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SSRQ ZH NF I/2/1 296-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, by Bettina Fürderer

Citation: SSRQ ZH NF I/2/1 296-1

License: CC BY-NC-SA

Urfehde des ehemaligen Waldförsters der Stadt Winterthur Hans Steiger

1548 November 23.

Hans Steiger, Bürger von Winterthur, hatte ungeachtet seines Eids, den er als Waldförster der Stadt Winterthur geleistet hat, Holz aus dem städtischen Wald veruntreut, Personen nicht angezeigt, die sich des Waldfrevels schuldig gemacht haben, und sich abgesetzt. Auf Bitte seiner Angehörigen wurde ihm sicheres Geleit für die gerichtliche Verhandlung gewährt. Er hat sich vor den Schultheissen und die beiden Räte begeben, sich des Amtsmissbrauchs schuldig bekannt und Gnade statt Recht erbeten, worauf ihm die Todesstrafe erlassen wurde. Stattdessen werden ihm alle Ehren aberkannt und eine Busse von 200 Pfund Haller, zahlbar innerhalb eines Monats, auferlegt. Er darf nie wieder den Wald betreten. Steiger schwört Urfehde. Hält er sie nicht ein, soll man ihn hinrichten. Er verzichtet auf alle Rechtsmittel. Für Hans Steiger siegelt Andreas Steiner, Herr von Wülflingen.

  • Shelfmark: STAW URK 2412
  • Date of origin: 1548 November 23
  • Transmission: Original
  • Substrate: Pergament
  • Format h × w (cm): 36 × 26.5 (Plica: 5.5 cm)
  • 1 seal:
    1. Andreas SteinerPerson: , wax, round, sealed on a parchment tag, well-preserved
  • Language: German
  • Scribe: Christoph Hegner

  • Shelfmark: STAW AG 95/1/90
  • Date of origin: 1548 November 23
  • Transmission: Entwurf (Doppelblatt)
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 22.0 × 32.5
  • Language: German

Zur städtischen Praxis, Delinquenten gegen einen Urfehdeeid und unter gewissen Auflagen auf freien Fuss zu setzen, statt sie vor Gericht zu stellen und zu einer körperlichen Strafe oder gar der Todesstrafe zu verurteilen, vgl. den Kommentar zu SSRQ ZH NF I/2/1 73-1.

Edition Text

Ich, Hans SteygerPerson: , burger zuͦ WintterthurPlace: , bekenn offenlich mit disem brieffe:
Demnach ich der fromen, ersamen, wysen schultheis und rath der statt WintterthurPlace: Organisation: , miner gnedigen herren, waldvorster gwesen, wellich ampt ich inen mit trüwen zuͦversechen und darin kein gfar noch argenlyst zegepruchen geschworen,1 wellichen eyd aber ich gar wenig bedacht, den grösslich übersechen, namlichen das ich uss minem selbsmuͦt und wyllen in söllichem irem wald vil holtz hab lassen uffmachen, das verkoufft, etlich stend thanen ouch glichermasen hingeben, zuͦ dem das ich von dem holtz, so die selben min herren iren amptlüten und anderen iren armen uss ir statt seckel lassen uffmachen, unerloupt davon ouch heimgefürt und öthwan uss schuldiger pflicht mins eyds etlich personen, so in dem wald gefräfflet, wie brüchig, nit gleidet, sonder inen fürgangen und das nit angeben etcAbbreviation, von wellicher misshandlung ich abtretten und gewychen bin, aber nachvolgentz uff ansuͦchen und pite miner eerlichen fründtschafft die selben min herren mir zuͦ und vom rächten ein frig, sicher gleit gegeben haben, also uff das ich hüt datum mit sampt miner eerlichen fründtschafft vor schultheis, cleinOrganisation: und gross räteOrganisation: erschinen, sy umb gnad und barmhertzigkeit gepetten, mich damit obgesagter misshandlung schuldig sin bekenth, haben die selben min herren, nach dem sy wol macht und guͦt gwalt ghept, mich an minem lyb und leben zestraffen, uff das treffenlich pitt, für mich beschächen, und ich ouch für mich selbs in der sach kein rächt, sonderlichen gnad begärt, mir sollich verdiente straff in gnad und barmhertzigkeit bewendt und mich nach gnaden gstrafft, söllicher gstalt, das er, Hans SteigerPerson: , aller siner eeren entsetzt und beroupt sin sölle zuͦ dem, das er minen herren zuͦ rächter straff und buͦss in monats fristDuration: 1 month ussrichten und geben soll zweihundert pfund hallerCurrency: 200 lb , und eigner person in wald zuͦ keiner zit nit me komen.
Desshalb ich mit wolbedachtem muͦt zuͦgsagt und versprochen, söllich sach, und was sich darunder verlouffen hat, gegen gemelten minen herren schultheis und rätOrganisation: unnd allen burgeren gemeinlich zuͦ WintterthurPlace: Organisation: , ouch allen, denen so inen zuͦversprechen stand, sampt oder sonders, nit zeanden, zeäfferen noch zeüblen, weder mit worten, wärchen, räten, gethäten, heimlich noch offenlich, weder durch mich selbs noch jemands anderen von minen wegen zethuͦn nit gestatten, weder mit oder one rächt, in dhein wyss. Und wo ich fürohin also lichtfertig an mir selbs wurde, das ich disenn minenn zuͦsag und urfechd mit siner inhalt in einem oder mer artickel nit hielte (das got allwäg wende), als dann setz ich wolbedacht uff mich selbs, das ich ein verurtheilter man heisen und sin soll, zuͦ dem die gemelten min herren und ir nachkomen in allen gfrigten und ungefrigten stetten und enden grifen, fachen und als ein übelthatigen, verurtheilten man on alle gnad vom leben zem tod richten lassen mügen. Hievor allem als dann mich dhein geistlich noch weltlich frigheit, gnad, gleit, indult, dispensation noch mit namen gar nützet, überal nit, weder friden, frigen, fristen, schützen noch schirmen soll in dhein wyse, dann ich mich aller behelff, schyrm und frigung für mich und alle mine fründ und fründs fründ gar und gentzlich verzigen und begeben hab, wüssentlich, in crafft dis brieffs, geverd und arglyst hierine gentzlich abgescheiden.
Und des zuͦ warem, offem urkhund so hab ich, obgemelter Hans SteigerPerson: , erpetten den fromen, ersamen, wysen Anderessen SteinerPerson: , her zuͦ WülfflingenPlace: , min lieben herren, das der sin eigen insigell, mich hiemit aller vorgeschribner dingen zeübersagende, doch im und sinen erben in allwäg one schaden, gehenckt hat an disenn brieffe, der geben ist an fritag vor sant KathrinenPerson: tag, nach Christi gepürt gezalt fünffzechenhundert viertzig und acht jareDate of origin: 23.11.1548.

[fol. v]Page break
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 18th century:] Urfed, 1548Date: 1548, Hansen SteigerPerson: , waldforster alhier

Notes

    1. Eid des Waldförsters: SSRQ ZH NF I/2/1 164-1.