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SSRQ ZH NF I/2/1 279-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, by Bettina Fürderer

Citation: SSRQ ZH NF I/2/1 279-1

License: CC BY-NC-SA

Urteil über die Stubenzugehörigkeit des Wannenmachers Ulrich Haggenmacher von Winterthur

1537 November 21 – 1538 January 16.

Schultheiss und Rat von Winterthur urteilen im Konflikt zwischen den Meistern der Oberstube Rudolf Kuster, Oswald Egli, Jos Sigg und Zacharias Kaufmann, Kläger, und dem Wannenmacher Ulrich Haggenmacher mit Beistand der Meister der Rebleutestube, Beklagter, um seine Stubenzugehörigkeit. Die Meister der Oberstube fordern, dass Haggenmacher ihrer Stube angehören solle. Sie berufen sich auf eine ihnen seitens des Schultheissen und Rats erteilte Satzung, die alle Handwerke aufzählt, die zu ihrer Stube gehören. Haggenmacher widerspricht mit der Begründung, dass andere Wannenmacher auch der Rebleutestube angehören und er von seinem Vater das Stubenrecht geerbt habe. Schultheiss und Rat schliessen sich der Argumentation Haggenmachers an und verbriefen das Urteil auf Antrag der Meister der Oberstube, die Appellation an den Grossen Rat ankündigen. Die Aussteller siegeln mit dem Sekretsiegel der Stadt Winterthur. In einem Nachtrag wird vermerkt, dass der Grosse Rat die Appellation abgewiesen hat.

  • Shelfmark: STAW AH 99/9 Zü
  • Date of origin: 1537 November 21 – 1538 January 16 (Das Urteil datiert vom 21. November 1537, die Appellation datiert vom 16. Januar 1538.)
  • Transmission: Original (Einzelblatt)
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 32.0 × 35.0
  • 1 seal:
    1. Stadt WinterthurOrganisation: , wax, round, seal applied to close a document, fragmentary
  • Language: German
  • Scribe: Christoph Hegner

  • Shelfmark: STAW AH 99/8 Zü
  • Date of origin: 1537 November 21
  • Transmission: Entwurf (Einzelblatt)
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 21.0 × 32.0
  • Language: German

In WinterthurPlace: waren die «handwerke», berufsständische Verbände, in Stubengesellschaften organisiert. In der Regel hatte jeder, der ein Handwerk ausübte, der dazugehörigen Trinkstube beizutreten, allerdings konnte das Stubenrecht auch vererbt werden, vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 107-1. Daher kam es bisweilen zu Konflikten zwischen den Stubengesellschaften um die Mitgliedschaft einzelner Personen, die vor Schultheiss und RatOrganisation: ausgetragen wurden, vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 220-1. Zur Gesellschaft der OberstubeOrganisation: in WinterthurPlace: vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 162-1.

Edition Text


Wir, schultheis unnd raͧt zuͦ WinterthurPlace: Organisation: , thuͦnd kund mit disem brieff, das in offen raͧtOrganisation:
für unns zem raͤchtenn komen sind die erberenn Ruͦdolff CusterPerson: , Oschwald EglyPerson: , Joss
Sigk
Person:
unnd Zacharias KuͦffmanPerson: , all vierAmount: 4 meystere unnser oberstubenOrganisation: , claͤger, an einem,
unnd liesennd dawider Uͦlrich HagenmacherPerson: mit bystannd der meister unser raͤblüten
stuben
Organisation:
, antwurter, andertheils, zuͦ raͤcht furwenndenn, wie HagenmacherPerson: der sige,
so das wanenmacher andwerch tryb und bru[c]Omission, restored following STAW AH 99/8 Zü (r)ahe, dardurch sy geacht, er uff ir stubenn
diennen und ghoͤren soͤlte, ouch ine des zem dickerenmall erforderett, welichs sich HagenmacherPerson: gspert und vermeint, nein. Deßwaͤgenn sy jetz alda stanndint, vermeinind, wir
ine darzuͦ haltenn und vermoͤgen, das er wie ander gsellen der stuben raͤcht bruchen
und thuͦn, ouch uff die stuben dienen und gan soͤlle.
Dargegenn Uͦlrich HagenmacherPerson:
mit sampt sinem bystand redenn liess, die clag, zuͦ ime beschehen, neme in froͤmbd,
ursachenn halb, das sy ine an dem ort der stuben halb anzüchind, und hete aber er woll
geacht, sy des nüt bedoͤrffen, dwill ander wannemacher ouch nit uff ir stuben, sonder uff die
raͤblüthen stubenOrganisation: gangind, er ouch by dem selben blyben sin, zuͦ dem ouch angesaͤchen das,
das er die raͤblüten stubenOrganisation: von sinem vatter ererbt habe. Unnd darumb so stande er da,
vermeine und sig guͦter hoffnung, er (dwill er die stuben ererbt und ander wanennmacher
ouch der selben stuben zuͦghoͤrig sigind) by der selbigen stuben blyben und geschirmpt soͤlle
werdenn.
Zuͦ dem die meyster unser oberstubenOrganisation: witter reden liesen, zem theill
wie vor, dan des mer, wie HagenmacherPerson: anzogenn, ander wanenmacher ouch uff der
raͤblüthen stubenOrganisation: sin, beladint sy sich nütz, dan die selbigen alwaͤg daruff gewessen.
Es sige aber inen einen brieff vonn uns uffgericht und darin eigentlich vergriffenn,
was handwerch uff die selb ir stuben gehoͤrenn und diennen soͤlind, deßwaͤgen sy denn
brieff zuͦ einem behilff nemind und verhoffind, der so vill zuͦgebenn sig, das er von
raͤchtz waͤgen uff ir und nit uff der raͤblüthen stubenOrganisation: ghoͤrig und zünfftig soͤlle sin.

Und alß sy ire spenn hiemit in merem darthuͦn, unnoͤtig das alles gschrifftlich zuͦ begriffen, zem raͤchten gesetzt, uff das habennt wir unns hierine zuͦ raͤcht erkennth,
das HagenmacherPerson: uff die raͤblüthenn stubenOrganisation: , dwill er die von sinem vatter saͤligenn
ererbt unnd ander wanenmacher ouch uff der selbigen stuben sigind, gehoͤren soͤlle.

Disser urtall begaͤrten die vilgesagtenn meyster unnser oberstubenOrganisation: eins brieffs, den wir inen zuͦgeben bewilgett. Unnd thetend sich von soͤlicher urtall als
beschwaͤrdt für unseren grossen raͧtOrganisation: beruͤffen und appellierenn. Unnd
des zuͦ offem urkund haben wir unser stat secrett innsigel offenlich lasenn
trucken in disen brieffe, gaͤbenn mit urtall an mitwuch vor sant
KathrinenPerson: tag, nach Christy gepurt gezalt fünnffzaͤchen hundert drissig und
syben jar
Date of origin: 21.11.1537
.
[p. 2]Page break
b–
Ist erkentt, woll gsprochen und u̍bell
geappeliertt, coramUncertain readingc beden rettenOrganisation: ,
actum mittwuch vor SebastianePerson: , anno 38Date of origin: 16.1.1538.
Addition on the reverse side
–b
[Dorsal notation on the reverse side:]
Oberstuben

Notes

  1. Omission, restored following STAW AH 99/8 Zü (r).
  2. Addition on the reverse side.
  3. Uncertain reading.