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SSRQ ZH NF I/1/3 67-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), by Michael Schaffner

Citation: SSRQ ZH NF I/1/3 67-1

License: CC BY-NC-SA

Urteil im Streit zwischen den Bevollmächtigten von Propst und Kapitel des Grossmünsters einerseits und den Erben von alt Bürgermeister Konrad Schwend andererseits um die Gebühren für die Bestattung von dessen Mutter im Grossmünster

1499 May 21.

Bürgermeister und Rat der Stadt Zürich entscheiden in der Auseinandersetzung zwischen Propst und Kapitel des Grossmünsters und den Erben von alt Bürgermeister Konrad Schwend, Agnes Trüllerey, Margreth Amstad und Hans Schwend, vertreten durch Bürgermeister Hans Trüllerey und Ratsherr Konrad Amstad von Schaffhausen sowie Ratsherr Ulrich Meier von Zürich, nach Anhörung beider Parteien sowie von Zeugen, das Folgende: Die Erben von Konrad Schwend sind nach altem Herkommen 20 Rheinische Gulden schuldig für die Bestattung von dessen Mutter, Clara Schwend, geborene von Reischach, deren Grab sich im Grossmünster zwischen der Grablege der Märtyrer Felix und Regula und dem Zwölfbotenaltar befindet. Der Betrag ist an die Münsterbauhütte zu entrichten. Diese Bedingungen gelten für sämtliche Personen, die im Kreuzgang, in der Marienkapelle oder im Münster selbst begraben zu werden wünschen, unabhängig von der Grablege ihrer Vorfahren. Propst und Kapitel steht es zudem frei, ein Begräbnis an den erlaubten Örtlichkeiten zu erlauben oder nicht. Die Aussteller siegeln mit dem Sekretsiegel.

  • Shelfmark: StAZH W I 1, Nr. 447
  • Date of origin: 1499 May 21
  • Transmission: Original
  • Substrate: Pergament
  • Format h × w (cm): 40.5 × 23.5 (Plica: 5.0 cm)
  • 1 seal:
    1. Stadt ZürichPerson: , wax, round, sealed on a parchment tag, well-preserved
  • Language: German

Edition Text


Wir, der burgermeister und raͧt der statt Zu̍richPlace: Organisation: , thuͦnd kund allermengklichem mit disem brieff,1 das fu̍r unns zuͦ recht komen sind die erwirdigen, hochgelerten und ersamen heren eins
bropsts und cappittelsOrganisation: des gotzhuses sannt FelixPerson: und sant RegulenPerson: Organisation: zuͦ dem Grossen Mu̍nsterPlace: , der bropstyeOrganisation: in unser meren statt Zu̍richPlace: vollmechtig anwaͤlt und gewalthaber eins, ouch
annders teils die fromen, vesten und fu̍rnemen Hanns Tru̍lleraͤyPerson: , burgermeister zuͦ SchaffhusenPlace: , anstatt frow Angnesen SchwendinPerson: , siner elichen gemahel, und frow Margrethen AmstadPerson: , der selben, siner efrowen, elichen schwester, dero beider frowen fogt er ist, und mit im Cuͦnrat AmstadPerson: , des raͧts zuͦ SchaffhusenPlace: , der obgenanten frow Margrethen AmstadPerson: elicher sun, oͧch
unser lieber ratsfru̍nd Uͦlrich MeyerPerson: , als ein fogt unsers burgers Hannsen SchwendenPerson: , der obgenanten beider frowen elicher bruder, von des wegen, das die genanten herren bropsts und cappitelsOrganisation:
anwelt vermeinten, naͧch dem ir und irs stiftsOrganisation: uͤbung, bruch, altharkomen, gewonnheit und recht von iren vordern an sy gebracht je welten gewesen und noch were, was personen,
man oder frowen, im kru̍tzganng, in unnser frowen cappell oder inn der kilchen des obgenanten Mu̍nstersPlace: begraben wurdint, der selben person vordern hettind vorhin an den ortten greber oder nit, das da irem stifftOrganisation: von der selben lich, sy da begraben laͧsen, zwenntzig Rinsch guldinCurrency: 20 guilders of Rhineland an irs stifftsOrganisation: buw usgericht und bezalt werden und man ouch sy in irem cappitelOrganisation:
darumb bitten soͤlt, als dann stuͤnde ouch danocht die macht an inen, ob sy das einem verwilgotind oder nit. Also uss dem selben harkomen und recht hette wylennd der strenng und vest herr
Cuͦnrat SchwenndPerson: , ritter, unser burgermeister selig, sy in irem cappittelOrganisation: ouch gebetten und erpetten, das sy verwilgott hetten, sin frow muͦtter wylennd, die edeln frow Clara Swendin,
geboren von Rischach
Person:
, in bemelter kilchen zwu̍schent der seligklichen martrer sant FelixPerson: und santt RegulenPerson: Organisation: grab und der heiligen zwoͤlfbotten altar2 begraben zelasen. Nun hett aber
er sy darumb noch nit abtragen, darumb sy hofften, ir wider parthy, als sin elichen geschwistergit und der obgenanten frowen von RischachPerson: gelasne kinder und rechten erben soͤlten inen
deshalb bezalung und abtrag tuͦn.
Dawider dann die vorgenannten burgermeister Tru̍lleraͤyPerson: , ouch Cuͦnrat AmstadPerson: und unser raͧtsfru̍nd Uͤlrich MeyerPerson: innamen und von wegen
dero, als vorstaͧt, vermeinten, inen zwiflotte nit, wo unser burgermeister selig dem stifftOrganisation: u̍tzit schuldig gewesen were, er hette sy darumb abtragen und sy hetten das nit also lang
lasen anstan, hofften ouch, deshalb nu̍tzit schuldig zesind, dan ouch von dem bruch und harkomen nie vil gehoͤrtt were.
Dagegen der genanten heren bropsts und cappittelsOrganisation: anwelt
fu̍rwanndten, sy hetten im die zwenntzig guldinCurrency: 20 guilders zuͦ meren malen ervordert, daruff er inen allwegen zuͦ anntwurt geben hette, so sin schwestren harkomen, welte er inen das
ouch sagen, und sy mit soͤlichen wortten allweg uffgehalten. Darzuͦ, so sig dis, wie sy vor erscheint haben, allweg ir bruch und gewonheit gewesen und noch, das man inen
von der lich an den ortten zebegraben gegeben hab zwenntzig guldinCurrency: 20 guilders , als sy umb soͤlichs alles kuntschafft zuͦ hoͤren begertten, der hoffnung, so die gehoͤrtt wurde, ir fu̍rgeben soͤlte
sich erfinden.
Daruff dann die vorgenanten burgermeister Tru̍lleraͤyPerson: , Cuͦnrat AmstadPerson: und unnser raͧtsfru̍nd Uͦlrich MeyerPerson: , innamen und von wegen, als vorstaͧt, fu̍rwanndten,
glichermas als vor, sy hetten von soͤlichem harkomen nit fil gehoͤrtt, das einer zwenntzig guldinCurrency: 20 guilders geben muͤsde, der da begraben wurde. So hette unser burgermeister selig inen
deshalb nu̍tz gesagt. Und ob er irem stifftOrganisation: u̍tzit schuldig gewesen, were wol zuͦ glouben, sy hetten das nit so lanng lasen anstan.
Und als also jeder teil sines vermeinens
bliben und das von inen zuͦ unnser rechtlichen erkanntnuss gesetzt ist und wir uns erkantend, inen ir erbottne kuntschafft zehoͤren, und wir die gehoͤrtt habent, daruff wir
unns zuͦ recht erkenndt und gesprochen, das sich durch herren bropstz und cappittelsOrganisation: gestelte kuntschafft ir fu̍rgeben gnuͦgsamlich erfunden habe und das sy desselben rechtlich
sovil geniessen, das unnsers burgermeisters her Cuͦnrat SchwenndenPerson: seligen erben schuldig und pflichtig sin soͤllen, sy umb die zwenntzig guldinCurrency: 20 guilders abzuͦtragen und zuͦbezalen.

Diser urtteil begertten die anwelt herren bropsts und cappittelsOrganisation: eins brieffs, den wir inen zuͦ geben erkenndt und daran des zuͦ urkund unnser statt secrett insigel offennlich hencken
laͧsen habe, der geben ist uff zinstag vor sant UrbansPerson: tag naͧch Crists gepurtt gezalt tusent vierhunndert nu̍ntzig und nu̍n jarDate of origin: 21.5.1499 etcAbbreviation.
[fol. v]Page break
[Dorsal notation on the reverse side in another hand:]
Sententia nomine sepulture in eandem preposituramPlace: ThurThuricensemPlace: .Language change: Latin
[Dorsal notation on the reverse side in a later hand:]
Erkhandtnuß unser gn hAbbreviation, wie vil man für die begrebnuß
in der kilchen zwu̍schent s.Abbreviation FelixPerson: und RaͤgulæPerson: Organisation: grab bezahlen
solle.
[Dorsal notation on the reverse side in a later hand:] 1499Date of origin: 1.1.1499 – 31.12.1499

Notes

    1. Zu der in der vorliegenden Urkunde geschilderten Auseinandersetzung zwischen dem GrossmünsterstiftOrganisation: und den Vertretern der Familie SchwendOrganisation: vgl. Illi 1992, S. 49; Diener 1901, S. 28. Allgemein zur Familie SchwendOrganisation: vgl. Diener 1901.
    2. Zur Grablege von FelixPerson: und RegulaPerson: Organisation: sowie zum Apostelaltar vgl. KdS ZH NA III.I, S. 105-108; 123-124; allgemein zum GrossmünsterPlace: als Grabkirche vgl. KdS ZH NA III.I, S. 89-90.