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SSRQ SG III/4 44-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, XIV. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons St. Gallen, Dritter Teil: Die Landschaften und Landstädte, Band 4: Die Rechtsquellen der Region Werdenberg: Grafschaft Werdenberg und Herrschaft Wartau, Freiherrschaft Sax-Forstegg und Herrschaft Hohensax-Gams, by Sibylle Malamud

Citation: SSRQ SG III/4 44-1

License: CC BY-NC-SA

Schiedsspruch von Heinrich Gabler, Vogt von Werdenberg, zwischen den Kirchgenossen von Buchs einerseits sowie den Nachbarn von Werdenberg und Grabs und den Kirchgenossen von Grabs andererseits im Streit um die Nutzung der Buchser Wiesen

1442 May 11. Stadt Werdenberg/Tanzbongert

Heinrich Gabler, Vogt von Werdenberg, urteilt bei der Stadt Werdenberg im Tanzbongert im Namen von Graf Heinrich VI. von Montfort-Tettnang im Streit um die Nutzung der Buchser Wiesen zwischen den Kirchgenossen von Buchs einerseits sowie den Nachbarn von Werdenberg und Grabs und den Kirchgenossen von Grabs andererseits. Rudolf Krämmel vom Eschnerberg als Fürsprecher derer von Buchs klagt gegen die Werdenberger und Grabser, welche die Klage durch ihren Fürsprecher Kröpfli erwidern. Heinrich Gabler delegiert die Entscheidung an Graf Heinrich VI. von Montfort-Tettnang, dessen Urteil rechtskräftig sein soll. Bis zur Urteilsfindung bleibt die Kaution von 100 Gulden bestehen und beide Parteien können die Wiesen nutzen.

Der Aussteller siegelt.

  • Shelfmark: LAGL AG III.2409:010
  • Former shelfmark: LAGL 115
  • Date of origin: 1442 May 11
    • Transmission: Original
  • Substrate: Pergament
  • Format h × w (cm): 28.5 × 23.0
  • 1 seal:
    1. Vogt Heinrich GablerPerson: , wax, sealed on a parchment tag, fragmentary
  • Language: German

Das Urteil gibt Einblick in das gerichtliche VerfahrenTerm: unter den Grafen von Montfort-TettnangOrganisation: in WerdenbergPlace: . Der VogtTerm: als Verwalter der Herrschaft ist gleichzeitig RichterTerm: . Die Zahl der UrteilerTerm: wird nicht genannt. Interessant ist der Hinweis auf den GerichtsortTerm: TanzbongertPlace: bei der Stadt WerdenbergPlace: . Die Streitsache wird nicht von den Parteien vor den Grafen appelliert, wie dies später der Fall ist; vielmehr werden diese im Urteilsspruch an den Grafen gewiesen.

Zur GerichtsbarkeitTerm: in der Grafschaft Werdenberg vgl. auch SSRQ SG III/4 29-1; SSRQ SG III/4 26-1.

Edition Text


Ich, Hainrich GablerPerson: ,1 an der zyt vogt ze WerdenbergPlace: , bekenn offennlich und thuͦn kund allermengklich mit disem
brieve, das ich von gnaden und gewalts wegen des edeln, wolgebornen herren, gräve Hainrichs von Montfort, herre
ztuͦ TettnangPerson: , in BrettengoͤwPlace: und TaffāuwPlace: etcAbbreviation, mynes gnaͤdigen herren, offennlich ze gericht gesessenTerm: bin ze
WerdenbergPlace: by der statt in dem TantzbomgartenPlace: des tags und in dem jar, als diß brieffs datum wiset, und kament
dozemal fu̍r mich und fu̍r offenn, verbannen gericht die na̍chgeburen gemainlich des kilchspels ze BuxPlace: Organisation: an
ainem und die von WerdenbergOrganisation: und von GrapsOrganisation: und gemain na̍chgeburen des kilchspels ze GrapsPlace: Organisation: am andern
tayle als von waid der wisen genant Buxer WysenPlace: wegen. Und offnotend dozema̍l ouch die von BuxOrganisation: durch
iren erlopten fu̍rsprechen Ruͤdin KraͤmelPerson: ab dem EschinerbergPlace: und klagtendt hinztuͦ den von WerdenbergOrganisation: und
von GrapsOrganisation: etcAbbreviation als von derselben waidTerm: und stoͤße wegen. Und des verantwu̍rtendt sich die von WerdenbergOrganisation: und
die nâchgeburen gemainlich des kilchspels ze GrapsPlace: Organisation: durch iren erlopten fu̍rsprechTerm: en KroͤppffliPerson: n. Die selbe klag
und antwu̍rt, red und widerred, die denn dozemâl beschahend, also nit notdürfftig sind hye ze schriben,
von des wegen, wa̍n die sach uff mynen obgenanten gneͣdigen herren ertailt und komen, als denn hyena̍ch
in der urtailTerm: begriffen ist. Also nâch klag, antwuͤrt, red und widerred und nâch vil verloffnen worten im
rechten, fragt ich, obgenanter richterTerm: , der urtail umb die rechtsprechenTerm: all uff ir aid, was sy darumb recht düchti.
Do ward nach myner frag ertailt mit rechter umbgender, gemainer, unzerworffenlicher urtail, die sach soͤlli
billich stan uff mynen gneͣdigen herren, da obgedacht gräve HainrichPerson: en nâch baider tayl fu̍rbringen ze entschaiden, wan sinen gnaden baid obgenant tayle ztuͦgehortind und ze versprechen stuͤndint, und mag o̍ch
myns herren gnâd die eltestenTerm: und erbrostenTerm: 2 im land darzuͦ ziehen in berg und in talTerm: und wen er wyl.
Und wye sin gnad es denn ussprichet, da bi sol es beliben nü und hienâch. Es sol ouch bi der trostungTerm: der
hundert guldinCurrency: 100 guilders beliben, die da beschehen ist, untz ze ustrag des sprüchs. Desselben gelichen sol ouch jetwedro
tayl uff den obgenanten wysen wayden hinfu̍r als bisher jedermans rechtikaiten unschaͤdlich, ouch uff
mynes herren ussprechen und entschaiden. Uff soͤlichs, da bâtendt inn baid obgenant tayl an ainer urtail
ze erfaren, ob man inen icht billich brieffe und urku̍nde geben soͤlt, des so sich also vor gericht verloffen hett. Wa̍n
si des ernstlich begertind und ouch nôtduͤrfftig waͤrindt, das ward inen do ouch also ertailt ainhelliklich ze
geben under mynem insigel, wa̍n ich der sach richter waͤr. Und darumb und dis alles ze warem, offenn
urku̍nd, so han ich, obgenanter richter und vogt, Hainrich GablerPerson: , myn insigel nach muͦtung des rechten und
von des rechten wegen offennlich gehenkt an disen brieff, doch mir und mynen erben âne schaden. Geben
am naͤchsten frytag nâch der uffart nâch der gepurt u̍nsers lieben herren Jhesu CristiPerson: viertzehenhundert
jar und darnach in dem zway und viertzigosten järenDate of origin: 11.5.1442.
|Page break
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 18th century:]
Anno 1442:
Durch disen urthelbrieff wird
ein waidstreith zwüschen BuxPlace:
eins und WerdenbergPlace: und
GrapsPlace: anderstheils an ihrern
beiderseiths herren, graff Hainrichen von MontfortPerson: , gewisen.
[Registratur’s sign on the reverse side in a hand of the 19th century:] a No 115

Notes

  1. Deletion: No 158.↩
  1. Heinrich Gabler war ein illegitimer Sohn von Graf Wilhelm V. von Montfort-TettnangPerson: . Er war Vogt in Werdenberg von 1441Date: 1441 bis 1451Date: 1451 (zu Gabler vgl. Burmeister 1996, S. 108–111).↩
  2. Superlativ von die Ehrbaren.↩