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SSRQ ZH NF I/2/1 269-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, by Bettina Fürderer

Citation: SSRQ ZH NF I/2/1 269-1

License: CC BY-NC-SA

Abzugsordnung der Stadt Winterthur

1534.

Schultheiss und beide Räte von Winterthur legen eine Abzugsgebühr von 20 Prozent des Vermögenswerts fest. Diese Gebühr müssen alle entrichten, die mit ihrem Besitz aus der Stadt ziehen, ausgenommen sind Güter, die eine Frau von auswärts in die Ehe mitgebracht hat. Wenn diese Güter von der Frau oder ihren Erben wieder aus der Stadt abgezogen werden, soll man so verfahren, wie es am künftigen Wohnort im umgekehrten Fall gehandhabt wird. Werden diese Güter weitervererbt, unterliegen sie der regulären Abzugsgebühr. Die Abzugsgebühr soll bar und ohne Aufschub bezahlt werden.

  • Shelfmark: ZGA Elgg IV A 3a, fol. 118v-119r
  • Date of origin: 1534 (Undatiert, Datierung aufgrund des Vermerks auf fol. 119r betreffend die Übermittlung von Winterthurer Satzungen im Jahr 1534)
  • Transmission: Abschrift
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 22.0 × 29.0
  • Language: German

Einwohner, die mit ihrem Besitz die Stadt verliessen, mussten zur Kompensation eine Abzusgsgebühr entrichten, die in WinterthurPlace: 20 Prozent des Vermögens betrug. Darüber hinaus gab es auch individuelle Vereinbarungen zwischen einzelnen Personen und der städtischen Obrigkeit im Rahmen von Bürgerrechts- und Hintersassenverträgen, so konnte die Abzugsgebühr erlassen oder pauschal festgelegt werden, vgl. beispielsweise SSRQ ZH NF I/2/1 64-1 und SSRQ ZH NF I/2/1 240-1; weitere Beispiele bei Hauser 1909, S. 103-108. Für die Entrichtung des Abzugs konnte Ratenzahlung vereinbart werden (vgl. StAZH C V 7.1, Nr. 26; Regest: URStAZH, Bd. 4, Nr. 5681). Eine Sonderregelung galt für Vermögen, das Frauen durch ihre Heirat in die Stadt gebracht hatten. Sie und ihre Erben durften in der Regel zu den gleichen Konditionen die Stadt verlassen, die dort galten, wo sie sich niederlassen wollten. Während aber in ZürichPlace: auch Bürgerinnen, die auswärts heirateten, ihren ererbten oder auf andere Weise erworbenen Besitz abzugsfrei mitnehmen durften, lehnten die WinterthurerOrganisation: dies aus Furcht vor finanziellen Einbussen ab (StAZH B IV 28, fol. 166r-167r; StAZH A 155.1, Nr. 144).

Die Abzugsordnung der Stadt ZürichPlace: von 1699/1700 gibt auch die Rechtsverhältnisse in WinterthurPlace: wieder. Von Vermögen, das aus der Stadt abgezogen wurde, verlangte man nun eine Abzugsgebühr von 10 Prozent, davon war auch das ZürcherPlace: Untertanengebiet nicht ausgenommen. Reduzierte Tarife von je 5 Prozent galten für die Grafschaft BadenPlace: und BernPlace: , Abzugsfreiheit bestand hingegen für die Grafschaft KyburgPlace: , die Landvogtei ThurgauPlace: und einzelne Städte, FrauenfeldPlace: , WilPlace: , ArbonPlace: , BaselPlace: und BruggPlace: (StAZH III AAb 1.6, Nr. 62, S. 40-43).

Edition Text

Stattut und satzung des abzugsUnderlined

Item es ist von altemhaͤr und ye der stat WinterthurPlace: raͤcht und bruch gsin, das von einem yeden guͦt, so man uß diser stat und stür wil hinwaͤg züchen, zevor der stat der fünfft pfaͤning soͤlle bezaltt und gaͤben werden.1

Mine herenn schultheis, cleinOrganisation: und groß raͤtteOrganisation: haben des abzugs halb sich fürohin also zehaltenn entschlosen, namlich, das von yedem guͦt, so das hinwaͤg will zogen werden, zevor der fünfft pfening ze abzug darvͦn soͤlle geben und bezalt werdenn, ußgenomen das guͦt, so hierin in dis stat erwybet, es sig einer fruͦwen heimstür oder so eine guͦt in ander waͤg anfiell, als namlich nun das guͦt, so ein fruͦw in dis stat bracht hat, und nit das guͦtt, so eine hierin von irem hußwirt ererbt hette oder sy anderer wyse hierin angfallen were. So eine, deßglichen ir erben, wan dhein lyb erben uß iren geporn da sind, das weltend hinuß und enwaͤg ziechen, das alßdan solich guͦt glicher form und gstalt, wie es an dem ortt, do sy es hinziechen woͤllent, wan es alda gfallen were, verabzügen muͤsten, also ouch alhie soͤlle verabzüget werden.2 Doch so soͤlich hierin erwibet guͦt witer dan ein mall in einer fruͦwen erben hand zuͦ fall komen waͤre, soͤll soͤlich [fol. 119r]Page break guͦt des abzugs halber, oͤb man das hinwaͤg woͤlt ziechenn, geprucht und gehalten werden wie vonn altem haͤr, namlich der fünfft pfaͤning darvͦn gmeiner stat bezalt werden.3

Item der abzug sol glich bar bezalt und nitt geborgt werden.4

Notes

    1. So schon ein Ratsbeschluss von 1491 (STAW B 2/5, S. 456).
    2. WinterthurPlace: schloss mit mehreren Städten Abzugsvereinbarungen, etwa mit FrauenfeldPlace: (SSRQ ZH NF I/2/1 288-1), wodurch die Bürger der einen Stadt von Abzugsgebühren für bewegliche und unbewegliche Güter, die sie in der anderen Stadt durch Erbe oder Kauf erlangten, befreit wurden.
    3. Auf Bitte eines Bürgers, der seinen andernorts verstorbenen Sohn beerben wollte, bescheinigten Schultheiss und Rat von WinterthurPlace: Organisation: unter anderem die Gültigkeit dieses öffentlich aus dem Stadtbuch verlesenen und im Wortlaut inserierten Artikels (undatierte Abschrift im Formularbuch STAW B 3a/1, fol. 131v-132r). Bei diesem Stadtbuch handelte es sich vermutlich um das von Stadtschreiber Gebhard HegnerPerson: angelegte Kopial- und Satzungsbuch, das nur in einer späten Abschrift überliefert ist. In diesem Band ist die Abzugsordnung, ergänzt um spätere Zusätze, enthalten (winbib Ms. Fol. 27, S. 423).
    4. Einem Ratsbeschluss von 1530 zufolge hatten Bürger bei einem Wegzug sofort die Abzugsgebühr bar zu bezahlen (STAW B 2/8, S. 143).