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SSRQ ZH NF I/2/1 61-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, by Bettina Fürderer

Citation: SSRQ ZH NF I/2/1 61-1

License: CC BY-NC-SA

Bestätigung der Rechte und Rechtsgewohnheiten der Stadt Winterthur durch Kaiser Sigmund

1433 October 22. Basel

Kaiser Sigmund bestätigt auf Bitten des Bürgermeisters, des Rats und der Bürger von Winterthur die Privilegien, die er und seine Vorgänger und die Herzöge von Österreich ihnen verliehen haben, sowie ihre Rechtsgewohnheiten. Er sichert zu, dass er die Stadt, die er einst von Herzog Friedrich von Österreich an das Reich gezogen hat, nicht verpfänden oder weggeben werde und sie wie andere Reichsstädte schützen wolle. Er erlaubt den Winterthurern, die hohe und niedere Gerichtsbarkeit in der Stadt auszuüben, die Bussgelder für die Instandhaltung der Stadt zu verwenden und dem Schultheissen nach seiner Wahl den Blutbann zu verleihen. Er gewährt den Winterthurern das Recht, im Kleinen oder Grossen Rat straffällige Personen zu richten und Todesurteile zu verhängen. Er befiehlt allen Untertanen und Getreuen des Reichs, die Winterthurer in ihren Rechten nicht zu beeinträchtigen. Der Aussteller siegelt mit seinem Majestätssiegel.

  • Shelfmark: STAW URK 710
  • Date of origin: 1433 October 22
  • Transmission: Original
  • Substrate: Pergament
  • Format h × w (cm): 61.0 × 30.0 (Plica: 8.0 cm)
  • 1 seal:
    1. Kaiser SigmundPerson: , sealed on a cord, missing
  • Language: German
  • Regest

  • Shelfmark: StAZH A 155.1, Nr. 16
  • Date of origin: 1667 (Am 13. September 1667 übergab Winterthur der Stadt Zürich Abschriften seiner Freiheitsbriefe (vgl. StAZH B III 90, S. 337).)
  • Transmission: Abschrift, Heft (4 Blätter)
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 20.5 × 33.0
  • Language: German
  • Shelfmark: STAW B 1/32, S. 17-19
  • Date of origin: 1667
  • Transmission: Abschrift
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 22.5 × 35.0
  • Language: German
  • Shelfmark: StAZH A 155.1, Nr. 17
  • Date of origin: ca. 1716 – 1726 (Die Abschrift wurde im Zusammenhang mit dem Streit zwischen den Zürcher Fabrikanten und der Stadt Winterthur um die Seidenfabrikation angefertigt (vgl. StAZH KAT 29, S. 981a-987).)
  • Transmission: Abschrift (Doppelblatt)
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 21.0 × 32.0
  • Language: German
  • Shelfmark: winbib Ms. Fol. 27, S. 48-50
  • Date of origin: mid 18. c.
  • Transmission: Abschrift
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 24.0 × 35.5
  • Language: German

Die Wahl eines Königs und die Krönung zum Kaiser boten regelmässig Anlasss zur Erneuerung der städtischen Privilegien. Noch als König hatte SigmundPerson: den WinterthurernOrganisation: im April 1415 nach der Huldigung ihre Rechte und Freiheiten bestätigt (SSRQ ZH NF I/2/1 47-1), ihnen 1417 die hohe und niedere Gerichtsbarkeit zuerkannt (SSRQ ZH NF I/2/1 51-1) und die Zusage gegeben, die Stadt nicht zu verpfänden (SSRQ ZH NF I/2/1 49-1).

Edition Text


Wir, SigmundPerson: , von gots genaden RomischerPlace: keiser, zuallenzeiten merer des reichsOrganisation: und zu HungernPlace: , zu BeheimPlace: , DalmacienPlace: , CroacienPlace: etcAbbreviation kunig, bekennen und tun kunt offembar mit diesem brieff allen den, die in sehen oder lesen: Als wir vormals, do wir RomischerPlace: kunig waren, die burger und stat zu WintertthurPlace: an uns und das richeOrganisation: von dem hochgebornen Friderichen, hertzogen zu OsterrichPlace: Person: etcAbbreviation,
unserm lieben oheimen und fursten, geruffen, bracht und genomen und sie fur uns und unsere nachkomen am richeOrganisation: , RomischePlace: keysern und kunige, begenadet und freyheit gegeben haben also, das wir dieselben burger und stat
WinterthurPlace: furbasmere von uns und dem richeOrganisation: nit versetzen, vergeben oder empfremdemNotable spelling, in keinweis, sunder sy bey uns und dem richeOrganisation: zu ewigen zeiten behalden und bleiben lassen und sy als andere unsere und des richsOrganisation:
stete genediglich hanthaben, schutzen und schirmen sollen und wollen, item das die vorgenanvorgenanten von WinterthurPlace: das hohe und cleyne gericht in der vorgenanvorgenanten stat WinterthurPlace: mit allen und iglichen iren rechten, nutzen,
vellen, bussen und zugehorungen unwiderrufflich haben sollen, dieselbe stat dovon zu bauen und in redlichen wesen zu halden, item und das der rate zu WinterthurPlace: Organisation: einen iglichen schultheissen, den sy doselbst kiesen,
als offt das geschicht, den ban uber das blut zu richten an unser stat verlihen mogen, als dann unsere kunigliche briff, doruber gegeben, das clerlicher ynnehalden, also haben uns die burgermeister1, rateOrganisation: und burgere der stat
zu WinterthurPlace:
Organisation:
, unsere und des richsOrganisation: lieben getreuen, als wir nu von gots genaden zu RomischemPlace: keyser gecronet sein, durch ire erbere botschafft demutiglich gebeten, das wir als ein RomischerPlace: keyser in und iren nachkomen,
burgern und stat zu WinterthurPlace: soliche vorberurten ire freyheit, genade und rechte und die brieve und privilegia, von uns doruber gegeben, und ouch alle und igliche ire andere genad, freyheit, rechte, hantfesten, brieven
und privilegia, die in gegeben sind von RomischenPlace: keysern und kunigen, unsern vorfaren am richeOrganisation: , und von uns und der herschafft zu OsterrichOrganisation: gegeben sind, und ouch dorzu ire gute altherkomen und lobliche gewonheite
zuverneuen, zu bestetigen und zu confirmiren genediglich geruchen und sie mit andern unsern genaden zu bedencken.
Des haben wir angesehen soliche demutige und redliche bete und ouch getreue und anneme dinst, die die
vorgenanvorgenanten von WinterthurPlace: und ire vordern unsern egenanegenanten vorfaren, uns und dem richeOrganisation: offt und dicke williglich und unverdrossenlich getan haben, teglich tun und furbas tun sollen und mogen in keunfftigen zeiten, und haben
dorumb mit wolbedachtem mute, gutem rate und rechter wissen in und allen iren nachkomen und der stat WinterthurPlace: die vorberurten und obgeschriben genad, freyheit und privilegia, nemlichen das wir noch unsere nachkomen am richeOrganisation: , RomischePlace: keyser und kunige, sy von uns und dem richeOrganisation: nit versetzen, vergeben noch empfremden noch gen nyemants verschaffen sollen noch wollen, in dhein weis, sunder das wir sy bey uns und dem richeOrganisation:
zu ewigen zeiten bleiben lassen und behalden wollen, item und die ander vorberurten genad, freyheit und genad von dem gericht und von dem bann uber das blut zurichten und ouch dorzu alle und igliche andere ire
genad, freyheit, rechte, brive, privilegia und hantvesten, die in von den vorgenanvorgenanten unsern vorfarn, RomischenPlace: keysern und kunigen, und von uns und von der herschafft zu OsterrichOrganisation: gegeben sind, und ouch ire alteherkomen
und gute gewonheit, die sy redlich herbracht hant in allen iren stucken, puncten, artikeln und begriffungen, wie dann die lautende und begriffen sind, genediglich vernewet, bestetigt, confirmiret und von neues gegeben,
verneuen, bestetigen, confirmiren und geben in die von neues von RomischerPlace: keyserlicher macht volkumenheit in crafft ditzs brieffs und setzen und wollen, das sy furbasmere alle crefftig und mechtig sein und das
sie ouch dobey bleiben und der an allen enden gebrauchen und geniessen sollen und mogen gleicherweis, als ob sy alle von worte zu worte hirinn in disem brieve begriffen und geschriben weren, von allermeniglich ungehindert. Do bey wir sy ouch schutzen und schirmen und bleiben lassen wollen als ir genediger herr.
Ouch tun wir den obgenanobgenanten von WinterthurPlace: dise besunder genade und geben in die gewalt und freyheit von RomischerPlace: keyserlicher macht volkumenheit in crafft ditz brieffs, das sy in irem cleinenOrganisation: oder grossen rateOrganisation: in der stat WinterthurPlace: nach irer erkentnus uff ire eyde, treue und gewissen uber verleumpte, missetetige und schedliche leute,
die in irer stat gefencknus komen und bracht werden, nach der verdiennusse und missetat ouch zu dem tod urteiln und richten mogen und das die selben von WinterthurPlace: domit wider uns noch das richeOrganisation: noch nyemants anders
tun nachNotable spelling getan sollen haben.2
Und wir gebiten dorumb allen und iglichen fursten, geistlichen und wertlichen, graven, freyen herren, rittern, knechten, landvogten, landrichtern, richtern, amptleuten, burgermeistern, reten und
gemeinden aller und iglicher stete, merckt und dorffere und sust allen andern unsern und des richsOrganisation: undertanen und getreuen ernstlich und vestiglich mit disem brieff, das sy die vorgenanvorgenanten burgermeister, rateOrganisation: und burgere
und stat zu WinterthurPlace:
Organisation:
und ire nachkomen an solichen vorgenanvorgenanten iren genaden, freyheiten, rechten, privilegien, brieven und guten gewonheiten furbasmer nicht hindern oder irren sollen, in dheinweis, sunder sy do bey von
unsern und des richsOrganisation: wegen hanthaben, schutzen und schirmen und gerulichen bleiben lassen, als lib in sey, unsere und des richsOrganisation: swere ungenad zuvermeiden.
Mit urkund ditz brieffs, versigelt mit unser keyserlichen majestat
insigel, geben zu BaselPlace of origin: , nach Crist geburt vierzehenhundert jar und dornach im dreyunddreissigisten jar, am nechsten donerstag nach der eylfftausent junckfrawenOrganisation: tag, unser riche des HungerischenPlace: etcAbbreviation im
sibenundvierzigisten, des RomischenPlace: im dreyundzwentzigisten, des BehemischenPlace: im vierzehenden und des keysertums im ersten jaren
Date of origin: 22.10.1433
.
[Chancery notation on the right side of the plica:]
Ad mantumandatum domini imperatoris Caspar
Sligk
Person:
, miles, cancellarius3
[fol. v]Page break
[Chancery notation on the reverse side:] RtaRegistrata, Marquardus BrisacherPerson: 4
[Dorsal notation on the reverse side by :]
Uber daz bluͦt
in eym ratOrganisation: etcAbbreviation
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 18th century:]
Kayser SigmundsPerson: freyheitsbestättigungsbrieff, WintWinterthurPlace: als andere reichsstädte am reichOrganisation: zu behalten, zu schützen
und zu schirmen, auch daß sie das recht
über das blut zu richten habe,
a anno 1433Date: 1433.

Notes

  1. Addition inline in a hand of the 19th century: 22 OctoberDate: 22.10.1433.
  1. Irrtümlich für Schultheiss.
  2. Zum Vorgehen gegen sogenannte (land-)schädliche Personen vgl. Andermann 1991, S. 258-260; Zallinger 1895, S. 38-72, 232-261.
  3. Zu Kaspar SchlickPerson: , Kanzler unter Kaiser SigmundPerson: und seinen Nachfolgern Albrecht II.Person: und Friedrich III.Person: , vgl. NDB, Bd. 23, S. 77-78, Schlick, Kaspar.
  4. Zu Marquard BrisacherPerson: , Schreiber der königlichen Kanzlei, vgl. Heinig 1997, Bd. 1, S. 681-683.