SSRQ SG III/4 144-1
Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, XIV. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons St. Gallen, Dritter Teil: Die Landschaften
und Landstädte, Band 4: Die Rechtsquellen der Grafschaft Werdenberg, Freiherrschaft
Sax-Forstegg und Herrschaft Gams, by Sibylle Malamud
Citation: SSRQ SG III/4 144-1
License: CC BY-NC-SA
Schiedsspruch im Streit um Rheinwuhren zwischen Triesen, Vaduz und Schaan einerseits und Buchs, Sevelen und Wartau andererseits
1582 February 20.
Metadata
- Shelfmark: StASG AA 3 U 17
- Date of origin: 1582 February 20 Transmission: Original
- Substrate: Pergament
- Format h × w (cm): 57.0 × 39.5 (Plica: 8.0 cm)
- 2 seals:
- Schweikhard von HelfensteinPerson: , wax in a wooden box, round, sealed on a parchment tag, well-preserved
- GlarusOrganisation: , wax in a wooden box, round, sealed on a parchment tag, well-preserved
- Language: German
Additional Filiations
- Shelfmark: StASG AA 3 A 3-4
- Date of origin: 1582 February 20 Transmission: Original, Heft (3 Doppelblätter)
- Condition: Rückseite zerfleddert
- Substrate: Papier
- 2 seals:
- Schweikhard von HelfensteinPerson: , wax in a wooden box, round, sealed on a parchment tag, well-preserved
- GlarusOrganisation: , wax in a wooden box, round, sealed on a parchment tag, well-preserved
- Language: German
- Shelfmark: LAGL AG III.2401:036, S. 169–175
- Date of origin: 1570 (ca.) Transmission: Abschrift, Heft (204 Seiten beschrieben) mit Ledereinband
- Substrate: Papier
- Format h × w (cm): 15.5 × 21.0
- Language: German
- Shelfmark: LAGL AG III.2468:005, S. 57–64
- Date of origin: 18. c. Transmission: Abschrift, Heft (92 Seiten) ohne Umschlag
- Substrate: Papier
- Format h × w (cm): 23.5 × 35.5
- Language: German
- Shelfmark: LAGL AG III.2401:044, S. 383–398
- Date of origin: 1754 April 28 Transmission: Abschrift, Buch (938 Seiten, bis Seite 697 beschrieben, 900 bis 936 Formulare und Register) mit Ledereinband
- Substrate: Papier
- Format h × w (cm): 25.0 × 36.0
- Language: German
- Shelfmark: StASG AA 3 B 2, S. 383–398
- Date of origin: 1754 April 28 Transmission: Abschrift, Buch (940 Seiten) mit kartoniertem Einband mit Stoffüberzug
- Substrate: Papier
- Format h × w (cm): 25.5 × 40.0
- Language: German
Comments
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Von dem Wuhrvertrag sind zwei Originalurkunden erhalten, eine pergamentene mit zwei angehängten SiegelnTerm: und eine papierene UrkundeTerm: mit fünf aufgedruckten Siegeln (StASG AA 3 A 03-04). Aufgrund der unterschiedlichen Ausfertigung lautet jeweils der letzte Abschnitt etwas anders (siehe Text). Im LAGL liegt eine Kopie, die auf der papierenen Urkunde beruht (LAGL AG III.2468:005, S. 57–64). Die Abschriften in den UrbarenTerm: beruhen auf dem Original (LAGL AG III.2401:036, S. 169–175; AG III.2401:044, S. 390–394; StASG AA 3 B 2, S. 390–394). Die pergamentene Ausfertigung ist laut dem Inhalt der Urkunde für die Obrigkeiten bestimmt, die papierene Ausfertigung ist die beglaubigte Kopie für die betroffenen Gemeinden. Von beiden ist jeweils nur noch ein Exemplar erhalten. Der Vertrag beruht auf früheren Verträgen, u. a. auf den Verträgen zwischen den Gemeinden Sevelen und Triesen von 1467Date: 1467 (PGA Sevelen Nr. 3), 1536 (GA Triesen U 23) und 1562Date: 1562 (GA Triesen U 49). Neuerungen 1582Date: 1582 sind die BusseTerm: sowie die WuhrmeisterTerm: und deren Pflichten.
Zu weiteren Wuhrkonflikten zwischen den beiden Gemeinden SevelenOrganisation: und TriesenOrganisation: , vgl. z. B. (15.–17. Jh.Date: 1401 – 1700): SSRQ SG III/4 58-1; OGA Sevelen U 1439; U 1649; U 1669; PGA Sevelen A2; LAGL AG III.2455:157; AG III.2455:145; AG III.2423:001; AG III.2454:071; GA Triesen U 30; U 56; StASZ HA.IV.404, o. Nr., 27.04.1663–20.05.1663; StASG AA 3 A 03-07; (18. Jh.Date: 1701 – 1800, z. T. auch mit Wartau): GA Triesen U 44; U 14; LAGL AG III.2455:088; OGA Sevelen B 04.11-06, S. 25–26; PGA Sevelen Nr. 16; PA Hilty S 006/044; OGA Wartau Nr. 49; StALU A1 F1 Sch 397 Mappe Herrschaft Wartau, 11.11.1790; LLA RA 41/09/01-17.
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ÜberschwemmungenTerm: des RheinsPlace: führen für die anstossenden Gemeinden auf beiden Seiten immer wieder zu grossen Schäden ihrer Auen, Felder und Weiden, weshalb aufwändige und kostspielige DämmeTerm: zum Schutz gebaut werden müssen. Sogenannte SchupfwuhrenTerm: , die das Wasser auf die gegenüberliegende Rheinseite schieben, führen seit Mitte des 15. Jhs.Date: 1440 – 1460 über Jahrhunderte zu Konflikten zwischen den sich gegenüberliegenden Gemeinden. Zu Wuhrkonflikten zwischen BuchsOrganisation: , SchaanOrganisation: und VaduzOrganisation: vgl. SSRQ SG III/4 58-1.
Sonstige Wuhrkonflikte der Gemeinden in WerdenbergPlace: mit Gemeinden in der Herrschaft VaduzPlace: und/oder mit benachbarten Gemeinden (v. a. WartauOrganisation: ) in der Herrschaft SargansPlace: z. B.: LLA RA 41/03/04; 41/03/11; 01/09/8/1-9; GA Schaan U9; U12; U13; PGA Sevelen B03, Nr. 15; OGA Sevelen U 1665; U 1795; B 04.11-10, S. 51–52; OGA Sax 23.08.1769; OGA Buchs B 00.52, S. 138–145. Zu Wartau vgl. auch den Protestschein von GlarusOrganisation: über das von den regierenden OrtenOrganisation: des SarganserlandsPlace: geänderte Verfahren in Wuhrstreitigkeiten zwischen SevelenPlace: und WartauPlace: (OGA Sevelen U 1665).
Zahlreiche Wuhrverträge befinden sich auch in den Urbaren LAGL AG III.2401:036; StASG AA 3 B 2 bzw. LAGL AG III.2401:044. Weitere Dokumente zu Wuhrsachen befinden sich in den Dossiers LAGL AG III.2423; AG III.2454; AG III.2455 (mit Vaduz) und StASG AA 2 A 06b.
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Zu Wuhrangelegenheiten in Sax-ForsteggPlace: (vornehmlich HaagPlace: und SalezPlace: betreffend) vgl. SSRQ SG III/4 162-1; OGA Haag 27.02.1599; 23.02.1741; 09.02.1765–03.07.1769; StASG AA 2 U 54; U 57; U 58; StASG AA 2 A 06b-5-4; LAGL AG III.2454:038; StAZH A 346.5, Nr. 296; EKGA Salez 32.01.51 Herstellungswirtschaft/Bauwesen/Gewässerbauten; vgl. auch die Ordnung der Gemeinde SennwaldOrganisation: über das Erstellen von Dämmen SSRQ SG III/4 180-1.
Edition Text
[Signature:] cSchwaickharth zu Helffenstein, manu propriaIn the original: mmpr
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[Signature:] dPeter,
fryherr zu Mersperg undIn the original: u Beffort, landvogt in Orttennuw, manu propriaIn the original: mmpr
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[Signature:] e
CunratIn the original: Cunr, freiherrIn the original: fh zuo Bamelberg und Hohenburg, manu propriaIn the original: mmpr
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[Signature:] fMelchior Hässy
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[Signature:]
gThomann Schmid
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Notes
- Corrected from: auch dem.↩
- Text variant in StASG AA 3 A 03-04:
[p. 9]Page break
Unnd wir, der herren von
GlarisOrganisation: abgesanndte uff unnserer herren unnd oberen
ratificationTerm: unnd becrefftigen an
statt unnd von wegen irer selbs unnd irer unnderthanen zu
SevelenOrganisation: und [p. 10]Page break
BuchsOrganisation: der graveschafft
WerdenbergPlace: , dem allem
also fürohin nachzukhumen, war unnd steet zu hallten, darwider nit zuthuen noch schaffen gethan zu werden,
angenumen, verwilliget, zugesagt unnd versprochen. In
urkhunndt seindt jetzunder zwen gleichlauttendt abschidtTerm: unnder unnsern obgedachter
aller hannden unnderschribenTerm:
unnd fürgedruckhten pettschiernTerm:
uffgericht. Unnd so die herrn von
GlarisOrganisation: ires thaills hierein auch verwilligen, alß
dann zwen originalbriefTerm: unnder
unnserm administrations unnd der herrn
von GlarisOrganisation: anhanngendem insigl uff pergamentTerm: , disem abschidt unnd darinn
begriffnen puncten unnd articuln gleich geschriben geferttiget.
Jeder oberkhait ain originalTerm: unnd
den unnderthanen jedes ortts glaubwurdige copeiTerm: darvon zuegestellt
werden soll. Beschechen und geben, zinßtags, den zweintzigisten februarii, im jar, alls man
zallt tausent fünffhundert zway unnd achtigDate of origin: 20.2.1582. [Signature:] cSchwaickharth zu Helffenstein, manu propriaIn the original: mmpr[Signature:] dPeter, fryherr zu Mersperg undIn the original: u Beffort, landvogt in Orttennuw, manu propriaIn the original: mmpr[Signature:] e CunratIn the original: Cunr, freiherrIn the original: fh zuo Bamelberg und Hohenburg, manu propriaIn the original: mmpr[Signature:] fMelchior Hässy[Signature:] gThomann Schmid
- Change of hand: .↩
- Change of hand: .↩
- Change of hand: .↩
- Change of hand: .↩
- Change of hand: .↩
- Deletion: No 206.↩
- Die Nennung Herrschaft Sulz ist ungewöhnlich. Sulz am Neckar liegt in Baden-Württemberg und bildet anfänglich den Schwerpunkt der Herrschaft der Grafen von Sulz. Die Gemeinden TriesenPlace: , VaduzPlace: und SchaanPlace: gehören zur Herrschaft VaduzPlace: , die 1510 zusammen mit den Herrschaften BlumeneggPlace: und SchellenbergPlace: an die Grafen von SulzOrganisation: kommt, vgl. dazu HLS.↩
- Original vom 16. Mai 1562Date: 16.5.1562: GA Triesen U 49.↩
Regest
Graf Schweikhard von Helfenstein, Freiherr Peter von Mörsberg, Freiherr Konrad von Bemelberg, Administratoren der Grafen Rudolf und Karl Ludwig von Sulz, Herren von Vaduz, Schellenberg und Blumenegg, sowie alt Landammann Melchior Hässi und Landessäckelmeister Thomas Schmid von Glarus schlichten nach einem Augenschein einen Streit um Rheinwuhren zwischen den Untertanen von Triesen, Vaduz und Schaan einerseits und den Untertanen von Buchs, Sevelen und von Wartau andererseits.
1. Im Streit zwischen Triesen und Wartau sollen die Landvögte von Sargans, Werdenberg und Vaduz gemeinsam das obere Triesner Wuhr und das Wartauer Wuhr in Augenschein nehmen.
2. Die Triesner sollen das Kopfwuhr so verkleinern, dass ihre Landstrasse strich- und nicht schupfweise geschützt wird. Zusätzlich dürfen sie Streichwuhren errichten.
3. Das Wuhr unterhalb Triesen ist zu stark gekrümmt. Es soll gemäss Vertrag von 1562 innert Jahresfrist korrigiert werden.
4. Bei dem neuen Wuhr in Sevelen soll in Anwesenheit der Landvögte von Werdenberg und Vaduz über eine neue Lösung verhandelt werden.
5. Beim Wuhr unter dem Vaduzer Bächlein soll die untere Krümmung ausgefüllt werden, die obere soll bleiben.
6. Die Buchser können ein Wuhr errichten, doch unter Kontrolle der Landvögte von Werdenberg und Vaduz sowie der Wuhrmeister.
7. Triesen, Sevelen, Buchs bekommen je zwei, Vaduz und Schaan gemeinsam zwei Wuhrmeister. Diese beraten sich jeweils in Anwesenheit der Landvögte. Grundlage bildet der Vertrag von 1562. Wer ohne dieses Gremium Wuhren baut, wird mit 14 Pfund gebüsst.
Es wird für die Administratoren und Glarus je ein Original ausgestellt. Die Untertanen bekommen je eine beglaubigte Abschrift.
Die Aussteller siegeln.