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SSRQ SG III/4 37-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, XIV. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons St. Gallen, Dritter Teil: Die Landschaften und Landstädte, Band 4: Die Rechtsquellen der Region Werdenberg: Grafschaft Werdenberg und Herrschaft Wartau, Freiherrschaft Sax-Forstegg und Herrschaft Hohensax-Gams, by Sibylle Malamud

Citation: SSRQ SG III/4 37-1

License: CC BY-NC-SA

Schiedsspruch von Freiherr Wolfhart V. von Brandis im Streit zwischen Sennwald und den Leuten von Sax und Salez um Nutzungsrechte auf dem Saxer Riet

1423 June 4. Feldkirch

Freiherr Wolfhart V. von Brandis schlichtet auf Bitte von Freiherr Diepold von Sax-Hohensax und Johann von Sax-Hohensax zusammen mit Klaus von Lötsch, Landammann des Grafen Heinrich von Werdenberg-Sargans im Walgau, Hermann Ätti, Bürger von Feldkirch, Burkhard Plattner von Werdenberg und Hans Signer von Gamprin den Streit zwischen den Kirchgenossen von Sennwald, die unter Tornen, oberhalb von Mur und unter Lienz wohnen, sowie den Dorfbewohnern von Sax und Salez um den Weidgang im Frühling auf dem Saxer Riet.

Die Schiedleute siegeln beide Ausfertigungen. Burkhard Plattner siegelt auch für Hans Signer.

  • Shelfmark: StASG AA 2a U 01
  • Former shelfmark: StASG AA 2a U 1
  • Date of origin: 1423 June 4
  • Transmission: Original
  • Substrate: Pergament
  • Format h × w (cm): 43.0 × 22.0
  • 4 seals:
    1. Wolfhart V. von BrandisPerson: , wax, round, sealed on a parchment tag, chipped
    2. Klaus von LötschPerson: , wax, round, sealed on a parchment tag, well-preserved
    3. Hermann ÄttiPerson: , sealed on a parchment tag, missing
    4. Burkhard PlattnerPerson: , wax, oval, sealed on a parchment tag, chipped
  • Language: German
  • Regest
    • LUB II, Regestensammlung, 4. Juni 1423

  • Shelfmark: OGA Sax
  • Date of origin: 17. c.
  • Transmission: Abschrift (Doppelblatt)
  • Substrate: Papier
  • Language: German
  • Shelfmark: StASG AA 2 A 1-3
  • Date of origin: 18. c.
  • Transmission: Abschrift (Doppelblatt)
  • Substrate: Papier
  • Language: German
  • Shelfmark: PA Hilty S 006/139-28, S. 72–77
  • Date of origin: 19. c.
  • Transmission: Abschrift (Doppelblatt, Einzelblatt)
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 22.5 × 35.5
  • Language: German

Im Nutzungskonflikt zwischen den Kirchgenossen von Sennwald und den Dorfgenossen von Sax und Salez zeigen sich deutlich die zu einem Verband gefestigten Dorf- oder Kirchgenossenschaften in der Region Werdenberg (vgl. dazu auch SSRQ SG III/4 7-1). Die jeweiligen Bewohner des Dorfes oder der Pfarrei treten gemeinschaftlich organisiert und nach aussen als einheitlicher Verband auf, um ihre Angelegenheiten und Interessen zu vertreten und durchzusetzen. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage der Allmendnutzung. Zur Bildung der Dorfgenossenschaften und der Dorfgemeinden vgl. HLS; Rösener 1985, S. 155–176; Bader 1964; einen Überblick zur historischen Forschung zum Dorf bietet Hürlimann 2000, S. 169–173. Zu den Aufgaben und Funktionen eines Dorfes vgl. Hürlimann 2000, S. 174–177. Die Gemeinschaft der Stadtbürger von WerdenbergOrganisation: wird bereits etwas früher fassbar (vgl. SSRQ SG III/4 32-1; SSRQ SG III/4 35-1). Erstmals werden auch die Grenzen der Pfarrei Sennwald genannt. Zu den Grenzen der Pfarreien Grabs und Gams vgl. SSRQ SG III/4 53-1.

Edition Text


Ich, Wolfhart von Brandes, fryger herrePerson: , in der hienach geschirbnenNotable spelling sach gemain man, Claus von LoͤtschPerson: , an dirre zite des edeln, wolgeborn, mins gnaͤdigen herren
grauff Hainrichs von Werdenberg von SangansPerson: landamman in WalgoͤwPlace: , und Herman AͤttiPerson: , ain burger zuͤ VeltkirchPlace: , baid zuͦgesetzt schidlûtTerm: von wegen der lûtOrganisation: allesampt
gemainlich gesessen in Sennwalder kirchspelPlace: merklich underm TornachPlace: und dem waldTerm: dem vorstTerm: Text variant in StASG AA 2 A 1-3: borsta1 und obrenthalb b–MurortPlace: 2Text variant in StASG AA 2 A 1-3: Wurort–b under der LientzPlace: , niemant dârinne usgenomme
noch hindan gesetzt, ains tails, Burkart BlattnerPerson: von WerdenbergPlace: und Haͤnni SignerPerson: von GampprinPlace: , och baid zuͤgesetzt schidlût von wegen der dorfflu̍thTerm: en gemainlich
ze Sax
Organisation:
und ze SaletzzOrganisation: , och niemant darinn usgenommen noch hindan gesetzt, des andern tails, vergehent all fu̍nf mit disem brief und tuͦnd kund aller meͣnglich von soͤlicher zwayung,
speͣnne und stoͤßTerm: wegen, so lang zite zwischen baiden parthyen obgenannt bisher gewesen sind, nammlich alle jâr am fruͤlingDuration: spring von wunne und waidTerm: und och von uftribenTerm: und
abtribenTerm: s ir vichTerm: s wegen uff SaxerrietPlace: . Das da baidtail lu̍te und sunderlichen darzuͦ und darîn begriffen die vesten und edeln Diepolt von SaxPerson: , fryger herre, und
Hanns von SaxPerson: , gesessen uff FrischenbergPlace: , won die baid mit sampt baiden obgenamten parthyen von ir selbs und derselben obgedachten lu̍ten von soͤlicher wunn, waid, uff
und abtribens wegen sy darumbe zuͦ entschaiden willenklich uff uns komen sind, uns gebetten, getrûwt und verhaissen haben, wie wir sy harinne zuͦ der minneTerm: entschaiden
und darumb ussprechen, dar sy, ir erben und nâchkommen denselben, u̍nser spruch ewigklich halten wellen und dem bi iren trûwen gnuͦg tuͦn sollen. Und also wir
uns des von ir ernstlichen bett angenomen und nach baiderteil verhörung ir kuntschafft, red und widerred alle fûnf luter ainhelleklich zuͦ der minne entschaiden,
inen usgesprochen haben und sprechen also mit disem offenn gegenwûrtigen brief:
Des ersten, daz die kirchgenossenTerm: , die zuͦenander inn SennwaldPlace: ze kirchen gehoͤrent
und nammlich zwischen den obgenamten markenTerm: sesshafft sind, alle gemainlich oder sunderlich, all ir erben und nâchkomen, alles ir vich und roßTerm: ald welherlay ander
ir vich daz ist, nu̍tzit usgenommen, nû hinnanthin ewigklich und ains jeglichen jars jaͤrklichRepeated duration: 1 year besunder uff dem obgenamten SaxerrietPlace: , nammlich siben tagDuration: 7 days ze
usgaͤndem maygenDate: May und siben tagDuration: 7 days ze zugaͤndem brâchotDate: June anenander nach ir notdurfft waiden sond und mugent. Und nach den vierzehen tagenDuration: 14 days sollen sy irû
roß je dennocht sechs tagDuration: 6 days dâselbs lenger haben und waiden, alles âne gevaͤrde.
Item so soͤllen die lût von SaxOrganisation: und von SaletzzOrganisation: , all ir erben und nachkomen
nû hinnanthin ewigklich und ains jeglichen jars besunder vonn [angandem]Damage through fold, restored following StASG AA 2 A 1-3c fruͤlingDuration: spring bis ûntz an den vierden tag vor sant JohannPerson: s tag ze sûnnwendenDate: 20. June uff SaxerrietPlace:
[mit]Damage through fold, restored following StASG AA 2 A 1-3d allem irem vich, welherlay das ist, nutzit usgenomen och also waiden ane all gevaͤrde.
Und sunder so soll das obgenamt SaxerrietPlace: dâruf und hieru̍ber
aͤllu̍ jar gepannot und derselb panneTerm: gehalten werden, als danne von alter her umb pannen, sitt und gewonlich gewesen ist ane alle gevaͤrde.
Die von SaxOrganisation: und
die von SaletzzOrganisation: , alle ir erben und nachkomen sond sich och nû hinnanthin mit iren schwinenTerm: beschaidenlich halten zuͤ wayden und ungevärlichen, als sy bishar och
getan haben und sitt und gewônlich gewesen ist.
Und ze wârem, offenen urku̍nd und gerechter, vester sicherhait und guͦter, ewiger gezu̍gknu̍sse, so haben wir, obgenant
Wolffhart von BrandesPerson: , fryger herr, gemain man, Claus von LoͤtschPerson: , Herman AͤttiPerson: und Burkart BlattnerPerson: , schidlût, alle vier, u̍nsru̍ aignu̍ insigel, sunderlich Burkart
Blattner
Person:
das min och von wegen mins mittgesellen Haͤnni SignerPerson: s bett offenlich gehenkt an disen spruchbrief, der zwen glich von wort zuͤ wort geschriben sind,
doch uns allen fu̍nfen und ûnser aller erben unschaͤdlich, des och ich, Haͤnni SygnerPerson: , also alles under mins mitgesellen Burkart BlattnerPerson: s insigel selb vergichtig
bin nâch diss brieffs lut und sag, geben ze VeltkirchPlace of origin: , do man zalt nach CristPerson: s gepurte vierzehenhûndert und im dritten und zwaintzigosten jâren an dem
naͤchsten fritag nâch ûnsers herren fronlichams tag.
Date of origin: 4.6.1423
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Notes

  1. Text variant in StASG AA 2 A 1-3: borst.
  2. Text variant in StASG AA 2 A 1-3: Wurort.
  3. Damage through fold, restored following StASG AA 2 A 1-3.
  4. Damage through fold, restored following StASG AA 2 A 1-3.
  1. Forst ist hier möglicherweise appellativisch gemeint (Mail von Hans Stricker, 4.3.2017). Es könnte sich jedoch auch entweder um das Waldstück und Wiesland ForstPlace: südlich von SennwaldPlace: handeln in der Ebene westlich von Bad ForsteggPlace: (Stricker 2017, Bd. 6, S. 191) oder um die bewaldete Kuppe mit Namen Forst südlich der Burg ForsteggPlace: .
  2. Die Zuordnung zu Mur in ortsnamen.ch ist unsicher. Mur heisst es im Nordosten von Sennwald, beim BergliPlace: . Der Ort liegt in der Nähe des BofelbachsPlace: , der als GrenzeTerm: zwischen SennwaldPlace: und LienzPlace: genannt wird (SSRQ SG III/4 89-1; StASG AA 2 B 001a, fol. 164r–165r). Ort könnte hier als Appellativ (für Rand, Ecke, Kante oder Mauer) stehen (Mail von Hans Stricker, 4.4.2017).