beratet, ich jetzo hab ald mich und myn erben miner sïten halb anvallet, es sig u̍ber kurtz ald lang zit, soͤllent und wellent wir als gen WerdenbergPlace: mit stu̍rTerm: en verdienen, sonderlich gehorsam und geweͣrtig ze sind als ander, die zuͦ WerdenbergPlace: gehoͤrendt, wye darumb sitt und herkomen ist, ungevarlich.
Och so vil me, ob sich fuͤgen wurd, das ich, oder ob ich nit waͤre, myn erben, die guͤter, so wir also in der herschafft WerdenbergPlace: hettind, verkoffen woͤltindt, so soͤllen wyr die mit geding niemand anders ze koffen gebenIn the original: ge denn den stu̍rgenossenTerm: ze WerdenbergOrganisation: . Ouch mit geding die selben guͤter des ersten anbieten und ze koffen geben daselbs u̍nsern nechsten fru̍nden, wer die denn sind, waͤre sach, dz si als vil darumb geben woͤltind als ander lu̍t darumb gaͤbind.
Ze urku̍nd der warhait, so hab ich, obgenannteIn the original: obgnte Greth von RotenbergPerson: , mitsampt dem obgenanntenIn the original: obgntn Waͤltin von RotenbergPerson: , mynen mit recht gesatzten vogt, gar ernstlich erpetten den fromen Klasen VittlerPerson: , burger ze WerdenbergIn the original: Wdenbg, dz er sin aigen insigel, doch im und sinen erben ôn schaden fu̍r u̍ns offenlich gehenkt hat an disen brief, darunder ich mich, alle min erben und nachkomen und ich, obgenanntIn the original: obgnt Waͤlti von RotenbergPerson: , von der vogty wegen allen obgenanntenIn the original: obgnten ding verpunden hand. Geben uff sant MathyasPerson: abend apostoliIn the original: apli anno dmAbbreviation mo iiijo quinquagesimoIn the original: ququagesimoLanguage change: LatinDate of origin: 23.2.1450.

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[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 18th century:] Grethen von RotenbergPerson: verbindungsbrief ihr gut auf Werdenberg zu versteuren
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 15th century:] GrettenPerson: brief von Rotenberg
[Registratur’s sign on the reverse side:] 1450 No 33 a

Notes

  1. Deletion: No 154.