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SSRQ SG III/4 118-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, XIV. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons St. Gallen, Dritter Teil: Die Landschaften und Landstädte, Band 4: Die Rechtsquellen der Region Werdenberg: Grafschaft Werdenberg und Herrschaft Wartau, Freiherrschaft Sax-Forstegg und Herrschaft Hohensax-Gams, von Sibylle Malamud

Zitation: SSRQ SG III/4 118-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Urfehde der Agnes Stähli von Sax wegen Betrugs, Verleumdung und Diebstahls

1540 Mai 12.

Agnes Stähli ab der Halden im Saxer Kirchspiel hat einer Magd den Rock gestohlen und diesen wieder zurückgegeben. Zudem erhob sich ein Gerücht, dass sie von einem nahen Verwandten schwanger sei. Ausserdem diente sie im Sarganserland in Vilters bei Hans Grünenfelder und behauptete, sie sei von ihm schwanger und verlangte Geld für das Kindbett, damit niemand die Schwangerschaft bemerke und dies, obwohl sie wusste, dass sie nicht schwanger war. Zudem hat sie Unwahrheiten über getrennt lebende Eheleute verbreitet, damit diese nicht mehr zusammen kämen. Ausserdem behauptet sie, eine arme Frau hätte ihr Kind abgetrieben. Sie schwört eine Urfehde und wird verbannt.

Hans Egli siegelt.

  • Signatur: StASG AA 2 U 28b
  • Originaldatierung: 1540 Mai 12
  • Überlieferung: Original
  • Erhaltungszustand: fleckig, Loch im linken Falz
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 28.0 × 24.5
  • 1 Siegel:
    1. Hans EgliPerson: , Wachs, rund, angehängt an Pergamentstreifen, gut erhalten
  • Sprache: Deutsch

Weitere UrfehdenBegriff: betreffend Personen aus oder in der Freiherrschaft Sax-ForsteggOrt: : LAAI A.IX:020 (15.08.1423, Entführung); LAAI A.IX:096 (28.01.1482, HexereiBegriff: ); StASG AA 2 U 09 (05.01.1487, EhrverletzungBegriff: ); StASG AA 2 U 20 (14.03.1527, TrunkenheitBegriff: , GewalttätigkeitBegriff: ); StASG AA 2 U 22 (28.09.1527, FalschmünzereiBegriff: ); StASG AA 2 U 26 (19.04.1533, UngehorsamBegriff: gegenüber der Obrigkeit); StASG AA 2 U 30e (13.01.1551, Falschspiel); StASG AA 2 U 30d; FA Berger 82.00.35, Einzelpersonen von Sennwald/Gerichtssachen (25.01.1551, Falschspiel); StASG AA 2 U 33c (08.08.1569, Pferdediebstahl); StASG AA 2 U 33d (12.06.1571, Pferdediebstahl); StASG AA 2 U 33e (08.04.1573, BetrugBegriff: ); StASG AA 2 U 34b (19.03.1580, Betrug); StAZH A 346.3, Nr. 74; StAZH A 346.4, Nr. 203 (14.05.1664, Liederlichkeit, ReislaufBegriff: , Fahnenflucht); StASG AA 2 U 28a (25.01.1535, Spiel); StASG AA 2 U 30b (25.07.1545, Entführung); StASG AA 2 U 30c (25.04.1550, VerleumdungBegriff: ); Urfehden aus Werdenberg: StALU URK 210/3040 (28.09.1492, VergewaltigungBegriff: [Notzucht]); LAGL AG III.2413:002 (04.09.1506); StASG AA 3 U 07 (30.10.1510); LAGL AG III.2413:001 (26.10.1514); StASG AA 2 U 19 (25.06.1526); StASG AA 3 A 05-09-4 (19.02.1725, Ehrverletzung gegenüber der Obrigkeit).

Editionstext

Ich, Agnes StaͤchlinPerson: , bekenn und vergych mitt disem offnem brieff, das ich in des wolgepornnen herren Uͦlrich Philips, fryherr von der Hohen Sax, herr zuͦ VorsteggOrt: und BurglenOrt: Person: etcAbkürzung, in syner gnadenn vencknusBegriff: komen mitt und des nitt on verdienty ursach, das ich ubel gehandlet hab.
Des ersten hab ich ainer junckfrowenBegriff: ain rockBegriff: abgetragenBegriff: und gstolenBegriff: und den selben wider geben.
Zum andren bin ich in ainem lundenBegriff: komen, ich sey schwangerBegriff: aines kindsBegriff: und das selb by minem nechsten frundBegriff: tragen und das selbig selbs bekent, aber offennlich kaines kinds geneßen und ouch kain verkundy nitt bracht, wies mitt gangen sy.
Zum drytten hab ich gedienet in SanganßerrlandOrt: zuͦ FilltersOrt: genantt Hans GruͦenennvelderPerson: , hab inn uber rett, ich traͤg by im, er soͤll mir gelttBegriff: geben, ich well gon kindpettenBegriff: , das mas nitt innen werdBegriff: . Darinn ich ain veltschBegriff: gebrucht und selbs wol gwust, das ich kain kindli getragen hab, dar mitt ich imm das sin abtrogenBegriff: .
Zum fierden, so sind zway eemenschenBegriff: uß ettlicher ursach von ain andren komen und sy biderblut widerumb wellen zemen thedigenBegriff: . Bin ich on gnoͤtt und on petten zuͦ siner muͦterBegriff: und zuͦ dem selben gsellenBegriff: gangen und zuͦ der muͦter gsprochen, sy soͤll sy nummen in lon und zuͦ imeBeschädigung durch Riss, unsichere Lesunga er soͤll sy an siner syten numen thulden, dar mitt die eeBegriff: allso zerrtrentt ward.
Zum funfften hab ich einer armen frowenBegriff: zuͦ grett, sy hab hinderrucks ierem herren zum doctorBegriff: gschickt und das kindli verderbtBegriff: und von ir triben, das sich nitt erfunden hat.
Und das alles bekentt on zwungen und on trungen und on gnoͤt, das thon mitt guͦttem willen. Und angesehen das groß pitt, das min gnediger her sin gnad und barmhertzikait mitt mir gethailt und mich der strengen recht und urtail uberhebtBegriff: , doch das ich, Angnesa StaͤchlinPerson: ab der HaldenOrt: uss Saxer kilspelOrt: geboren, ain aidBegriff: zuͦ gott und den heligen geschworen, wie ain wibBegriff: schweren soll, die vencknusBegriff: nummerrmer ze effrenBegriff: noch yemand schaffen noch gethon werden. Und sol by disem gethonen aid cirkilswyßBegriff: von in funff milenLängenmass: 5 Meilen wit und praͤit nummerrmerr min leben lang zuͦ der herschafftt VorsteggOrt: nachen. Wo aber ich, obgenanti Angnes StechlinPerson: , deren ains oder mer ubertraͤt oder yemands von minenthwegen (dar vor gott sy), so sol min wolgedachterr gnedigerr herr oder wer von synen gnaden wegen zuͦ mir guͦt fuͦg und recht hat, mitt mir ze handlen, es sy mitt oder on recht, wie zuͦ ainer verlunttenBegriff: frowen, wie ob stat, darinn mich nut soll schutzen noch schirmen, kaini recht weder kaiserlich, gaistlich noch weltlich.
Und des zuͦ warem urkund, so hab ich, Angnes StechlinPerson: , mitt fliß, ernst erbetten den ersamen, wysen Hans EglinPerson: , das er sin aigen insigel amptsBegriff: halben fur mich offennlich gehenckt hat an disen brieff, doch minem gnedigen herren und siner gnaden erben und mir ouch minen erben one schaden. Der geben ist am zwoͤlfften tag mayes im jar gezelt nach Christi gebürtt funffzehenhundert und im viertzygisten jareOriginaldatierung: 12.5.1540.

|Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 18. Jh.:] Angnes StächlyPerson: bekanttnus und urphedBegriff: , daAbkürzung den 12. may anno etcAbkürzung 40
[Registraturvermerk auf der Rückseite von Hand des 18. Jh.:] No 28a; 1540

Anmerkungen

  1. Beschädigung durch Riss, unsichere Lesung.