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SSRQ ZH NF I/2/1 114-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, by Bettina Fürderer

Citation: SSRQ ZH NF I/2/1 114-1

License: CC BY-NC-SA

Vergleich im Konflikt zwischen dem Kloster Töss und der Gemeinde Hettlingen um Weiderecht

1481 June 18.

Hans Wipf genannt Schuler von Seuzach, Untervogt von Kyburg, Hans Tobig, Mitglied des Rats von Winterthur und Vogt von Hettlingen, Hans Meyer genannt Stolleisen von Neftenbach und Hans Ernst von Seuzach schliessen einen Vergleich im Konflikt des Klosters Töss, vertreten durch seinen Amtmann Hans Beringer, und der Gemeinde Hettlingen um das Weiderecht im sogenannten Käckmer Ried zwischen Riet, Ohringen und Hettlingen. Die Streitparteien haben sich freiwillig dazu verpflichtet, den Entscheid der Schiedsleute anzuerkennen. Diese erklären, dass alles Vorgefallene beigelegt sein soll. Beide Seiten sollen versöhnt sein und künftig keine weiteren Forderungen in dieser Angelegenheit stellen. Die Gemeinde Hettlingen darf im Frühling ihr Vieh über den sogenannten bodenlosen Graben treiben. Nach dem 1. Mai darf der Graben nicht mehr überschritten werden. Auf Bitten beider Seiten siegeln der Untervogt von Kyburg und der Vogt von Hettlingen, unbeschadet der Rechte der Stadt Zürich, der Grafschaft Kyburg und der Stadt Winterthur.

  • Shelfmark: StAZH C II 13, Nr. 612.1
  • Date of origin: 1481 June 18
  • Transmission: Original
  • Substrate: Pergament
  • Format h × w (cm): 32.5 × 19.5 (Plica: 4.0 cm)
  • 2 seals:
    1. Hans TobigPerson: , wax, round, sealed on a parchment tag, well-preserved
    2. Hans WipfPerson: , wax, round, sealed on a parchment tag, well-preserved
  • Language: German
  • Scribe: Johannes Wügerli

Das Feuchtgebiet um das Dorf HettlingenPlace: diente als Weideland, bis es im 19. Jahrhundert entwässert wurde, um Ackerflächen zu gewinnen, vgl. Sigg 1985, S. 352-357. Zwischen der Gemeinde und den benachbarten Orten kam es wiederholt zu Konflikten um Weiderechte, vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 139-1. Von demselben Tag wie der vorliegende Urteilsspruch datiert eine weitere Urkunde des Schiedsgerichts, in welcher als gegnerische Partei neben dem Konvent von TössPlace: Organisation: auch die Kirchenpfleger von WinterthurPlace: genannt werden. Beide Seiten leiteten ihre Zugangsrechte von den Höfen ab, die sie in RietPlace: besassen (StAZH C II 13, Nr. 612.2). In der Offnung von 1538 wird der Anspruch der Gemeinde HettlingenPlace: auf die Weiderechte bekräftigt (SSRQ ZH NF I/2/1 280-1, Artikel 8). Vgl. hierzu Kläui 1985, S. 106-107.

Edition Text


Wir, hie nach benempten Hanns Wipff genannt SchuͦlerPerson: vonn SoͤczachPlace: , unndervogt zuͦ KyburgPlace: , Hanns TobigPerson: , burger unnd des rautz zuͦ WinterthurPlace: Organisation: , vogt
zuͦ HettlingenPlace: , Hanns Meyer genannt StolysenPerson: vonn NaͤfftenbachPlace: , Hanns ErnstPerson: vonn SoͤczachPlace: , bekennen offennlich unnd tuͤgent kunt aller menglich
mit disem brieff:
Als dann die erber Hanns BeringerPerson: , amman unnd volmechtiger anwalt des gotz hus zuͦ ToͤsPlace: Organisation: , an einem unnd gantze gemeinde gemeinlich des dorffs HettlingenPlace: Organisation: am andern teil ettwas spenn unnd zweyung mit einander gehept habent vonn wegen des rieds, genannt
des Kaͤckmer RiedtPlace: unnd gelegen zwu̍schent RietPlace: , OringenPlace: unnd HettlingenPlace: , da yetweder teil vermeint gerechtikeit dar in mit vich zuͦ faren, das
wir als spruch unnd taͤdings lu̍t sy beder sydt umb soͤllich ir spenn, zuͦspru̍ch, zwitrecht wegen darinn unnsern guͦtten vlizz gebrucht unnd sy der
mit urlob, fryem, guͦttem willen unnd vergu̍nsten beder parthyen guͤttlich betragen unnd vereint haben unnd sy daruff mit vlizz gebetten, unnß
der sach zuͦ getruwen, wie wir si darumb entscheiden wurdin, darby zuͦ beliben, des sy unnß ouch also verwilgoten unnd daruff by hand gebenden
tru̍wen, an geschwornen eides statt, namlich der selb Hanns BeringerPerson: als ein volmechtiger anwalt der pryorin unnd des conventz gemeinlich
zuͦ ToͤßPlace:
Organisation:
fu̍r alle ir erben unnd nach komenden, ouch die gantzen gemeinde gemeinlich des selben dorffs HettlingenPlace: Organisation: , ouch fu̍r sich selbs, ir erben unnd
nachkomen, unnd zuͦ beder sydt mitgewannten gelopt unnd versprochen hond, was wir also zwu̍schent inn in der guͦtheit des genannten
riedtz halb sprechint unnd erkanntin, das alles war unnd staͤtt zuͦ halten, zuͦ volziehen, dem nachzekomen unnd ze halten, on alle widerrede, getru̍wlich unnd ungevarlich.
Unnd also habent wir zwu̍schent inen gesprochen des ersten, das aller unwil unnd alles des, so sich des genannten rietz
halb zwu̍schent inen ergangen unnd gemacht haut, gantz hin gelegt, tod, ab heissen unnd sin unnd bed obgemelt teil unnd alle die, so
zuͦ yettwederem teil behafft, gewandt unnd verdaucht gewesen sind, deßhalb mit einander gantz unnd gar gericht, geschlicht unnd guͦt fru̍nd
heissen unnd sin unnd des zuͦ ewigen zyten niemer darumb anlangten, fu̍rnemen, indhein wiß, suß noch so. Fu̍ro so soͤllent unnd mu̍gent die von
HettlingenPlace: , gantze gemeinde gemeinlichOrganisation: , vonn dem fruͤlingDuration: spring her unntz zuͦ dem meytagDate: 1. May (period) wol faren mit irem vich u̍ber den bodenlosen
graben. Unnd so erst der meytagDate: 1. May fu̍rkomen unnd verschynnen ist, so soͤllent die selben von HettlingenPlace: , gantze gemeinde gemeinlichOrganisation: ,
noch yeglicher besunder, noch niemant u̍ber all vonn irtwegen u̍ber den selben boden losen graben nit mer faren mit irem vich. Wol
mugent sy unntz an den selben boden losen graben faren, aber nit unnd in dhein weg dar u̍ber unntz aber an den fruͤlingDuration: spring ushin.

Unnd wann nun unns beid teil unnsern guͤtlichen spruch an unnd uff genomen hand, sy ouch zwenAmount: 2 unnder unnß gebetten, namlich Hannsen Wipffen genannt SchuͦlerPerson: vonn SoͤczachPlace: , unndervogt zuͦ KyburgPlace: , unnd Hannsen TobigPerson: , burger unnd des rautz zuͦ WinterthurPlace: , vogt zuͦ HettlingenPlace: , inen des unnser brieff unnd sigel zuͦ gebent, so haben wir, obgenannten taͤdings lu̍t, inen disen brieff
vonn unnser aller wegen unnder den beden obgemelten hye angehenckten ir yeglichs insigel, doch unnsern herren vonn Zu̍richPlace: ,
der grauffschafft KyburgPlace: , der statt WinterthurPlace: an aller unnd yeglichs herlicheit unnd gerechtikeit unvergriffenlich, ouch unnß
beden unnd unnsern erben on schaden, offennlich besiglot.1
Geben an guͦttem tag vor sannt JohannsPerson: tag sunnwendi, nach
Cristi, unnsers lieben herren, gepurte getzalt vierzehenhundert achtzig unnd ein jar
Date of origin: 18.6.1481
.
[fol. v]Page break
[Tax note on the reverse side by :]
Den frowen zuͦ ToͤßPlace: Organisation: j Currency: 1 lb iiij Currency: 4 shillings umb den brieff,
  ħCurrency: 9.5 shillings umb die sigel
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 16th century:] Item von denen von HetlingenPlace: von einem span von des
Keckmers RietPlace:
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 16th century:] Spruchbrieff umb das KekeserrietPlace:
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 16th century:] HetlingenPlace:
[Dorsal notation on the reverse side in a hand of the 16th century:] Kekingers RietPlace:

Notes

    1. Die Siegel sind vertauscht.