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SSRQ ZH NF I/2/1 159-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, by Bettina Fürderer

Citation: SSRQ ZH NF I/2/1 159-1

License: CC BY-NC-SA

Urfehden des Ueli Beat, des Burgi Schäffeler und des Hartzlocher von Winterthur wegen Missachtung der Beichtpflicht

1493 April 10.

Schultheiss und Rat von Winterthur haben Ueli Beat, Burgi Schäffeler und Hartzlocher in Haft genommen, weil sie an Ostern nicht gebeichtet haben. Nach ihrer Freilassung haben sie Urfehde geschworen. Schäffeler wurde angewiesen, seine aussereheliche Beziehung zu beenden und mit seiner Frau friedlich zusammenzuleben.

  • Shelfmark: STAW B 2/5, S. 506
  • Date of origin: 1493 April 10
  • Transmission: Eintrag
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 23.0 × 34.0
  • Language: German
  • Scribe: Konrad Landenberg

Seit dem Vierten Laterankonzil im Jahr 1215 waren die Gläubigen verpflichtet, mindestens an Ostern die Kommunion zu empfangen und zuvor bei dem Pfarrer ihrer Pfarrei zur Beichte zu gehen, vgl. Odenthal 2013, S. 199-200, 209-210; Ohst 1995, S. 32-34; Tremp 1990, S. 105-107, 109-110.

Religiöse Normverstösse beschäftigten nicht nur die geistlichen Gerichte, vgl. Neumann 2008, S. 32-33, 35, 37, 43-44; Arend 2003, S. 139; Albert 1998, S. 40-46, 119-128. Im Rahmen ihrer Fürsorgepflicht und der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung hatte die städtische Obrigkeit die seelsorgerische Betreuung der Gemeinde zu gewährleisten, daher tolerierte sie deviantes Verhalten im religiösen Bereich nicht. Wer sein Seelenheil und das seiner Mitmenschen gefährdete und dadurch Anstoss erregte, wurde bestraft. Solche obrigkeitlichen Interventionen lassen sich sowohl vor als auch nach der Reformation beobachten, vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 297-1. Vgl. hierzu allgemein Isenmann 2012, S. 607-609; zu WinterthurPlace: Niederhäuser 2020, S. 31-32.

Edition Text

Actum mitwochen in osterfirtagen, anno etcAbbreviation lxxxxiijoDate of origin: 10.4.1493

haben mine herren Uͤli BeatenPerson: , umb das er uff ditz ostrenDate: 7.4.1493 (floating holiday) nach cristenlicher ordnung nit gebichtet, sonder sich fraͤffenlichs gemu̍tz ungehorsam gehalten hāt, in vangknuß genommen und uff treffenlich bitt widerumb daruß gelaͧssen. Uff das hat er ein urfecht geschworn, soͤlch vangknuß gegen schultheisIn the original: s, raͤteOrganisation: und gemeinen burgernOrganisation: a–und allen den iren, gaistlichen und weltlichen,Addition on the left margin by insertion mark–a und gmeinerAddition above the line by insertion markb statt WinterthurPlace: nit ze anden, ze aͤffern noch ze rechen noch ze u̍blen, in keinen wēg, durch sich selbs noch yemand andern ze tuͦnd nit gestatten, mit worten, wercken, heimlich noch offenlich. Dann wō er das u̍bersaͤhe, alsdann mu̍gen mine heren zuͦ im griffen, vahen und gegen im als einem meineidigen, u̍beltaͤttigen man ze handlen.

[...]Editorially irrelevant1

Item Bu̍rgi SchaͤffelerPerson: , als er in vangknuß komen ist, von ungehorsami der bicht halb, haut geschworn ein urfecht, die gevangknuß gegen schultheisIn the original: s und raͤtOrganisation: , allen den iren, si sigen geistlich oder weltlich, nitmer ze aͤffren, in dhein wise, prout in formaLanguage change: Latin.2 Uff das istAddition above the linec im verbotten, siner dirnen gantz ab ze stān, und d–mit im verschaffetCorrection on the left margin, replaces: und–d, siner efroͤwen fru̍ntlich biwonung ze tuͦnd, als im zimpt.

Item HartzlocherPerson: ist ouch von ungehorsami der bicht in vangknuß genommen und hat daruff ein urfecht geschworn, prout in formaLanguage change: Latin.

Notes

  1. Addition on the left margin by insertion mark.
  2. Addition above the line by insertion mark.
  3. Addition above the line.
  4. Correction on the left margin, replaces: und.
  1. Zwischen den Einträgen zu den Urfehden notierte der Schreiber eine Bürgeraufnahme.
  2. Das Formularbuch des Stadtschreibers Gebhard HegnerPerson: beinhaltet Vorlagen für die sogenannte grosse Urfehde und eine einfachere Variante (STAW B 3a/1, fol. 17v-18v, 19v-20v).