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SSRQ ZH NF I/2/1 160-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, by Bettina Fürderer

Citation: SSRQ ZH NF I/2/1 160-1

License: CC BY-NC-SA

Verordnung über die Aufnahme in das Bürgerrecht der Stadt Winterthur

1493 April 22.

Der Kleine und der Grosse Rat von Winterthur haben eine Satzung über die Verleihung des Bürgerrechts erlassen: Söhne und Töchter von Bürgern, die ausserhalb der Stadt ihren Lebensunterhalt verdienen wollen, erben nach ihrer Rückkehr das Bürgerrecht von ihren Eltern und müssen es nicht von Neuem erwerben, ausser sie hätten keinen guten Leumund, wären von den Eltern wegen ihres Erbes bereits abgefunden worden, hätten auf andere Weise Vermögen, das der Steuerpflicht unterliegt, aus der Stadt gezogen oder andernorts einen eigenen Haushalt geführt und in Winterthur keine Steuern bezahlt (1). Wer eine Tochter oder Witwe heiratet und vor dem Kleinen Rat das Bürgerrecht erbittet, muss keine Aufnahmegebühr bezahlen. Wenn Schultheiss und Rat das Gesuch jedoch ablehnen, soll der Betreffende Winterthur verlassen und eine Abzugsgebühr für steuerpflichtige Vermögenswerte in der Stadt entrichten (2). Frauen und Männer, die nach Winterthur ziehen und durch Heirat oder auf andere Weise das Bürgerrecht erwerben wollen, dem Schultheissen und Rat aber nicht bekannt sind, müssen ein Leumundszeugnis vorlegen (3). Wer wieder als Bürger aufgenommen wird, muss 10 Pfund bar bezahlen. Schultheiss und Kleiner Rat sollen ohne Konsultation des Grossen Rats keine Änderungen an diesen Bestimmungen vornehmen und nicht davon abweichen (4).

  • Shelfmark: STAW B 2/2, fol. 42r-43r
  • Date of origin: 1493 April 22
  • Transmission: Eintrag
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 24.0 × 32.0
  • Language: German
  • Scribe: Konrad Landenberg

  • Shelfmark: winbib Ms. Fol. 27, S. 419-421
  • Date of origin: mid 18. c.
  • Transmission: Abschrift
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 24.0 × 35.5
  • Language: German

Die Verleihung des Bürgerrechts der Stadt WinterthurPlace: wurde in späterer Zeit restriktiver geregelt. Die Aufnahmegebühr für Neubürger wurde verdoppelt, für Frauen galt ein reduzierter Satz ebenso wie für Auswärtige, die eine Bürgerstochter heirateten. Wer die Ehe mit einer Witwe aus WinterthurPlace: schloss, wurde dagegen nicht mehr bevorzugt behandelt (SSRQ ZH NF I/2/1 239-1).

Der vorliegende Ratsbeschluss wurde unter der Überschrift «Ordnung und satzung, burger anzunemmen» in das Kopial- und Satzungsbuch aufgenommen, das von Stadtschreiber Gebhard HegnerPerson: angelegt wurde und nur in einer späten Abschrift überliefert ist (winbib Ms. Fol. 27, S. 419-420).

Edition Text

Actum mentag vor sant JoͤrgenPerson: tag, anno etcAbbreviation lxxxxiijoDate of origin: 22.4.1493, vor beiden raͤtenOrganisation:

ist mit einhelligem rāte durch gmeiner statt nutz unnd ere wegen dise nachgemelten ordnung unnd satzung des burgrechtz halb fu̍rohin ze halten angesaͤhen unnd beschlossen also:
[1] Woͤlches burgers kind, es sigen knaben oder tochtren, fu̍ro usser unser statt kaͤme in willen und meinung, sich an andern enden mit diensten oder sunst zuͦ erneren oder sin wandel usserthalb ze haben, das die selben nu̍tzet desterminder, si sigen kurtz oder lang zit usserthalb unser statt, wann sy widerumb mit wēsen sich alher schickten, das burgrecht von iren vatter unnd muͦter erblich haben und von nu̍wen ze kouffen nit schuldig sin soͤllen. Es wēre dann sach, das sich dasselbig mit offenn lu̍mbden unerlich sich gehalten hette, oder ob die selben von vatter oder muͦter umb ir erbteil usgestu̍rt unnd soͤlch erbguͦt oder sunst ander guͦt, das vor in unser stu̍r gelegen wēre, mit inen usser unser stu̍r genommen unnd das nach unser statt recht nit verdient hetten, so soͤllen sy darnach, ob sy widerumb in unser statt ziehen woͤlten, das burgrecht kouffen wie ander lu̍t. Desglichen wēre ouch, das soͤlch knaben oder tochtren usserhalb unser statt an andern enden eigen wēsen mit hus haͤblicher wonung gehept und sich die selben zit mit iren stu̍ren alhie nit verdient hetten wie ander unser burger, die soͤllen alsdann ouch zuͦ ziten, so sy widerumb in unser statt ziehen woͤlten, das burgrecht, wie obgemelt ist, kouffen.
[2] Ob sich ouch fuͤgti, das ein tochter oder wittwen in unnser statt oder usserthalb ein elichen man nēme, der vormals in unnserm burgrecht nit verfasset wēre, der selbig man sol sin burgrecht von siner froͧwen ouch unerkouft by unns haben. [fol. 42v]Page break Doch wann das beschaͤhe, so sol der selbig tochter oder wittwen elicher man desselben unnsers burgrechtz nit vaͤhig sin, er zoͤge sich dann zevor vor unserm cleinen rāteOrganisation: unnd tuͤge umb soͤlch burgrecht bitten. Wann er sich dann also mit bitt erscheint, alsdann sol er zuͦ burger angenommen werden.1 Doch ob ye zuͦ ziten eina schulthais unnd raͤteOrganisation: beduncken woͤlte, den selben man in soͤlichem unserm burgrecht nit nutzlich oder erlich oder sunst fu̍r gmeine statt fuͦglich ze sind, so mu̍gen sy im soͤlch burgrecht abschlahen. Und wann das beschicht, sover und dann der selbig von siner elichen froͧwen oder sunst in anderwēge ettwas guͦtz in unser stu̍r ligen hette, darumb sol er mit schulthaiß unnd raͤteOrganisation: des abzugs halb u̍berkommen und soͤlchen abzug gemeiner statt bezalen und dannach mit wēsen in unnser statt sich nitmer enthalten.
[3] Was ouch fu̍rohin von froͤmbden personen, es sigen froͧwen oder manspersonen, dēren wesen und herkommen schulthaiß und raͤtenOrganisation: unerkant wēre, durch elichen stand oder sunst in unser statt und burgrecht sich mit wēsen schickenn woͤlten, die selben soͤllen allwēgen des ersten, emals sy unsers burgrechtz vaͤhig sin mu̍gen, glouplich urkund brief bringen, von woͤlchen enden sy geborn, ouch wie ir wesen und herkomen erlich oder unerlich in irem abscheid gestelt sig.2 Und woͤlcher das nit taͤtte, der oder die selben soͤllen in unser burgrecht nit empfangen werden, in dhein wise.
[4] Es sol ouch ein yeder, so also von nu̍wen, wie obstāt, zuͦ burger empfangen wirt, umb soͤlch burgrecht x Currency: 10 lb bar geben.3 Und soͤllen damit [fol. 43r]Page break schulthais unnd clein raͤtOrganisation: in disen dingen allen ōn ein grossen rātOrganisation: dhein endrung noch nachlāß yemands nit tuͦn.

Notes

  1. Deletion by blackening text: s.
  1. Dieses Verfahren wird näher erläutert in SSRQ ZH NF I/2/1 265-1.
  2. Einige dieser Bescheinigungen, Mannrecht genannt, haben sich erhalten, etwa diejenige des Hans SporerPerson: aus BuchhornPlace: vom 26. Juni 1498 (STAW URK 1814).
  3. Diese Aufnahmegebühr sah bereits ein Ratsbeschluss von 1491 vor (STAW B 2/5, S. 456).