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SSRQ ZH NF I/1/3 25-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), by Michael Schaffner

Citation: SSRQ ZH NF I/1/3 25-1

License: CC BY-NC-SA

Verordnung betreffend Aufgabe des Bürgerrechts der Stadt Zürich

1488 October 8.

Kleiner und Grosser Rat ordnen an, dass Bürger, die ihr Bürgerrecht aufzugeben wünschen, persönlich vor dem Kleinen Rat zu erscheinen haben und Bürgen stellen müssen als Garantie dafür, dass sie vor Verlassen der Stadt allen finanziellen Verpflichtungen nachkommen. Dazu sollen sie einen Eid leisten, dass sie gegen die Stadt und ihre Bürger nichts unternehmen werden, was diesen Schaden bringen könnte. Weiter sollen sie schwören, ein halbes Jahr an keinem Kriegszug teilzunehmen. Ausgenommen davon bleibt der Fall, dass die Stadt oder Herrschaft, in die sie ziehen, sich im Krieg befindet. Wer das Bürgerrecht aufgibt, aber trotzdem in der Stadt wohnhaft zu bleiben wünscht, hat weiterhin die mit dem Bürgerrecht verbundenen Pflichten zu erfüllen, soll ansonsten aber rechtlich wie ein Bewohner der Landschaft behandelt werden.

Die Datierung der vorliegenden Aufzeichnung ergibt sich aus den zwei nachfolgenden Einträgen, die von derselben Hand stammen und von denen der erste datiert ist (StAZH B II 4, Teil II, fol. 40r-v; StAZH B II 4, Teil II, fol. 40v; Edition: Zürcher Stadtbücher, Bd. 3/2, S. 234-235, Nr. 157-158). Diese befassen sich mit der Umgehung des Reislaufverbots durch zwischenzeitliche Aufgabe des Bürgerrechts, indem sie das Leisten von fremdem Kriegsdienst mit der Strafe vierjähriger Verbannung belegen und für diejenigen Reisläufer, die nach ihrer Rückkehr in die Stadt das Bürgerrecht wiedererlangen, eine Wartezeit von zwei Jahren für die Wählbarkeit in KleinenOrganisation: und Grossen RatOrganisation: einführen.

Die wesentlichen Bestimmungen betreffend Aufgabe des Bürgerrechts gehen bereits auf den Richtebrief zurück (SSRQ ZH NF I/1/1, S. 61; SSRQ ZH NF I/1/1, S. 104). Die vorliegende Ordnung wurde in einer leicht überarbeiteten Fassung in den Anhang zum Vierten Geschworenen Brief übernommen und von dort aus in die nachfolgenden Satzungsbücher abgeschrieben. Ein Zusatz betreffend Festhalten der wichtigsten Angaben zu den aus der Stadt weggezogenen Personen im Bürgerbuch findet sich in den Satzungsbüchern von 1516-1518 und 1604. Der Eid der Neubürger hält zudem fest, dass diese ihr Bürgerrecht erst nach Ablauf von zehn Jahren wieder aufgeben konnten (SSRQ ZH NF I/1/3 87-1).

Zur Aufgabe des Bürgerrechts vgl. Koch 2002, S. 73-74; zum Wegzug aus der Stadt vgl. auch die Abzugsordnung von 1489 (SSRQ ZH NF I/1/3 31-1); zu den Reislaufverboten vgl. SSRQ ZH NF I/1/3 126-1.

Edition Text

a–
Erkandtnüss, wie eyn burger, der sin
burgraͤcht uffgeben wil, dz tuͦn sol
Text variant in StAZH A 43.1.2, Nr. 2, S. 28; StAZH B III 2, S. 330; StAZH B III 6, fol. 28v; StAZH B III 4, fol. 22r; StAZH B III 5, fol. 56r: Welicher sind burgrecht uffgeben wil,
wie der das tuͦn sol
–a

b–
Wir, c–der raͧt und die burgere der stat Zu̍richPlace: Organisation: , sind gemeinlich u̍ber ein komen umb burger,
die burgrecht wellent uffgeben, das dero ein jeglicher mit sin selbs lib gon sol fu̍r einen
raͧtOrganisation: , der dann Zu̍richPlace: gewalt haͧt
Text variant in StAZH A 43.1.2, Nr. 2, S. 28; StAZH B III 2, S. 330; StAZH B III 4, fol. 22r; StAZH B III 5, fol. 56r: haben uns erkendt, welicher sin burgreͣcht uffgaͤben wil, der
sol fu̍r einen raͧtOrganisation: zuͦ Zu̍richPlace: goͧn
–c
Text variant in StAZH B III 6, fol. 28v: Woͤlicher sin burgrecht uffgeben wil, der sol fu̍r einen ratOrganisation: zuͦ
Zu̍richPlace: gon
–b und sol dem buͤrgen geben, das er von der statt nit kereText variant in StAZH A 43.1.2, Nr. 2, S. 28; StAZH B III 2, S. 330; StAZH B III 6, fol. 28v; StAZH B III 4, fol. 22r; StAZH B III 5, fol. 56r: welled,
er habe dann vor allen burgern vergolten, denen er gelten sol, und ist er in keiner
schuld ergriffen, mit stu̍ren oder mit andern sachen, die sol er och usrichten. Und dartzuͦ Text variant in StAZH A 43.1.2, Nr. 2, S. 28; StAZH B III 2, S. 330; StAZH B III 6, fol. 28v; StAZH B III 4, fol. 22r; StAZH B III 5, fol. 56r: sol ere
schweren, das er wider die stat noch die burger Text variant in StAZH A 43.1.2, Nr. 2, S. 28; StAZH B III 2, S. 330; StAZH B III 4, fol. 22r; StAZH B III 5, fol. 56r: oder die unsernf nyemer weͣrbe noch tuͤge, davon
jemann Zu̍richPlace: Text variant in StAZH A 43.1.2, Nr. 2, S. 28; StAZH B III 2, S. 330; StAZH B III 6, fol. 28v; StAZH B III 4, fol. 22r; StAZH B III 5, fol. 56r: der unserng breͤsten gewynnen moͧchte. h–Och in eim halben jaͧrDuration: 6 months dem neͣchsten in
keinen krieg zuͦ riten, zuͦ loͧffen noch zuͦ gond, keins waͤgs,
Omitted in StAZH A 43.1.2, Nr. 2, S. 28; StAZH B III 2, S. 330; StAZH B III 6, fol. 28v; StAZH B III 4, fol. 22r; StAZH B III 5, fol. 56r
–h es waͤre dann, das einer
zuͦ herren oder stetten keme, die krieg, i–es weͣre mit uns oder andernText variant in StAZH A 43.1.2, Nr. 2, S. 28; StAZH B III 2, S. 330; StAZH B III 6, fol. 28v; StAZH B III 4, fol. 22r; StAZH B III 5, fol. 56r: mit uns–i, gewu̍nnyndt
und inn soͤlich krieg by inen begriffind, das er dann da wol wider uns sin
j–und belibenOmitted in StAZH A 43.1.2, Nr. 2, S. 28; StAZH B III 2, S. 330; StAZH B III 6, fol. 28v; StAZH B III 4, fol. 22r; StAZH B III 5, fol. 56r–j moͤcht, die wil soͤlich krieg weͣrtind, ungevarlich.
Wil aber einer,
u̍ber das und er sin burgrecht uff gegeben haͧt, in der stat wonhaft weͣsenText variant in StAZH A 43.1.2, Nr. 2, S. 28; StAZH B III 2, S. 330; StAZH B III 6, fol. 28v; StAZH B III 4, fol. 22r; StAZH B III 5, fol. 56r: sink, so sol
er mit allen sachen dienen als ander burger und sol man im doch nit anders
rechtes tuͦn, dann als einem landtmannText variant in StAZH A 43.1.2, Nr. 2, S. 28; StAZH B III 2, S. 330; StAZH B III 6, fol. 28v; StAZH B III 4, fol. 22r; StAZH B III 5, fol. 56r: gastl.
Text variant in StAZH B III 6, fol. 28v; StAZH B III 5, fol. 56r: Und
welcher also sin burgrecht uff gidt, der sol uff das burger buͦch
also verschryben werden unnd mit im die, so sin troster sind, umb
das, wo nott ist, man das finde.
m

Notes

  1. Text variant in StAZH A 43.1.2, Nr. 2, S. 28; StAZH B III 2, S. 330; StAZH B III 6, fol. 28v; StAZH B III 4, fol. 22r; StAZH B III 5, fol. 56r: Welicher sind burgrecht uffgeben wil,
    wie der das tuͦn sol.
  2. Text variant in StAZH B III 6, fol. 28v: Woͤlicher sin burgrecht uffgeben wil, der sol fu̍r einen ratOrganisation: zuͦ
    Zu̍richPlace: gon.
  3. Text variant in StAZH A 43.1.2, Nr. 2, S. 28; StAZH B III 2, S. 330; StAZH B III 4, fol. 22r; StAZH B III 5, fol. 56r: haben uns erkendt, welicher sin burgreͣcht uffgaͤben wil, der
    sol fu̍r einen raͧtOrganisation: zuͦ Zu̍richPlace: goͧn.
  4. Text variant in StAZH A 43.1.2, Nr. 2, S. 28; StAZH B III 2, S. 330; StAZH B III 6, fol. 28v; StAZH B III 4, fol. 22r; StAZH B III 5, fol. 56r: welle.
  5. Text variant in StAZH A 43.1.2, Nr. 2, S. 28; StAZH B III 2, S. 330; StAZH B III 6, fol. 28v; StAZH B III 4, fol. 22r; StAZH B III 5, fol. 56r: sol er.
  6. Text variant in StAZH A 43.1.2, Nr. 2, S. 28; StAZH B III 2, S. 330; StAZH B III 4, fol. 22r; StAZH B III 5, fol. 56r: oder die unsern.
  7. Text variant in StAZH A 43.1.2, Nr. 2, S. 28; StAZH B III 2, S. 330; StAZH B III 6, fol. 28v; StAZH B III 4, fol. 22r; StAZH B III 5, fol. 56r: der unsern.
  8. Omitted in StAZH A 43.1.2, Nr. 2, S. 28; StAZH B III 2, S. 330; StAZH B III 6, fol. 28v; StAZH B III 4, fol. 22r; StAZH B III 5, fol. 56r.
  9. Text variant in StAZH A 43.1.2, Nr. 2, S. 28; StAZH B III 2, S. 330; StAZH B III 6, fol. 28v; StAZH B III 4, fol. 22r; StAZH B III 5, fol. 56r: mit uns.
  10. Omitted in StAZH A 43.1.2, Nr. 2, S. 28; StAZH B III 2, S. 330; StAZH B III 6, fol. 28v; StAZH B III 4, fol. 22r; StAZH B III 5, fol. 56r.
  11. Text variant in StAZH A 43.1.2, Nr. 2, S. 28; StAZH B III 2, S. 330; StAZH B III 6, fol. 28v; StAZH B III 4, fol. 22r; StAZH B III 5, fol. 56r: sin.
  12. Text variant in StAZH A 43.1.2, Nr. 2, S. 28; StAZH B III 2, S. 330; StAZH B III 6, fol. 28v; StAZH B III 4, fol. 22r; StAZH B III 5, fol. 56r: gast.
  13. Text variant in StAZH B III 6, fol. 28v; StAZH B III 5, fol. 56r: Und
    welcher also sin burgrecht uff gidt, der sol uff das burger buͦch
    also verschryben werden unnd mit im die, so sin troster sind, umb
    das, wo nott ist, man das finde.