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SSRQ SG III/4 100-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, XIV. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons St. Gallen, Dritter Teil: Die Landschaften und Landstädte, Band 4: Die Rechtsquellen der Region Werdenberg: Grafschaft Werdenberg und Herrschaft Wartau, Freiherrschaft Sax-Forstegg und Herrschaft Hohensax-Gams, by Sibylle Malamud

Citation: SSRQ SG III/4 100-1

License: CC BY-NC-SA

Schiedsspruch von Luzern im Streit zwischen den Landleuten von Werdenberg, den Leuten derer von Griffensee und den Walsern von Werdenberg

1513 May 25.

Schultheiss und Rat der Stadt Luzern entscheiden einen Streit zwischen den Landleuten von Werdenberg, den Leuten derer von Griffensee und den Walsern von Werdenberg. Die von Griffensee beanspruchen gemäss vorgelegten Urkunden frei zu sein. Die Landleute wollen ihnen aber dafür keine Rechte einräumen. Die Walser beanspruchen, ihr Vieh wie die Landleute auf die Allmend zu treiben. Die Landleute hingegen verlangen, dass deren Vieh in den Umzäunungen bleibt.

Die Freiherren von Hewen sollen, da sich die Leute von Griffensee vor Zeiten um 100 Gulden freigekauft haben, denen von Griffensee 60 Gulden und die Landleute 40 Gulden an ihre Pfandsumme geben.

Bezüglich den Walsern und Landleuten wird entschieden, dass sie ihr Vieh in ihren Gehegen belassen sollen und bei ihren Freiheiten bleiben dürfen. Wenn sie Landleute werden wollen, soll ihre Busse gemäss der eines Landmannes vermindert werden. Wenn ein Walser aus dem Land zieht, soll er 10 Pfund für den Abzug entrichten.

Der Aussteller siegelt.

  • Shelfmark: LAGL AG III.2409:012
  • Former shelfmark: LAGL 23
  • Date of origin: 1513 May 25
  • Transmission: Original
  • Substrate: Pergament
  • Format h × w (cm): 43.0 × 15.5 (Plica: 5.5 cm)
  • 1 seal:
    1. LuzernOrganisation: , wax, round, sealed on a parchment tag, well-preserved
  • Language: German

  1. Die Grafen von Werdenberg-SargansOrganisation: sind Territorialherren der Walser im Raum WartauPlace: , d. h. die Walser leisten ihnen KriegsdiensteTerm: und stehen unter ihrem SchutzTerm: , wofür sie ein Geleitgeld (Abgabe/Steuer auf die Person) bezahlen. GüterrechtlichTerm: gehören sie jedoch zur Herrschaft WartauPlace: und leisten dem Inhaber der Herrschaft die LehenzinseTerm: . Zu den WalsernTerm: vgl. auch Gabathuler 2012b, S. 91–105; SSRQ SG III/2, S. LXXIII–LXXIV sowie die Stücke in SSRQ SG III/2, Nr. 33, Nr. 119, Nr. 232, Nr. 332; SSRQ SG III/4 31-1; SSRQ SG III/4 72-1; Burgerarchiv Grabs U 0018 (undatiert, zweite Hälfte 15. Jh.); U 0015 (undatiert, um 1490 ); PA Hilty weisse Mappe (in Schachtel); StASG CK 10.

  2. Zu den von GriffenseeOrganisation: und ihren EigenleutenOrganisation: , vgl. auch SSRQ SG III/4 56-1; SSRQ SG III/4 61-1; SSRQ SG III/2, S. LXII; Gabathuler 2008, S. 186.

Edition Text


Wir, schultheis unnd rätt der statt LucernnPlace: Organisation: , thuͦnd kunnd allermengklichem offennlich mitt disem brieff, das uff dem tag siner date, alls wir in rättswiß byeinanndern versampt gewesen, vor unns erschinnen sind der ersammen lanndtlütten GriffenseesOrganisation: lütten unnd der walsernTerm: von WerdenbergPlace: erber pottschafft unnd
hannd unns erscheinnttTerm: unnd erzelltt ein lanngwirigen span unnd zwytracht, so sy bißhar gegen unnd unnder einanndern gehept unnd noch haben. Der also ist:

Das die GriffenseesOrganisation: lütt vermeinent, fry ze sitzen, wie sy sich von alter erkoufft unnd darumb ir brieff zuͦ verhören.1
Darwider aber die lanndtlüttTerm: vermeinent, nein, sundern
inen etwas ze thuͦn schuldig sin. Dessglich so vermeinent die walßerTerm: , mitt irem vechTerm: uff der landtlütten almendtTerm: oder guͤtter ze faren wie die lanndtlütt, dess die landtlütt ouch beschwertt. Vermeinent, die söllendt mit irem vech imm etterTerm: bliben unnd nitt uff sy ützit zuͦ faren haben. Mitt mer unnd lenngern wortten, nitt nott
zuͦ melden.
Also nach klag, antwurtt, red unnd wider red unnd verhörung der brieffen, nach lanngem hanndell haben wir unns erkennt, erkennen unns
hiemitt in krafft diss brieffs der lanndtlütten und GriffenseesOrganisation: lütten halb:
Das die edlen, wolgepornnen hrnherren von HewenOrganisation: , umb das sich die GriffenseesOrganisation: lütt von allter
har umb hunndertt guldinCurrency: 100 guilders erkoufft,2 den GriffenseesOrganisation: lütten sechtzig guldinCurrency: 60 guilders unnd die lanndtlütt viertzig guldinCurrency: 40 guilders an iren pfannd schillingTerm: geben söllendt unnd damitt
von ein anndern gericht, vereinbartt unnd geschlicht sin, jetz unnd hienach unnd fürhin ouch lanndtlütt bliben unnd heissen.
Item unnd der lanndtlütten unnd walsern
halb, haben wir unns erkennt, das die walser söllennd mitt irem vech im etter bliben, da by wölle man sy by iren fryheittenTerm: bliben lassen. Wöllend sy aber landtlütt
sin, so sölle man inen ir grosse buͦssTerm: 3 mindern wie einem lanndtman. Ob sich aber begebe, das ein walser uss lannd züchenTerm: wurd, alls dann sölle der zechen
pfunnd
Currency: 10 lb
für den abzugTerm: geben.
Unnd hiemitt ouch aller ir spennen unnd zwytracht ganntz vereinbartt, gericht unnd geschlicht sin in krafft diss brieffs, den wir
zuͦ urkunnde uff gemelltter parthyen beger mitt unnser statt angehenncktem secrett besigelltt unnd geben uff sannt UrbanuͦßPerson: tag nach Cristi, unnsers
herren, gepurtt gezalltt fünnffzechen hunndertt unnd dryzechen jare
Date of origin: 25.5.1513
.
|Page break
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 18th century:]
Anno 1513Date: 1513:
Rechtspruch zu LucernPlace: , die GryffenseesOrganisation:
lüth, die vermeinten frey zu sitzen, und
die walser, die vermeinten, auff die allmeind zu fahren, anno 1513Date: 1513 gegeben.
[Registratur’s sign on the reverse side:] a No 23

Notes

  1. Deletion: No 166.
  1. Vgl. dazu SSRQ SG III/4 61-1.
  2. Vgl. dazu SSRQ SG III/4 61-1.
  3. Freie und Walser bezahlten in der Regel für ein Delikt eine höhere Busse als Landsleute, vgl. dazu z. B. SSRQ SG III/4 49-1, Art. 6; SSRQ SG III/2.1, Nr. 51b.