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SSRQ ZH NF I/1/3 38-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), by Michael Schaffner

Citation: SSRQ ZH NF I/1/3 38-1

License: CC BY-NC-SA

Ordnung der Stadt Zürich betreffend Friedbruch

1489 May 25 – 1495 May 30.

Wer es versäumt, in Konflikten Frieden zu bieten, wird mit einer Busse von zwei Mark Silber bestraft (1). Wer den gebotenen Frieden (Stallung) mit Worten oder Werken bricht, ohne seinen Gegner zu verletzen, wird mit einer Busse von zehn Mark Silber bestraft (2). Wer den gebotenen Frieden bricht und seinen Gegner dabei verletzt, wird zum Tod durch das Schwert verurteilt (3). Wer den gebotenen Frieden bricht und seinen Gegner dabei tötet, gilt als ein Mörder und wird zum Tod durch das Rad verurteilt (4). Späterer Zusatz von derselben Hand: Mündlich vorgebrachte Drohungen werden ebenfalls als Bruch des Friedens gewertet und entsprechend bestraft.

  • Shelfmark: StAZH A 43.1.2, Nr. 2, S. 37
  • Date of origin: 1489 May 25 – 1495 May 30 (Der Zusatz datiert vom 30. Mai 1495 (sambstag nach der uffart).)
  • Transmission: Eintrag
  • Substrate: Papier
  • Format h × w (cm): 22.0 × 32.0
  • Language: German
  • Scribe: Johannes Gross, Unterschreiber der Stadt Zürich

Die Verpflichtung der Stadtbewohner, Konflikte zu schlichten und den Stadtfrieden zu wahren, geht auf den Richtebrief zurück und war überdies im Bürgereid verankert (SSRQ ZH NF I/1/1, S. 97; SSRQ ZH NF I/1/3 29-1). Die Datierung des Grundtextes der vorliegenden Aufzeichnung ergibt sich daraus, dass er im Anhang an den Vierten Geschworenen Brief des Jahres 1489 überliefert ist. Die Ordnung wurde im Jahr 1529 überarbeitet und in der neuen Form in die späteren Satzungsbücher übernommen (StAZH B III 4, fol 27v-28ar; StAZH B III 5, fol. 511r-v).

Zur Praxis der Stallung auf der Basis der Rats- und Richtbücher vgl. Pohl 2003; für die Bestrafung des Totschlags vgl. SSRQ ZH NF I/1/3 32-1.

Edition Text


Wie stallung versagen und
stallungbru̍ch gebuͤsd werden soͤllen


Wir haben uns oͧch erkendt, welicher hinfu̍r stallung versagt,
und das mit eynem erbern mann kundtlich wirt, der sol gemeyner
statt zwo march silberCurrency: 2 mark silver bar zuͦ geben verfallen sin und soͤlichs
von im oͧn gnaͧd ingezogen werden.

Und welicher hinfu̍r stallung bricht mit worten a–oder wercken, aͧne wunden,Addition above the line in another hand–a und das
kundtlich wirt, der ist gemeyner statt zuͦ buͦss verfallen
zechen march silbersCurrency: 10 mark silver , oͧn gnaͧd.

Welicher aber stallung bricht mit den weͣrcken, also, das er
den, mit dem er in stallung staͧt, mit gewaͧpnoter hand bluͦtrubluͦtrunnßAddition on the right margin" in another handb
schlacht oder wundet, oͧn zum tod, und das kuntlich gemacht
wirt, der sol naͧch reͣcht gericht werden vom leͣben zum
tod, mit dem schweͣrt.

Welicher aber den andern u̍ber frid und stallung vom leͣben
zum tod bringt und das kuntlich ist, zuͦ desselben taͤters lyb
und leͣben sol naͧch recht mit dem rad, als umb eyn mord,
gericht werden.
c–
Als an unser herren burgermeister, raͤt und die zweihundert, den grosen raͧt,Organisation:
gelangt ist, das zwenAmount: 2 mit einandern in frid und stallung gstanden
sigen und daru̍ber der ein zuͦ dem andern under oͧgen geredt habe,
stuͤnde er nit mit im in friden, er woͤlte im sagen, das im das
bluͦt durchs antlit nyder lu̍ffe, ob soͤlich red fu̍r einen fridbruch
geachtot und gestraͧft werden soͤlle. Uff das ist von den selben unsern
herren erkent, die wil frid und stallung durch ruͦwen und gemeins
nutzes willen angesehen sig und mit worten und wercken gestraks
und uffrecht gehalten werden soͤlle, die wyl dann soͤliche obgemelte
red und wort anreitzig und unfridlich sigen, dz dann die fu̍r
einen stallungbruch geachtot und gericht werden und hinfu̍r
gegen andnandern och also gehalten werden soͤlle. Text variant in StAZH B III 2, S. 339: Unnd ob eyner zum anderen über
friden reddte: «Ich wolt diner oder üwer zwenAmount: 2, drygAmount: 3 ald meer nit fürchten
ald flyehen»
, das soll glycher gstalt geachtet unnd gebuͤßt werden.
d
Actum sambstag naͧch
der uffart anno etcAbbreviation lxxxxvto
Date of origin: 30.5.1495
.
Addition below the line
–c

Notes

  1. Addition above the line in another hand.
  2. Addition on the right margin" in another hand.
  3. Addition below the line.
  4. Text variant in StAZH B III 2, S. 339: Unnd ob eyner zum anderen über
    friden reddte: «Ich wolt diner oder üwer zwenAmount: 2, drygAmount: 3 ald meer nit fürchten
    ald flyehen»
    , das soll glycher gstalt geachtet unnd gebuͤßt werden.