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SSRQ ZH NF I/2/1 263-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, by Bettina Fürderer

Citation: SSRQ ZH NF I/2/1 263-1

License: CC BY-NC-SA

Bescheinigung des Schultheissen und Rats von Winterthur über die Vernichtung verdorbener Heringe

1533 March 21.

Schultheiss und Rat von Winterthur bescheinigen, dass die vereidigten Heringsprüfer und andere Mitglieder des Rats ein Fass Heringe, die Hans Biedermann, Bürger von Winterthur, von Alexander Offenburger, Bürger von Schaffhausen, gekauft hatte, beanstandet und nicht zum Verzehr geeignet befunden haben. Um gesundheitliche Risiken auszuschliessen, wurde angeordnet, das Fass samt Inhalt zu verbrennen. Der Fassboden weist ein Kölner Brandzeichen auf, das unten aufgezeichnet ist. Die Aussteller siegeln mit dem Sekretsiegel der Stadt Winterthur.

  • Shelfmark: STAW AF 79/1 (r)
  • Date of origin: 1533 March 21
  • Transmission: Entwurf (Einzelblatt)
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 33.0 × 18.0
  • Language: German
  • Scribe: Christoph Hegner

  • Shelfmark: STAW B 4/2, fol. 58r (Eintrag 3)
  • Date of origin: 1533 March 21
  • Transmission: Entwurf
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 23.0 × 33.0
  • Language: German

Die städtische Obrigkeit führte die Marktaufsicht, liess die angebotenen Produkte, insbesondere Lebensmittel, kontrollieren und beanstandete Ware aus dem Verkehr ziehen, vgl. allgemein Isenmann 2012, S. 460-462, 467-468. Im konkreten Fall war offenbar eine Lieferung Heringe, die in KölnPlace: begutachtet worden war, während des Transports verdorben. Mit der vorliegenden Bescheinigung konnte der WinterthurerPlace: Bürger gegenüber seinem Zwischenhändler Anspruch auf Schadensersatz geltend machen. Einen derartigen Nachweis konnte ein WinterthurerPlace: Ehepaar im Jahr 1530 nicht erbringen, als ein ZürcherPlace: Bürger vor Schultheiss und RatOrganisation: auf Begleichung der Kaufsumme für 33 Pfund Schweinefleisch, das Pfund zu 4 Kreuzer, klagte. Das Ehepaar hatte die Hälfte des Fleischs verbraucht, dann festgestellt, dass es «pfinnig» war, und weigerte sich nun zu zahlen. Das Urteil ordnete die Bezahlung des bereits konsumierten Fleischs an, den Rest sollte der Metzger zurücknehmen (STAW AG 92/1/145).

Edition Text

Wir, schultheis unnd raͤt zuͦ WinterthurPlace: Organisation: , thuͦnd kund mit dissem brieff, das wir uß empfangnem argkwon, kranckheit unnd sorg zuͦ verkomend, etliche unnser mit raͤtt sampt der stat geschwornenn heringschower, die ouch unnser ratsfründ sind,1 unserenn burger, dem erberenn Hanns BidermannPerson: , ein thonn hering, die er sagt vonn dem ersamen Allixannder OffennburgerPerson: , burger zuͦ SchaffhusennPlace: , gekuͦfft, besichtigenn unnd schouwenn lasenn. Die habenn dasselb gethann unnd unns widerumb by irenn rats pflichtenn annbrachtt unnd zuͦ erkennen gebenn, das sy gemelte thonn hering nach eigennlicher besichtigung boßfull, unnguͦt unnd dem menschenn schedlich oder sorgsam zuͦ niessenn fundenn, und by gemeltenn irenn pflichtigennNotable spellingText variant in STAW B 4/2, fol. 58r (Entwurf): pflichtenna erkennt unnd geachtt habenn, guͦt unnd nutz oder noturfft sin, dieselb thonn mitt heringen, daruß gar nichts verkuͦfft ist, zuͦ verbrennen, damit niemands mit krannckheit beladenn werde.
Dasselb wir uff unnser guͦt beduncken irer verhoͤrung nach ouch erkaͤnnt unnd zuͦ thuͦnd befolchenn habenn. Unnd ist gemelter thon bodenn einer b–gezeichnnett unnd gemerckt gwaͤsenn zuͦ einem koͤlschennPlace: brannd wie hie unnden gezeichnet unnd gemerckt gwaͤsenn zuͦ einem koͤlschenn brannd, wie hie unndenCorrected from: gezeichnet unnd gemerckt gwaͤsenn zuͦ einem koͤlschennPlace: brannd, wie hie unnden–b nebennd dem sigell [statt]Omission, restored following STAW B 4/2, fol. 58r (Entwurf)c,2 on geverd.3
Zuͦ warem urkund mit unnser stat WinterthurPlace: uffgetrucktem secret, uns unnd der stat one schadenn, obgenantem Hans BidermanPerson: uff sin begaͤr besiglat gebenn uff fritag vor mitvasten, genant Letare, d–nach Christy gevurtNotable spelling gezallt fünffzaͤchennhundert drissig unnd druy jarText variant in STAW B 4/2, fol. 58r (Entwurf): anno 33–dDate of origin: 21.3.1533.

Notes

  1. Text variant in STAW B 4/2, fol. 58r (Entwurf): pflichtenn.
  2. Corrected from: gezeichnet unnd gemerckt gwaͤsenn zuͦ einem koͤlschennPlace: brannd, wie hie unnden.
  3. Omission, restored following STAW B 4/2, fol. 58r (Entwurf).
  4. Text variant in STAW B 4/2, fol. 58r (Entwurf): anno 33.
  1. Zu den Fischbeschauern vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 109-1.
  2. Vermutlich wurde das Schreiben wegen dieser fehlerhaften Passage nicht ausgefertigt, so dass das angekündigte Siegel und die Zeichnung der Marke fehlen. Am linken Rand des Schreibens ist der Schluss eines rückseitig aufgezeichneten Urkundenkonzepts notiert.
  3. In KölnPlace: , einem zentralen Umschlagplatz für den Heringshandel, kennzeichneten die sogenannten Heringsröder begutachtete Fässer mit einem Brandzeichen, dem sogenannten KölnerPlace: Brand, vgl. Brill 1960, S. 46-49 und Abb. 4.