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SSRQ SG III/4 199-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, XIV. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons St. Gallen, Dritter Teil: Die Landschaften und Landstädte, Band 4: Die Rechtsquellen der Region Werdenberg: Grafschaft Werdenberg und Herrschaft Wartau, Freiherrschaft Sax-Forstegg und Herrschaft Hohensax-Gams, by Sibylle Malamud

Citation: SSRQ SG III/4 199-1

License: CC BY-NC-SA

Erkenntnis von Glarus über den Kirchweihjahrmarkt in Grabs

1681 August 16 O.S.

Vor Landammann und Rat von Glarus erscheinen Steuervogt Christian Stricker, Adrian Steiger und Fridolin Härz (?) von Grabs und berichten, dass Landvogt Johann Jakob Blumer ihnen wegen eines neuen Mandats den Kirchweihjahrmarkt nicht mehr erlauben wolle. Da der Nachkirchweihmarkt (Nachkilbi) seit jeher in Grabs üblich gewesen ist, wird die der Gemeinde Grabs am 8. August 1681 erteilte Erkenntnis bestätigt: Grabs erhält weiterhin die Erlaubnis zur Abhaltung des Kirchweihmarkts. Der Landvogt wird angewiesen, dem Folge zu leisten.

Der Aussteller siegelt.

  • Shelfmark: OGA Grabs O 1681-1
  • Date of origin: 1681 August 16 O.S.
  • Transmission: Original (Doppelblatt)
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 20.0 × 32.0
  • 1 seal:
    1. GlarusOrganisation: , papered seal, round, applied, well-preserved
  • Language: German
  • Scribe: Johann Jakob FeldmannPerson: , Landschreiber von Glarus

  1. VolksfesteTerm: an KirchweihenTerm: bzw. an Feiern für den Patron einer Kirche sind den Obrigkeiten bereits im 16. Jh. wegen allzu grosser «zerwürffnußenTerm: , unzuchtenTerm: und ander unglükTerm: » (SSRQ SG III/4 176-1, Art. 12) zuwider und es wird versucht, solche Feste zu unterbinden: So werden die Festlichkeiten (Kilbi) in ImalschüelPlace: bereits in der zweiten Hälfte des 16. Jh. wegen zu grosser Unordnung abgeschafft (SSRQ SG III/4 127-1, Art. 6.7) und im Nachtrag von 1653 zum LandbuchTerm: heisst es, dass die Kirchweihfeste «uß etlich feltigen motiven gentzlich abgestelt, daß man dergleichen tagen nit mehr in sollchem weßen, wie zuvor beschechen, zu bringen solle» (SSRQ SG III/4 185-1, Art. 19). In Sax-ForsteggPlace: werden in einem grossen MandatTerm: die Festlichkeiten an der Kirchweihe wegen allerlei «fressenTerm: , suffenTerm: und allerley wuhl und überfluss» gänzlich verboten und in Fast- und Bettage umgewandelt (SSRQ SG III/4 176-1, Art. 12).

  2. Dieses Stück zeigt, dass sich die Untertanen erfolgreich gegen den WerdenbergerPlace: Landvogt zur Wehr setzen, an die GlarnerPlace: Obrigkeit gelangen und sich durchsetzen. In der Literatur wird dagegen oftmals die Unterdrückung hervorgestrichen (vgl. den Kommentar in SSRQ SG III/4 185-1).

Edition Text


Wir, landtamman unndt ein ganz gesäßener ratts
zue GlarusOrganisation: , uhrkunden hiermit menigklichen offenbahr, wie dz
uff heüt, zue underseztem dato, vor unß kommen unndt erscheinen unßerre
liebe unndt gethreüwe angehörige, steürvogt Cristen StriggerPerson: , Adrian SteigerPerson:
unndt Fridli HärzeUncertain readingaPerson: uß der graaffschafft WerdenbergPlace: , von GrabßPlace:
gepürtig, welche unß mit gebührendem respect in aller underthänigkheit zue vernemmen geben laßen, waß maaßen ihren lieben unndt gethreüwen landtvogt, den edlen, vesten heren Johann Jacob BluommerPerson: , gefallen wolen,
die vor 8 tagDuration: 8 days alß verscheinen augsten jahrmergtßTerm: außgezelte unndt auß
gnaden von ihr gn hgnädigen herren unndt ober antreffende deß kilbejährmergtßTerm: ertheilter erkhandtnuß, ihnnen zue becrefftigung deßelbigen
nit für becandt anemmen wollen, mit vermeinen, eß bej gemachter abenderung vermög ußgekündter manndathenTerm: mit belegung deß mergtßTerm: sin verbleiben
haben solle.1 Bey dißerer unverhofften begegnußen sye, vermelte parthen, nit
umbgehn können, deßen unß angelägenlichen zue ersuochen unndt dermüötigist zuepiten, bey ihren alt habenden recht (unndt uß sonder bahren gnaden vergönstiget gerechtigkheit in besuochung deß gewonnten kilbeTerm: ) oder jahrmergtßTerm: nach geüebter practicierung noch fürbaß bestermaßen darbi manutenierenTerm:
unndt schirmmen wollindt, mit mehreren etcAbbreviation.

Wann dann wir, der petenten2, anbringen, so wohlen auch auß dem schreiben, welches unß unßer gethreüwer, lieber landtvogt zue bemeltem
WerdenbergPlace: , worinnen die uhrsachen vermeldet worden, auch worumben er
solche abenderung diß mergtsTerm: zethuen consentiert, in gleichen auch deß wachtmeisterTerm: Adamm ZopffißUncertain readingbPerson: mundtlich ußfüehrlicher pricht vernommen, darbi aber
consideriert undt betrachtet, wie dz der angeregte nachkilbe märgtTerm: bej
mannß gedäncken, ja noch vill länger, in der gmeindt zue GrabßPlace: üeblich gehalten unndt besuocht worden seye, auch biß anhero kei neüwerung dißfalß hierin zu machen gestatet worden, alß wollendt wir mit unßer
erkhandtnuß, die ihnnen, der gmeindt GrabßOrganisation: , den 8. tag augustiiDate: 8.8.1681 () desentwegen ertheilte erkhandtnuß3 widerumb zue gültigen crefften confirmiert unndt
bestätiget haben, mit dißerem claren reservats unndt anhang, [fol. 1v]Page break
daß offt vermelter märgtTerm: wie von alterß härro unndt allwo er
vor dißeren üblich practiciert worden noch weiterß unndt fürbaß hin verlegt unndt zue gedachtem GrabßPlace: gehalten werden solle, zue dem ende dann
unßer lieber und gethreüwe landtvogt demme gemäß unßerer erkhandtnuß wirt weüßen, crafft anbefehlung nachzue läben unndt darbi
die gemeindt bestermäßen zue manutenierenTerm: , scheüzen unndt schirmmen,
auch angeregte beide steigerig, härte wie auch gesammbte gmeindtßgnoßenTerm: mit anlegung einer gelt buoßTerm: old straaffTerm: zue überhebenTerm: .

Deßen zue wahrem, vestem uhrkhundth, habendt wir unßer getructh
landtß secret ynsigill offendtlich hierauf in dißen brieff trucken
unnd übergeben laßen, beschäch zinstagß, den 16.ten augsten anno 1681Date of origin: 16.8.1681 ().

Johann Jacob
Feldtman
Person:
, geschworner landtschreiber
daselbsten,
mpriamanu propria
|Page break
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 17th century:]
Recess etcAbbreviation
GrabserPlace: marth
[Registratur’s sign on the reverse side:]
22; 1681 c

Notes

  1. Uncertain reading.
  2. Uncertain reading.
  3. Deletion, uncertain reading: No 11.
  1. Das Mandat konnte nicht gefunden werden, vgl. jedoch SSRQ SG III/4 185-1, Art. 19.
  2. Bittenden.
  3. Vgl. dazu den Eintrag in den Ratsprotokollen LAGL AAA 1/44, 16.08.1681.