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SSRQ ZH NF I/1/3 24-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), by Michael Schaffner

Citation: SSRQ ZH NF I/1/3 24-1

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Verbot der Stadt Zürich des Ankaufs und Brachliegenlassens von Gütern sowie der Auswanderung ohne vorgängige Bewilligung

1488 March 17.

Aufgrund des Umstandes, dass im Herrschaftsgebiet der Stadt Zürich etliche Personen Grundstücke und Höfe aufkaufen, diese aber nicht bebauen, sondern zu Weideflächen werden lassen oder in Sennhöfe umwandeln, wodurch Mangel an Korn und weiterem Getreide entsteht, sowie angesichts dessen, dass etliche Bewohner der Landschaft wegen des Landmangels zur Auswanderung gezwungen sind, ordnen Bürgermeister und Kleiner Rat das Folgende an: Künftig darf niemand im Herrschaftsgebiet der Stadt Zürich mehr Güter ankaufen, als er selbst bebauen oder einem anderen um gebührlichen Zins verpachten kann (1). Wer kürzlich Güter auf der Landschaft gekauft hat, diese jedoch nicht bebaut, muss diese innert Jahresfrist wiederum der landwirtschaftlichen Nutzung zuführen oder einem Anderen um gebührlichen Zins zur Nutzung überlassen. Wo Streitigkeiten um den Zins entstehen, sollen diese durch den Vogt oder die örtlichen Geschworenen gerichtet werden. Allen Vögten und Amtleuten wird geboten, den Bewohnern der Landschaft diese Verordnung zu verkünden und von Zuwiderhandelnden eine Busse von 10 Mark Silber einziehen (2). Diejenigen im Herrschaftsgebiet der Stadt Niedergelassenen, die aufgrund des Mangels an landwirtschaftlichem Boden auszuwandern wünschen, sind künftig verpflichtet, ihr Vorhaben gegenüber Vogt und Amtleuten anzumelden, die ihnen beim Verbleib an ihrem Wohnort behilflich sein sollen und ohne deren Bewilligung sie nicht zur Auswanderung berechtigt sind (3).

Edition Text

[1] Wir, der burgermeister und rat der stat Zu̍richPlace: Organisation: , tuͦnd kund offenlich hiemit, nachdem uns angelanget und fu̍rkomen ist, wie das in unser lantschaft und gebieten etlich der unsern vil guͤter und hoͤfen an sich ziehen und erkoufen und doch die mit rechtem buwerck nit bewerben, aͤfern und buwen, als von altem harkomen ist, sonder die zuͦ weydCorrection overwritten, replaces: laen lasen werden, och uß etlichen sennhoͤf machen, das aber uns und unser gemeinen lantschaft zuͦ merklichem schaden und abbruch dienet, dann da durch der buw an korn, b andern fru̍chten abgaͧt und gemindert wirt, darzuͦ, so vernemen wir wCorrection overwritten, replaces: lcarlich, wie vil der unsern d geursacht und genoͤtigot werden, uß unser lantschaft an andre froͤmde end zuͦ ziehen, das sy nit ertrich und guͤter under uns haben moͤgen, sich zuͦ erneren und zuͦ buwen, das uns vast schwaͤr und widerwertig ist. Harumb soͤlichs zuͦverkomen, so haben wir durch unser gemeinen stat und lantschaft, och richer und armer nutzes und noturft willen, angesehen und geordnot, das fu̍rerhin niemans in unser lantschaft, vogtyen, aͤmptern und gepieten kein hoͤf noch suß dheinerley andrer guͤter in koͧfs wiß oder ander weg, wie das ist, an sich ziehen noch annemen soͤlle, dann die er selbs buwen und bewerben oder andern lihen welle, umb einen gebu̍rlichen zinß soͤliche guͤter zuͦ buwen und bewerben.
[2] Und ob jemans der unsern, wer der istt, uff diser zit einich hof oder guͤter in hette, die zuͦ sennhoͤfen oder weiden gemachet oder suß abgangen und buwlos weren, das der soͤlich hoͤf und guͤter in jarsDuration: 1 year frist dem nechsten in buw und nutzung widerumb bringen oder andern lu̍ten umb einen gebu̍rlichen zinß, wie der von altem har geben ist, lihen sol, damit die gebuwen und bewerben werden. Und ob soͤlicher lihung halb zwu̍schen jemans irrung entstuͤnde oder einer sine guͤter und soͤliche zins zuͦ hoch und tu̍r anschlahen welte, das dann unser vogt und die geschwornen an dem end, da die guͤter gelegen sind, lutrung darumb geben und sy entscheiden, wie soͤliche guͤter gelihen werden soͤllen. Und gebieten daruf allen und jeglichen unsern voͤgten und amptlu̍ten by iren geschwornen eiden, das sy uf stund und oͧn verzug alle die unsern, jeglicher in dem ampt und vogtye under im, daran wisen und halten, soͤlicher unser ordnung und ansehen nachzekomen und zeleben und welicher dawider taͤte und sich des sparte, von derem jeglichem, so dick es beschicht, zehen march silberCurrency: 10 mark , on gnad, zuͦ buͦs inzuͦziehen und zuͦ nemen.
[3] Und als wir durch soͤlich unser ordnung und ansehen die unsern by uns meinen zuͦ behalten und sy mit buw und guͤtern zuͦversehen, damit sy nit getrungen werden von uns zuͦ ziehen, so ist daruf unser ernstlich meinung und gebieten, och allen und jeglichen den unsern graffschaften, herschaften, aͤmptern und gepieten hushablichen [p. 2]Page break und gesessen sind by iren eiden, so sy uns geschworn und geton haben, das hinfu̍r niemans sin lib und guͦt also entfroͤmde oder von uns ziehe on unser wissen und willen. Sonder ob jemans mangel und gebrechen an ertrich und nit zuͦ buwen hette oder suß ander irrung oder beschweͣrd zuͦ stuͤnde und begegnote, da durch einer sich also zuͦverendern und hinzuͦziehen vermeinte, das der solichs am ersten an unser voͤgt und amptlu̍t, under denen er sitzt, bringen und dann mit den selben fu̍r uns keren und uns sines anligens berichten sol, damit wir im sinen mangel und gebrechen guͤtlich versehen und abstellen oder aber vergonnen und erlouben koͤnnen, sich nach siner noturft an andre end zuͦ fuͤgen. Darnach wisse sich menglich zuͦ richten.
Beschehen uff mentag nach mitvasten anno etcAbbreviation lxxxviijoDate of origin: 17.3.1488.

Notes

  1. Correction overwritten, replaces: l.
  2. Deletion: und.
  3. Correction overwritten, replaces: l.
  4. Deletion: by uns.